Hautstelle darbietet, und von einer Blässe der
Haut
[* 2] erst sprechen, wenn diese rein weiß aussieht. Die Blässe betrifft entweder nur
einzelne Teile des
Körpers, namentlich häufig solche isolierte Gebiete, welche dem Stromgebiet eines bestimmten
Blutgefäßes
oder der Ausbreitung eines Nervs angehören, oder sie ist dem ganzen
Körper mitgeteilt.
1)Im erstern
Fall sind die
Ursachen örtliche oder allgemein von ganz vorübergehender Art, so kann z. B.
der Verschluß oder das Zudrücken einer
Schlagader das zugehörige
Organ blaß (anämisch) machen, ohne daß andre Gebiete
in eine Mitleidenschaft gezogen werden; ein
Schrecken, Angstgefühl oder ähnliche heftige Gemütseindrücke,
Kälte,
Ohnmacht,
Übelkeit,
Fieber können Blässe der
Haut hervorbringen, während die innern
Organe strotzend mit
Blut gefüllt
sind; aber da diese Blässe durch einen nervösen
Krampf der kleinsten Hautgefäße bedingt wird, so kann sie, entsprechend dem
Wesen eines
Krampfes, nie von langer Dauer sein. Sobald nach einigen
Minuten der
Krampf nachläßt, strömt das
Blut um so
stärker in die nunmehr erschlaffenden
Gefäße ein, und so kommt es, daß derartigen Zuständen von Blässe regelmäßig mehr
oder weniger lang dauernde
Perioden von auffallender
Röte nachfolgen.
2) Die allgemeine Blässe ist ungleich wichtiger, da sie stets der
Ausdruck einer mangelhaften
Ernährung der
Gewebe
[* 3] ist. Die
Ursache
kann hier in großen Blutverlusten, also einem wirklichen Mangel an
Blut, liegen,
und sie ist in diesen
Fällen ein
Symptom besonders der als
Bleichsucht (s. d.) und
Blutarmut (s. d.) bekannten
Krankheiten. Einer Behandlung bedarf
die einfache Blässe nicht. Die Blässe des
Gesichts wird durch Einatmen von
Amylnitrit sofort vorübergehend in eine starke
Röte umgewandelt.
(griech. Blastema), in der
Botanik jedes mit einem selbständigen Wachstumsscheitel versehene Zellgebilde,
wie
Wurzel,
[* 4]
Stengel
[* 5] und
Blatt
[* 6] der
Pflanze, im Zustand der ersten
Anlage.
Stadt in
Böhmen,
[* 9] Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein mitten in einem
Teich stehendes
Schloß mit schönem
Park, eine gotische
Kirche (von 1444), Zuckerfabrik, Schuhwarenerzeugung und (1880) 3141 Einw.
[* 6]
(Folium), in der botan.
Morphologie eine der Grundformen, auf welche die verschiedenen
Glieder
[* 10] des Pflanzenkörpers
sich zurückführen lassen, und zwar versteht man darunter alle diejenigen Ausgliederungen eines Stengelorgans, welche aus
dem Wachstumsscheitel desselben als primäre, wesentlich von jenem verschiedene
Bildungen hervorgehen.
Hiernach unterscheiden sich die Blätter oder
Phyllome sowohl von den Haargebilden oder
Trichomen, welche erst nach der
Anlage
der primären Ausgliederungen sekundär an ihrer Oberfläche entstehen, als auch von allen Stammorganen oder
Kaulomen, welche
an ihrer
SpitzeGlieder gegensätzlicher
Bildung erzeugen.
Aus dem fortwachsenden
Scheitel eines Stammorgans können daher sowohl neue
Stamm- als Blattanlagen hervorgehen, aus einem
jungen Blattscheitel nur die
Anlagen von neuen Blattabschnitten. Wenn in einigen
Fällen an
Wurzeln oder Blättern
Knospen,
[* 11] also
blattartige
Sprosse, auftreten, so geschieht dies nicht an dem primären Wachstumsscheitel dieser
Organe, sondern an beliebigen,
durch sekundäre Vorgänge bedingten
Stellen. In der
Regel erscheinen die Blätter in seitlicher
Stellung zum
Stamm, und viele
Morphologen legen hierauf besonderes
Gewicht, doch ohne rechten
Grund, da
es auch echte, das Ende eines
Sprosses abschließende,
d. h. terminale, Blätter gibt.
Das Blatt ist nur an
Pflanzen mit echten
Stengeln zu finden; diesen kommt es aber auch allgemein zu und ist
somit von den
Moosen an aufwärts, einschließlich dieser, vertreten. Dagegen fehlt es den mit einem
Thallus versehenen
Kryptogamen,
nämlich den
Pilzen,
Flechten
[* 12] und
Algen,
[* 13] obgleich unter den letztern bereits Gebilde auftreten, die als Analoga der Blätter,
nicht aber als diesen gleichwertige
Bildungen angesehen werden können.
Das Hervortreten der ersten
Anlage eines Blattes am
Umfang der noch blattlosen, in der Fortbildung begriffenen Stengelspitze
besteht darin, daß eine oder mehrere nebeneinander liegende
Zellen, die bis dahin der Oberfläche der Stengelspitze angehörten,
sich nach außen vorwölben und dadurch eine schwache
Erhebung auf derselben hervorbringen. Indem nun
diese
Zellen und meist auch die zunächst unter ihnen liegenden sich stärker als die übrigen
Zellen des Stengelumfanges in der
Richtung des
Radius des
Stengels durch Zellenteilung vermehren, wird aus jener
Erhebung der Oberfläche allmählich ein kleiner,
meist stumpf konischer Zellgewebshöcker am
Umfang der Stengelspitze.
Anfänglich vermehren sich alle
Zellen desselben gleichmäßig, das Wachstum an der
Spitze aber hört sehr
bald auf, und indem nur die übrigen
Zellen fortfahren, sich zu teilen, wächst die junge Blattanlage in allen ihren Teilen
mit Ausnahme der
Spitze. Die
Richtungen, in denen diese Zellenteilungen erfolgen, und der
Grad, in dem dies
geschieht, bestimmen die zukünftige Gestalt des Blattes. Vielfach erlischt das Wachstum zuletzt an der
Basis; zumal bei einfachen,
langen Blättern ist dieser Teil, wenn das Blatt schon eine ansehnliche
Größe erreicht hat, allein noch im Wachstum begriffen.
Die gegenseitige
Anordnung, welche die Blätter am
Stengel einnehmen, ist keineswegs eine
regellose; vielmehr geben sich hierin überraschende, feste
Gesetze kund, welche
man in eine eigne
Disziplin, die
Lehre
[* 14] von der
Blattstellung
[* 15]
(Phyllotaxis), zusammenzufassen pflegt, deren Begründer
Schimper und A.
Braun(1835) undL. und A. Bravais (1838)
sind. Zunächst gibt es zwei Hauptverschiedenheiten der
Blattstellung, indem entweder die Blätter einzeln stehen,
d. h. keins mit einem ändern auf gleicher
Höhe, oder indem immer zwei oder mehr Blätter in gleicher
Höhe entspringen. Im
erstern
Fall spricht man von abwechselnden oder wechselständigen (folia alterna), im letztern von wirtel- oder quirlständigen
Blättern (folia verticillata) und insbesondere von paarigen oder gegenständigen (folia opposita) da, wo zwei
Blätter auf gleicher
Höhe und dann stets einander gerade gegenüberstehen.
Blatt (Blattstellung)
* 6 Seite 2.1013.
Wenn man an einem
Stengel mit wechselständigen Blättern in der Art von unten nach
oben fortschreitet, daß man alle Blätter,
wie sie nach aufwärts aufeinander folgen, berührt, so beschreibt man eine den
Stengel umwindende Spirallinie, die sogen.
Grundspirale. Hierbei ergibt sich nun erstens die Eigentümlichkeit, daß das
Stück der Stengelperipherie,
welches man mit der
Spirale umlaufen muß, um von einem Blatt zum nächsten zu gelangen, bei sämtlichen Blättern des
Stengels
gleich
groß ist. Dieses Bogenstück heißt die
Divergenz der Blätter; sie läßt sich in Bruchteilen der Stengelperipherie
ausdrücken. Dabei besteht aber eine zweite Eigentümlichkeit darin, daß diese
Brüche rationale Teile
der
Peripherie sind, woraus folgt, daß jedesmal nach einer bestimmten Anzahl von Blättern ein
¶
mehr
Blatt wieder gerade über dem Ausgangsblatt steht.
[* 6]
Fig. 1 versinnlicht an einer durchsichtig
gedachten Achse eine Blattstellung mit einer Divergenz von ⅖. Wenn man in der Spirale vom Blatt 1 aufsteigt, so ist Blatt 6 das erste,
welches wieder senkrecht über dem Ausgangsblatt steht; ebenso steht Blatt 7 über Blatt 2,
Blatt 8 über Blatt 3 u. s. f. Es lassen sich mithin auch die Blätter eines
Stengels durch eine Anzahl gerader Linien verbinden, welche man Blattzeilen (Orthostichen) nennt, und man kann daher die Blattstellung
auch als zweizeilige, dreizeilige, fünfzeilige etc. bezeichnen.
Derjenige Teil der Grundspirale, welchen man zurücklegen muß, um von einem Ausgangsblatt bis zum nächsten
senkrecht darüberstehenden Blatt zu gelangen, heißt ein Cyklus. Man pflegt nun die Blattstellung durch ihre Divergenz zu bezeichnen,
nämlich in Gestalt des Bruches, den die letztere beträgt. In dem hier veranschaulichten Fall würde also die Blattstellung
⅖ gegeben sein. In allen Fällen gibt der Zähler dieser Brüche an, wieviel ganze Umläufe um den Stengel
der Cyklus macht, und der Nenner drückt die Anzahl der Blätter aus, welche ein Cyklus umfaßt. Es finden sich in der Natur
zahlreiche verschiedene Divergenzen, aber im allgemeinen sind dieselben für jede Pflanzenart konstant und charakteristisch.
Die allermeisten der existierenden Blattstellungen gehören folgender Reihe an: ½, ⅓, ⅖, ⅜, 5/13,
8/21, 13/34 u. s. f. Diese Reihe hat die Eigentümlichkeit, daß jeder Bruch durch Addition der Zähler und der Nenner der beiden
vorausgehenden Brüche zu finden ist;
sämtliche so erhaltene Brüche liegen ihrer Größe nach zwischen dem größten und dem
kleinsten, ½ und ⅓, mitten inne.
Die weitaus häufigsten Blattstellungen gehören den niedern Divergenzen
an, mit denen die Reihe beginnt. Man hat auch Fälle von Blattstellungen beobachtet, welche andern, aber analogen Reihen von
Brüchen angehören. - Die die Blätter verbindende Grundspirale läßt sich selbstverständlich nach zwei entgegengesetzten
Richtungen um den Stengel legen, indem man entweder auf
dem längern oder auf dem kürzern Weg von einer
Stellung zur andern fortschreitet. Es ist üblich, immer den kürzern Weg in Betracht zu ziehen, und unter dieser Voraussetzung
läßt sich dann angeben, ob die Richtung der Grundspirale rechts- oder linkswendig aufsteigt.
Beiderlei Richtungen kommen vor und sind selbst an einer und derselben Art nicht konstant. Bei verzweigten
Stengeln ist die Grundspirale der Zweige entweder von der gleichen Richtung wie an der Hauptachse oder von entgegengesetzter,
was man als homodrom oder antidrom bezeichnet. Bei vielen Achsen, die eine zweizeilige Verzweigung haben, und zwar sowohl
bei laubtragenden Achsen als bei gewissen Blütenständen, z. B. den sogen.
Wickeln, sind die Zweige, im letztern Fall die Blüten, der einen Zeile mit der Hauptachse homodrom, die der andern antidrom,
also beide Zeilen einander entgegengesetzt.
Bei den quirlständigen Blättern gruppieren sich die einzelnen Glieder des Quirls in gleichen Abständen voneinander um den
Stengel. Die Blätter divergieren also bei gegenständiger Stellung um ½, bei dreigliederigen Quirlen um
⅓ der Stengelperipherie u. s. f. Man bezeichnet die Quirlstellungen durch diese Brüche, indem man dieselben in Klammern
[* 17] einschließt. Wenn Quirle aufeinander folgen, so ist es Regel, daß die Blätter des nächsten über der Mitte der Zwischenräume
zwischen den Blättern des vorhergehenden stehen, so daß also der erste und dritte Quirl untereinander
gleichgestellt sind.
Die gegenständigen Blätter sind daher gekreuzt (dekussiert, vgl. Fig. 2). Neuerdings wurde
von Schwendener versucht, die Anordnung der Blätter in Schrägzeilen und die regelmäßige Divergenz als Folge des gegenseitigen
Druckes der jungen Blattorgane zu erklären. Über Blattstellung vgl. Schimper, Beschreibung des Symphytum
Zeyheri (Heidelb. 1835); Braun, Untersuchungen über die Ordnung der Schuppen an den Tannenzapfen (Academ. Leopold.-Carol. Acta,
Bd. 14);