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(costa media) bezeichnet wird zum Unterschied von den übrigen schwächern
Nerven,
[* 2] welche Seitenrippen (nervi laterales) genannt
werden, während die feinern Verzweigungen dieser, welche gewöhnlich keine bestimmte
Richtung haben, sondern unter sich netzförmig
anastomosieren,
Adern (venae) heißen. Man unterscheidet zwei Hauptarten der Nervatur: bogennervige Blätter (folia curvinervia)
und winkelnervige Blätter (f. angulinervia). Bei den erstern entspringen
die Seitenrippen entweder mit der Mittelrippe zugleich am Blatt
grund, oder sie gehen in seichtem
Bogen
[* 3] aus derselben hervor
und verlaufen dann entweder parallel, oder konvergierend, oder divergierend gegen die
Spitze oder den
Rand (vgl. Fig. 21).
Bei den andern gehen von der Mittelrippe die Seitennerven plötzlich in einem scharfen
Winkel
[* 4] ab und verlaufen
gegen den
Rand
[* 1]
(Fig. 22).
Den
Gegensatz zum einfachen Blatt
[* 5] bildet das zusammengesetzte (folium compositum). Hier ist die Zerteilung der Blatt
fläche
bis zu dem
Grad fortgeschritten, daß die einzelnen
Abschnitte als vollständig voneinander geschiedene Teile erscheinen. Diese
werden als Blättchen oder Teilblättchen (foliola) bezeichnet; sie ahmen die Gestalten einfacher Blätter
nach, sind häufig sogar mit einem Blatt
stielchen (petiolulus) versehen und zeigen in ihrer gegenseitigen
Anordnung wieder
die drei
Typen, die obenan der Nervatur unterschieden wurden; man spricht hiernach von einem gefiederten Blatt
(f.
pinnatum,
[* 1]
Fig. 23 u. 24), einem handförmigen (f.
palmatum,
[* 1]
Fig. 25) und einen fußförmigen (f.
pedatum,
[* 1]
Fig. 26). Bei dem erstern heißt der gemeinschaftliche Stiel, an welchem die Blättchen
meist in
Paaren befestigt sind, die Blatt
spindel (rhachis).
Wenn die letztere mit einem Endblättchen abschließt, wie in
[* 1]
Fig. 23, so hat man ein unpaarig gefiedertes
Blatt
(f. imparipinatum), dagegen ein abgebrochen oder paarig
gefiedertes (f. abrupte s. paripinnatum), wenn ein solches Endblättchen
fehlt
[* 1]
(Fig. 24). Die handförmigen Blätter unterscheidet man nach der Anzahl der Blättchen als
dreizählig (f. ternatum), fünfzählig (f. quinatum)
etc. Es gibt auch Blätter, welche mehrfach zusammengesetzt sind; dies ist besonders häufig
bei gefiederten Blättern der
Fall, wie es
[* 1]
Fig. 27 zeigt.
Die
Abschnitte werden hier
Fiedern (pinnae) genannt und als solche erster, zweiter etc.
Ordnung unterschieden. Bei manchen
Pflanzen
kommen beiderseits neben der
Basis des Blattes
blattartige Anhänge vor, die sogen.
Nebenblätter (stipulae). Daß diese nur
Teile des Blattes
sind, geht daraus hervor, daß sie wie alle entgegengesetzt seitlichen Teile dieser
zu einander symmetrisch und daß sie häufig mit dem Blatt
mehr oder minder verwachsen sind. Ungewöhnlich groß und
als grüne Gebilde erscheinen sie bei den Schmetterlingsblütlern, z. B. bei der
Erbse
[* 1]
(Fig. 28). Meistens sind sie weit kleiner
und bei vielen
Laubhölzern als häutige, nicht grüne
Schuppen ausgebildet, welche schon während der
Entfaltung der Blätter abfallen (Ausschlagsschuppen, ramenta). Nicht selten sind die
Nebenblätter beiderseits an den Blatt
stiel
angewachsen (stipulae adnatae), so z. B. bei der
Rose
[* 1]
(Fig. 29). Ja, es kommen noch höher am Blatt
Bildungen vor,
[* 1] ^[Abb.: Fig. 17. Handförmig geteiltes Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 18. Fiederförmig geteiltes Blatt.]
^[Abb.: Fig. 19. Fiederförmig geteiltes Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 20. Fußförmig geteiltes Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 21. Bogennerviges Blatt.]
^[Abb.: Fig. 22. Winkelnerviges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 23. Unpaarig gefiedertes Blatt.] ¶
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die zu den Nebenblättern gerechnet werden. Dahin gehören das Blatthäutchen (ligula) bei den Gräsern, welches als zarthäutiger, farbloser Anhang zwischen Scheide und Lamina querübersteht [* 6] (Fig. 30), und der Blattstiefel oder die Tute (ochrea) bei den Polygoneen, welche ebenfalls zwischen der hier kurzen eigentlichen Scheide und dem Blattstiel sich erhebt, aber selbst scheidenförmig den Stengel [* 7] ein Stück weit umschließt [* 6] (Fig. 31).
Nieder-, Laub- und Hochblätter.
Bei den blattbildenden Kryptogamen (Moosen, Farnkräutern und Verwandten) bleibt mit unbedeutenden Ausnahmen in der ganzen Ausdehnung [* 8] des Stengels und an allen Zweigen die Gestalt der Blätter ziemlich unverändert. Dagegen treten uns bei den Phanerogamen ausnahmslos, wenn auch in verschiedenem Grade der Deutlichkeit, am Stengel mehrere aufeinander folgende Regionen entgegen, deren jede sich durch ein besonderes Gepräge ihrer Blattbildung auszeichnet. Am Stengel des Schneeglöckchens (Leucojum Vernum) finden sich als die ersten Blätter an seinem untern, im Boden befindlichen Ende fleischige, farblose, nur scheidenförmige Gebilde, welche den als Zwiebel bezeichneten Teil zusammensetzen.
Darauf folgen Blätter, die zwar auch an ihrem Grund eine Scheide bilden, bei denen aber die letztere sich in eine vollkommene Blattfläche, ein grün gefärbtes, bandartig langes, über die Erde hervortretendes Organ, fortsetzt. Wiederum höher am Stengel, gegen die Blüte [* 9] hin, sinkt plötzlich die Blattgestaltung wieder auf eine unvollkommnere Form herab: unter der Blüte steht ein kleines Blattgebilde, an welchem wiederum der Scheidenteil vorherrschend, die Blattfläche aber nur als kleine, grüne Spitze ange-
[* 6] ^[Abb.: Fig. 24. Paarig gefiedertes Blatt.]
^[Abb.: Fig. 25. Handförmiges Blatt.]
[* 6] ^[Abb.: Fig. 26. Fußförmiges Blatt.]
[* 6] ^[Abb.: Fig. 27. Mehrfach zusammengesetztes Blatt.]
^[Abb.: Fig. 28. Nebenblätter.] ¶