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L. u. A. Bravais, Über die geometrische Anordnung der Blätter und Blütenstände (deutsch von Walpers, Bresl. 1839); Hofmeister, Allgemeine Morphologie der Gewächse (Leipz. 1868); Schwenden er, Die mechanische Theorie der Blattstellung [* 2] (das. 1878).
Teile des Blattes.
Man unterscheidet folgende Teile des Blattes, die jedoch nicht bei allen Blättern in gleichem Grad ausgebildet sind und in ihren besondern Formen große Mannigfaltigkeit zeigen.
1) Die Blattbasis oder der Blattgrund, d. h. der unterste Teil, mit welchem das Blatt [* 3] dem Stengel [* 4] angefügt ist, nimmt entweder nur einen Teil oder den ganzen Umfang des Stengels ein. Im letztern Fall spricht man von einem stengelumfassenden Blatt. Bei gegenständiger Stellung sind bisweilen die Basen der beiden Blätter vereinigt (caules perfoliati), wie beim Geißblatt [* 1] (Fig. 3). Bisweilen zieht sich die Blattbasis beiderseits als ein flügelartiger Streifen weit am Stengel herab; solche Stengel heißen geflügelte (caules alati).
2) Die Blattscheide (vagina) ist ein mehr oder weniger breiter und scheidenartig den Stengel umschließender Teil, welcher sich oft über der Basis des Blattes findet, wie bei den Gräsern und vielen Umbelliferen. [* 5] Hier ist aber meistens die Scheide gespalten, d. h. die Ränder sind frei, nur übereinander gelegt, wie z. B. bei Angelica [* 1] (Fig. 4). Dagegen haben die Blätter der Halbgräser (z. B. Eriophorum, [* 1] Fig. 5) geschlossene Scheiden, d. h. solche, an denen keine freien Ränder vorhanden sind. Bei vielen Blättern ist der Scheidenteil nur angedeutet oder fehlt ganz.
3) Der Blattstiel (petiolus) ist das auf die Scheide folgende, durch seine zusammengezogene und verschmälerte Gestalt von dem folgenden Teil des Blattes mehr oder minder scharf geschiedene Stück. Er kann in sehr verschiedenem Grad entwickelt sein (vgl. Fig. 6) oder auch ganz fehlen. Im letztern Fall hat man ein sitzendes Blatt (folium sessile), im andern ein gestieltes (f. petiolatum). Es gibt sogar Blätter, die nur aus dem Stiel bestehen, der dann flach und breit ist, und an welchem die eigentliche Blattfläche ganz fehlt. Dies ist das sogen. Blattstielblatt (phyllodium), wie es bei manchen Arten von Acacia vorkommt.
4) Die Blattfläche oder Blattspreite (lamina) bildet in den meisten Fällen den Hauptteil des Blattes, den man oft schlechthin als Blatt bezeichnet. Wenn die Spreite eine einzige zusammenhängende Ausbreitung darstellt, so heißt das Blatt einfach (folium simplex). Die sehr mannigfaltigen Blattformen werden in der Botanik durch übermäßig zahlreiche terminologische Ausdrücke nur unvollkommen bezeichnet; die Figuren 7-20 stellen die wichtigsten Formen dar.
In der Regel wird die Spreite von den sogen. Blattrippen oder Nerven [* 6] durchzogen. Diese zeigen bei den verschiedenen Pflanzen bestimmte Anordnung, welche man die Nervatur (nervatio) nennt. In den meisten Fällen tritt ein die Mitte des Blattes durchlaufender, die Fortsetzung des Stiels bildender Nerv stärker hervor, der als Mittelrippe
[* 1] ^[Abb.: Fig. 7. Eiförmiges Blatt.]
^[Abb.: Fig. 8. Lanzettförmiges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 9. Rautenförmiges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 10. Spateliges Blatt.]
^[Abb.: Fig. 12. Nierenförmiges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 11. Herzförmiges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 13. Pfeilförmiges Blatt.]
^[Abb.: Fig. 14. Spießförmiges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 15. Schildförmiges Blatt.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 16. Formen der Blattränder. gesägt gezahnt gekerbt ausgeschweift buchtig gewimpert ausgefressen] ¶
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(costa media) bezeichnet wird zum Unterschied von den übrigen schwächern Nerven, welche Seitenrippen (nervi laterales) genannt werden, während die feinern Verzweigungen dieser, welche gewöhnlich keine bestimmte Richtung haben, sondern unter sich netzförmig anastomosieren, Adern (venae) heißen. Man unterscheidet zwei Hauptarten der Nervatur: bogennervige Blätter (folia curvinervia) und winkelnervige Blätter (f. angulinervia). Bei den erstern entspringen die Seitenrippen entweder mit der Mittelrippe zugleich am Blattgrund, oder sie gehen in seichtem Bogen [* 8] aus derselben hervor und verlaufen dann entweder parallel, oder konvergierend, oder divergierend gegen die Spitze oder den Rand (vgl. Fig. 21). Bei den andern gehen von der Mittelrippe die Seitennerven plötzlich in einem scharfen Winkel [* 9] ab und verlaufen gegen den Rand [* 7] (Fig. 22).
Den Gegensatz zum einfachen Blatt bildet das zusammengesetzte (folium compositum). Hier ist die Zerteilung der Blattfläche bis zu dem Grad fortgeschritten, daß die einzelnen Abschnitte als vollständig voneinander geschiedene Teile erscheinen. Diese werden als Blättchen oder Teilblättchen (foliola) bezeichnet; sie ahmen die Gestalten einfacher Blätter nach, sind häufig sogar mit einem Blattstielchen (petiolulus) versehen und zeigen in ihrer gegenseitigen Anordnung wieder die drei Typen, die obenan der Nervatur unterschieden wurden; man spricht hiernach von einem gefiederten Blatt (f. pinnatum, [* 7] Fig. 23 u. 24), einem handförmigen (f. palmatum, [* 7] Fig. 25) und einen fußförmigen (f. pedatum, [* 7] Fig. 26). Bei dem erstern heißt der gemeinschaftliche Stiel, an welchem die Blättchen meist in Paaren befestigt sind, die Blattspindel (rhachis).
Wenn die letztere mit einem Endblättchen abschließt, wie in [* 7] Fig. 23, so hat man ein unpaarig gefiedertes Blatt (f. imparipinatum), dagegen ein abgebrochen oder paarig gefiedertes (f. abrupte s. paripinnatum), wenn ein solches Endblättchen fehlt [* 7] (Fig. 24). Die handförmigen Blätter unterscheidet man nach der Anzahl der Blättchen als dreizählig (f. ternatum), fünfzählig (f. quinatum) etc. Es gibt auch Blätter, welche mehrfach zusammengesetzt sind; dies ist besonders häufig bei gefiederten Blättern der Fall, wie es [* 7] Fig. 27 zeigt.
Die Abschnitte werden hier Fiedern (pinnae) genannt und als solche erster, zweiter etc. Ordnung unterschieden. Bei manchen Pflanzen kommen beiderseits neben der Basis des Blattes blattartige Anhänge vor, die sogen. Nebenblätter (stipulae). Daß diese nur Teile des Blattes sind, geht daraus hervor, daß sie wie alle entgegengesetzt seitlichen Teile dieser zu einander symmetrisch und daß sie häufig mit dem Blatt mehr oder minder verwachsen sind. Ungewöhnlich groß und als grüne Gebilde erscheinen sie bei den Schmetterlingsblütlern, z. B. bei der Erbse [* 7] (Fig. 28). Meistens sind sie weit kleiner und bei vielen Laubhölzern als häutige, nicht grüne Schuppen ausgebildet, welche schon während der Entfaltung der Blätter abfallen (Ausschlagsschuppen, ramenta). Nicht selten sind die Nebenblätter beiderseits an den Blattstiel angewachsen (stipulae adnatae), so z. B. bei der Rose [* 7] (Fig. 29). Ja, es kommen noch höher am Blatt Bildungen vor,
[* 7] ^[Abb.: Fig. 17. Handförmig geteiltes Blatt.]
[* 7] ^[Abb.: Fig. 18. Fiederförmig geteiltes Blatt.]
^[Abb.: Fig. 19. Fiederförmig geteiltes Blatt.]
[* 7] ^[Abb.: Fig. 20. Fußförmig geteiltes Blatt.]
[* 7] ^[Abb.: Fig. 21. Bogennerviges Blatt.]
^[Abb.: Fig. 22. Winkelnerviges Blatt.]