blühte (jetzt Ismid). Daneben ist Nikäa (s. d.) zu nennen. Die von Europa her eingewanderten Thraker vermochten übrigens
die vorgefundenen Urbewohner keineswegs zu verdrängen. So hielten sich namentlich im O. die Mariandyner, einst Unterthanen
der dorischen Kolonie Heraklea, deren Sitten Spuren semitischen Einflusses zeigten. - Bithynien bildete einen Bestandteil des lydischen
Reichs und wurde mit demselben von den Persern unterworfen, unter deren Herrschaft es zur Satrapie Phrygien gehörte. Die Zerrüttung
des Perserreichs unter Xerxes' Nachfolgern ermöglichte es dem einheimischen Fürstengeschlecht, sich fast unabhängig zu
machen. Nach dem Tod Alexanders d. Gr. fiel an Lysimachos. Nach dem Untergang des Reichs des letztern (281
v. Chr.) gelang es dem Fürsten der Bithyner, Nikomedes, die Selbständigkeit zu erringen und alle thrakischen Stämme zu dem
Königreich Bithynien zu vereinigen Nikomedes I. (gest. 246) kämpfte mit Glück gegen Antiochos Soter, verbündete sich 275 mit den
Galatern und erweiterte sein Reich durch die Eroberung des nordöstlichen Teils von Phrygien.
Unter seinen Nachfolgern sind hervorzuheben: Prusias I. (236-186), der die Grenzen des Reichs nach O. und W. erweiterte;
Prusias
II. (gest. 148), der 184 den flüchtigen Hannibal aufnahm, aber nicht schützte, die pergamenischen Könige Eumenes II. und
Attalos II. besiegte, von den Römern aber zum Frieden gezwungen wurde, und Nikomedes III. mit dem Beinamen
Philopator, der von Mithridates zweimal vertrieben, von den Römern aber zurückgeführt wurde.
Bei seinem Tod (74) vermachte
er sein Reich den Römern, die es auch unter Lucullus gegen Mithridates behaupteten und zuerst mit der Provinz Asien, dann mit
Pontus vereinigten. Unter Augustus wurde Bithynien eine Prokonsularprovinz, die aus zwei Hauptteilen bestand:
Bithynien, westlich von der Propontis bis zum Sangarios, und Pontus, vom Sangarios bis Kytoros in Paphlagonien. Theodosius II. trennte
beide Teile wieder und nannte den östlichen nach seinem Oheim Honorias. 1074-1097 war das Land im Besitz der Seldschukken,
die es im ersten Kreuzzug an die Christen verloren. Während der Dauer des lateinischen Kaisertums in
Konstantinopel (1204-1261) war Nikäa in Bithynien Sitz eines griechischen Kaisers. 1298 brach Osman in ein, und 1326 ward das eroberte
Prusa (Brussa) Hauptstadt des Reichs der Osmanen.
Stadt im türk. Armenien, liegt malerisch am Fluß Bitlis, einem nördlichen Zufluß des Tigris, 18 km südwestlich
vom Wansee, an der großen Straße von Trapezunt und Erzerum nach Mosul, 1668 m ü. M. und gilt für die Haupthandelsstadt Armeniens.
Sie hat reiche Obstgärten, eine verfallene Bergfeste, einen Bazar nebst 7 Chanen, 32 Moscheen (darunter 3 große),
zahlreiche Medressen und 12 Tekkijeh (Klöster von tanzenden Derwischen), auch mehrere armenische Kirchen und Klöster.
Über der Stadt erhebt sich der länglich viereckige Konak (Palast des Paschas). Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 15,000
(davon etwa ⅔ Mohammedaner, ⅓ Armenier). Haupterwerbszweige sind Baumwollweberei, Färberei und Gerberei.
Bitlis, nach der Sage von Alexander d. Gr. erbaut, wurde 648 n. Chr. dem Feldherrn des Kalifen Omar von dem Befehlshaber Justinus übergeben
und stand später unter eignen Chans. Sultan Ussun Hassan ließ die Festung drei Jahre lang belagern, ohne sie einnehmen zu
können; nachdem aber Sultan Murad IV. Eriwan
erobert hatte, unterwarf sich ihm der Chan von Bitlis. Die Stadt
ist der Geburtsort mehrerer gelehrter Männer, z. B. des osmanischen Geschichtschreibers Edris, des Dichters Schukri u. a.
Stadt in der unterital. Provinz Bari, 9 km vom Meer, in herrlicher Ebene gelegen, zerfällt
in die enge, mittelalterliche Altstadt und die sie rings umgebende Neustadt, ist Sitz eines Bischofs, hat eine alte dreischiffige
reichverzierte Kathedrale, Ringmauern und ein Kastell, einen gotischen Palast, ein neues Theater, ein theologisches Seminar und
(1881) 22,726 Einw., welche vorzüglichen Weinbau (Zagarese) und
lebhaften Handel treiben. Bitonto ist das Butuntum der Römer (eine der alten griechischen Kolonien) und ward 975 von
den Sarazenen erobert. Im Mittelalter blühte hier die Accademia degl' Infiamnmati, und ein zahlreicher gebildeter Adel wählte
von alters her Bitonto zu seinem Lieblingssitz. Hier 25. Mai 1734 Schlacht zwischen den Spaniern unter Montemar
(später Duca di Bitonto genannt) und 9000 Österreichern, die sich unter dem Oberbefehl des Grafen Visconti in Bitonto eingeschlossen
hatten, aber besiegt und zur Übergabe gezwungen wurden. Zum Andenken an diesen Sieg, der Neapel wieder an Spanien brachte, ließ
Philipp V. von Spanien eine Pyramide mit Inschriften auf dem Schlachtfeld errichten.
(Bitche, sonst Kaltenhausen), Stadt im deutschen Reichsland Lothringen, Kreis Saargemünd, an der Schwalbe, 375 m
hoch, am Fuß eines Felsens des Wasgenwaldes und an der Hagenau-Beningen-Diedenhofer Eisenbahn gelegen, besteht aus einer einzigen
langen Straße und hat 1 kath. Kirche, Amtsgericht und (1880) mit der Garnison (1 Inf.-Bataillon Nr. 60) 2908 Einw.
(852 Evangelische). Auf dem Felsen liegt, 50 m über der Stadt, die gleichnamige Bergfestung, welche tiefe, in Felsen gehauene
Gräben und bombenfeste Kasematten hat und durch ihre Lage sowie durch die Kunst Cormontaignes von außerordentlicher Festigkeit,
doch ohne sonstige Bedeutung ist. Bitsch war ehedem eine zum Herzogtum Lothringen gehörige Grafschaft, die 1297 durch
Heirat an Eberhard vom Haus Zweibrücken kam und dessen Nachkommen bis 1569 verblieb, worauf sie an Lothringen zurückfiel. 1766 kam
sie mit Lothringen an Frankreich und 1871 an das Deutsche Reich. Ein Überfall, den am 16. Nov. 1793 unter dem Obersten v. Wartensleben 1600 Preußen
unternahmen, schlug fehl. Vom 11. Juli bis 30. Aug. 1815 ward Bitsch von den Preußen blockiert. Auch im Krieg 1870/71 wurde die Festung
nach der Schlacht von Wörth eingeschlossen, konnte aber nicht genommen werden.
(als Mönch Jakint, d. h. Hyacinth), einer der ersten Sinologen Rußlands, geb. 1778, erwarb
sich während seines vieljährigen Aufenthalts in China an der Spitze der russischen Mission daselbst eine gründliche Kenntnis
des Chinesischen und lieferte seit 1828 eine Reihe von Schriften über China, die Mongolei, Tibet etc. meist aus chinesischen Quellen,
als deren wichtigste wir nennen: »Bemerkungen über die Mongolei« (Petersb. 1828);
»Beschreibung von Tibet«
(das. 1828);
»Beschreibung der Dsungarei und des östlichen Turkistan« (das. 1829, 3 Bde.);
»China, seine Einwohner, Sitten, Gebräuche und Aufklärung« (das. 1840);
»Statistische Beschreibung Chinas« (das. 1841) u. a. Auch
verfaßte er eine »Grammatik der chinesischen Sprache« (Petersb. 1838),
ein »Chinesisch-russisches Wörterbuch« und eine »Geschichte
der
mehr
Mandschuren bis zu ihrem Eintritt in China«, letzteres Werk in Gemeinschaft mit einem andern Mitglied der Pekinger Mission, Leontjewski.
Im Verein mit dem Archimandriten Daniel Sybillow gab er endlich eine »Beschreibung der westlich von China gelegenen Reiche« heraus.
Bitschurin starb 23. Mai 1853.