Bieb.,
Bieberst., M. B., M. v. B., bei botan. Namen Abkürzung für F. A. Marschall von Bieberstein, geb. 1768 zu Stuttgart, [* 2] bereiste Taurien und Kaukasien, starb in Maref bei Charkow 1826;
Verfasser einer »Flora tauro-caucasica«.
Bieberst., M. B., M. v. B., bei botan. Namen Abkürzung für F. A. Marschall von Bieberstein, geb. 1768 zu Stuttgart, [* 2] bereiste Taurien und Kaukasien, starb in Maref bei Charkow 1826;
Verfasser einer »Flora tauro-caucasica«.
Flecken im preuß. Regierungsbezirk Kassel, [* 3] Kreis [* 4] Gelnhausen, [* 5] an der Bieber, mit Amtsgericht, evangelischer Kirche und (1880) 795 Einw.
s. v. w. Kobaltvitriol. ^[= Mineral aus der Ordnung der Sulfate, kristallisiert monoklinisch, findet sich meist ...]
[* 6] (Biebrich-Mosbach), Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Wiesbaden, [* 7] in reizender Lage am Rhein, 4 km von Wiesbaden, an der Eisenbahn Frankfurt [* 8] a. M.-Niederlahnstein, hat eine evangelische und kath. Pfarrkirche, ein Realgymnasium, eine Unteroffizierschule, Eisengießerei, [* 9] Wollspinnerei und Kunstwollfabrik, Fabrikation von Zement, Schwefelsäure, [* 10] künstlichem Dünger und Anilin, Gipsbrennerei, Holzschneiderei, einen Hafen und (1880) 8499 Einw. (5770 Evangelische, 2566 Katholiken). - Das im 17. Jahrh. begonnene und von Karl August von Nassau-Usingen im 18. Jahrh. vollendete prachtvolle Lustschloß liegt da, wo schon 992 der Ort Bibruk als Eigentum des Grafen Drutwin, des ersten zuverlässig bekannten Stammvaters des Hauses Nassau, lag, und ist im neuern französischen Stil erbaut. An die Hinterseite des Baues stößt ein in großem Stil angelegter Park mit hoher Fontäne und einer künstlich errichteten mittelalterlichen Burg, die mit deutschen Altertümern geschmückt ist. Der Inhalt der ehemals hier befindlichen großartigen Treibhäuser kam nach Frankfurt a. M. und diente zur Anlage des dortigen Palmengartens. Das Schloß war seit 1744 beständige Residenz der Regenten von Nassau, bis es 1840 Wiesbaden weichen mußte und zum Sommerpalais herabsank. Nach Annahme einiger Forscher ging hier Cäsar zum zweitenmal über den Rhein.
(spr. bjettsch), Stadt in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Gorlice, an der Ropa, einem Nebenfluß der Wisloka, mit großer gotischer Kirche, Bezirksgericht, Schloß, Reformatenkloster und (1880) 2225 Einw. Von den Mauern und Thoren der einst wohlhabenden Stadt sind noch Überreste zu sehen. Biecz genoß unter den polnischen Königen zahlreicher Privilegien und hieß Parva Cracovia, weil es außer Krakau [* 11] im ganzen Reich keine freiere Stadt gab.
Ernst Gustav Benjamin, Freiherr von, Führer im bad. Volksheer 1849, geb. zu Karlsruhe, [* 12] trat 1806 als Fähnrich in das badische Militär, wurde 1808 Offizier, machte die Napoleonischen Feldzüge von 1809, 1812 und 1813 mit und focht auch in den Kriegen von 1814 und 1815 mit Auszeichnung. 1837 wurde er zum Major befördert, 1843 aber gegen seinen Wunsch pensioniert. 1849 erhielt er von der provisorischen Regierung den kategorischen Befehl zur Übernahme des Oberbefehls und der Einübung des ersten Aufgebots der Ämter Bühl und Achern mit der Drohung, daß im Weigerungsfall seine Pension ihm entzogen und er selbst verhaftet werden würde. Er übernahm nun die Einübung des Aufgebots, ward zum Obersten des 3. Regiments gewählt, focht darauf bei Wiesenthal, Ubstadt und Bruchsal sowie in Niederwald gegen die Preußen, [* 13] ward mit in Rastatt [* 14] eingeschlossen und nach Übergabe der Festung [* 15] vom Kriegsgericht zum Tod verurteilt und erschossen.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, an der Lahn und der Eisenbahn Kölbe-Laasphe, hat 1 Amtsgericht, 2 evang. Kirchen, 1 Realprogymnasium, Eisen- und Stahlwaren-, Strumpfwarenfabrikation mit Kunstwollspinnerei, Bierbrauerei, [* 16] Gerberei, 1 Eisenwerk (Ludwigshütte) in der Nähe, 1 Wasserleitung [* 17] und (1880) 2890 Einw. Biedenkopf gehörte bis 1866 zu Hessen-Darmstadt.
1) Karl, publizistischer und kulturhistor. Schriftsteller, geb. zu Leipzig, [* 18] studierte seit 1830 daselbst und in Heidelberg [* 19] Philologie, wandte sich aber daneben auch den Staatswissenschaften zu, habilitierte sich 1835 in Leipzig und wurde 1838 zum außerordentlichen Professor ernannt. In den von ihm herausgegebenen Zeitschriften: »Deutsche [* 20] Monatsschrift für Litteratur und öffentliches Leben« (1842-45),
der Vierteljahrsschrift »Unsre Gegenwart und Zukunft« (1846-48) und der Wochenschrift »Der Herold« (1844-47) kämpfte er maßvoll für nationalen Fortschritt und den Anschluß der Kleinstaaten an Preußen. Wegen einer 1845 gehaltenen Rede: »Ein Wort an Sachsens Stände«, wurde er an der Haltung weiterer staatsrechtlicher Vorträge gehindert. 1848 ins Frankfurter Vorparlament, darauf in die Nationalversammlung gewählt, fungierte er als Schriftführer im Fünfzigerausschuß sowie im Parlament selbst während dessen ganzer Dauer, ward schließlich erster Vizepräsident desselben und ging als Mitglied der Kaiserdeputation mit nach Berlin. [* 21]
Nach Sachsen [* 22] zurückgekehrt, vertrat er auch als Mitglied der sächsischen Zweiten Kammer 1849-50 die deutsche Unionspolitik gegen die partikularistischen Bestrebungen Beusts und bekämpfte nach Auflösung der Kammern die Wiedereinberufung der alten Stände, verlor 1853 infolge eines Preßprozesses, da er die Verantwortlichkeit für einen inkriminierten Artikel (von Rochau) über den Staatsstreich Napoleons III. in den von ihm herausgegebenen »Deutschen Annalen« auf sich nahm, seine Professur und siedelte nach Weimar [* 23] über, wo er die halboffizielle »Weimarische Zeitung« redigierte. 1863 nach Leipzig zurückgekehrt, übernahm er hier die Redaktion der »Deutschen Allgemeinen Zeitung« und erhielt auch 1865 seine Professur wieder. 1869-76 war er wieder Mitglied der sächsischen Zweiten Kammer und 1871-74 des deutschen Reichstags.
Von Biedermanns zahlreichen Schriften sind anzuführen: »Die deutsche Philosophie von Kant bis auf unsre Tage« (Leipz. 1842-43, 2 Bde.);
»Vorlesungen über Sozialismus und soziale Fragen« (das. 1847);
»Erinnerungen aus der Paulskirche« (das. 1849);
»Die Erziehung zur Arbeit« (das. 1852, 2. Aufl. 1883);
das kulturgeschichtliche Werk »Deutschland [* 24] im 18. Jahrhundert« (das. 1854-80, 2 Bde. in 4 Tln.; Bd. 1, 2. Aufl. 1880);
»Frauenbrevier«, kulturgeschichtliche Vorlesungen (das. 1856, 2. Aufl. 1881);
»Friedrich d. Gr. und sein Verhältnis zur Entwickelung des deutschen Geisteslebens« (Braunschweig [* 25] 1859);
»Deutschlands [* 26] trübste Zeit, oder der Dreißigjährige Krieg in seinen Folgen für das deutsche Kulturleben« (Berl. 1862; diesem Werk ist eine ausführliche Selbstbiographie vorgedruckt);
»Dreißig Jahre deutscher Geschichte«, 1840-70 (das. 1880, 2 Bde.; 2. Aufl. 1883).
2) Gustav, philosoph. Schriftsteller, geb. 1815 zu Böhmisch-Aicha in Böhmen, [* 27] studierte zu Prag [* 28] Medizin und lebt als praktischer Arzt in Bodenbach. Derselbe ist in seiner Erstlingsschrift: »Die spekulative Idee in Humboldts 'Kosmos'« (Prag 1849),
als Anhänger Hegels aufgetreten, dessen dialektische Methode er beibehalten, dessen System er jedoch in seinen Hauptwerk: »Philosophie als Begriffswissenschaft« (das. 1877-80, 3 Tle.), in der Weise abgeändert hat, daß an die Stelle der ursprünglichen Trias: Idee, Natur, Geist, die neue: Geist, Natur, Leben, und demgemäß an die Stelle der drei philosophischen ¶
Wissenschaften: Logik, Naturphilosophie und Geistesphilosophie in entsprechender Reihenfolge die Wissenschaft des Geistes, die Naturwissenschaft und die Lebensweisheit zu setzen seien. Außerdem schrieb er: »Die Wissenschaftslehre« (Leipz. 1856-60, 3 Tle.);
»Die Wissenschaft des Geistes« (3. Aufl., Prag 1870);
»Kants Kritik und die Hegelsche Logik« (das. 1869);
»Zur logischen Frage« (das. 1870);
»Pragmatische und wissenschaftliche Geschichtschreibung der Philosophie« (das. 1870);
»Metaphysik in ihrer Bedeutung für die Begriffswissenschaft« (das. 1870);
»Die Naturphilosophie« (das. 1875);
»Philosophie der Geschichte« (das. 1884).
3) Gustav Woldemar, Freiherr von, Litterarhistoriker, geb. zu Marienberg, studierte in Leipzig und Heidelberg die Rechte und trat, nachdem er einige Zeit Advokat gewesen war, in den sächsischen Staatsdienst. 1849 ward er beim Eisenbahnwesen angestellt, 1851 Eisenbahndirektor in Chemnitz, [* 30] 1858 in Leipzig; 1869 ward er zum Geheimen Finanzrat und Stellvertreter des Generaldirektors der königlich sächsischen Staatsbahnen [* 31] ernannt. Er veröffentlichte außer vielen teils poetischen, teils technischen Schriften vornehmlich schätzenswerte Beiträge zur Goethe-Litteratur, wofür ihn 1865 die philosophische Fakultät in Leipzig mit ihrer Doktorwürde beehrte. Wir nennen davon: »Goethe und Leipzig« (Leipz. 1865, 2 Bde.);
»Zu Goethes Gedichten« (das. 1870);
»Goethe und Dresden« [* 32] (das. 1875);
»Goethe und das sächsische Erzgebirge« (Stuttg. 1877);
»Goethe-Forschungen« (Frankf. a. M. 1879).
Auch gab er »Goethes Briefe an Eichstädt« (Leipz. 1872) heraus.
4) Aloys Emanuel, hervorragender protestant. Theolog, geb. zu Winterthur, studierte in Basel [* 33] und Berlin, erhielt, nachdem er seit 1843 eine Pfarrstelle zu Münchenstein bei Basel bekleidet hatte, 1850 eine außerordentliche, 1864 eine ordentliche Professur an der theologischen Fakultät in Zürich, [* 34] wo er starb. Außer zahlreichen Aufsätzen in den die fortschrittliche Theologie in der Schweiz [* 35] vertretenden Zeitschriften: »Die Kirche der Gegenwart« (1845-50) und »Zeitstimmen« (1859-1871) sowie einer Biographie des Schweizer Theologen Heinrich Lang (Zürich 1876) veröffentlichte er: »Die freie Theologie« (Tübing. 1844);
»Leitfaden für den Religionsunterricht an höhern Gymnasien« (Zürich 1859) u. a. Am bekanntesten wurde seine »Christliche Dogmatik« (Zürich 1869, 2. Aufl. 1884), das klassische Werk der in Hegels Geist über Hegels konservative Tendenzen hinausgeschrittenen spekulativen Richtung innerhalb der heutigen Theologie.