Gasen und
Dämpfen durchströmt wurde, wie denn unter solchen Umständen auch künstliche Schmelzprodukte nicht selten bimssteinähnliche
Gläser liefern. Diese
Gase
[* 2] und
Dämpfe können sehr verschiedener Art gewesen sein, in den meisten
Fällen dürfte aber wohl
Wasserdampf dabei die Hauptrolle gespielt haben. Das
Glas
[* 3] ist ein trachytisches
Magma, und unterirdischeTrachyte
mögen bei der Schmelzung zuweilen in Mitleidenschaft gezogen worden sein; aber es ist kein
Grund vorhanden, die Bimssteine
(und ebenso die
Obsidiane) deshalb im allgemeinen für umgeschmolzene
Trachyte anzusehen.
Wie die
Obsidiane und
Perlsteine, so enthalten auch die Bimssteine zuweilen kristallinische
Ausscheidungen, welche in dem flüssigen
Glasmagna bereits vorhanden waren und mit demselben mehr oder weniger aufgebläht sind. So enthalten
die sogen. Bimssteinporphyre aus der
Tokayer Gegend viele große, durchaus poröse Feldspatkristalle.
In den Bimssteinen vom
Laacher See findet man
Augit,
[* 4]
Glimmer,
Hauyn und andre
Mineralien.
[* 5] Von den ungarischen zeigen manche trotz der
Porosität noch
eine Perlitstruktur (Perlitbimsstein).
Mit dem
Obsidian steht der Bimsstein zuweilen in direktem Zusammenhang, indem der obere Teil der Obsidianströme
zu Bimsstein aufgebläht ist
(Teneriffa). Im allgemeinen finden sich Bimssteine aber mehr als lose
Auswürflinge, in größern und
kleinern, rundlichen
Stücken, und diese Bimssteinlapilli bilden, mit losen
Kristallen und Gesteinfragmenten untermischt, oft
ausgedehnte und mächtige Tuffschichten (Bimssteintuff, Bimssteinkonglomerat). Der Bimsstein ist
in seinem Vorkommen an eigentliche
Vulkane,
[* 6] thätige oder erloschene, gebunden; unter den historischen
Phänomenen sind aber
massenhafte Bimssteineruptionen nur sehr selten beobachtet worden.
Der meiste Bimsstein kommt von der
Insel Lipari
(Monte Pilato und
Monte Chirica); auch in
Ungarn,
[* 7] in der
Auvergne und inDeutschland
[* 8] in dem vulkanischen Gebiet des
LaacherSees, in der Gegend von
Koblenz,
[* 9] findet sich viel Bimssteintuff. Auf dem linken und rechten
Rheinufer von
Mayen
[* 10] im W. bis
Marburg
[* 11] im O. ist ein elliptisches Gebiet von 2200 qkm mit Bimssteintuff mehr oder weniger bedeckt,
der jedenfalls von einer der letztenEruptionen in jener Gegend herrührt und sich besonders in dem Thalbecken
zwischen
Neuwied und
Andernach in mächtigen
Schichten ausbreitet. Aus welchem
Krater
[* 12] dieser Bimsstein stammt, ist nicht bekannt, wahrscheinlich
aber nicht aus den
Vulkanen des
LaacherSees, der hart an der westlichen
Grenze des Verbreitungsgebiets liegt. In
Mexiko,
[* 13]
Quito
und den ostindischen vulkanischen Gebieten ist der Bimsstein ebenfalls nicht selten. - Bimsstein dient
als
Material zu leichten
Ziegeln, als sehr gutes
Polier- und Schleifmittel für
Elfenbein,
Holz,
[* 14]
Marmor,
Metalle,
Glas,
Leder,
Pergament,
Pappe,
Zeuge und andre Materialien, wobei man ihn entweder als
Pulver oder in ganzen
Stücken anwendet.
Schon die Alten bedienten sich seiner zum
Glätten der
Häute und zum
Schärfen der Schreibrohre. Er ist
ferner ein gutes Radiermittel für
Pergament und
Papier und wurde im spätern
Altertum und im
Mittelalter benutzt, auf
Pergament
alte
Schrift zu vernichten, um neuer Platz zu machen (codex rescriptus). Als Zahnpulver
ist er zu scharf,
weil er die
Glasur der
Zähne
[* 15] zerstört. Für
Handarbeiter schmelzt man 1-2 Teile Bimsstein mit
Seife zusammen und benutzt diese Bimssteinseife
zum Reinigen der
Hände. Ein künstlicher Bimsstein zum
Schleifen des
Holzes besteht aus einer scharf gebrannten Mischung von feinem
scharfen
Quarzsand und
Thon.
(Fascia), in der
Anatomie die sehnenhäutigen Umhüllungen der
Muskeln
[* 28] (s.
Bänder), welche die einzelnen
Muskeln
und Muskelgruppen zusammenhalten und zu ihrer
Befestigung an den
Knochen
[* 29] beitragen. Viele Binden besitzen einen besondern Spannmuskel
(tensor fasciae), ein Überbleibsel von früher wirksamer gewesenen
Muskeln und in Bezug auf
Stärke
[* 30] und Vorkommen häufigen
Schwankungen unterworfen.
BeimMenschen ist wichtig der
Spanner der breiten Binde (tensor fasciae latae) am Oberschenkel (s. Tafel
»Muskeln des
Menschen«),
welche die freie
Fläche aller dort gelegenen
Muskeln überzieht. - In der
Chirurgie bedient man sich
der Binden, d. h. langer, schmaler
Streifen von
Leinwand, Baumwollzeug,
Flanell u. dgl., um entweder
nur andre Verbandstücke zu befestigen, oder auch, um einen gewissen
Druck auf einen Körperteil auszuüben, wodurch getrennt
gewesene Teile zusammengehalten oder krankhaft angeschwollene Teile auf ihren normalen
Umfang zurückgeführt und auf diesem
erhalten werden sollen. Ein einfach aufgerollter
Streifen heißt eine einfache Rollbinde; ist das andre Ende ebenfalls gerollt,
so entsteht die doppelte Rollbinde; ist ein
Stück senkrecht an das andre genäht, so bezeichnet man diese Binde als T-Binde. Die
besten Binden sind die aus
Leinwand, aus welcher von größern
Stücken dem
Faden
[* 31] nach
Streifen geschnitten werden. Sind diese
Streifen nicht lang genug, so müssen allemal zwei
Enden glatt übereinander gelegt und mit einigen
Stichen¶
mehr
(sogen. überwendliche Naht) befestigt werden, so daß keine dicken Säume entstehen. Am besten wählt man daher zu Binden
das gewirkte, ungeglättete Zwirnband, da dieses, lang genug, nirgends einer Naht bedarf. Ein sehr vortreffliches Material
zu Binden ist auch der Flanell. Dieser ist sehr elastisch und weich, hält die Teile warm, verrutscht
nicht so leicht und ist doch nachgiebig genug. Die Breite
[* 33] der Binde schwankt zwischen 3 cm breiten Fingerbinden und 8-10 cm breiten
Binden für große Oberschenkel- oder Schlüsselbeinverbände, die Länge zwischen 1 und 8 m. Das Anlegen der Binde erfordert
eine besondere Technik, welche bezweckt, daß an jeder Stelle der Verband
[* 34] genau anliegt, nicht zu lose noch
zu fest ist. Vgl. Verband.