(Prügelmontag) von den
Schlägereien bekommen hat, mit denen er gewöhnlich beschlossen wurde. Die Unsitte der
Handwerksgesellen,
aus jedem
Montag des
Jahrs einen »blauen« zu machen, d. h.
einen ganzen oder halben
Feiertag zu halten, hat sich trotz aller Verbote, die seit dem 12. Jahrh. (z. B. 1515 in der
MarkBrandenburg,
[* 2] 1550 in
Nürnberg,
[* 3] 1726 blaue
Montags-Revolte in
Augsburg,
[* 4] ferner Reichstagsbeschlüsse
von 1731 und 1771,
EdiktFriedrichs d. Gr. von 1783) dagegen erlassen wurden, bis in die neueste Zeit erhalten.
Daher bedeutet auch die Redensart: »blauen
Montag halten« oder kurzweg »blaumachen« überall s. v. w.
müßig gehen.
eine neuerdings in
Aufnahme gekommene Bezeichnung des
Bluts vom ältesten
Adel. Der
Ausdruck »azurblaues
Blut« (sangre azul) soll zuerst in
Spanien
[* 5] zur Maurenzeit aufgekommen sein, woselbst die weiße
Haut
[* 6] der westgotischen Edlen mit ihren blau hindurchschimmernden
Adern von der dunkeln Gesichtsfarbe der
Mauren besonders abstach.
Die Blaublütigkeit ist daher eine germanische Eigentümlichkeit, und in diesem
Sinn spricht
Lamartine
von dem roten
Blute der
Franzosen und dem blauen der
Germanen. Zum besondern
Prädikat des höhern
Adels ist sie nur in dem
Sinn
geworden, weil ein Teil desselben die
Haut sorgfältig durch
Handschuhe und Sonnenschirm vor jeder Bräunung durch die
Sonne
[* 7] schützt.
(CyaneculaBrehm), Vogelgattung aus der
Ordnung der
Sperlingsvögel,
[* 9] der
Familie der
Drosseln (Turdidae) und
der Unterfamilie der
Nachtigallen (Luscininae), schlank gebaute
Vögel
[* 10] mit gestrecktem, hochrückigem,
vorn pfriemenspitzigem
Schnabel, kurzen, ziemlich stumpfen
Flügeln, in welchen die dritte und vierte
Schwinge am längsten
sind, mittellangem
Schwanz und hohem, dünnem
Fuß. Das schwedische (C. suecica
Br.), 15
cm lang, 22
cm breit, oberseits tief
erdbraun, unterseits schmutzig weiß, seitlich und hinterwärts graubraun überlaufen, an der
Kehle prachtvoll
lasurblau mit zimtrotem (bei C. leucocyana
Br. weißem)
Stern (bei C. Wolfii
Br. ohne
Stern), nach unten hin in eine schwarze
Binde übergehend, welche durch ein schmales, lichtes Bändchen von einem halbmondförmigen Brustfleck geschieden wird.
Unter dem
Auge
[* 11] verläuft ein weißer
Streifen, die
Schwingen sind braungrau, die Schwanzfedern bis zur Hälfte
lebhaft rostrot, gegen das Ende hin wie die beiden mittlern dunkelbraun; das
Auge ist dunkelbraun, der
Schnabel schwarz, der
Fuß vorn grünlich-, hinten gelblichgrau. Bei dem Weibchen sind alle
Farben blässer, und die Kehlfärbung ist höchstens
angedeutet. Die Blaukehlchen bewohnen den
Norden
[* 12] der
Alten Welt, gehen von dort nach Südeuropa, Nordafrika und Südasien
und bleiben bei uns von April bis
September.
Das Weißsternblaukehlchen brütet in Norddeutschland, das schwedische in der
Tundra. Sie jagen an schlammigen Uferstellen
sowie auf
Feldern und in
Büschen nach
Insekten,
[* 13] singen angenehm und nisten versteckt nahe am
Wasser in Erdlöchern,
zwischen
Wurzeln und
Gestrüpp. Im Mai legt das Weibchen 6-7 licht blaugrüne, rotbraun gepunktete
Eier
[* 14] (s. Tafel
»Eier I«,
[* 1]
Fig. 47), welche beide
Geschlechter in etwa zwei
Wochen ausbrüten. In der Gefangenschaft wird das Blaukehlchen leicht zahm.
(Cyanwasserstoffsäure) CNH kommt in der
Natur nicht fertig gebildet vor, tritt aber in reichlicher
Menge
auf, wenn man die
Kerne der Kirschen, Pflaumen,
Aprikosen, Pfirsiche und bittern
Mandeln zerstößt und mit
Wasser anrührt,
ebenso wenn man die
Blätter und zarten Zweigspitzen des Kirschlorbeerbaums
(Prunus laurocerasus) oder die
Rinde der Sumpfkirsche
(P. padus) und andre Teile von
Pflanzen aus den
Familien der
Amygdaleen,
Pomaceen und mancher
Spiräen zerstößt
und mit
Wasser in Berührung bringt.
Diese Pflanzenteile enthalten
Amygdalin und gesondert von demselben eine eiweißartige
Substanz, das
Emulsin. Kommen beide
Stoffe
beim Zerstoßen der
Samen
[* 16] oder
Rinden miteinander und mit
Wasser in Berührung, so wird das
Amygdalin durch
Emulsin zersetzt, und es entstehen Blausäure,
Bittermandelöl und
Zucker.
[* 17] Man kann sich hiervon leicht überzeugen, wenn man zu Mandelmilch
aus süßenMandeln, welche nur
Emulsin enthält, etwas
Amygdalin hinzufügt; es tritt dann sofort der bekannte Bittermandelgeruch
auf, und in der
Flüssigkeit ist Blausäure nachzuweisen.
Umgekehrt entwickeln trocken zerstoßene bittere
Mandeln keine und wenn man das
Pulver mit
Alkohol vom
Amygdalin
befreit hat, so gibt es auch beim Anrühren mit
Wasser keine Blausäure mehr. Auch der Saft der geriebenen
Wurzel
[* 18] von
Manihot utilissima
enthält Blausäure. Sie entsteht außerdem beim Erhitzen von ameisensaurem
Ammoniak NH4CHO2 ,
welches in und
Wasser zerfällt. Die Blausäure ist daher als
Nitril der
Ameisensäure (Formonitril) zu betrachten.
Direkt lassen sich
Cyan und
Wasserstoff durch dunkle elektrische Entladung vereinigen.
Zur
Darstellung wasserfreier Blausäure destilliert man grob gepulvertes gelbes
Blutlaugensalz
(Ferrocyankalium) mit wenig verdünnter
Schwefelsäure,
[* 19] leitet die
Dämpfe durch ein mitChlorcalcium gefülltes und auf 30° erwärmtes
Rohr (welches
alles
Wasser zurückhält) und dann in eine mit
Eis
[* 20] gekühlte
Vorlage. Hier verdichtet sich eine farblose, leicht bewegliche
Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,697, welche bei 26°
siedet, mit
Wasser,
Alkohol und
Äther mischbar ist, mit blauer
Flamme
[* 21] brennt, sich sehr bald zersetzt und nicht
sauer reagiert. Sie ist ein so furchtbares
Gift, daß vor ihrer
Darstellung nicht ernstlich genug gewarnt werden kann. Wässerige
Blausäure bereitet man durch
Destillation
[* 22] von stärker verdünntem
Blutlaugensalz mit
Schwefelsäure aus einer
Kochflasche mit durchbohrtem
Pfropfen.
[* 23] Es steigt nämlich an der Glaswand ein blaues Häutchen aus der
Flüssigkeit auf und gelangt
unfehlbar in die
Vorlage, wenn es
¶
mehr
nicht durch den Pfropfen aufgehalten wird. Das Ableitungsrohr läßt man mit der Spitze in etwas Wasser tauchen, damit sich
der zuerst übergehende Cyanwasserstoff leichter verdichtet. Die verdünnte Blausäure riecht bittermandelartig, betäubend
und kratzend, schmeckt bitter (äußerste Vorsicht!) und zersetzt sich bald unter Bildung von Ameisensäure, Ammoniak und Abscheidung
einer braunen Substanz. Diese Zersetzung wird durch geringe Mengen starker Säuren verhindert. Blausäure reagiert
schwach sauer, zersetzt die Kohlensäuresalze der Alkalien unter Bildung von Cyanmetallen, aber nicht die der alkalischen Erden;
sie wird durch salpetersaures Silber weiß gefällt und gibt einen blauen Niederschlag, wenn man zuerst Kalilauge, dann Eisenoxyduloxydlösung
zusetzt und mit Salzsäure ansäuert. Verdampft man Blausäure mit gelbem Schwefelammonium bis zur Farblosigkeit
und säuert dann an, so färbt sich die Flüssigkeit mit Eisenchlorid blutrot Blausäure dient zur Darstellung von Cyanpräparaten.
Früher war eine 2proz. Säure offizinell. Blausäure wurde zuerst 1782 von Scheele aus Berliner Blau
[* 25] abgeschieden und als die färbende
Materie in demselben betrachtet, daher die NamenBerliner Blausäure, Preußische Säure.
In den Arzneischatz wurde die Blausäure zuerst von den italienischen ÄrztenBorda, Brugnatelli und Rasori eingeführt; namentlich
aber verdanken wir Ittner die ersten sichern Kenntnisse über ihre Wirkungsweise. In größern Dosen wirkt die Blausäure als eins
der lästigsten Gifte, sowohl auf Pflanzen als auf Tiere. Am schnellsten wirkt sie, wenn sie dampfförmig
eingeatmet (wasserfreie oder in die Venen eingespritzt wird. Nach dem Genuß kleiner Gaben von Blausäure, die man wiederholt, zeigen
sich im Anfang Atmungsnot, Schwindel, glänzende Augen, stierer Blick, Herzbangigkeit; dann Konvulsionen, Krämpfe des Kehlkopfes,
Blasenkrampf, lautes Aufschreien, Abgang von Urin, Kot und Samen, Bewußtlosigkeit; ferner Lähmung, Pulslosigkeit,
Schlafsucht, Erschlaffung der Muskulatur, allmähliches Aufhören des Atems sowie des Herzschlags, starke Pupillenerweiterung,
Speichelfluß und Tod.
Diese sämtlichen Erscheinungen folgen sich aber äußerst rasch, indem der Tod meist in ½-1 Stunde eintritt. Dauert das Leben
10-12 Stunden nach dem Genuß des Giftes fort, so kann man den Vergifteten für gerettet halten, und derselbe
erholt sich rasch. wieder. Nach sehr großen Gaben von Blausäure erfolgt in den meisten Fällen der Tod fast augenblicklich, oder es
stellen sich vorher Übelsein, Speichelfluß, Kopfschmerz, Bangigkeit, kurzer Atem, Krämpfe, Bewußtlosigkeit, Empfindungslosigkeit
ein.
Wegen der raschen Wirkung der Blausäure ist bei Vergiftungen schleunige Hilfe nötig. Man kitzelt den Schlund mit
einer Federfahne, um Erbrechen zu erregen, macht kalte Umschläge auf den Kopf und kalte Begießungen, läßt kaltes Wasser trinken,
gibt kalte Klystiere und befördert das Einatmen guter, sauerstoffreicher Luft. Während noch vor 10-15 Jahren absichtliche
Vergiftungen mit Blausäure äußerst selten waren, so ist einmal durch die schnelle Giftwirkung und dann wegen
der großen Verbreitung des Cyankaliums (welches im Magen
[* 26] sofort Blausäure entwickelt) in mehreren Gewerben (Photographen, Gürtler,
Lackierer) die Zahl der jährlichen Selbstmorde durch Blausäurevergiftung außerordentlich gestiegen.
Der Sektionsbefund bei der Blausäurevergiftung zeigt keine besonders auffallenden Giftwirkungen, während
nach Genuß von Cyankalium der Magen durch die Kaliwirkung quillt und kirschrot aussieht. Bei beiden
Todesarten deuten die hellroten
Totenflecke und der Geruch nach bittern Mandeln, welcher allen Organen der frischern Leichen entströmt, sofort auf das Gift hin,
welches auch chemisch schnell nachgewiesen werden kann. Als Arzneimittel wird die Blausäure jetzt weit seltener
als früher angewendet, da sie schwer zu dosieren und in ihrer Anwendung nicht ungefährlich ist. Am meisten wendet man das
blausäurehaltige Bittermandelwasser an und zwar besonders als krampfstillendes Mittel bei entzündlichen Leiden
[* 27] der Atmungs-
und Verdauungsorgane, bei Magenkrampf, Asthma, Keuchhusten, Nervenschmerzen etc.
Vgl. Preyer, Die Blausäure (Bonn
[* 28] 1868-1870, 2 Bde.).