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»Bibliografia Italiana«, von der jetzt monatlich zwei Nummern herausgegeben
werden, ward 1867 begründet. Für Spanien und Portugal sind in Betracht zu ziehen: V. Salvas »Catalogue of Spanish and Portuguese
books« (Lond. 1826-29, 2 Tle.); D. Hidalgos »Diccionario general de bibliografia española« (Madr. 1862-79, 6 Tle.); I. F. ^[Innocencio
Francisco] da Silvas »Diccionario bibliographico portuguez« (Lissab.
1858-70, 9 Tle.),
welch letzteres auch die brasilische Litteratur betrifft, und das monatliche »Boletin de la libreria«
(Madr., seit 1874). Die rumänische Litteratur wird in Jarcus' »Bibliografia
chronologica romana 1550-1873« (Bukarest 1873) und seitdem in Degenmanns »Bibliografia romana« verzeichnet.
Für die slawischen Länder stellen wir zusammen: Bibliographie Sopikows »Versuch einer russischen Bibliographie« (Petersb. 1813-21, 5 Bde.);
Meschows »Systematischer Katalog russischer Bücher« (das. 1869);
K. Estreichers »Bibliografia polska« (Krakau 1870-82, 8 Bde.);
J. C. ^[Josef Konstantin] Jirečeks »Bibliographie de la littérature bulgare moderne«
(Bieha 1872);
Novaković' »Serbische Bibliographie« (Belgrad 1869);
Hanus' »Quellenkunde und Bibliographie der böhmischen
u. slowenischen Litteraturgeschichte« (Prag 1868);
den von Hovorka seit 1877 in Prag herausgegebenen jährlichen »Catalogue
slave bibliographique«.
Eine »Bibliographie russe et slave« erscheint wöchentlich in Petersburg.
Die gesamte außereuropäische Litteratur verzeichnet Trübners »American and Oriental literary Record« (Lond., seit 1865).
Über orientalische Bibliographie besitzen wir J. Th. ^[Julius Theodor] Zenkers »Bibliotheca orientalis« (Leipz.
1846-61, 2 Bde.) und die Jahresübersicht von K. Friederici unter
gleichem Titel (das., seit 1876); über die jüdische Litteratur J. ^[Julius] Fürsts »Bibliotheca judaica« (das. 1849-63, 3 Tle.);
die Bibliographie des Sanskrit stellte J. ^[Johann] Gildemeister dar in »Bibliothecae sanscritae specimen« (Bonn 1847). Für afrikanische
und australische Bibliographie ist das Hauptwerk »The
library of H. E. Sir George Grey« (Kapstadt 1858-1859, 2 Bde.).
Die spezielle Bibliographie endlich beschäftigt sich mit der Litteratur einzelner Wissenschaften und Wissenschaftszweige oder mit bestimmten
Gattungen von Büchern. Die zahlreichen bibliographischen Schriften über die einzelnen Wissenschaften und deren Zweige sind daher
unter den betreffenden Artikeln namhaft zu machen. Zu der zweiten Kategorie gehören die Werke über Inkunabelnkunde
(s. Inkunabeln) und die Verzeichnisse der anonymen und pseudonymen Schriften, letztere für bibliographische Zwecke von besonderer
Wichtigkeit (näheres s. Anonym).
Eine ausführliche Zusammenstellung der gesamten bibliographischen Litteratur mit kritischen Bemerkungen, worin auch die
Bibliographien der einzelnen Wissenschaften verzeichnet sind, verdanken wir J. Petzholdt ^[Julius] in seiner
»Bibliotheca bibliographica« (Leipz. 1866).
(griechisch, »Buchversteinerungen«),
Name von Handschriften, welche, unter vulkanischem Auswurf begraben,
mineralische Gestalt angenommen haben.
Die bei der Ausgrabung von Herculaneum gefundenen Bibliolithen unternahmen
zuerst Sickler (1817) und Davy (1819) aufzurollen und durch Anwendung chemischer Mittel, namentlich des Essigäthers, wieder
lesbar zu machen. Es sind seitdem in diesem Verfahren einige Fortschritte gemacht worden, doch sind die meisten Bibliolithen
zu sehr
in Erdmassen übergegangen, um noch wiederherstellbar zu sein. Vgl. Papyrusrollen.
(griech., »Büchersucht«),
im allgemeinen die Sucht, Bücher zu sammeln, ohne sie gehörig zu gebrauchen; dann insbesondere die Sucht, alte und seltene
Bücher zusammenzubringen, um sie zu benutzen, wobei aber ein zu großer Wert auf Nebendinge gelegt wird. Der echte Bibliomān
im jetzt üblichen Sinn des Worts kauft sonach nicht ohne Auswahl alles zusammen, was ihm vorkommt, sondern
sammelt als Kenner nach gewissen Rücksichten, läßt sich aber bei dem Ankauf mehr durch außerwesentliche und zufällige
Umstände und Beschaffenheiten der Bücher als durch den wissenschaftlichen Wert derselben bestimmen.
Man sieht dabei teils auf sogen. Kollektionen, teils auf Schicksale und Alter der Bücher, teils auf das
Material derselben. Den meisten wissenschaftlichen Wert haben noch die Kollektionen oder Sammlungen von Büchern, die einen
gewissen Gegenstand betreffen oder in einer gewissen Manier gearbeitet oder in einer berühmten Offizin gedruckt worden sind.
Hierher gehören Sammlungen von Ausgaben der Bibel (die vollständigste in der Stuttgarter und Wernigeroder
Bibliothek) oder einzelner Klassiker (z. B. des Horaz und Cicero auf der Leipziger Stadtbibliothek, der Ausgaben in usum Delphini
und cum notis variorum, der bei Elzevir, Aldus, Giunta, Stephanus, Bodoni gedruckten Bücher, der bei Maittaire, Brindley, Baskerville
und zu Zweibrücken erschienenen Ausgaben der Klassiker) sowie Sammlungen von Schriften über Begebenheiten
und Ereignisse, z. B. über den Dreißigjährigen Krieg (zu Dresden und Berlin), über die Feier des Reformationsjubelfestes
(zu Berlin), auch von Schriften über ganz spezielle Gegenstände, wie über das Schachspiel (Bledowsche Sammlung auf der königlichen
Bibliothek zu Berlin), über bestimmte Persönlichkeiten (Luther, Goethe, Shakespeare), einzelne Orte, bestimmte
Fächer der Litteratur.
Werden dergleichen Sammlungen nicht bloß aus Liebhaberei, sondern zum Behuf wissenschaftlicher Studien angelegt, so gestaltet
sich die Bibliomanie zur Bibliophilie (»Bücherliebhaberei«). Ehemals
erstreckte sich die am meisten auf Sammlung von Büchern, welche durch ihre Schicksale merkwürdig sind; dahin gehören seltene,
verbotene (insbesondere in der römischen Kirche auf den Index gesetzte), kastrierte Bücher. Noch immer
allgemein gesucht sind die in den frühsten Zeiten der Buchdruckerkunst erschienenen Bücher (Inkunabeln), insbesondere die ersten
Ausgaben (editiones principes) klassischer Schriftsteller. In neuerer Zeit erstreckt sich die Neigung der Sammler besonders
auf das Material der Bücher. In dieser Beziehung werden oft unerhörte Preise gezahlt für Pracht- und
illustrierte Ausgaben, unbeschnittene Exemplare älterer seltener Werke, solche mit breitem Rand (Großpapier), für Bücher,
die mit Miniaturen und schön gemalten Anfangsbuchstaben (Initialen) verziert sind, für Drucke auf Pergament, Velin, Papier von
ungebräuchlichen Stoffen, farbigem Papier, Seide, ferner für Drucke in Gold, Silber und andern Farben sowie
für Bücher, deren Text ganz in Kupfer gestochen ist, endlich für Bücher mit dem eingeschriebenen Namen des frühern Besitzers
oder solche, die einst berühmten Personen angehörten. In Frankreich und besonders in England sind auch kostbare oder von gewissen
Buchbindern (Derome, Bozérian,
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Lewis, Payne) herrührende Einbände sehr gesucht. Selbst der Schnitt der Bücher ist oft mit den saubersten Gemälden verziert.
Auch durch Sonderbarkeiten andrer Art suchte man bisweilen den Einbänden einen eigentümlichen Wert zu geben. Der Buchhändler
Jessery zu London ließ Fox' Geschichte Jakobs II. mit Anspielung auf den Namen des Verfassers in Fuchsleder
(fox-skin), und der bekannte englische Biblioman Askew ein Buch sogar in Menschenhaut binden. Auch die Göttinger Universitätsbibliothek
besitzt eine Ausgabe des Hippokrates, in Menschenhaut gebunden.
Bei der Versteigerung der Bibliothek des Herzogs von Roxburghe zu London 1812 ging ein Exemplar der ersten, bei Valdarfer 1472 erschienenen
Ausgabe des Boccaccio um 2260 Pfd. Sterl. weg, und es bildete sich ein besonderer Bibliomanenklub,
der sogen. Roxburghe Club, der sich jährlich 13. Juli, dem Jahrestag des Verkaufs des Boccaccio, in der St. Alban's Tavern versammelte.
England ist seitdem der Hauptsitz der Bibliomanie geblieben, und der Preis, den man für einzelne kostbare und seltene
Werke zahlt, ist ins Unglaubliche gestiegen. So wurden bei Versteigerung der großartigen Syston-Bibliothek zu London im Dezember 1884 eine
sogen. Mazarinbibel, das erste aus der Buchdruckpresse Gutenbergs (1455) hervorgegangene Buch, mit 3900 Pfd. Sterl. und ein
Pergamentexemplar des seltenen »Psalmorum codex« (1459 von Fust und Schöffer gedruckt) sogar mit 4950 Pfd. Sterl.
erstanden.
Eine Nachbildung des oben genannten Roxburghe Club ist unter andern die Société des bibliophiles français in Paris (seit 1820),
welche durch die gewöhnlich nicht in den Buchhandel kommenden Abdrücke alter Druckseltenheiten oder Handschriften, die sie
veranstaltet, der litterarischen Raritätensucht neue Nahrung gibt. In England treten auch oft Gesellschaften
zusammen, welche auf ihre Kosten irgend ein Werk in wenigen Prachtexemplaren drucken lassen, oder ein Einzelner läßt aus
Liebhaberei von einem solchen Prachtwerke nur ein einziges Exemplar mit ungeheurem Aufwand abdrucken, um es allein zu besitzen.
Neuerlich hat die in England eine Richtung eingeschlagen, welche der Wissenschaft mehr förderlich ist.
So haben die Camden Society (seit 1837), die Percy Society, Shakespeare Society, Historical Society, Aelfric Society, die Early English
Text Society und der Spalding Club zu Aberdeen (seit 1839) für die ältere englische Litteratur sehr Ersprießliches geleistet.
- Der natürliche Gegensatz von Bibliomanie würde Bibliophobie (»Bücherscheu«)
sein, doch hat sich dieses Ausdrucks nur Dibdin (s. d.) bedient, um den Widerwillen des Zeitalters gegen
Litteratur und Büchererwerb zu bezeichnen.