Geschichte. Damals (1643) lieferte es den Parlamentstruppen
Waffen
[* 2] und wurde als
Strafe vom
PrinzenRupert niedergebrannt. Als
nach der
RestaurationKarls II. metallene Zieraten
Mode wurden, bemächtigte sich Birmingham
[* 3] des neuen Industriezweigs und behauptet
darin auch noch heutigestags die Oberhand. Mit Einführung der
Dampfmaschine
[* 4] (seit 1780) ist seine
Industrie stetig
zu dem heutigen
Umfang angewachsen. Jetzt ist Birmingham Sitz der
Radikalen, aber zur Zeit der französischen
Revolution (1791) brannte
der
Pöbel das
Haus des freisinnigen
Priestley (s. d.) nieder.
Vgl. Langford,Modern and its institutions (Birmingh. 1873-77, 2 Bde.);
Bunce, History of the corporation of Birmingham (das. 1878). -
(PirophorumMed.),
Gruppe der Pflanzengattung
Pirus (s. d.), nach
Linné eine Art dieser
Gattung, P. communis,
von welcher die zahlreichen Kulturvarietäten abgeleitet wurden. Unser sogen. milder Birnbaum (P.AchrasGärtn.), welcher nicht selten in unsern Wäldern, mehr noch in Süddeutschland und besonders in
Südeuropa vorkommt, stammt wahrscheinlich aus
China
[* 6] und ist bei uns nur verwildert. Von ihm stammen die meisten und zwar
gerade die bessern
Birnen ab, obwohl auch noch P. elaeagnifoliaPall., vom kaukasischen
Isthmus, aus
Kleinasien und
Armenien,
und P. persica
Pers., aus
Syrien,
Arabien und
Persien,
[* 7] durch
Kultur und mehr noch durch zufällige
Kreuzung
zur
Vermehrung unsrer Birnsorten beigetragen haben.
Man kann durch direkte
Versuche darthun, daß alle
Formen des sogen. wilden Birnbaums durch
Aussaat unsrer bessern
Birnen entstehen.
Man zählt gegenwärtig schon über 700 in Gestalt und
Güte verschiedene Birnsorten und unterscheidet
nach
Lucas Sommerbirnen, die ihre vollkommene
Reife am
Baum erlangen und vor Ende
Oktober vollständig fleischreif sind; Herbstbirnen,
welche von Anfang
September bis Mitte
November zeitigen und meist einige
Wochen lagern müssen, ehe sie völlige Fleischreife
erreichen; Winterbirnen, die gewöhnlich zwei
Monate und länger lagern müssen und erst von Mitte
November
an, im
Dezember,
Januar etc. fleischreif werden.
Diese
Gruppen werden nach der Form der
Birnen weiter eingeteilt in platte, rundliche (meist kreiselförmige), längliche (Längsdurchmesser
bis ¼ größer als der Querdurchmesser) und lange (Längsdurchmesser mehr als ¼ größer als der Querdurchmesser). Die
so erhaltenen zwölf
Klassen werden in
Ordnungen geteilt, indem man grundfarbige (mit grüner, weißer,
gelber
Schale ohne beträchtliche
Röte und ohne stärkern Rostüberzug), gefärbte (mindestens zu ⅓ auf der Sonnenseite
deutlich und konstant rot) und rostfarbige
Birnen (ganz oder größtenteils mit
Rost bedeckt) unterscheidet. Dazu gibt es noch
drei Unterordnungen: mit regelmäßigem, sternförmigem
Kelch, mit aufgerichtetem, blätterigem und mit
unvollkommenem, hornartigem oder fehlendem
Kelch. Das natürliche
System von
Lucas enthält die in folgender Übersicht verzeichneten 15
Familien:
S = Sommerbirne, H = Herbstbirne, W = Winterbirne. D zum Dörren, C zur Obstweinbereitung geeignete
Sorten. * bedeutet Tafelobst,
† Wirtschaftsobst; Verdoppelung der Zeichen gibt höhern, ein ! ganz besondern Wert an.
1) Butterbirnen mit völlig schmelzendem
Fleisch, von wahrer Birnform und regelmäßigem
Bau, meist länger als breit, selten
gleich breit und lang, aber nie am Stiel stark abgeplattet: Pfirsichbirne S **, Amantis Butterbirne S ** †,
Madame Treyon
S **!, Leckerbissen von
Angers H ** !, weiße Herbstbutterbirne H **! †, Colomas Herbstbutterbirne H
** †, Comperette H ** †, Herbstsilvester H **! †,
Gellerts Butterbirne H **! †, Liegels Winterbutterbirne W **! †,
Winterdechantsbirne W **! †,
Diels Butterbirne W **! †, Dechantsbirne von
Alençon W **! †, dieArenberg
W **! †.
2) Halbbutterbirnen, den vorigen gleich, nur mit halb schmelzendem
Fleisch: runde Mundnetzbirne, Sommerbergamotte S ** †,
grüne
Sommer-Magdalene S **,
MadameVerté W **!.
3)
Bergamotten mit völlig schmelzendem
Fleisch, platt oder rundlich, namentlich am Stiel abgeplattet:
MadameFavre S **!, Esperens
Herrenbirne S ** ††, rotgraue Dechantsbirne H **! †,
Olivier du
Serres W **!, Zephirin
Gregoire W
**! †.
4) Halbbergamotten, von der Form der vorigen, mit nur halb schmelzendem
Fleisch:
Juli-Dechantsbirne S **.
5)
GrüneLangbirnen mit schmelzendem und halb schmelzendem
Fleisch, länglich und lang, grün, nicht oder wenig berostet,
auch bei völligerReife grün oder grünlichgelb: grüne Tafelbirne S ** †, Sparbirne S ** †, punktierter
Sommerdorn H ** ††, Pastorenbirne H * ††, neue Poiteau H ** †,
GrafCanal W **!,
Saint-Germain W **! †.
6) Flaschenbirnen mit schmelzendem und halb schmelzendem
Fleisch, länglich und lang, grünlichgelb oder gelb, mit zimtfarbigem
oder rotgrauem
Rost:
MarieLuise H **! †, van
Mons
[* 8] Butterbirne H **! †,
Boscs Flaschenbirne H **! †, van Marums Flaschenbirne
H * ††.
7) Apothekerbirnen mit schmelzendem oder halb schmelzendem
Fleisch, von unregelmäßiger, beuliger oder höckeriger Form,
von gleichem oder ungleichem
Längen- und Breitendurchmesser: Clapps Liebling S **!, Butterbirne von Ghelin
H **!, Vereins-Dechantsbirne H ** †,
Napoleons Butterbirne H **! †, Hardenponts Leckerbissen H **!,
Nikitaer Apothekerbirne
H * ††, Grumkower Butterbirne H ** †,
GeneralTotleben H ** †,
Fortunée W **! †,
Winter-Apothekerbirne W * ††
!, Hardenponts Winterbutterbirne W **! †.
8) Russeletten, kleine oder mittelgroße
Birnen mit schmelzendem oder halb schmelzendem, zimtartig gewürztem
Fleisch, länglich, ganz oder doch auf der Sonnenseite braunrot, meist mit
Rost versehen: gute Graue S **! ††, Forellenbirne
H **! †.
9) Muskatellerbirnen, kleine und mittelgroße
Sommer- oder frühe Herbstbirnen, meist länglich, mit Bisamgeschmack.
10) Schmalzbirnen, mittelgroße und große, noch zu den Tafelbirnen zu zählende
Früchte mit schmelzendem
oder halb schmelzendem
Fleisch, lang oder länglich und nicht in den ersten neun
Klassen inbegriffen: römische Schmalzbirne
S ** ††!, van Morums ^[richtig: van Marums] Schmalzbirne H * ††, zimtfarbige Schmalzbirne * ††.
11) Gewürzbirnen, kleinere, längliche und rundliche
Birnen von derselben innern
Beschaffenheit wie die
Schmalzbirnen sowie von etwas größern
Früchten, nur die rundlichen und platten, nicht die länglichen, die vielmehr zu
den Schmalzbirnen gehören.
12) LänglicheKochbirnen mit hartem oder rübenartigem, nur selten halb schmelzendem
Fleisch, nicht zum Rohgenuß geeignet,
nicht herb, sondern fade oder fadsüß, mit größermLängen- als Breitendurchmesser: Senfbirne H ††!,
KamperVenus W ††!,
VeldenzerBirne W ††!, Queenbirne W ††!, schöne Angevine W ††.
13) RundlicheKochbirnen, von gleicher
Qualität wie die vorigen, beide
Durchmesser gleich oder der der
Höhe kleiner als der
der
Breite:
[* 9]
Kuhfuß S ††!, Schneiderbirne S †† D,
Wittenberger Glockenbirne H †† C, Schnackenburger
Winterbirne W ††,
Wildling von Hery W * ††.
14) LänglicheWeinbirnen, nicht zum Rohgenuß geeignet, mit brüchigem, rübenartigem oder selbst halb schmelzendem
Fleisch, entschieden herbem, adstringierendem
Geschmack, länglich: späte Grünbirne S * †† D, Knausbirne S ††, gelbe
Wadelbirne S ††!, Träubles
Birne H †† C.
15) RundlicheWeinbirnen, von derselben innern
Beschaffenheit wie die vorigen, aber rundlich: Rummelter
Birne H ††! C,
Champagner Bratbirne H ††! C, welsche Bratbirne H †† C, Pomeranzenbirne vom Zabergau H ††! C, Wolfsbirne,
¶
mehr
Quittenbirne H ††! C, Weilersche Mostbirne H ††! C, Wildling von Einsiedel H ††! C, Betzelsbirne W ††! C, großer
Katzenkopf W ††!. Zu den letzten Familien gehören auch die zum Dörren (D) und zur Obstweinbereitung (C) geeigneten Birnsorten.
Birnen sind im allgemeinen zuckerreicher als Äpfel und daher etwas nahrhafter, aber sie enthalten
ca. 4 Proz. mehr unverdauliche Stoffe und werden deshalb bei schwacher Verdauung weniger gut vertragen, wirken auch leicht verstopfend.
Die sogen. Steine in den Birnen haben eine ähnliche Zusammensetzung wie die Holzsubstanz. Die Aufbewahrung derBirnen ist schwieriger
als die der Äpfel, weil die Birne viel weniger haltbar ist; ein kühler, luftiger Raum sagt ihnen mehr
zu als völliger Luftabschluß, bei welchem sie leicht in Gärung übergehen.
Man dörrt Birnen wie Äpfel, doch erfolgt die vollständige Austrocknung bei jenen viel langsamer, und das französische
Verfahren erfordert besonders viel Arbeit und Mühe. In obstreichen Gegenden legt man Birnen in Fässer ein,
indem man sie mit Dill oder Fenchel und wenig Anis sorgfältig schichtet, mit denselben Gewürzen 2-3 cm hoch bedeckt, einen mit
Steinen beschwerten Deckel auflegt und nun Wasser aufgießt, bis es 2-3 cm hoch über dem Deckel steht. Der Wasserstand
muß immer gleichhoch bleiben, und beim Herausnehmen der Birnen muß man den Luftzutritt möglichst vermeiden.
Solche Sülzebirnen schmecken sehr gut und halten sich bis zum Frühjahr. GrößereMengenBirnen werden zu Birnenkraut und
Obstwein verarbeitet, in manchen Gegenden auch zu Essig. Das Holz
[* 11] des Birnbaums, namentlich das des wilden, ist
rötlich, hart, sehr politurfähig und bildet ein geschätztes Nutzholz, welches besonders zu Schnitzereien, musikalischen
Instrumenten, Druckformen und Modellen benutzt wird. Das Holz von veredelten Stämmen ist in jeder Beziehung schlechter.
Der Birnbaum bildet den Gegenstand ausgedehnter Kulturen, er verlangt einen tiefgrundigen, mehr lockern, lehmigen, warmen Boden und
in den feinern Sorten eine geschützte Lage und sorgfältige Behandlung. Man kultiviert ihn als Hochstamm
durch Veredelung auf Wildlinge, die aus Kernen gewöhnlicher Birnsorten erzogen sind. Eine große Anzahl der feinern Sorten muß
als Formenbaum erzogen werden, weil in unserm Klima
[* 12] auf andre Weise vollkommene Früchte nicht zu erzielen sind.
Man veredelt diese Formenbäume aus Quittenunterlage und bedeckt im Winter den Boden um den Stamm
herum
mit Laub oder kurzem Dünger. Für weniger gute, trockne Böden benutzt man Weißdorn als Unterlage und erhält dabei zwar zahlreiches,
aber weniger feines Obst. MancheSorten gedeihen nicht auf Quitte, und dann setzt man auf letztere zuerst
eine kräftig wachsende Sorte und auf diese im nächsten Jahr die beabsichtigte. GewisseSorten (kleine Sommermuskateller, Leipziger
Rettichbirne, römische Schmalzbirne, Flachsbirne, Salzburger, gute Graue, großer Katzenkopf, große Sommerzitronenbirne)
eignen sich auch zur Anpflanzung in freien Lagen, an Straßen, auf Feldern und Triften.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen,
[* 20] links an der Warthe, mit einem Schloß, einer evangelischen und
kath. Kirche, Amtsgericht, Maschinen- und Zigarrenfabrikation, Ziegelbrennerei und (1880) 3153 deutschen Einwohnern (711
Katholiken und 403 Juden).
2) KarlJosephEugen, Sohn des vorigen, Lehrer der Landwirtschaft, geb. zu Löwen in Belgien,
[* 31] studierte
1848-50 zu Gießen, war dann drei Jahre als Landwirt thätig, widmete sich 1853-56 dem theoretischen Studium der Landwirtschaft
in Gießen und Jena
[* 32] und habilitierte sich als Privatdozent zu Gießen. Von da ab bis 1860 war er zugleich bei Frankfurt
[* 33] a. M.
als Oberverwalter und Leiter einer Anstalt für Erziehung landwirtschaftlicher Arbeiter thätig und begründete
dann eine Privatlehranstalt für Landwirte in Gießen. 1866 übernahm er die landwirtschaftliche Lehranstalt Plagwitz-Leipzig
und erlangte 1869 die Professur an der Universität, an welcher er nach Aufhebung des Privatinstituts verblieb. 1871-73 war
er Mitglied des deutschen Reichstags und gehörte der nationalliberalen Partei an. Er schrieb: »Lehrbuch
der Landwirtschaft« (Frankf. a. M. 1858-63, 3 Bde.);