Welt ziemlich abgeschieden; doch wurden ihre
Soireen, von denen Gegner
Byrons ausgeschlossen waren, von namhaften Briten, wie
Bulwer,
Dickens u. a., besonders aber von Ausländern zahlreich besucht. Beziehungen zu der
NapoleonischenFamilie führten sie
nach
Paris,
[* 2] wo sie starb. Ihr Schwiegersohn,
Graf d'Orsay, ist der Karikaturenzeichner N.und sie
selbst soll nicht geringen
Anteil an dessen beißenden
Satiren auf die
Politik der
Whigs gehabt haben.
Als Schriftstellerin ist sie im
Ausland, namentlich in
Frankreich, mehr gefeiert worden als in
England.
IhreDarstellung ist etwas
breit, aber lebendig und ihre
Sprache
[* 3] von großer
Eleganz. Eine ihrer erstenSchriften waren die »Travelling
sketches in Belgium« (1825),
worin sie, wie später in den »Conversations with
LordByron« (1834),
offen für
Byron eintrat.
Es folgten außer den »Desultory thoughts and reflections« (1839),
seinen philosophischen, aber in echt weiblichem
Geist gehaltenen
Erörterungen, rasch aufeinander zahlreiche, meist dem
Leben der höhern
Kreise
[* 4] entnommene
Erzählungen,
unter denen hervorzuheben sind: »Grace Cassidy, or the repealers« (1833, 3 Bde.);
»Memoirs of a femme de chambre« (1847) und
»Country quarters« (1850).
Sämtliche Werke
wurden ins Deutsche
[* 5] übersetzt. Außerdem gab sie mehrere Jahre lang »The keepsake«
und »The gems of beauty« heraus, zu deren weiblichen
Porträten sie
Verse machte.
Vgl.
Madden, The litterary life and correspondence of the Countess of Blessington (Lond.
1855, 3 Bde.).
die nach einem im 18. Jahrh. in
Paris lebenden Hydroskopen Bleton benannte vermeintliche
Gabe, unterirdische
Quellen durch einen bestimmten Gefühlseindruck nachweisen zu können.
(v. altd. bliuwen, »bleuen,
schlagen«) ein hölzerner
Schlägel,
[* 12] wie er zum Reinigen der Wäsche, zur Bearbeitung des
Flachses und
Hanfs etc. gebraucht
wird.
Steen Steensen, dän.
Lyriker und
Novellist, geb. zu Vium bei
Viborg, war als
Kind und
Jüngling höchst
schwächlich, so daß er sein aus der
Universität zu
Kopenhagen
[* 14] begonnenes
Studium der
Theologie unterbrechen mußte und erst 1809 im
stande war, das theologische Amtsexamen zu absolvieren. Als
Lehrer am
Gymnasium in
Randers angestellt, verheiratete er sich,
sah sich aber bei der starken Zunahme seiner
Familie nach einigen
Jahren genötigt, zu seinem
Vater zurückzukehren,
dessen Pfarrgut er pachtete.
Hier lebte er als praktischer Landmann bis 1819, ohne dabei seine bisher gepflogenen litterarischen Beschäftigungen aufzugeben.
Sein erstes Werk war eine Übersetzung
Ossians (1807-1809, 2 Bde.), dann erschienen zwei Gedichtsammlungen 1814 und
1817, deren erste trotz der originalen Dichterpersönlichkeit, die sich darin kundgab, wenig Beachtung
fand, während die zweite, unter dem
Titel: »Jütlandsreise in sechs
Tagen« erschienen, bereits das
Interesse für den Dichter
weckte. Im J. 1819 erhielt Blicher eine eigne Pfarrei in Thorning, welche er nach wenigen
Jahren (1826) mit einer einträglichen
in Spendrup vertauschte.
Hier in einer der ödesten Gegenden
Jütlands lebend und gezwungen, durch den
Ertrag seiner
Feder seinen
dürftigen Verhältnissen zu
Hilfe zu kommen, ward er auf das Gebiet geführt, das ihn zu einem der Lieblingsschriftsteller
des dänischen
Volkes machen sollte: die
Darstellung derNatur und des Volkslebens in
Jütland. Den Anfang dazu machte die
Novelle
»En Landsbydegns Dagbog«
(»Tagebuch eines Dorfküsters«, 1824), und in kurzer
Frist folgte darauf eine
stattliche
Reihe von
Erzählungen, die alle dieselbe
Richtung verfolgen.
Mit seiner Beobachtungsgabe ausgerüstet, weiß Blicher darin die Eigentümlichkeiten des bei aller Einförmigkeit
interessanten Landstrichs und seiner Bewohner in meisterhafter
Weise zur
Anschauung zu bringen und selbst den unscheinbarsten
Kleinigkeiten anziehende Seiten abzugewinnen. Weniger
Glück hatte er, sobald
er denStoff zu seinen
Novellen andern Verhältnissen
entnahm. Im J. 1836 besuchte Blicher
Schweden
[* 15] und legte die empfangenen
Eindrücke zum Teil in der Gedichtsammlung »Svithiod« (1837)
nieder.
Die
Frucht einer zwei Jahre später unternommenen
Reise durch die
Halbinsel war die
Schrift »Vestlig
Profil
af den Cimbriske Halvö« (1839). Nachdem 1838 ein neuer
Band
[* 16] Gedichte: »Träkfuglene« (»Zugvögel«),
u. die Novellensammlung »Kornmodn« erschienen
waren, folgte 1842 »E Bindstouw« (»Eine
Bindestube«, d. h. ein
Lokal, wo sich die Dorfbewohner versammeln, um
Strümpfe zu stricken und sich dabei
Geschichten zu erzählen),
eine Sammlung von kleinern
¶
mehr
Erzählungen in jütischer Mundart und unstreitig des Dichters Meisterwerk. Blicher, der sich in den letzten Jahren seines Lebens
mit voller Seele der Nationalitätsbewegung angeschlossen hatte, starb nachdem er ein Jahr vorher sein Amt niedergelegt
hatte. Im J. 1866 wurde durch Nationalsubskription seine Bronzebüste auf dem Ständeplatz in Viborg errichtet.
Eine humoristische Autobiographie Blichers ist der Sammlung seiner »Gamle og nye Noveller«
(3. Aufl., Kopenh. 1861-62, 8 Bde.)
vorangestellt. Eine neuere Auswahl der »Noveller« erschien in 3 Teilen
(Kopenh. 1871); seine »Digte« in 2 Bänden (das. 1870). Deutsch wurden Blichers »Novellen« von Zeise (Altenb. 1846, 2 Bde.)
und von Diezmann (Leipz. 1849, 6 Bde.)
bearbeitet.