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es möglich, jede ausgebaute Wabe, nachdem sie von den Seitenwänden des Stockes gelöst war, an dem Stäbchen herauszuheben, genau zu besehen und wieder einzuhängen. Freiherr v. Berlepsch vervollkommte Dzierzons Erfindung zunächst dadurch, daß er an den vier Ecken des Wabenträgers 0,65 cm breite Vorsprünge oder Ohren anbrachte, um stets eine angemessene Entfernung der Träger [* 2] untereinander zu erzielen [* 1] (Fig. 11). Das mühsame Lösen der Waben von den Wänden umging er dadurch, daß er vier 2,6 cm breite und 0,65 cm dicke Stäbchen in Form eines Rähmchens [* 1] (Fig. 12) vereinigte, welches er nun statt des bloßen Stäbchens in den Stock hing.
Die Beute für den Mobilbau ist sehr verschieden konstruiert. Als Normalbeute gilt die von Berlepsch konstruierte Lagerbeute mit Rähmchen [* 1] (Fig. 13), Vogelschem Kanal [* 3] und abnehmbarem Deckel. Sie ist aus Holz [* 4] gearbeitet und bildet ein längliches liegendes Viereck. [* 5] Im Lichten ist die Beute 41 cm hoch, 82 cm tief und 23,5 cm breit. Vom Boden der Beute stehen die Rähmchen 1,6 cm ab; die zwei übereinander stehenden Etagenrähmchen, à 18,3 cm hoch, nehmen 36,6 cm von der lichten Höhe weg.
Die Rähmchen hängen in 1,3 cm hohen Fugen, die nach obenzu 1,3 cm hoch schräg zugeschnitten sind. Über den Rähmchen liegen Deckbrettchen, welche 0,65 cm dick sind und quer laufen. Die zwei Etagen, à 20 Rähmchen, nehmen 78,2 cm von der Tiefe der Beute ein. Um einen Raum zu erhalten, in dem die Bienen nur Honig aufspeichern, fertigt man ein Scheidebrett von 1,3 cm Dicke an; dasselbe besteht aus einem ausgetäfelten Rahmen, der die Höhe zweier Rähmchen und die Breite [* 6] der Beute hat.
Stellt man das Scheidebrett ein, so ist ein besonderer Honigraum abgegrenzt. In dem Bodenbrett der Beute bringt man einen Kanal zur Passage der Arbeitsbienen aus dem Brut- in den Honigraum an. Dieser Kanal ist 40 cm lang, 10 cm breit und 1,9 cm tief. Von den 40 cm Länge sind 20 cm in der Mitte mit einem eingelassenen, 0,9 cm dicken Brettchen bedeckt, so daß ein 1 cm tiefer Kanal entsteht. Man bringt den Kanal in der Mitte der Breite des Bodens so an, daß man mit dem Scheidebrett den Brutraum bis auf 12 Rähmchen verkleinern und bis auf 28 vergrößern kann.
Solange die Bienen von dem Honigraum nicht Besitz nehmen sollen, wird die Kanalmündung verstopft. Hinten hat die Öffnung der Beute an beiden Seiten einen 2,6 cm tiefen und 1,3 cm breiten Falz, [* 7] welcher die Thür aufnimmt, die unter dem Querholz steht und auf beiden Seiten durch je einen Wirbel gehalten wird. Der Deckel der Beute ist ein 2 cm dicker Rahmen mit innerer Füllung. Das Rähmchen ist, Ober- und Unterteil mitgemessen, 18,3 cm hoch und, die beiden Seitenteile mitgemessen, 22,2 cm breit; Oberteil und Schenkel sind 0,65 cm dick, der Unterteil aber etwa 0,5 mm schwächer. Um überall die normale Entfernung der Rähmchen voneinander zu erzielen, haben auch die Unterteile 0,65 cm breite Vorsprünge. Die Rähmchenschenkel stehen jederseits 0,65 cm von der Beutenwand ab, weshalb der Oberteil, damit er auch in die Fugen reiche, 2,6 cm länger sein muß als der Unterteil. In dem Raum, in welchem die Bienen brüten, kann statt zwei übereinander stehender Rähmchen ein sogen. Ganzrähmchen [* 1] (Fig. 14) von 18,6 cm Höhe hängen. Der Oberteil des Rähmchens wird seiner ganzen innern Länge nach mit einem Streifen Richtwabe beklebt. Der naturgemäßeste Klebstoff ist flüssiges Wachs. Neben dem beschriebenen Lagerstock hat die Berlepschsche Ständerbeute [* 1] (Fig. 15 u. 16) große Verbreitung gefunden. Seitenwände und Vorderwand bestehen bei ihr aus Bohlen; zum Deckel und Boden genügen 2,6 cm dicke Bretter. Die Beute faßt 36 Rähmchen, 12 stehen im Honigraum und 24 in den beiden Etagen des Brutraums. Den Vogelschen Kanal bringt man in der Vorderwand an und zwar so, daß die eine Hälfte in den Honigraum, die andre in den Brutraum reicht. Deckbrettchen liegen auf den Rähmchen des Brut- und Honigraums.
Von hoher Bedeutung für das Gedeihen der Bienen ist der Standort derselben. Man stelle die Stöcke an einem windstillen, namentlich nicht zugigen Platz auf. Unter keinen Umständen dürfen sie der Mittags- und Nachmittagssonne ausgesetzt sein; am verderblichsten sind die Sonnenstrahlen im Winter und zeitigen Frühjahr, wenn Schnee [* 8] liegt, weil sie die Bienen aus den Stöcken locken. Kann man es vermeiden, so stelle man die Stöcke nicht an einem Ort auf, von dem aus sie über breite Ströme, Teiche oder Seen fliegen müssen.
In der Nähe des Standes pflanze man niedrige Bäume und Gesträuch an, woran sich die Schwärme ansetzen und leicht eingefangen werden können. Für Körbe, Walzen etc. baut man ein nach Südosten gerichtetes Häuschen (Bienenhaus, Bienenschauer), an dessen innern Säulen [* 9] Querriegel angebracht werden, auf welche die Stöcke zu stehen und zu liegen kommen. Mehr als drei Etagen soll das Bienenhaus nicht haben, denn stehen die Bienen sehr hoch, so sind sie Winden [* 10] und Stürmen zu sehr ausgesetzt. Holzstöcke stellt man frei auf, und auch für Dzierzonstöcke ist ein Bienenhaus überflüssig. Die schönsten Bienenhäuser sind die von Berlepsch konstruierten Pavillons, welche sich bereits über ganz Deutschland, [* 11] Österreich [* 12] etc. verbreitet haben.
Gewöhnlich unterscheidet man zwei Betriebsmethoden in der Bienenzucht. [* 13] Bei der Schwarmmethode hält man eine Normalzahl von Völkern in kleinen Stöcken, um jährlich recht viel junge Schwärme zu erhalten. Im Herbst eines jeden Jahrs wird die Zahl der Völker auf die Normalzahl reduziert, indem man die honigreichsten und honigärmsten kassiert, um Honig und Wachs zu ernten. Die Zeidelmethode besteht darin, daß man die Völker in geräumigen Wohnungen hält, damit sie nicht schwärmen, sondern viel Wachsbau aufführen und möglichst viel Honig aufspeichern. Im
[* 1] ^[Abb.: Fig. 13. Berlepsch' Lagerbeute.]
Fig. 15).] ¶
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Herbst oder Frühjahr wird der Überfluß an Honig und Wachs ausgeschnitten (gezeidelt). Da aber stets Völker eingehen und namentlich der Winter Opfer fordert, so ist einleuchtend, daß die Zeidelmethode auf die Dauer praktisch nicht durchführbar ist. Imker, welche die Zeidelmethode befolgen, bestimmen daher nur einen Teil ihrer Stöcke zu Honigstöcken und den andern Teil zu Schwarmstöcken, verbinden also die Zeidel- und Schwarmmethode. In vielen Bienenschriften wird noch die Magazinmethode als eine dritte Betriebsweise angeführt.
Das Spezifische [* 15] der Magazinzucht besteht darin, daß man mit teilbaren Stöcken imkert, denen man die honiggefüllten Strohkränze oben abnimmt und leere dafür untersetzt. Erst mit dem Dzierzonstock fielen die Schranken, welche der Stock mit Immobilbau der Bienenzucht entgegengesetzt hatte; denn durch die bewegliche Wabe wurde die Biene [* 16] zu einem vollständigen Haustier. Da aber jeder widrige Eingriff in den Haushalt der Biene Schaden bringt, so wird mit dem Dzierzonstock nur der Imker Glück haben, der Herr der apistischen Theorie ist.
Die vier Perioden des Bienenjahrs.
Die Bienenzüchter unterscheiden vier Perioden des Bienenjahrs. Die erste Periode, von der Auswinterung bis zur ersten reichen Frühjahrstracht, umfaßt die Monate März und April. Die Biene sammelt im Winter ihren Unrat im Mastdarm an, bis die Temperatur einen Ausflug gestattet, der dann allgemeiner Reinigungsausflug ist. Unmittelbar vor demselben oder während desselben reinige man die Bodenbretter der Stöcke von den toten Bienen und allem Gemüll. Honigarme Völker müssen jetzt gefüttert werden (Notfütterung); das naturgemäßeste Futter sind bedeckelte Honigwaben; ein Ersatzmittel des Honigs ist aufgelöster Zucker. [* 17]
Da es den Bienen anerschaffen ist, im Einsammeln des Honigs unermüdlich zu sein, so spüren sie demselben überall nach; es darf deshalb nicht befremden, daß sie ihn sich gegenseitig aus den Stöcken stehlen. Das Rauben findet hauptsächlich an schönen Tagen vor Beginn der Tracht statt. Räuberei tritt nicht ein, wenn im Frühjahr die Fluglöcher der Stöcke verengert sind und man keine schwachen und kranken Völker auf dem Stande duldet. Besondere Aufmerksamkeit ist den Stöcken zuzuwenden, denen die Königin (Weisel) gestorben ist.
Ein weiselloser Stock kann im März nur dadurch kuriert werden, daß man ihm die Königin eines zu volksarm gewordenen Volkes gibt. Mitunter gibt es auch Völker mit untauglichen Königinnen, welche entweder gar keine oder nur Eier [* 18] zu Männchen (Drohnen) legen. Jede untaugliche Königin töte man sofort und beweisele das Volk wieder oder kassiere es und teile die Bienen den Nachbarstocken zu. Schwache Völker in Dzierzonstöcken verstärkt man durch Brutwaben und Bienen, die man volkreichen Stöcken entnimmt.
Der Gebrauch, im März oder Anfang April einen Teil der leeren Waben wegzuschneiden (zeideln), ist sehr alt; in honigarmen Gegenden ist aber der Frühlingswachsschnitt geradezu der Ruin der Bienenzucht; denn tritt im Mai plötzlich reiche Honigtracht ein, so fehlt es den Stöcken infolge des Zeidelns an leeren Zellen, um Brut anzusetzen und Honig aufzuspeichern. Von Mitte April an füttere man spekulativ; die Bienen nehmen dabei für Spende der Natur, was ihnen der Mensch reicht, und setzen viel Brut an. Neben dem Honig reiche man auch Blumenstaub, den man im Frühjahr von der Kiefer sammelt. Ein vortreffliches Ersatzmittel des Blumenstaubes ist das Getreidemehl. Den Blumenstaub oder das Mehl [* 19] stopft man in Waben, die man an einem windstillen, sonnigen Ort in eine geöffnete leere Beute legt.
Die zweite Periode, von der Frühjahrsvolltracht bis zum Ende der Honigtracht, umfaßt in Gegenden ohne Herbsttracht die Monate Mai, Juni und Juli. Ist die Witterung im Mai regnerisch oder rauh und windig, so füttere man reichlich, etwa ein Pfund Honig, aufgelösten Zucker oder Malzsirup auf einmal, weil die Bienen bei geringen Honigvorräten die Brut beschränken. Den Stöcken mit Mobilbau hängt man während der Tracht Rähmchen mit Wabenanfängen in den Honigraum und öffnet den Kanal.
Stöcke mit unbeweglichen Waben bringt man auf das Berlepschsche Doppelstandbrett, das einen Kanal hat; hinter oder neben diese Stöcke stellt man dann Hinter- oder Nebensätze als Honigmagazine. Manche Stöcke werden schon im Mai so volkreich, daß sie schwärmen. Regt sich in einem Volk der Schwarmtrieb, so bauen die Arbeitsbienen an verschiedenen Stellen der Waben etwa 5-20 Zellen zur Erbrütung von Königinnen (Weiselzellen), welche die Königin binnen etwa drei Tagen, damit die jungen Königinnen nicht auf einmal flügge werden, mit weiblichen Eiern besetzt.
Sobald eine oder mehrere der Weiselzellen bedeckelt sind und die Larven sich in Nymphen verwandeln, wittert die alte Königin Nebenbuhlerschaft und versucht, die Weiselzellen zu zerstören, was die Arbeitsbienen aber nicht zulassen; die alte fruchtbare Königin verläßt daher 6-7 Tage vor dem Ausschlüpfen der reifsten königlichen Nymphe mit dem größern Teil der Arbeitsbienen schwärmend den Stock. Ein Schwarm mit der alten fruchtbaren Königin heißt Vor- oder Erstschwarm.
Wollen die Bienen nach Auszug des Vorschwarms nicht mehr schwärmen, so lassen sie, sobald eine junge Königin ausgeschlüpft ist, die übrigen Weiselzellen von derselben verletzen, um dann das Zerstörungswerk zu vollenden. Will ein Volk nach Abgang des Erstschwarms noch Schwärme abgeben, so bleiben die Weiselzellen unversehrt stehen, und die erste Königin, welche die Zelle [* 20] verläßt, bringt sofort Töne hervor, die wie »tüht, tüht« klingen. Wird inzwischen noch eine Königin flügge, so beißt sie den Deckel ihrer Zelle teilweise ab und bringt Töne hervor, die wie »quah, quah« klingen, da die Zellenwände die Tonwellen hemmen.
Weil die Natur den Königinnen tödlichen gegenseitigen Haß anerschaffen hat und zwischen zwei freien Königinnen sofort ein Kampf auf Leben und Tod entbrennen würde, so verläßt die quakende Königin ihre Zelle nicht. Erst wenn die freie Königin mit einem Teil des Volkes als Schwarm auszieht, schlüpft eine quakende Königin aus und fängt an zu »tühten«, weshalb die übrigen Königinnen, weil sie wieder eine Nebenbuhlerin frei wissen, in ihren Zellen bleiben und sich von den Arbeitsbienen durch die Ritzen ihrer Zellen füttern lassen.
Ist abermals eine freie Königin mit einem Schwarm ausgezogen, so wiederholt sich der eben beschriebene Vorgang, bis endlich die noch quakenden Königinnen getötet werden, so daß die freie nun Alleinherrscherin bleibt. Jeder Schwarm, der nach Abzug des Vorschwarms auszieht, hat eine junge, noch unfruchtbare Königin und heißt Nach- oder Afterschwarm. In honigreichen Jahren kommt es vor, daß ein Vorschwarm in demselben Jahr abermals schwärmt; man nennt dann den Schwarm einen Jungfernschwarm. Vorschwärme ziehen nur an schönen, windstillen Tagen zwischen 10 und 3 Uhr [* 21] aus; Nachschwärme sind bezüglich der Witterung weniger wählerisch. Die schwärmenden Bienen sammeln sich bald an einem Ast, ¶