»Nasprokkeling« (1830) und »Nalezingen«
(1833, 2 Bde.).
Nach seinem
Tod erschienen noch die
Dichtungen:
»De geesten wereld« und »Het waarachtig
goed« (Amsterd. 1843; deutsch von Quack, Stuttg. 1853).
Bilderdijk bekundet sich in diesen zahlreichen
Produktionen als einen gedanken- und phantasiereichen, vielseitig gebildeten und eigenartigen
Dichter, der sich zugleich durch eine seltene Meisterschaft in Handhabung der Form auszeichnet.
Sein eigenstes Gebiet ist
die
Lyrik, während ihm für das
Epos, noch mehr für das
Drama die Begabung abgeht.
Störend tritt seine antiliberale
Gesinnung und sein zähes Festhalten an der altfranzösischen Kunstregel hervor, was ihn
für die
Eindrücke der englischen und der deutschen Litteratur, die er förmlich haßte, unzugänglich machte. Auch sein
großes Geschichtswerk »Geschiedenis des vaderlands«
(hrsg. von Tydeman, Amsterd. 1832-53, 13 Bde.)
ist in absolutistischem
Geist gehalten. Als Sprachforscher, obwohl auch hier einseitig und phantastisch, gab
er den Anstoß
zu einem gründlichern
Studium gegenüber der traditionellen
Richtung Seegenbeeks. Besonders sind auf diesem Gebiet die »Taal-
en dichtkundige verscheidenheden« (1820-25, 8 Bde.) und
»Beginsels der woordvoorsching« (1831) hervorzuheben. Eine Gesamtausgabe
seiner »Dichtwerken« besorgte
Da Costa (Amsterd. 1856-59, 16
Tle.),
deren Schlußband die
Biographie des Dichters: »De mensch
en de dichter Bilderdijk« enthält.
Seine zweite Gemahlin,
Katharina Wilhelmina, geborne Schweickhardt, geb. 1777 im
Haag,
[* 2] seit 1797 mit Bilderdijk verheiratet, war ebenfalls
Dichterin. Sie lieferte mehreres in ihres
Gatten »Poëzy« (1803) und die
Tragödie »Elfride« in dessen
»Treurspelen« (1808),
gab »Gedichten voor kinderen« (1813) und
Trauerspiele (»Dargo«, »Ramiro«,
1816) heraus und starb Ihre »Dichtwerken« erschienen gesammelt in 3
Bänden
(Haarlem
[* 3] 1858-60), herausgegeben von
Da Costa.
(lat.
Epigrammata figurata), eine poetische Künstelei der spätern griechischen Zeit, darin bestehend,
daß man den
Versen im
Druck oder in der
Schrift die äußere Gestalt der Gegenstände zu geben suchte, deren
Namen sie in der
Überschrift führten, z. B. die eines
Altars, eines
Eies, einer
Pyramide, einer Hirtenflöte etc. Auch
in der deutschen
Poesie wurde zur Zeit des gesunkenen
Geschmacks diese Spielerei bei Gelegenheitsgedichten mit Vorliebe angewendet.
(Bildnerei), im weitern
Sinn die
Kunst, aus gewissen festen, mehr oder weniger harten
Stoffen, wie
Thon,
Elfenbein,
Stein,
Erz,
Menschen- und Tiergestalten und andre Gegenstände körperlich nachzubilden. Hinsichtlich
des dazu verwendeten
Materials sowie der Art, wie dasselbe zu Bildwerken verarbeitet wird, zerfällt die Bildnerei in die
Bildhauerkunst im engern
Sinn
(Skulptur), welche ihre Werke mit
Schlägel
[* 5] und
Meißel
[* 6] aus dem harten
Stoff, namentlich
Stein, heraushaut;
in die Formkunst
(Plastik), welche ihre Gegenstände aus weichern, aber später sich verhärtenden
Stoffen
bildet;
Die Werke der eigentlichen Bildhauerkunst sind entweder runde oder solche
Figuren, derenFormen
von allen Seiten sichtbar sind, wie ganze
Körper,
Büsten,
Vasen
[* 9] etc., oder halbrunde
Figuren, welche nur von einer Seite zu
betrachten sind und mit der andern auf einer
Fläche festsitzen, aus der sie hervorragen
(Reliefs). Erstere sind entweder selbständige
Kunstwerke, oder sie gehören als Teile zu einem größern Ganzen; letztere dienen zur schmuckvollen
Ausstattung größerer Werke der
Baukunst
[* 10] und
Skulptur und stehen zu diesen in einer der in ihnen ausgesprochenen
Idee sich anschließenden
symbolischen oder rein dekorativen Beziehung. Die
BegriffeSkulptur,
Plastik und Bildhauerkunst werden übrigens meist als gleichbedeutend
gebraucht.
Die technische Hervorbringung eines Werkes der Bildhauerkunst zerfällt in die Herstellung des
Modells und in dessen Ausführung in dem dazu bestimmten
Material, also in
Holz,
[* 11]
Sandstein,
Marmor,
Bronze.
[* 12] Beide
Akte fallen nur
bei Werken von
Thon, die im
Ofen gebrannt werden sollen und nicht zur
Vervielfältigung bestimmt sind, zusammen; bei Werken
aus gegossenem
Metall ist der erste
Akt die Voraussetzung des zweiten, während bei Werken von hartem
Stoff,
wie
Holz oder
Stein, die Herstellung eines Kunstwerkes ohne vorherige Modellierung wohl möglich, aber nicht bequem ist.
Zwar arbeiteten die Griechen und unter den Neuern
Michelangelo vielfach ohne
Modell, sondern nur nach einer kleinen
Skizze;
indessen hat diese Art desArbeitens, namentlich bei
Michelangelo, zur
Folge gehabt, daß derselbe von dem
zu bearbeitenden
Material an manchen
Stellen zu viel weggehauen, sich »verhauen« hat. Die eigentlich künstlerische
Produktion des Bildhauers besteht eben in der Herstellung des
Modells, wobei ein gezeichneter erster
Entwurf oder eine kleine
Thonskizze vorliegt.
Man bedient sich dabei einer leicht zu bearbeitenden
Masse, am häufigsten eines fein geschlämmten, von
sandigen
Bestandteilen gereinigten, plastischen
Thons, dem man durch Anfeuchten mit
Wasser einen solchen
Grad einerseits von
Geschmeidigkeit und anderseits von
Konsistenz gibt, daß er sich sowohl leicht formen läßt, als auch die ihm gegebene Form
beibehält. In älterer Zeit pflegte man wohl vorher eine kleine Modellskizze in
Wachs anzufertigen, die
manchmal selbst das größere ausgeführte Thonmodell ersetzen mußte. Die Modellierung beginnt mit Herstellung der
Formen
im Groben und schreitet nach und nach zur
Bildung der feinern
Formen fort, wobei der
Künstler infolge der Leichtigkeit, mit
welcher das genannte
Material geformt werden kann, jede in ihm aufsteigende
Idee plastisch zu verkörpern
und seine
Arbeit durch beliebige Hinwegnahme des
Materials oder Hinzufügung von solchem fort und fort zu ändern und zu bessern
im
¶
mehr
stande ist. Das vollendete, noch feuchte Thonmodell wird in Gips
[* 14] abgegossen, da der Thon beim Trocknen seine Form verändert.
Hierauf schreitet der Künstler zum zweiten Teil seiner Aufgabe, zur Übertragung des im Modell fertig vor ihm stehenden Werkes
in das bestimmte Material. Diese Arbeit gestaltet sich verschieden, je nachdem dieses Material sich mit
schneidenden Werkzeugen behandeln läßt, wie Holz, Elfenbein oder Stein, oder mittels des Gusses in Metall ausgeführt werden
soll.
Über letzteres Verfahren s. Bronzeguß. Bei der Übertragung in Stein, besonders Marmor, wird folgendermaßen verfahren. Der
Marmorblock, der im allgemeinen dieselben Dimensionen hat wie das Modell, wird auf einer soliden Grundlage
so festgestellt, daß nicht die mindeste Verrückung zu befürchten steht. Um zu erfahren, wieviel man davon weghauen muß,
wendet man die Methode des Punktierens an. Man stellt zu diesem Behuf Modell und Block möglichst nahe nebeneinander und bringt
über jenem einen viereckigen, bis über die am weitesten vorspringenden Punkte der
[* 13]
Figur übergreifenden
Rahmen an, dessen Seiten in eine bestimmte Anzahl gleicher Teile eingeteilt werden, die man numeriert; sodann bringt
man über dem Marmorblock, wenn die Statue ebenso groß wie das Modell werden soll, einen ebenso großen und auf dieselbe Weise
eingeteilten, wenn die Statue aber kleiner oder größer werden soll als das Modell, einen verhältnismäßig
kleinern oder größern Rahmen an. An allen Teilungspunkten läßt man Bleilote herabhängen, die dann feste Anhaltspunkte
für die Übertragung eines jeden Punktes des Modells auf die richtige Stelle des Blockes abgeben.
Man fängt bei den die Gestalt ihrem Umriß nach am allgemeinsten bezeichnenden Punkten (Leitpunkten) an,
welche man am Modell durch kleine Messingnägel mit breitem Kopf zu bemerken pflegt. Diese Punkte werden dann auf den Blockübertragen,
indem man den horizontalen und vertikalen Abstand eines jeden Punktes von den Fäden mißt und diese Maße mit Bleistift
[* 15] auf die
Flächen des Blockes überträgt. Hierauf mißt man die Entfernung jedes Punktes von dem entsprechenden Faden
[* 16] nach der Tiefe, bohrt an den bezeichneten Punkten des Blockes mit dem Marmorbohrer ebenso tief ein und schlägt dann die überflüssige
Masse hinweg, so daß die Gestalt in den ihre Umrisse umgebenden ebenen Flächen herausgearbeitet wird.
Dann fährt man in ähnlicher Weise fort, indem man am Modell immer mehrere der zwischen den Leitpunkten
liegenden Punkte mit Bleistift bezeichnet, deren genau gemessene Abstände von den Fäden und Leitpunkten auf die Flächen der
grob ausgehauenen Gestalt überträgt und bis zu der erforderlichen Tiefe einbohrt, dann abermals den überflüssigen Marmor
abschlägt und so die Gestalt ihren Hauptzügen nach herausarbeitet. Durch Fortsetzung dieses Verfahrens
und fortwährende Vermehrung derPunkte kann man die Statue bis zu der Feinheit bringen, daß zuletzt der freien Überarbeitung,
welche alles zwischen den Punkten stehen gebliebene Material zu entfernen hat, wenig zu thun übrig ist.
Insofern aber die Arbeit des Punktierens eine durchaus mechanische ist, zu der weiter nichts gehört als
zweckmäßige Auswahl der Punkte am Modell und Genauigkeit in der Messung und Übertragung derselben, ist sie nicht Sache des
Künstlers, sondern wird bloß routinierten Arbeitern, Steinmetzen (ital. scarpellini), überlassen, häufig auch an Ort und
Stelle des Marmorbruchs besorgt, wie z. B. in Carrara eine ganze Reihe von Werkstätten ist, worin Marmorstatuen
für Bildhauer aller Orte in Punkte gesetzt werden.
Dem Bildhauer bleibt somit nur die letzte Überarbeitung der Oberfläche übrig; bei dieser aber kommt es besonders auf fein
ausgebildeten Formensinn an, wenn das Werk denAusdruck individuellen Lebens erhalten soll. Ein andres,
mehr auf wissenschaftlichen Prinzipien basiertes Verfahren ist in der neuesten Zeit in Aufnahme gekommen. Nach diesem bestimmt
man mit Hilfe eines Instruments zuerst drei der erhabensten Punkte des Modells in ihrer gegenseitigen Distanz voneinander und
ihrer verschiedenen Erhebung und bezeichnet dieselben Punkte nach Angabe desselben Instruments auf dem Stein,
indem man so viel von seiner Oberfläche wegschlägt, bis man die genügende Tiefe erreicht hat.
Von diesen drei Punkten gewinnt man sodann neue Punkte durch komplizierte Dreiecksmessungen, die man auf dieselbe Weise auf
den Stein überträgt, und wiederholt dies so lange, bis alle wichtigern Punkte des Modells am Stein genau
nach der Lage, die sie an jenem haben, angegeben sind. Man bedient sich dabei eines Krumm- oder Tasterzirkels. Hierauf beginnt
erst die eigentliche Ausarbeitung des Steins, zuerst ins Grobe, dann feiner und ins Detail. Bei der Arbeit bedient man sich
hauptsächlich verschiedener Arten von Meißeln, glättet dann mit Raspel und Feile
[* 17] und poliert zuletzt mit
Bimsstein, Zinnasche, Schmirgel und Fischhaut.
Vgl. Stegmann, Handbuch der Bildnerkunst (Weim. 1884);
Eine höhere Stufe solcher Bildnerei nehmen die Werke der alten mittel- und südamerikanischen Völker, besonders die der Mexikaner,
ein, deren frühste aber erst nach ChristiGeburt entstanden sind. Man versuchte es, die Gottheit in menschlicher
Gestalt darzustellen, was gewöhnlich zu wundersamen Bildungen führte, wozu allerdings das Streben, das Mächtige und Gewaltige
der Gottheit darzustellen, nicht wenig beitragen mochte. Zahlreiche derartige Denkmäler finden sich zu Jochicalco, Palenque,
Papantla, Tehuantepec und sonst (s. Tafel »Baukunst I«,
[* 13]
Fig. 1-3).
Unter den Kulturvölkern findet sich bei den Ägyptern die älteste Ausbildung der Bildhauerkunst. Sie stand hier in
enger Beziehung zur Architektur. Vor allem gilt hier das System der Polychromie, welches man fast überall in der ägyptischen
Plastik berücksichtigt findet. Die tief geschnittenen, manchmal auch flach erhabenen Reliefs heben sich durch die Behandlung
mit Farbe und gewinnen dadurch den Schein des Lebens, in dessen Nachahmung das Prinzip der Bildhauerkunst liegt. Die Bildwerke der alten Ägypter
sind in einem Grad wie keine andern für die Kenntnis der Geschichte des
¶