Englands zu, das dieses deswegen festhielt, weil sonst über Birma streitlustige
Stämme Innerasiens mit
Feuerwaffen versehen
würden, die diese zu
Überfällen auf friedliche
Ackerbauer der
Ebene gebrauchen könnten. Seitdem sich diese
Verhandlungen
zerschlugen, ist Birma ganz isoliert. Der König ist ganz in der
Gewalt der Höflinge, in ihren
Händen wird
die Landesverwaltung zum Privatvorteil einiger
Familien geführt. Erpressungshinrichtungen sind an der
Tagesordnung.
Ohne gehörige Beachtung blieb die aufständische
Bewegung im
Norden
[* 2] des
Reichs unter den
Schan. Hier hatten 1883 die gegen
China
[* 3] zu wohnenden
Stämme unter den Bedrückungen der birmanischen Beamten zu den
Waffen
[* 4] gegriffen; ein
Heer von angeblich 5000 Mann
ward dagegen aufgeboten, der
Aufstand machte aber Fortschritte, und
China, das in
Bhamo einen diplomatischen
Agenten unterhält,
auch Oberrechte über Birma behauptet, nutzte die
Bewegung für sich aus, bestellte seine
Generale zu Befehlshabern der Aufständischen,
und besetzten
Chinesen mit 200
Regulären die wichtige Handelsstadt
Bhamo, nachdem sie die birmanischen
Verteidiger geplündert hatten.
(Birmensdorf) und
Mülligen, zwei nachbarliche
Dörfer im schweizer Kanton Aargau,
[* 10] Birmenstorf mit (1880) 953,
Mülligen mit 398 Einw.,
mit Bitterwasserquellen.
[* 11] (spr. börming-häm), 1) die größte Metallwerkstätte und
nächst
Manchester
[* 12] die größte Fabrikstadt
Englands, liegt im nordwestlichen Teil von
Warwickshire, am Flüßchen
Rea, 100 m ü. M.,
in der
Nähe reicher
Eisen- und Kohlengruben und im
Mittelpunkt einer großartigen
Kanal- und Eisenbahnverbindung, 175 km von
London.
[* 13] Der ältere Stadtteil mit seinen engen Gäßchen, zahllosen hohen, qualmenden
Schornsteinen und unansehnlichen, rauchgeschwärzten
Backsteinhäusern gewährt keinen erfreulichen Anblick; die neuern Stadtteile dagegen sind schön angelegt, mit breiten
Straßen
und eleganten Gebäuden; namentlich enthält die Vorstadt Edgbaston zahlreiche
Villen der Fabrikherren.
Unter den zahlreichen
Kirchen ist die Martinskirche am
BullRing das einzige Gebäude Birminghams, welches, obgleich arg entstellt,
wenigstens teilweise aus älterer Zeit (dem 13. Jahrh.) stammt. Vor ihr
steht eine
BildsäuleNelsons. Die
katholische
Kathedrale ist ein gotischer Neubau von Pugin. Unter den öffentlichen Gebäuden
ragt das 1832-35 von
Hansom und Welch erbaute Stadthaus
(TownHall)
[* 14] hervor. Es ist dem
Tempel
[* 15] des
JupiterStator nachgebildet und
ruht auf 46 korinthischen Marmorsäulen.
Der große
Saal enthält eine ausgezeichnete
Orgel von
Hill und eine
BüsteMendelssohns, der hier 1846 die
erste Aufführung seines
»Elias« dirigierte. Dem Stadthaus gegenüber stehen die stattlichen
MunicipalBuildings mit den Bureaus
der Stadt, mit 50 m hohem
Turm.
[* 16] Dicht bei diesen Gebäuden sind
DenkmälerPriestleys (s. d.) und R.Peels
errichtet. Von andern Gebäuden sind zu erwähnen: die von
Eduard VI. gegründete Freischule, in neuem gotischen
Bau vonCh.
Barry (1831), mit einer
Fassade von 56 m;
Bemerkenswert sind ferner: die große
Markthalle,
BingleyHall (ein Riesenbau für Viehausstellung und
Volksversammlungen),
der Zentralbahnhof mit gewölbtem
Dach
[* 17] (320 m lang, 65 m breit), das 1845 im gotischen
Stil errichtete Zellengefängnis und
das danebenstehende Irrenhaus.
Denkmäler sind außer den
oben bereits erwähnten dem
Dr. Attwood und Sturge
errichtet worden. Unter den öffentlichen
Parken ist namentlich der von
Aston zu nennen. Das alte
Herrenhaus
(ManorHouse) in
dessen Mitte dient jetzt als
Museum.
Noch zu Ende des 17. Jahrh. zählte Birmingham kaum 5000 Einw.,
aber bereits 1801 hatte es deren 70,670, 1881 zählte es 400,774 Einw. ohne
die von
Aston Manor (53,842), einer nördlichen Vorstadt. Birmingham ist Sitz eines deutschen
Konsuls. Die Bewohner Birminghams zeichnen
sich durch Fleiß, Sparsamkeit und Erfindungsgabe aus, wozu wohl nicht wenig der Umstand beiträgt, daß
Tausende hier nicht
wie anderswo in großen
Fabriken, sondern als kleine
Meister arbeiten. Die
Industrie erstreckt sich auf
die verschiedensten Gegenstände, aber der Hauptsache nach kann man Birmingham als die größte Werkstätte für Metallwaren
(hardware) in
Europa
[* 18] bezeichnen.
Hier werden
Gold,
[* 19]
Silber,
Messing,
Kupfer,
[* 20]
Bronze,
[* 21]
Eisen
[* 22] und
Stahl zu den verschiedensten
Artikeln von dem kleinsten Zierat (daher
Birmingham the toy-shop of Europe genannt wurde) bis zur größten
Maschine
[* 23] durch
Hammer
[* 24] oder Guß verarbeitet.
Wegen seiner Waffenfabrikation war Birmingham früher besonders berühmt. An Wohlthätigkeitsanstalten ist Birmingham reich;
außer mehreren
Krankenhäusern hat es eine
Taubstummenanstalt, eine Blindenschule und eine
Besserungsanstalt für jugendliche
Verbrecher.
Geschichte. Damals (1643) lieferte es den Parlamentstruppen Waffen und wurde als Strafe vom PrinzenRupert niedergebrannt. Als
nach der RestaurationKarls II. metallene Zieraten Mode wurden, bemächtigte sich Birmingham des neuen Industriezweigs und behauptet
darin auch noch heutigestags die Oberhand. Mit Einführung der Dampfmaschine
[* 27] (seit 1780) ist seine Industrie stetig
zu dem heutigen Umfang angewachsen. Jetzt ist Birmingham Sitz der Radikalen, aber zur Zeit der französischen Revolution (1791) brannte
der Pöbel das Haus des freisinnigen Priestley (s. d.) nieder.
Vgl. Langford, Modern and its institutions (Birmingh. 1873-77, 2 Bde.);
Bunce, History of the corporation of Birmingham (das. 1878). -