Cohn in
Breslau
[* 11] zählte in 1000
Fällen teils doppel-, teils einseitiger Erblindung 194
Fälle, wo die Blindheit durch absolut unheilbare
Krankheitsprozesse erzeugt war, 255
Fälle, wo der verderbliche
Ausgang vielleicht, und 551
Fälle, wo derselbe
mit
Gewißheit hätte vermieden werden können. Zur ersten
Kategorie zählt er 102
Fälle von schwarzem
Star, zur zweiten 109
Fälle,
wo
Kurzsichtigkeit die Hauptursache war. Diese ist nun zum Teil angeboren, viel häufiger aber erworben, undCohn hat nach
Untersuchung von 10,000
Schülern festgestellt, daß die Zahl der Kurzsichtigen in allen
Schulen vonKlasse
zu
Klasse steigt, daß die
Menge derselben zunimmt mit der
Höhe der Lehranforderungen an die
Schule (es fanden sich 1 Proz.
in der Dorfschule, etwas über 6 Proz. in städtischen
Elementarschulen, 7 Proz. in höhern Töchterschulen, 10 Proz.
in höhernMittelschulen, 19 Proz. in
Realschulen, 26 Proz. in Gymnasien), und endlich, daß auch der
Grad
des Übels von
Klasse zu
Klasse steigt.
hat mehrere persönliche Beschränkungen zur
Folge. Ein
Blinder ist der Lehnssuccession unfähig;
dagegen kann er
Regent werden,
wenn nicht die besondere
Verfassung eines
Landes das Gegenteil festgesetzt hat;
er ist zur Übernahme öffentlicher
Ämter oder einer
Vormundschaft nicht qualifiziert, ebensowenig kann er nach kanonischem
RechtKleriker werden;
Anderseits kommt den
Blinden auch eine geringere Zurechnungsfähigkeit
zu gute, zunächst und vorzüglich rücksichtlich solcher
Verbrechen, zu denen notwendig der ihnen mangelnde
Sinn erforderlich ist, aber auch in allen andern
Fällen, wenn der Mangel des Augenlichts sie an Erlangung gehöriger
Bildung
gehindert
hat.
Vgl.
Magnus, Die Blindheit, ihre Entstehung und ihre
Ursachen (Berl. 1883).
40
cm lang, hat zwei
goldgelbe
Augen, mit welchen sie sehr gut sieht, ist
oben bleigrau, an den Seiten rötlichbraun, am
Bauch
[* 14] bläulichschwarz,
gelblichweiß punktiert, aber sehr veränderlich in der Färbung, bewohnt ganz
Europa,
[* 15]
Algerien
[* 16] und
Vorderasien, lebt an buschigen
oder grasigen
Orten, unter
Steinen, in selbstgegrabenen
Höhlen etc., verkriecht sich im
Oktober und
November
in vorgefundene oder selbstgegrabene
Löcher und hält, oft gesellig,
Winterschlaf. Im März kommt sie wieder hervor; sie lebt
von Nacktschnecken, Regenwürmern, glatten
Raupen, aus welche sie besonders nachts
Jagd macht, sonnt sich gern, erscheint nicht
an sehr heißen, trocknen
Tagen, aber sofort, wenn Regenwetter im Anzug ist. Sie bewegt sich langsam,
geht nicht ins
Wasser, ist durchaus ungefährlich und selbst vollkommen wehrlos. Bei sehr starker
Bewegung bricht leicht ein
Stück ihres
Schwanzes ab. Im
August und
September legt sie zahlreiche
Eier,
[* 17] aus welchen sich die bereits vollkommen entwickelten
Jungen sofort herauswinden.
(Nictatio),
Bewegung, die in einem sehr schnellen Schließen und Wiedereröffnen der Augenlider besteht, erfolgt
willkürlich oder unwillkürlich und automatisch (z. B. im
Schlaf) oder reflektorisch (z. B. bei Berührung des Augapfels
oder auch nur der
Wimpern, bei Gegenwart eines
Fremdkörpers im
Auge,
[* 18] bei Einwirkung intensiven
Lichts oder bei entzündlichen
Zuständen). Hierbei dokumentiert sich auch das Bestreben, durch
Verengerung der Lidspalte dem
Einfall des die Erregung steigernden
Lichts zu wehren. Kurzsichtige kneifen die Lidspalte zu (Blinzen), um das
Erkennen von Gegenständen außerhalb des Akkommodationsgebiets
zu befördern, weil die Zerstreuungskreise der Netzhautbilder, welche in diesen
Fällen die Deutlichkeit des
Sehens hindern,
durch die künstliche Verkleinerung des Pupillargebiets, welche mit dem Blinzeln eintritt, selbst verkleinert werden.
FriedrichKarl Landolin,
Freiherr von, bad. Staatsmann, geb. zu
Mahlberg im
Breisgau, studierte
1809-12 in Freiburg
[* 19] und
Heidelberg
[* 20] die
Rechte, trat 1813 in den badischen
Staatsdienst, wurde 1817 Kabinettsrat des
Großherzogs, 1819
Geschäftsträger in
Petersburg
[* 21] und 1820 Bundestagsgesandter in
Frankfurt.
[* 22] In dieser
Stellung bewies er große
diplomatische Gewandtheit und Thätigkeit im
Sinn der Metternichschen
Politik. Während er für eine Verstärkung
[* 23] und
Ausbildung
der Bundesgewalt in nationalem
Sinn eintrat, bekämpfte er auf das entschiedenste die konstitutionellen
Prinzipien und bereitete seiner eignen
Regierung dem badischen
Landtag gegenüber Schwierigkeiten. Da Blittersdorff daher für den besondere
Vertreter des aristokratisch-monarchischen
Prinzips galt, so war
man inBaden
[* 24] unangenehm überrascht, als er im
Oktober 1835 unter
österreichischem Einfluß zum badischen Staatsminister ernannt und mit den
Portefeuilles des großherzoglichen
Hauses und
¶
mehr
des Auswärtigen betraut ward. In der That wollte Blittersdorff nicht bloß die Beamten zu willenlosen Werkzeugen der jeweiligen Regierung
herabdrücken, sondern überhaupt die ganze Verfassung beseitigen. Schon auf dem Landtag von 1837 kam es zu heftigen Auftritten
zwischen der Deputiertenkammer und dem Minister, die sich 1841 in noch größerm Maß wiederholten, da
Blittersdorff den Beamten im Landtag den Urlaub verweigerte. Obwohl in seiner Geschäftsführung wesentliche Erfolge aufzuweisen hatte,
so reizte er doch die Opposition immer wieder durch seinen junkerhaften Hochmut.
Doch wich er erst 1843 der Mißstimmung gegen sein System, indem er in seine frühere Stellung als Bundestagsgesandter zurücktrat.
In dieser Stellung mahnte er denBundestag vergeblich zu energischen Beseitigung des gefährlichen Konstitutionalismus; 1848 in
den Ruhestand versetzt, starb er in Frankfurt. InteressanteBriefe und Aktenstücke aus seiner vormärzlichen Zeit
gab er heraus unter dem Titel: »Einiges aus der Mappe des Freiherrn v. Blittersdorff« (Frankf. 1849).