Bleimulm, dichter, oft sehr unreiner Bleiglanz als Bleischweif bekannt; der Steinmannit von Pribram ^[Přibram] ist mit Schwefelzink
und Schwefelarsen gemengter Bleiglanz, als Pseudomorphose nach Pyromorphit bildet Bleiglanz das Blaubleierz. Bleiglanz findet sich auf Lagern und Gängen
in Granit, Gneis, Syenit, im kristallinischen Schiefergebirge, im Übergangs- und Flözgebirge, sehr häufig in
inniger Verbindung mit Gold-, Silber-, Kupfer-, Antimon-, Arsen-, Zinkerzen etc. sowie mit den verschiedensten Gangarten, im Harz,
Erzgebirge, in Oberschlesien, Nassau, Hessen, Baden, in der Rheinprovinz, in Kärnten, Böhmen, Tirol, Ungarn, Siebenbürgen, Derbyshire,
Cumberland, Northumberland, Cornwallis, Man, in den Alpujarras in Spanien, in Frankreich, Belgien, auf Sardinien, im Ural, Altai,
in Missouri, Illinois, Wisconsin, Iowa, Südaustralien. Mit und Weißbleierz durchdrungene Sandsteine bilden die abbauwürdigen
Sand- oder Knotenerze der Eifel. Der Bleiglanz ist das wichtigste Bleierz; er wird auch auf Silber verarbeitet, dient zur Reindarstellung
des Platins aus seinen Erzen, zur Bereitung von Pattinsons Bleiweiß, zur Glasur der Töpferwaren (Glasurerz,
Töpfererz, Alquifoux), als Streusand, zu Streichfeuerzeugen, zur Verzierung von Spielwaren etc.
Mineral aus der Ordnung der Phosphate, findet sich in traubigen, nierenförmigen oder stalaktitischen Formen,
ist gelblichweiß bis rötlichbraun, fettglänzend, durchscheinend, Härte 4-4,5, spez. Gew. 6,3-6,4,
besteht aus phosphorsaurem Blei mit Thonerdehydrat in schwankenden Verhältnissen;
Fundorte: Bretagne, Rhônedepartement,
Canton-Grube in Georgia.
(Hornblei, Kerasin, Phosgenit), Mineral aus der Ordnung der Karbonate, kristallisiert tetragonal, ist hellgelb,
grünlich oder grau, diamantglänzend, durchsichtig bis durchscheinend, Härte 2,5-3, spez. Gew. 6-6,3,
besteht aus Chlorblei und kohlensaurem Blei PbCO3 + PbCl2 , findet sich in Derbyshire,
auf Sardinien, bei Tarnowitz.
(Jodblei) PbJ2 wird aus einer angesäuerten Lösung von Bleizucker durch Jodkaliumlösung ausgeschieden
und bildet ein zitronengelbes Pulver oder goldgelbe Blättchen, löst sich in 194 Teilen kochendem Wasser, schmilzt zu einer
braunroten Flüssigkeit und erstarrt zu einer gelben, hornartigen Masse, dient als Farbstoff und Arzneimittel.
die aus vier engen und niedrigen Räumen bestehenden, mit Bleidächern gedeckten berüchtigten Staatsgefängnisse
im Dogenpalast zu Venedig, 1797 zerstört.
(Linarit), Mineral aus der Ordnung der Sulfate, säulenförmige, monoklinische Kristalle
mit Diamantglanz, lasurblau, durchscheinend, Härte 2,5-3, spez. Gew. 5,3-5,45,
besteht aus basisch schwefelsaurem Blei mit basisch schwefelsaurem Kupfer (PbSO4 + H2PbO2) + (CuSO4 + H2CuO2)
^[(PbSO4+H2PbO2)+(CuSO4+H2CuO2)], findet sich bei Linares in Spanien, in Nassau, bei Lölling in Kärnten,
bei Leadshill in Schottland, Rezbanya in Ungarn, Nertschinsk in Sibirien.
Verbindungen
und Mischungen des Bleies mit andern Metallen. Am wichtigsten sind
die Bleizinnlegierungen (Zinnlegierungen), welche ausgedehnteste Verwendung finden; Bleiantimonlegierungen bilden das Antimonial-
oder Hartblei, welches auch als Letternmetall benutzt wird. Oft enthalten diese Legierungen auch Kupfer, Zinn, Wismut, wie das
Antifriktionsmetall (Weißguß). Arsenik macht das Blei härter und leichter körnbar und wird deshalb zu 0,3-0,8
Proz. bei der Schrotfabrikation zugesetzt.
Bleikupferlegierungen sind zu Blechen und als Hartlot benutzt worden; das Blei nimmt beim Schmelzen um so mehr Kupfer auf, je
heißer es ist. Mit Silber legiert sich Blei leicht, und wenn man die Legierung einem oxydierenden Schmelzen unterwirft, so oxydieren
sich mit dem Blei auch die übrigen, als Verunreinigungen des Silbers vorhandenen leicht oxydierbaren Metalle,
so daß Silber rein zurückbleibt (Abtreiben). Enthält die Legierung wenig Silber, so scheiden sich beim langsamen Abkühlen
derselben körnige Kristalle von fast reinem Blei aus, während das Silber in dem geschmolzenen Anteil zurückbleibt. Darauf
beruht Pattinsons Verfahren der Silbergewinnung aus silberarmen Erzen. Blei ist auch Bestandteil der leicht
schmelzbare Wismutlegierungen (s. d.).
Mineral aus der Ordnung der Antimoniate, findet sich nierenförmig, in Knollen, derb, eingesprengt, auch als
Überzug auf andern Mineralien, ist gelb, braun oder grün, fettglänzend bis matt, fest oder erdig, Härte
4, spez. Gew. 3,93-4,76,
besteht aus antimonsaurem Blei von schwankender Zusammensetzung;
Fundorte: Nertschinsk, Cornwall, Horrhausen in Rheinpreußen.
Bleiocker, s. v. w. Bleioxyd.
PbO entsteht bei anhaltendem Erhitzen von geschmolzenem Blei an der Luft, bleibt als Rückstand, wenn man salpetersaures
oder kohlensaures Blei erhitzt, und wird aus einer kochenden Lösung von Bleizucker durch Kalilauge oder
Kalkwasser gefällt. Bei hüttenmännischen Prozessen, namentlich beim Abtreiben des Silbers, wird Bleioxyd als Nebenprodukt gewonnen.
Metallisches Blei, auf dem Herd eines Flammofens erhitzt, verwandelt sich zuerst in graue Bleiasche (Bleisuboxyd), welche durch
Aufnahme von mehr Sauerstoff bald in gelbes Bleioxyd übergeht. So dargestellt kam das Bleioxyd als Massicot in den
Handel und wurde früher häufiger als jetzt, wo es durch Chromgelb verdrängt ist, als gelbe Malerfarbe benutzt.
Beim Abtreiben des Silbers schmelzt man das Werkblei auf dem Treibherd ein und zieht eine Haut aus schwer schmelzbarem Schwefelblei
und andern fremden Metallen ab (Abstrich). Nun beginnt die Oxydation des Bleies und zunächst auch die der
noch vorhandenen fremden Metalle (Kupfer), durch welche das entstehende Bleioxyd schwarz erscheint. Nach Entfernung dieses zweiten
Abstrichs wird das Gebläse angelassen, und unter dem Einfluß der auf das flüssige Metall einströmenden Luft verbrennt das
letztere schnell zu Bleioxyd, welches schmilzt und durch einen Einschnitt in der Seitenwand des Herdes abfließt.
Dies Bleioxyd bildet die Bleiglätte (Glätte, Lithargyrum), welche meist auf reines Blei (Frischblei) verarbeitet wird, zum Teil aber
auch als solche in den Handel kommt. Sie ist nach schnellem Erkalten gelblich (Silberglätte), nach langsamem Erkalten
mehr
rötlich (Goldglätte, Kaufglätte). Letztere erhält man besonders schön, wenn man die geschmolzene Glätte in konische Eisengefäße
gießt und nach langsamem Erkalten die erstarrte obere Schicht durchbricht, damit der noch flüssige Anteil, während er zu
roter Glätte erstarrt, hervorquellen kann. Die Glätte bildet dann schöne rote, sanft anzufühlende, leicht zerreibliche
Schuppen. Die verschiedenen Produkte sind um so reiner, je sorgfältiger bei der Darstellung die zuerst
und die zuletzt gebildete Glätte von der übrigen getrennt wurde.
Sie enthält aber stets etwas Kupferoxyd, welches durch Digestion mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak ausgezogen werden
kann; sie löst sich in 7000 Teilen Wasser, in Essigsäure, Salpetersäure und sehr verdünnter Salzsäure,
auch in kochender Kali- und Natronlauge und in Kalkmilch. Das spezifische Gewicht des Bleioxyds ist 9,36, es wird beim Erhitzen
braunrot, nimmt aber beim Abkühlen die ursprüngliche Farbe wieder an. Aus der Luft absorbiert es Kohlensäure, und mit den
Säuren bildet es die Bleisalze; doch tritt es starken Basen gegenüber auch als Säure auf.
Beim Schmelzen verbindet es sich leicht mit Kieselsäure, und das entstandene Silikat löst andre Silikate zu glasartigen Massen,
daher durchbohrt Bleioxyd hessische Schmelztiegel; beim Kochen der Öle mit Bleioxyd werden dieselben verseift, und es entstehen die Pflaster.
Beim Erhitzen mit Kohle wird Bleioxyd leicht reduziert. Bleioxyd dient zur Darstellung von Kristallglas, Flintglas, Straß,
zu Glasuren, als Flußmittel in der Porzellan- und Glasmalerei, zur Bereitung von Firnis, Pflaster, Kitt, Bleizucker, Bleiessig, Bleiweiß
und Mennige; die Lösung in Natronlauge (Natronplumbat) dient zur Bereitung von zinnsaurem Natron, zum Schwarzfärben von Horn und
Haaren, zur Imitation von Schildpatt und Büffelhorn (mit dem Schwefel der Haar- und Hornmasse bildet sich
schwarzes Schwefelblei), zur Erzeugung von Regenbogenfarben auf Messing und Bronze etc.