Lossagung von den beiden Schutzmächten Türkei und Rußland und eine liberale Verfassung verlangten. Darauf legte Bibesco im Juni 1848 das
Hospodarat nieder und begab sich nach Wien. Nach einiger Zeit kehrte er wieder zurück und wurde 1857 in den verfassungberatenden
Diwan gewählt, dessen Aufgabe war, der zu diesem Zweck ernannten europäischen Kommission Vorschläge zu
einer politischen Reorganisation der beiden Fürstentümer zu machen. Bibesco sprach sich in dieser Versammlung für
die Vereinigung der beiden Fürstentümer unter der Regierung eines auswärtigen Prinzen aus. Er starb 1. Juni 1873 in Paris.
(Bibbiena), 1) Ferdinando, eigentlich Galli, ital. Maler u. Architekt, geb. 1657 zu Bologna,
Sohn des Malers und Architekten Giovanni Maria Galli, der sich nach seinem Geburtsort in Toscana Bibiena genannt hatte, lernte unter
Carlo Cignani und erwarb sich großen Ruf als Theaterbaumeister und Dekorateur. Zur Errichtung des bei der Krönung Karls VI.
aufgeführten Theaters wurde er nach Prag berufen, kam dann an den Hof Karls VI. zu Wien und arbeitete zuletzt
in Bologna, wo er 1743 starb. Seine dem Barockstil folgenden Bauten zeigen eine bedeutende Phantasie und großen Sinn für malerische
Wirkung; auch seine Architekturmalereien zeichnen sich durch gewandte Behandlung und treffliche Perspektive aus. Kompositionen
von ihm erschienen gestochen unter dem Titel: »Varie opere di prospettiva« zu Augsburg 1840. Er schrieb
auch »Architettura civile« (Parma 1811). - Seine drei Söhne brachten die Kunst des Vaters durch ganz Italien und Deutschland in
Aufnahme.
Antonio Bibiena, geb. 1700 zu Parma, arbeitete ebenfalls am Hof Karls VI., kehrte dann nach Italien zurück, wo er
die Theater von Siena, Pistoja und La Pergola zu Florenz erbaute und verzierte; starb 1774 in Mailand. Giuseppe Bibiena, geb. 1696,
arbeitete zu Wien, Dresden und Berlin, vornehmlich in Theatern und zu Hoffestlichkeiten, starb 1757 in Berlin. Alessandro Bibiena stand
als Baudirektor in Diensten des Kurfürsten von der Pfalz, in dessen Auftrag er im Rokokostil die Jesuitenkirche
zu Mannheim ausführte. - 2) Francesco Bibiena, Bruder Ferdinandos, geb. 1659 zu Bologna, gleichfalls Theaterarchitekt und Dekorateur,
diente eine Zeitlang den Kaisern Leopold I. und Joseph I., baute mit S. Maffei das Theater zu Verona und starb 1739.
Alexander Iljitsch, hervorragender russ. Staatsmann, nahm teil am Siebenjährigen
Krieg, war 1767-68 Vorsitzender der von der Kaiserin Katharina II. berufenen Gesetzgebenden Versammlung und wurde 1771 nach Polen
gesandt. Sehr große Verdienste erwarb er sich in der Zeit des Pugatschewschen Aufstandes, den er durch große Umsicht und
Thatkraft zu unterdrücken im Begriff stand, als ein hitziges Fieber 9. April 1774 seiner erfolgreichen Thätigkeit
ein Ziel setzte. - Sein Sohn Alexander, welcher an den Napoleonischen Kriegen teilnahm, machte sich durch die Herausgabe der Denkwürdigkeiten
seines Vaters (russ., Moskau 1865) verdient.
paupĕrum (lat.),
»die Bibel der Armen«, d. h. der geistig Armen, der Unwissenden und Ungelehrten
(»für die ungelernte leut«, wie es in einem frühen, die zehn Gebote enthaltenden Blockbuch heißt), eine Sammlung von Darstellungen
aus dem Alten und Neuen Testament, welche mit kurzen lateinischen oder deutschen oder auch zweisprachigen Erläuterungen versehen
und so angeordnet waren, daß stets eine Darstellung aus dem Neuen Testament von zwei vorbildlichen Darstellungen
aus dem Alten und vier Brustbildern von Erzvätern und Propheten umgeben war.
Die ältesten dieser cyklischen Darstellungen sind Manuskripte mit Miniaturen, welche bis in das 13. Jahrh. zurückreichen (ein
Exemplar in der Hofbibliothek zu Wien). Ein geschriebenes Exemplar in Wolfenbüttel trägt den Titel biblia pauperum, nach
welchem die ganze Gattung den Namen erhalten hat. Anfangs nur 34 Darstellungen umfassend, wuchs die Armenbibel allmählich bis
zu 50. Seit der Erfindung des Holzschnittes wurden Bilder und Text auf einzelne Holzplatten geschnitten und von diesen zahlreiche
Abdrücke gemacht, welche mit den freien Rückseiten zusammengeklebt und zu einem Buch vereinigt wurden
(s. Blockbücher). So gewannen die Armenbibeln eine große Verbreitung, welche durch die Erfindung der Kunst, mit beweglichen
Typen zu drucken, noch gefördert wurde.
In dem Grad, als sich die Buchdruckerkunst vervollkommte und vollständige Bibeln gedruckt werden konnten, traten die Armenbibeln
mehr und mehr in den Hintergrund, bis sie im Anfang des 16. Jahrh. ganz verschwanden. Nachbildungen handschriftlicher
Armenbibeln findet man in folgenden Werken: Berjeau, »biblia pauperum, reproduced in facsimile from one of the copies
in the British Museum« (Lond. 1859);
Camesina und Heider, »Die Darstellungen der biblia pauperum in einer Handschrift des 14. Jahrhunderts
im Stift St. Florian« (Wien 1863);
Laib u. Schwarz, »biblia pauperum, nach dem Original in der Lyceumsbibliothek zu
Konstanz« (Zür. 1867). - biblia pauperum ist auch der Titel einer Schrift des Scholastikers Bonaventura (s. d.).
(griech.),
s. v. w. Bücherbeschreibung, auch Bibliognosie u. Bibliologie (»Bücherkunde«)
genannt, diejenige Wissenschaft, welche sich mit der Beschreibung und Beurteilung der litterarischen Produkte der verschiedenen
Völker und Zeiten beschäftigt, soweit dieselben durch den Druck vervielfältigt sind. Dagegen gehört die Kenntnis der geschriebenen
Bücher nicht in das Gebiet der Bibliographie, sondern bildet das Objekt einer eignen Wissenschaft (vgl. Handschrift). Wie
die Handschriftenkunde die geschriebenen Bücher, so hat die Bibliographie die Druckerzeugnisse zum Gegenstand.
Sie steht in engster Verbindung mit der Litteraturgeschichte, als deren Archiv oder Codex diplomaticus sie sich darstellt, und
erscheint als der sicherste Grad- und Höhenmesser der litterarischen Kultur und Thätigkeit. Ihre Form und Behandlungsweise
kann verschieden sein, entweder chronologisch, oder alphabetisch, oder systematisch; nur Nomenklatur oder
zugleich kritisch und räsonnierend; absolut vollständige Verzeichnung oder wissenschaftliche Auswahl des Vorzüglichsten
nach dem innern Werte. Die nach Eberts Vorgang eingeführte Unterscheidung in reine und angewandte hat keinen praktischen Wert.
Brauchbarer ist die Einteilung in allgemeine, nationale und spezielle Bibliographie.
Die allgemeine Bibliographie, welche die Litteratur aller Völker und aller Wissenschaften umfaßt, und damit die Bibliographie überhaupt wurde
im 16. Jahrh. durch Konrad v. Geßners (s. d.) »Bibliotheca
universalis« (Zür. 1545-55, 4 Bde.)
geschaffen. Für die ältere Litteratur ist immer noch von Wert Th. Georgis »Allgegemeines ^[richtig: Allgemeines] europäisches
Bücherlexikon« (Leipz. 1742-1758, 5 Tle. und 3 Supplemente). Unentbehrliche Hauptwerke mit einer Auswahl
des Wissenswürdigsten in alphabetischer Folge sind: F. A. Eberts »Allgemeines bibliographisches Lexikon« (Leipz. 1821-1830, 2 Bde.),
J. Ch. ^[Jacques Charles] Brunets »Manuel du libraire«
mehr
(5. Ausg., Par. 1860-80, 6 Bde.
und 3 Supplementbände) und Grässes »Trésor de livres rares et précieux« (Dresd. 1859-69, 7 Tle.). Daneben wird die Kenntnis
der wichtigern neuen Erscheinungen der deutschen und ausländischen Litteratur durch die monatlich von F. A. Brockhaus in Leipzig
(seit 1856) ausgegebene »Allgemeine Bibliographie« vermittelt. Auf
eine bestimmte Zeitperiode beschränkt sich das »Allgemeine Repertorium der Litteratur« von J. S. ^[Johann Samuel] Ersch (Jena,
dann Weimar 1793-1807, 9 Bde.),
welches die gesamte Litteratur von 1785 bis 1800 in systematischer Ordnung und mit alphabetischen
Registern zusammenstellt. Als bibliographische Zeitschrift ist Petzholdts »Anzeiger für und Bibliothekwissenschaft« (Dresd.,
seit 1840; fortgesetzt von Kürschner, Berl. u. Stuttg. 1885)
hervorzuheben.
Die nationale Bibliographie erstreckt sich auf die litterarischen Erzeugnisse eines bestimmten Landes oder Landesteils. Sie ist teils
in lexikalischen Werken über größere Zeiträume, teils in periodisch erscheinenden Schriften niedergelegt. Solche Bücherlexika
mit der Tendenz absoluter Vollständigkeit besitzen fast alle bedeutenderen Kulturstaaten, mit alleiniger
Ausnahme von Italien. Für Deutschland sind in erster Linie zu nennen W. Heinsius' »Allgemeines Bücherlexikon«, von 1700 bis 1879 reichend
(Leipz. 1812-82, 16 Bde.),
und Ch. G. Kaysers »Vollständiges Bücherlexikon«, von 1750 bis 1882 (das.
1833-83, 22 Tle. und 1 Bd. Sachregister),
neben denen A. Kirchhoffs, dann Hinrichs' »Fünfjähriger Bücherkatalog«,
von 1851 bis 1880 (das. 1856-81, 6 Bde.),
bequeme Übersichten gewährt. Die Reihe der periodischen bibliographischen Schriften wird eröffnet durch die sogen. Meßkataloge
(s. d.),
welche von 1564 bis 1749 in Frankfurt a. M., außerdem seit 1594 in Leipzig herauskamen, bis sie 1860 eingingen. An
ihre Stelle traten das Hinrichssche halbjährliche »Verzeichnis
der Bücher, Landkarten etc.« (seit Ostern 1798),
ferner die wöchentliche »Allgemeine Bibliographie für Deutschland«, ebenfalls von Hinrichs
(seit 1842),
sowie dessen »Vierteljahrskatalog« (seit 1846). Wichtig für bibliographische
Zwecke ist auch das täglich erscheinende »Börsenblatt für den deutschen
Buchhandel« (seit 1834). Was insbesondere Österreich betrifft, so ist der in Aussicht gestellte »Katalog
sämtlicher in der österreichischen Monarchie vom Jahr 1750 bis 1860 erschienenen Bücher« nicht zu stande gekommen. Nur eine
Jahresübersicht mit dem Titel: »Österreichischer Katalog« (Wien 1861-1871, 11 Jahrg.) haben wir zu verzeichnen, welche seit 1871 unter
verändertem Titel als Beilage an die »Österreichische Buchhändlerkorrespondenz«
angeschlossen ward. In der Schweiz erscheint seit 1871 eine und litterarische Chronik der Schweiz« (Zürich,
dann
Basel,
deutsch und französisch).
Auch in den Niederlanden fand die nationale Bibliographie eifrige Pflege. Auf J. ^[Johannes] van Abkoudes »Naamregister van Nederduitsche
Boeken«, von 1600 bis 1761 (Rotterd. 1763),
bis 1787 vermehrt durch R. Arrenberg (das. 1788),
folgten
J. ^[Johannes] de Jongs, sodann C. L. Brinkmans »Alphabetische Naamlijst van Boeken«, von 1790 bis 1875 (Amsterd.
1835-78, 4 Bde.; nebst einem wissenschaftlichen Register über 1850-1875, das. 1878),
und Brinkmans »Catalogus der Boeken-,
Plaat- en Kaartwerken 1850-82« (das. 1883-85). Dazu kommen Brinkmans Jahresübersichten:
»Lijst van Boekwerken« (seit 1837) und »Alphabetische
Naamlijst« (seit 1846) sowie die »Nederlandsche in monatlichen Nummern
(Haag, später Utrecht, seit 1856). Für Belgien sind zu erwähnen die
»Bibliotheca belgica. Catalogue général des
principales publications belges, 1830-1860« (Brüss. 1861) und die 1882 begonnene »Bibliographie nationale,
1830-80«. Die periodische Bibliographie wird durch zwei monatliche Organe vertreten, die »Bibliographie de la Belgique«
(Brüss. 1838-68, nach längerer Unterbrechung seit 1875) und die offizielle »Bibliographie de Belgique«
(seit 1875),
welch letztere unbedingt den Vorzug verdient.
In den skandinavischen Ländern sind auszuzeichnen: für Dänemark F. Fabricius' »Dansk Bogfortegnelse« für 1841-58 (Kopenh.
1861),
fortgesetzt von J. ^[John] Vahl für 1859-80 (das. 1871-82, 2 Bde.),
u. Bruuns »Bibliotheca danica« (das. 1872 ff.;
nebst der Monatsübersicht: »Dansk Bogfortegnelse« von G. E. C. Gad, seit 1851); für Schweden »Svensk Bokhandels-Katalog« (Stockh.
1845-52, die Litteratur von 1800 bis 1851 begreifend),
H. Linnströms »Svensk Boklexikon« für 1830-65 (das.
1869-84, 2 Tle.) und der anonyme »Svensk Bok-Katalog« für
1866-75 (das. 1878),
während die monatliche »Svensk Bibliographi« (das.
1828-65) eingegangen ist; für Norwegen M. Nissens »Norsk Bog-Fortegnelse« über 1814-47 (Christiania 1848),
mit den Fortsetzungen
von Botten-Hansen und Petersen, Böck und Feilberg über 1848-85 (das. 1870, 1877, 1885),
sowie »Norsk Bogfortegnelse«, herausgegeben
von der Universitäts-Bibliothek in Christiania (seit 1884). Die »Nordisk Boghandlertidende«
(Kopenh., seit 1867),
in wöchentlichen Nummern, berücksichtigt außer der dänischen auch die sonstige skandinavische Litteratur.
Die altnordische Bibliographie ist musterhaft dargestellt in Th. Möbius' »Catalogus librorum islandicorum et norvegicorum« (Leipz.
1856; mit Fortsetzung bis 1879 unter deutschem Titel, das. 1880); die finnische Litteratur weist nach »La
littérature finnoise 1544-1879« (Helsingf. 1879,
Supplement 1880).
Die englische und amerikanische Litteratur behandelt zusammen S. A. Allibones »A critical dictionary of English literature«
(Philad. u. Lond. 1859-75, 3 Bde.).
Für England allein sind bemerkenswert: W. Th. Lowndes' »The bibliographer's manual« (Lond.
1857-65, 11 Tle.),
S. Lows »The English catalogue of books«, von 1835-80 (das. 1864-82, 3 Bde.),
und dessen Jahreskatalog unter gleichem Titel (seit 1862). Das halbmonatlich erscheinende »The Publishers' Circular« und die
Monatsschrift »The Bookseller« geben über die neuen Erscheinungen regelmäßig Auskunft. Für Amerika bietet die neueste und
umfassendste Zusammenstellung F. Leypoldts undL. E. Jonas' »The American Catalogue« (New York 1878-81, 2 Bde.),
bis 1876 reichend; dazu Supplement 1876-84 (das. 1884); die laufenden Erscheinungen verzeichnet Leypoldts »The Publishers' Weekly«.
Was die romanischen Länder anlangt, so ist die französische Bibliographie vorzüglich bearbeitet in J. M. ^[Joseph Marie] Quérards »La
France littéraire« (Par. 1827-39, 10 Tle.) und »La littérature française contemporaine«,
bis 1849 (das. 1840-57, 6 Tle.),
welchen Arbeiten sich O. Lorenz' »Catalogue général de la librairie française«, von 1840-75
(das. 1867-80, 8 Tle., davon 2 Bde. »Table des matières«),
anreiht. Das periodische Organ ist die wöchentliche »Bibliographie de la France«
(seit 1812). Für die französischen Journale liefert ein erwünschtes Hilfsmittel V. Gébés »Annuaire
des journaux« (6. Ausg., Par. 1884). In Italien fehlt es an einem nationalen Bücherlexikon ganz und gar. In Ermangelung eines
solchen sind wir auf den »Catalogo collettivo della libreria italiana«
(2. Ausg., Mail. 1881; Suppl. 1884) angewiesen. Die periodische