Mittelalter und in den
Hexenprozessen spielte das deutsch
Atzmann, französisch vols oder voûts (vultus) genannte Zauberbild
eine große
Rolle, und die
Päpste erließen zahlreiche
Bullen gegen seinen
Gebrauch.
Später wurde die
Anklage, mittels Wachsbilder
dem König nach dem
Leben zu stehen (envoûter), am französischen
Hof
[* 2] der Gegenstand zahlreicher politischerProzesse,
die fast ohne
Unterbrechung von der
RegierungKarls IX. bis zu der
Ludwigs XIII. dauerten und verschiedenen mißliebigen Staatsmännern,
namentlich dem
Minister Concini (s.
Ancre), das
Leben kosteten.
Die
Quelle
[* 3] dieses in verschiedenen
Formen über die ganze
Erde verbreiteten
Aberglaubens beruht in der
Vorstellung des
Menschen,
daß sein
Bild einen wirklichen Teil seiner
Person darstelle, weshalb Naturvölker reisenden Ethnologen
oft große Schwierigkeiten machen, wenn diese ihnen mittels der
Photographie ihr
Bild stehlen wollen. Nach der
Ansicht des
Mittelalters
gehörten aber noch Teile der sogen.
Mumie (s. d.) des lebenden
Menschen, nämlich
Haar,
[* 4]
Haut
[* 5] oder Nägelabschnitzel desselben,
die dem
Bild eingefügt wurden, oder eine kirchliche
Taufe auf den
Namen desselben dazu, um sein
Schicksal
mit dem des
Bildes unauflöslich zu vereinigen. In demselben
Sinn glaubte man auch durch den
Schatten
[* 6] oder durch Ausschneiden
und
Räuchern seiner Fußspur im
Boden dem betreffenden
Menschen schaden zu können. Man hütete sich deshalb sehr, irgend welche
Abfallstoffe des
Körpers in die Macht fremder
Menschen geraten zu lassen, und die mittelalterlichen
Schriften sind voll von
Mitteln zur Abwendung des Bildzaubers.
Wahrsager und
Magier zu Pethor am
Euphrat in
Mesopotamien, Beors Sohn
(4. Mos. 22-24). Vom Moabiterkönig Balak aufgefordert,
die herandringenden Israeliten zu verfluchen, folgte er nach anfänglicher Weigerung erst wiederholten
glänzenden Versprechungen und mußte dann, überwältigt von der prophetischen
Begeisterung, zwar segnen statt fluchen, gab
aber den hinterlistigen
Rat, die Israeliten durch heidnische
Weiber zum unzüchtigen Baalsdienst zu verleiten und so ihre
Kraft
[* 7] zu brechen
(4. Mos. 31, 8,. 16); er fiel im
Kampf gegen
Midian. Die bekannte
Erzählung von der redenden
Eselin und dem
Engel, der dem in den Weg trat, schildert mythisch Bileams zwischen seiner bessern prophetischen
Erkenntnis
und dem Verlangen nach dem dargebotenen
Gewinn geteilten
Sinn.
Stadt im kleinasiat.
WilajetChodawendikjâr, an einem Zufluß des
Sakaria, mit 800 meist
von Armeniern bewohnten
Häusern, betreibt ansehnliche
Seidenzucht, Weinbau, Verfertigung gestickter Samtkissen, die nach
Stambul
ausgeführt werden, und Tuchfabrikation.
ulDscherid
(Belâd el
Dscherid),
Landschaft in Nordafrika, südlich von
Tunis,
[* 8] das Dattelland oder wörtlich »das
Land der ihrer
Blätter beraubten Palmzweige«, weil in diesem Teil der tunesischen
Sahara bei der Dattelpalmenkultur die
Wedel
ihrer
Fiedern beraubt werden. Dieser gesegnete Landstrich wird im S. vom großen
SalzseeSebcha Firaun (dem
Lacus Tritonis der Alten), im W. von der
WüsteAlgeriens, im N. vom
Dschebel Nadur und
Dschebel bu Ajischa begrenzt und enthält
gegen 30 palmenreiche
Oasen, von denen Tusar, Tadschus und Nefta die bedeutendsten sind. Die
Existenz der
Einwohner, berberischen
und arabischen
Stammes, hängt ganz von dem ungeheuern
Reichtum an
Dattelpalmen ab, deren
Früchte in großen
Mengen ausgeführt werden. In der römischen Zeit war das Biled ul Dscherid eine Stätte hoher
Kultur, wie noch zahlreiche
Ruinen,
Wasserleitungen
etc. beweisen; Tusar ist das alte Tisurus und Tadschus das alte Thiges.
»Dilucidationes philosophicae de
Deo, anima humana, mundo et generalioribus rerum affectionibus« (das. 1725, 1740 u.
1768), sein wichtigstes Werk, worin er die
Leibniz-WolfscheMetaphysik in vier Abteilungen, der ontologischen,
kosmologischen, psychologischen und theologischen, umständlich darstellte und gegen ihre Widersacher verteidigte;
PaulRudolf von,
Schachspieler, Sohn eines mecklenburgischen Obersten, geb. zu
Ludwigslust, erhielt
1829-33 seine
Bildung im Pageninstitut zu
Schwerin,
[* 14] trat später in den preußischen Militärdienst und
besuchte seit 1837 als
Leutnant die
Kriegsakademie zu
Berlin.
[* 15] Nachdem er seines schwächlichen
Körpers wegen seinen
Abschied
hatte nehmen müssen, widmete er sich seit 1839 zu
Berlin ausschließlich dem
Schachspiel und der schönen Litteratur, starb
aber schon Er war ein
Schachspieler ersten
Ranges, ausgezeichnet durch umfassende Kenntnis
der Schachlitteratur, außerordentliches
Gedächtnis und analytisches
Talent. Mit Leichtigkeit spielte er zwei
Spiele, ohne
auf die
Bretter zu blicken, und dabei noch eine dritte
Partie sehend.
Seiner ersten
Arbeit: »Das Zweispringerspiel im Nachzug«
(Berl. 1839),
folgte sein »Handbuch desSchachspiels«, welches von
Heydebrand von der
Lasa vollendet und
(das. 1843) herausgegeben wurde. Die neueste Bearbeitung besorgte
Schwede (6. Aufl., Leipz. 1880).