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Herbst oder Frühjahr wird der Überfluß an Honig und Wachs ausgeschnitten (gezeidelt). Da aber stets Völker eingehen und namentlich der Winter Opfer fordert, so ist einleuchtend, daß die Zeidelmethode auf die Dauer praktisch nicht durchführbar ist. Imker, welche die Zeidelmethode befolgen, bestimmen daher nur einen Teil ihrer Stöcke zu Honigstöcken und den andern Teil zu Schwarmstöcken, verbinden also die Zeidel- und Schwarmmethode. In vielen Bienenschriften wird noch die Magazinmethode als eine dritte Betriebsweise angeführt.
Das Spezifische [* 2] der Magazinzucht besteht darin, daß man mit teilbaren Stöcken imkert, denen man die honiggefüllten Strohkränze oben abnimmt und leere dafür untersetzt. Erst mit dem Dzierzonstock fielen die Schranken, welche der Stock mit Immobilbau der Bienenzucht [* 3] entgegengesetzt hatte; denn durch die bewegliche Wabe wurde die Biene [* 4] zu einem vollständigen Haustier. Da aber jeder widrige Eingriff in den Haushalt der Biene Schaden bringt, so wird mit dem Dzierzonstock nur der Imker Glück haben, der Herr der apistischen Theorie ist.
Die vier Perioden des Bienenjahrs.
Die Bienenzüchter unterscheiden vier Perioden des Bienenjahrs. Die erste Periode, von der Auswinterung bis zur ersten reichen Frühjahrstracht, umfaßt die Monate März und April. Die Biene sammelt im Winter ihren Unrat im Mastdarm an, bis die Temperatur einen Ausflug gestattet, der dann allgemeiner Reinigungsausflug ist. Unmittelbar vor demselben oder während desselben reinige man die Bodenbretter der Stöcke von den toten Bienen und allem Gemüll. Honigarme Völker müssen jetzt gefüttert werden (Notfütterung); das naturgemäßeste Futter sind bedeckelte Honigwaben; ein Ersatzmittel des Honigs ist aufgelöster Zucker. [* 5]
Da es den Bienen anerschaffen ist, im Einsammeln des Honigs unermüdlich zu sein, so spüren sie demselben überall nach; es darf deshalb nicht befremden, daß sie ihn sich gegenseitig aus den Stöcken stehlen. Das Rauben findet hauptsächlich an schönen Tagen vor Beginn der Tracht statt. Räuberei tritt nicht ein, wenn im Frühjahr die Fluglöcher der Stöcke verengert sind und man keine schwachen und kranken Völker auf dem Stande duldet. Besondere Aufmerksamkeit ist den Stöcken zuzuwenden, denen die Königin (Weisel) gestorben ist.
Ein weiselloser Stock kann im März nur dadurch kuriert werden, daß man ihm die Königin eines zu volksarm gewordenen Volkes gibt. Mitunter gibt es auch Völker mit untauglichen Königinnen, welche entweder gar keine oder nur Eier [* 6] zu Männchen (Drohnen) legen. Jede untaugliche Königin töte man sofort und beweisele das Volk wieder oder kassiere es und teile die Bienen den Nachbarstocken zu. Schwache Völker in Dzierzonstöcken verstärkt man durch Brutwaben und Bienen, die man volkreichen Stöcken entnimmt.
Der Gebrauch, im März oder Anfang April einen Teil der leeren Waben wegzuschneiden (zeideln), ist sehr alt; in honigarmen Gegenden ist aber der Frühlingswachsschnitt geradezu der Ruin der Bienenzucht; denn tritt im Mai plötzlich reiche Honigtracht ein, so fehlt es den Stöcken infolge des Zeidelns an leeren Zellen, um Brut anzusetzen und Honig aufzuspeichern. Von Mitte April an füttere man spekulativ; die Bienen nehmen dabei für Spende der Natur, was ihnen der Mensch reicht, und setzen viel Brut an. Neben dem Honig reiche man auch Blumenstaub, den man im Frühjahr von der Kiefer sammelt. Ein vortreffliches Ersatzmittel des Blumenstaubes ist das Getreidemehl. Den Blumenstaub oder das Mehl [* 7] stopft man in Waben, die man an einem windstillen, sonnigen Ort in eine geöffnete leere Beute legt.
Die zweite Periode, von der Frühjahrsvolltracht bis zum Ende der Honigtracht, umfaßt in Gegenden ohne Herbsttracht die Monate Mai, Juni und Juli. Ist die Witterung im Mai regnerisch oder rauh und windig, so füttere man reichlich, etwa ein Pfund Honig, aufgelösten Zucker oder Malzsirup auf einmal, weil die Bienen bei geringen Honigvorräten die Brut beschränken. Den Stöcken mit Mobilbau hängt man während der Tracht Rähmchen mit Wabenanfängen in den Honigraum und öffnet den Kanal. [* 8]
Stöcke mit unbeweglichen Waben bringt man auf das Berlepschsche Doppelstandbrett, das einen Kanal hat; hinter oder neben diese Stöcke stellt man dann Hinter- oder Nebensätze als Honigmagazine. Manche Stöcke werden schon im Mai so volkreich, daß sie schwärmen. Regt sich in einem Volk der Schwarmtrieb, so bauen die Arbeitsbienen an verschiedenen Stellen der Waben etwa 5-20 Zellen zur Erbrütung von Königinnen (Weiselzellen), welche die Königin binnen etwa drei Tagen, damit die jungen Königinnen nicht auf einmal flügge werden, mit weiblichen Eiern besetzt.
Sobald eine oder mehrere der Weiselzellen bedeckelt sind und die Larven sich in Nymphen verwandeln, wittert die alte Königin Nebenbuhlerschaft und versucht, die Weiselzellen zu zerstören, was die Arbeitsbienen aber nicht zulassen; die alte fruchtbare Königin verläßt daher 6-7 Tage vor dem Ausschlüpfen der reifsten königlichen Nymphe mit dem größern Teil der Arbeitsbienen schwärmend den Stock. Ein Schwarm mit der alten fruchtbaren Königin heißt Vor- oder Erstschwarm.
Wollen die Bienen nach Auszug des Vorschwarms nicht mehr schwärmen, so lassen sie, sobald eine junge Königin ausgeschlüpft ist, die übrigen Weiselzellen von derselben verletzen, um dann das Zerstörungswerk zu vollenden. Will ein Volk nach Abgang des Erstschwarms noch Schwärme abgeben, so bleiben die Weiselzellen unversehrt stehen, und die erste Königin, welche die Zelle [* 9] verläßt, bringt sofort Töne hervor, die wie »tüht, tüht« klingen. Wird inzwischen noch eine Königin flügge, so beißt sie den Deckel ihrer Zelle teilweise ab und bringt Töne hervor, die wie »quah, quah« klingen, da die Zellenwände die Tonwellen hemmen.
Weil die Natur den Königinnen tödlichen gegenseitigen Haß anerschaffen hat und zwischen zwei freien Königinnen sofort ein Kampf auf Leben und Tod entbrennen würde, so verläßt die quakende Königin ihre Zelle nicht. Erst wenn die freie Königin mit einem Teil des Volkes als Schwarm auszieht, schlüpft eine quakende Königin aus und fängt an zu »tühten«, weshalb die übrigen Königinnen, weil sie wieder eine Nebenbuhlerin frei wissen, in ihren Zellen bleiben und sich von den Arbeitsbienen durch die Ritzen ihrer Zellen füttern lassen.
Ist abermals eine freie Königin mit einem Schwarm ausgezogen, so wiederholt sich der eben beschriebene Vorgang, bis endlich die noch quakenden Königinnen getötet werden, so daß die freie nun Alleinherrscherin bleibt. Jeder Schwarm, der nach Abzug des Vorschwarms auszieht, hat eine junge, noch unfruchtbare Königin und heißt Nach- oder Afterschwarm. In honigreichen Jahren kommt es vor, daß ein Vorschwarm in demselben Jahr abermals schwärmt; man nennt dann den Schwarm einen Jungfernschwarm. Vorschwärme ziehen nur an schönen, windstillen Tagen zwischen 10 und 3 Uhr [* 10] aus; Nachschwärme sind bezüglich der Witterung weniger wählerisch. Die schwärmenden Bienen sammeln sich bald an einem Ast, ¶
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Zweig etc. Schon vom Stock aus oder erst, wenn der Schwarm ausgezogen ist, gehen Arbeitsbienen aus, welche eine geeignete Höhlung als Wohnung für den Schwarm aufsuchen; dies sind die sogen. Spurbienen oder Quartiermacher. Ist der Züchter bei Beginn des Schwärmens zugegen, so kann er den Schwarm mit einem Schwarmnetz auffangen, wenn er dasselbe vor den Korb stellt. Zog der Schwarm bequem an, so faßt man ihn in einen Korb; zog er hoch an, so bedient man sich zum Einsaugen des aus Leinwand gefertigten Schwarmbeutels.
Erst gegen Abend gibt man dem Schwarm einen bestimmten Platz. Die vielen kleinen Nachschwärme sind der Ruin der Bienenzucht, weil sie die Arbeitskräfte des Volkes zersplittern. Verhindert werden die Nachschwärmchen dadurch, daß man den Vorschwarm an die Stelle des Mutterstockes und diesen an die Stelle eines recht volkreichen Stockes stellt, dem volkreichen Stock aber einen ganz neuen Platz im Bienengarten gibt; ist dann aus dem abgeschwärmten Stock der erste Nachschwarm, der stets sehr stark ausfällt, ausgezogen, so setzt man den Nachschwarm auf die Stelle seines Mutterstockes und gibt nun diesem einen beliebigen, bisher unbesetzten Platz, an dem er das fernere Schwärmen aufgibt, weil seine Flugbienen sich bei dem Nachschwarm auf der alten Standstelle einbürgern.
Die Bienen schwärmen erfahrungsmäßig fast
nie, wann und soviel wir es wollen; darum muß der Imker,
will er die Zahl seiner Völker erhöhen, der Natur abzwingen, was sie nicht freiwillig geben will. Die üblichen künstlichen
Vermehrungsarten sind das Abtrommeln und das Ablegen. Das Abtrommeln (Abtreiben) ist besonders bei Stöcken mit Immobilbau anzuwenden.
Sitzt vor einem Korb des Morgens vor Sonnenaufgang noch ein faustgroßes Klümpchen Bienen, so ist er zur Abgabe eines Schwarmes
reif und kann abgetrommelt werden.
Die Prozedur des Abtrommelns ist sehr einfach. Man setzt den abzutreibenden Korb verkehrt, d. h. mit der Mündung nach oben, auf ein leeres Strohkränzchen und einen leeren darauf, also Mündung auf Mündung, und bindet da, wo beide Körbe aufeinander stehen, ein Handtuch herum; unten an dem bebauten Stock beginnt man mit dem Klopfen und rückt damit absatzweise allmählich aufwärts. Durch das Klopfen beunruhigt, laufen die Bienen mit der Königin nach oben in den leeren Korb. Vorteilhaft ist es, den künstlich gebildeten Schwarm auf einen eine halbe Stunde entfernten Ort zu transportieren; will man das nicht, so gibt man ihm die Stelle des Mutterstockes und setzt diesen an die Stelle eines volkreichen Stockes.
Das Ablegen (Teilen) besteht darin, daß man Bienen und Wachsgebäude eines Stockes in zwei Völker teilt. Mit Vorteil ist es nur bei Stöcken mit Mobilbau auszuführen. Zur Zeit des stärksten Flugs hängt man in die neu zu krëierende Beute sechs Brut- und eine Honigwabe mit den daran sitzenden Bienen, kehrt hierauf alle Bienen und die Königin des Mutterstockes dazu, setzt noch eine Wabe mit Wasser und einige Rähmchen mit Anfängen ein und stellt die neue Beute auf. Die Brut- und Honigwaben, von denen man die Bienen abkehrte, bringt man in die Mutterbeute zurück; der, da sie an ihrer alten Stelle bleibt, alle Trachtbienen zufliegen und sofort Anstalt zur Erbrütung einer jungen Königin treffen.
Mit der Vermehrung muß man 24. Juni fertig sein, und in allen Gegenden ohne Herbsttracht darf man, will man nicht Futterhonig kaufen, eine 50proz. Vermehrung nicht überschreiten. Im Juli läßt man die Bienen nur noch im abgesonderten Honigraum bauen; denn es ist eine der wichtigsten praktischen Lehren [* 12] der Bienenzucht, daß die Bienen nicht nutzlos bauen und brüten dürfen, da alle Bienen, zu denen die Eier erst von Ende Juni ab gelegt werden, im laufenden Jahr in allen honigarmen Gegenden Beträchtliches nicht mehr einsammeln.
Wie zu allen Zeiten, so sorgt man besonders im Sommer dafür, daß nicht übermäßig viel Drohnen erbrütet werden. In jedem Stock, dem die Königin genommen wurde, schneidet man den bedeckelten Drohnenzellen die Kuppen ab, wobei die Drohnennymphen die Köpfe verlieren; die Arbeitsbienen schaffen dann die verletzten Nymphen aus dem Stock heraus. Da ein Volk mit diesjähriger Königin nur Arbeiterzellen baut, so schneidet man allen Stöcken mit solchen Königinnen im Brutlager die Drohnenwaben weg, damit sie die Lücken mit Arbeiterzellen ausfüllen. Spätestens Mitte Juli untersucht man alle Stöcke, die geschwärmt haben, abgetrommelt oder abgelegt worden sind, darauf hin, ob sie weiselrichtig sind. Ein weiselloses Volk kuriert man durch Einfügen einer Weiselzelle, am sichersten aber dadurch, daß man ihm eine fruchtbare Königin gibt Unfruchtbare oder sonst untaugliche Königinnen muß man aus den Völkern zuvor entfernen, bevor man an die Kur geht.
Die dritte Periode, vom Ende der Honigtracht bis zur Vorrichtung für die Einwinterung, umfaßt die Monate August und September. In Gegenden mit Herbsttracht wandert man Anfang August mit den Stöcken in die Heide, weil Mitte dieses Monats das Heidekraut (Erica vulgaris) in voller Blüte [* 13] steht. In allen honigarmen Gegenden hat die Honigtracht im August ein Ende, und der Vermehrungstrieb schlummert ein, weshalb auch die weiselrichtigen Völker die Drohnen vertreiben.
Mitte August nimmt man alle An- und Aufsätze ab und leert die Honigräume der Dzierzonstöcke, um den Honig zu ernten. Körbe, Walzen etc. wägt man, um das Gewicht der Bienen und des Wachsgebäudes mit Honig und Pollen, ausschließlich des Korbes und Standbrettes, wenigstens annähernd festzustellen. Jetzt muß ein Korb wenigstens 9 kg inneres Gewicht haben, wenn er überwinterungstüchtig sein soll. Bei Beuten beweglichen Baues wägt man eine Honigwabe und schätzt dann die übrigen mit den Augen.
Jede Beute, die nicht 6 kg Honig hat, muß mit Honigwaben unterstützt oder mit aufgelöstem Kandiszucker gefüttert werden. Schwache Völker müssen kopuliert werden, weil nur ein volkreicher Stock den Gefahren des Winters zu trotzen vermag. Den geernteten Honig schleudert man, nachdem man die Zellendeckel abgeschnitten hat, mit der von Hruschka erfundenen Zentrifugalkraftmaschine (Honigschleudermaschine) aus, um die entleerten Waben im künftigen Jahr abermals füllen zu lassen. Sind im August alle Völker mit dem nötigen Winterfutter versorgt, so stellt man den Dzierzonstöcken ein Brett ein, an dem man alle Ritzen mit Wachspapierstreifen verklebt, damit im Winter die Dünste aus dem Bienensitz nicht entweichen, sondern sich an solchen Stellen des Stockes niederschlagen, wo sie von den Bienen aufgeleckt werden können.
Die vierte Periode, die der Ein- und Überwinterung, beginnt mit dem Oktober und währt den November, Dezember, Januar und Februar hindurch. Im Oktober stellen die Wespen und Hornissen dem Honig der Bienen nach; man fängt sie des Morgens, bevor die Bienen fliegen, in dünnhalsigen Flaschen weg, in die man sie durch Honigwasser lockt. Gegen Mäuse, die ebenfalls dem Honig nachstellen, schützt man die Bienen durch Verkleinern des ¶