unbelebten
Substanz liegenden formbestimmenden
Bedingungen und deren in der
Konstanz
[* 2] gewisser allgemeiner Formverhältnisse
zu
Tage tretenden
Resultate. Bei den organischen
Wesen glaubt die neuere
Schule, einen großen Teil derselben aus der Stammesgeschichte
der betreffenden Art erklären zu können; s.
Entwickelungsgeschichte.
[* 3]
Man verfiel dabei immer in den Fehler, daß man jenen
Trieb als eine von den allgemeinen Lebensfunktionen abgeänderte, für
sich thätige
Potenz
(Lebenskraft;
Idee der
Gattung) dachte, während der sogen. biologische von den übrigen
(mechanischen, physikalischen, chemischen) Naturprozessen nicht der Art, sondern nur der
Kombination und
Komplikation nach
unterschieden ist.
Vgl. für den Bildungstrieb: Blumenbach, Über den Bildungstrieb
(Götting. 1791);
Aber erst in den 40er
Jahren, namentlich seit 1848, entstanden eigentliche Bildungsvereine (Bürgervereine,
Arbeiterbildungsvereine),
denen auch die Turnvereine zuzurechnen sind, insofern sie durch
Vorträge, Lesezirkel u. a. die geistige Fortbildung ihrer
Mitglieder anstrebten. Während alle diese
Vereine eine liberal-politische Färbung hatten, verfolgten die durch
Humboldts
»Kosmos« angeregten
Humboldt-Vereine ausschließlich den
Zweck, die Bekanntschaft mit den Ergebnissen der neuern
Naturforschung
durch
Vorträge,
Bibliotheken u. a. zu fördern.
Dergleichen Bildungsvereine entstanden zuerst in
Berlin,
[* 12]
Bremen,
[* 13]
Hamburg
[* 14] u. a. O., begegneten aber bald mancherlei ihnen vom
Staat bereiteten
Hindernissen, wie denn der große, 1844 gegründete
Handwerkerverein zu
Berlin von 1850 bis 1859 aufgelöst war, während die
Regierung dagegen die kirchlichen
Vereine begünstigte. Seit 1860 versprachen die
Arbeiterbildungsvereine einen neuen Aufschwung
zu nehmen, verfielen aber nach
Lassalles Auftreten der
Sozialdemokratie und wandelten sich thatsächlich
in Agitationsherde um. Erst Anfang 1871 erfolgte in
Berlin unter hauptsächlicher Mitwirkung von
Schulze-Delitzsch,
FranzDuncker
u. a. die
Gründung der jetzt über ganz
Deutschland verbreiteten
Gesellschaft fürVerbreitung von
Volksbildung, welche schnell
einen bedeutenden Aufschwung nahm und Ende 1883: 13 Zweigvereine und 9
Verbände mit zusammen 3333 Mitgliedern
(davon 651 körperschaftliche) zählte.
alte, schon von den indischen, chaldäischen, griechischen und römischen
Magiern geübte
Zauberei vermittelst eines
Bildes, welches man malte oder aus
Thon,
Wachs oder
Metall formte, um in der
Ferne auf diejenige
Person
zu wirken, welche dieses
Bild vorstellen sollte oder durch allerlei Prozeduren dazu geweiht war. Je nachdem man ein solches
Bild peinigte, mit
Nadeln
[* 20] stach, köpfte, ersäufte oder bei langsamem
Feuer schmolz, glaubte man die betreffende
Person zu peinigen,
ihr (durch einen
Stich in die
Leber)
Liebe einzuflößen, sie durch den
Schuß zu verletzen (s.
Hexenschuß) oder zu töten oder
sie durch die letzterwähnten Prozeduren einem langsamen Siechtum zu überliefern. Zum Liebeszauber fertigte
man auch wohl die beiden
Bilder der zu verbindenden
Personen und manipulierte mit ihnen. In der Meleagersage ist dieses
Motiv
dichterisch verwertet worden; die erotischen Dichter der Griechen und
Römer
[* 21] erwähnen des Bildzaubers häufig. Im
¶
mehr
Mittelalter und in den Hexenprozessen spielte das deutsch Atzmann, französisch vols oder voûts (vultus) genannte Zauberbild
eine große Rolle, und die Päpste erließen zahlreiche Bullen gegen seinen Gebrauch. Später wurde die Anklage, mittels Wachsbilder
dem König nach dem Leben zu stehen (envoûter), am französischen Hof
[* 23] der Gegenstand zahlreicher politischer Prozesse,
die fast ohne Unterbrechung von der RegierungKarls IX. bis zu der Ludwigs XIII. dauerten und verschiedenen mißliebigen Staatsmännern,
namentlich dem Minister Concini (s. Ancre), das Leben kosteten.
Die Quelle
[* 24] dieses in verschiedenen Formen über die ganze Erde verbreiteten Aberglaubens beruht in der Vorstellung des Menschen,
daß sein Bild einen wirklichen Teil seiner Person darstelle, weshalb Naturvölker reisenden Ethnologen
oft große Schwierigkeiten machen, wenn diese ihnen mittels der Photographie ihr Bild stehlen wollen. Nach der Ansicht des Mittelalters
gehörten aber noch Teile der sogen. Mumie (s. d.) des lebenden Menschen, nämlich Haar,
[* 25] Haut
[* 26] oder Nägelabschnitzel desselben,
die dem Bild eingefügt wurden, oder eine kirchliche Taufe auf den Namen desselben dazu, um sein Schicksal
mit dem des Bildes unauflöslich zu vereinigen. In demselben Sinn glaubte man auch durch den Schatten
[* 27] oder durch Ausschneiden
und Räuchern seiner Fußspur im Boden dem betreffenden Menschen schaden zu können. Man hütete sich deshalb sehr, irgend welche
Abfallstoffe des Körpers in die Macht fremder Menschen geraten zu lassen, und die mittelalterlichen Schriften sind voll von
Mitteln zur Abwendung des Bildzaubers.