[* 6] (Biebrich-Mosbach), Stadt im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis
Wiesbaden,
[* 7] in reizender
Lage am
Rhein, 4 km von
Wiesbaden, an der
EisenbahnFrankfurt
[* 8] a. M.-Niederlahnstein, hat eine evangelische und kath.
Pfarrkirche, ein
Realgymnasium, eine
Unteroffizierschule,
Eisengießerei,
[* 9] Wollspinnerei und Kunstwollfabrik, Fabrikation von
Zement,
Schwefelsäure,
[* 10] künstlichem
Dünger undAnilin, Gipsbrennerei, Holzschneiderei, einen
Hafen und (1880) 8499 Einw.
(5770
Evangelische, 2566 Katholiken). - Das im 17. Jahrh. begonnene und von
KarlAugust von
Nassau-Usingen im 18. Jahrh. vollendete
prachtvolle Lustschloß liegt da, wo schon 992 der
Ort Bibruk als
Eigentum des
Grafen Drutwin, des ersten zuverlässig bekannten
Stammvaters desHausesNassau, lag, und ist im neuern französischen
Stil erbaut. An die Hinterseite des
Baues stößt ein in großem
Stil angelegter
Park mit hoher
Fontäne und einer künstlich errichteten mittelalterlichen
Burg,
die mit deutschen Altertümern geschmückt ist. Der
Inhalt der ehemals hier befindlichen großartigen
Treibhäuser kam nach
Frankfurt a. M. und diente zur
Anlage des dortigen Palmengartens. Das
Schloß war seit 1744 beständige
Residenz der
Regenten von
Nassau, bis es 1840
Wiesbaden weichen mußte und zum Sommerpalais herabsank. Nach
Annahme einiger
Forscher
ging hier
Cäsar zum zweitenmal über den
Rhein.
(spr. bjettsch),Stadt in
Galizien, Bezirkshauptmannschaft
Gorlice, an der Ropa, einem Nebenfluß
der Wisloka, mit großer gotischer
Kirche, Bezirksgericht,
Schloß, Reformatenkloster und (1880) 2225 Einw. Von den
Mauern und
Thoren der einst wohlhabenden Stadt sind noch Überreste zu sehen. Biecz genoß unter den polnischen
Königen zahlreicher Privilegien
und hieß
Parva Cracovia, weil es außer
Krakau
[* 11] im ganzen
Reich keine freiere Stadt gab.
1)
Karl, publizistischer und kulturhistor. Schriftsteller, geb. zu
Leipzig,
[* 18] studierte seit 1830 daselbst und in
Heidelberg
[* 19]
Philologie, wandte sich aber daneben auch den
Staatswissenschaften zu, habilitierte
sich 1835 in
Leipzig und wurde 1838 zum außerordentlichen
Professor ernannt.
In den von ihm herausgegebenen
Zeitschriften: »Deutsche
[* 20] Monatsschrift für Litteratur und öffentliches
Leben« (1842-45),
der Vierteljahrsschrift
»Unsre Gegenwart
und Zukunft« (1846-48) und der Wochenschrift »Der
Herold« (1844-47) kämpfte er maßvoll für nationalen Fortschritt und den
Anschluß der Kleinstaaten an
Preußen. Wegen einer 1845 gehaltenen
Rede: »Ein
Wort an
SachsensStände«, wurde
er an der
Haltung
weiterer staatsrechtlicher
Vorträge gehindert. 1848 insFrankfurterVorparlament, darauf in die
Nationalversammlung
gewählt, fungierte er als
Schriftführer im
Fünfzigerausschuß sowie im
Parlament selbst während dessen ganzer Dauer, ward
schließlich erster Vizepräsident desselben und ging als Mitglied der Kaiserdeputation mit nach
Berlin.
[* 21]
Nach
Sachsen
[* 22] zurückgekehrt, vertrat er auch als Mitglied der sächsischen Zweiten
Kammer 1849-50 die deutsche
Unionspolitik gegen die partikularistischen Bestrebungen
Beusts und bekämpfte nach
Auflösung der
Kammern die Wiedereinberufung
der alten
Stände, verlor 1853 infolge eines Preßprozesses, da er die Verantwortlichkeit für einen inkriminierten
Artikel
(von
Rochau) über den
StaatsstreichNapoleons III. in den von ihm herausgegebenen
»DeutschenAnnalen« auf sich nahm, seine Professur
und siedelte nach
Weimar
[* 23] über, wo er die halboffizielle »Weimarische
Zeitung« redigierte. 1863 nach
Leipzig
zurückgekehrt, übernahm er hier die Redaktion der
»Deutschen Allgemeinen
Zeitung« und erhielt auch 1865 seine Professur wieder.
1869-76 war er wieder Mitglied der sächsischen Zweiten
Kammer und 1871-74 des deutschen
Reichstags.
Von Biedermanns zahlreichen
Schriften sind anzuführen: »Die deutsche
Philosophie von
Kant bis auf unsre
Tage« (Leipz. 1842-43, 2 Bde.);
»Deutschlands
[* 26] trübste Zeit, oder der Dreißigjährige
Krieg in seinen
Folgen für das deutsche Kulturleben« (Berl. 1862; diesem
Werk ist eine ausführliche Selbstbiographie vorgedruckt);
»Dreißig Jahre deutscher Geschichte«, 1840-70
(das. 1880, 2 Bde.; 2. Aufl.
1883).
als Anhänger
Hegels aufgetreten, dessen dialektische
Methode er beibehalten, dessen
System er jedoch in seinen Hauptwerk:
»Philosophie als Begriffswissenschaft« (das. 1877-80, 3
Tle.), in der
Weise abgeändert hat, daß an die
Stelle der ursprünglichen
Trias:
Idee,
Natur,
Geist, die neue:
Geist,
Natur,
Leben, und demgemäß an die
Stelle der drei philosophischen
¶
3) Gustav Woldemar, Freiherr von, Litterarhistoriker, geb. zu Marienberg, studierte in Leipzig und Heidelberg die Rechte
und trat, nachdem er einige Zeit Advokat gewesen war, in den sächsischen Staatsdienst. 1849 ward er beim
Eisenbahnwesen angestellt, 1851 Eisenbahndirektor in Chemnitz,
[* 30] 1858 in Leipzig; 1869 ward er zum Geheimen Finanzrat und Stellvertreter
des Generaldirektors der königlich sächsischen Staatsbahnen
[* 31] ernannt. Er veröffentlichte außer vielen teils poetischen,
teils technischen Schriften vornehmlich schätzenswerte Beiträge zur Goethe-Litteratur, wofür ihn 1865 die
philosophische Fakultät in Leipzig mit ihrer Doktorwürde beehrte. Wir nennen davon: »Goethe und Leipzig« (Leipz. 1865, 2 Bde.);