Anteil nahm, unterbrochen wurden. Nachdem er infolge der
Reaktion von 1849 ins Privatleben zurückgetreten, gab er sich ganz
historischen
Arbeiten auf dem
Felde der modernen Geschichte hin. Er siedelte nach
Piemont über, wo er zuerst
Professor der Geschichte
in
Nizza,
[* 2] dann Studiendirektor am
Turiner Nationalkollegium, endlich Vorstand des LiceoCavour war. 1864 ernannte
ihn der Unterrichtsminister
Natoli zum Generalsekretär, 1871 ward er zum Oberdirektor der piemontesischen
Archive ernannt.
Von Bianchis
Schriften erwähnen wir: »Geografia storica comparata degli stati antichi d'Italia« (1850);
(spr. -ki dschow-),Aurelio, ital. Geschichtschreiber
und Journalist, geb. zu
Como, kam, um
Kaufmann zu werden, in ein Handlungshaus nach
Mailand,
[* 11] dann zur Erlernung der
deutschen
Sprache
[* 12] nach
Wien, wurde aber hier der österreichischen
Polizei verdächtig und nach kurzer Zeit von derselben genötigt,
nach
Mailand zurückzukehren. Um sich den steten Verfolgungen der
Polizei zu entziehen, begab er sich 1830 nach
der
Schweiz,
[* 13] wo er zu Capolago
(Kanton
[* 14] Tessin)
an den
Arbeiten für die »Tipografia elvetica« teilnahm, die
Zeitschrift »L'Ancora« herausgab
und
Darus
»Histoire de Venise« übersetzte. 1835 begründete er das
Journal »Il Repubblicano della Svizzera italiana« und
begann dann 1837 seine »Storia dei papi«, ein mutvolles, groß angelegtes,
leider unvollendet gebliebenes Werk, das von großer
Gelehrsamkeit zeugt trotz gelegentlicher minder begründeter Behauptungen.
Eine wertvolle Vorstudie dazu bildet die historische
Monographie
»Vita di
fra PaoloSarpi«
(Lugano 1836), die mehrere
Auflagen
erlebte.
Nach einem kurzen Aufenthalt inZürich
[* 15] machte Bianchi-Giovini 1842 von der 1838 in
Österreich
[* 16] erlassenen
AmnestieGebrauch
und kehrte nach
Mailand zurück, wo er, mit historischen
Arbeiten beschäftigt, fortan blieb. Von jenen sind zu erwähnen:
eine Geschichte der
Hebräer, ein
Versuch über die Päpstin
Johanna, kritische
Studien über
Cantus Universalgeschichte, der
vielversprechende Anfang
einer Geschichte der
Lombarden, ein topographisches
Lexikon der
Lombardei u. a. 1848 begab
er sich nach
Piemont und übernahm hier die Redaktion der »Opinione«, die er bis
zum Juni 1852 führte, den
Krieg gegen
Österreich und den
Papst in energischter
Weise predigend. Dann gründete er (1853) die
Zeitung »L'Unione«, mit der er 1860 nachMailand, 1862 nach
Neapel
[* 17] übersiedelte, starb aber hier bereits
(spr. -kini, latinisiert
Blanchinius),
Francesco, Astronom und Archäolog, geb. zu
Verona,
[* 18] wurde
im dortigen Jesuitenkollegium erzogen, studierte seit 1680 zu
Padua
[* 19]
Theologie,
Philosophie,
Mathematik und
Physik und in
Rom
[* 20] seit 1684 vorzüglich
römischeArchäologie.
PapstAlexander VIII. verlieh ihm eine reiche
Pfründe, und
Clemens XI. ernannte ihn
zum
Sekretär
[* 21] der mit der Kalenderverbesserung beauftragten
Kommission. Er starb in
Rom. Seine Vaterstadt
Verona errichtete
ihm im dortigen
Dom ein Marmordenkmal. Unter seinen
Schriften astronomischen und antiquarischen
Inhalts sind vornehmlich seine
»Storia universale, provata co' monumenti, e figurata co'
simboli degli antichi«
(Rom 1697 u. 1747) zu erwähnen. Die
Resultate vieljähriger kirchengeschichtlicher Forschungen legte
Bianchini nieder in seiner von seinem
Neffen Giuseppe Bianchini vollendeten großen
Ausgabe von
Anastasius' Werk
»De vitis romanorum pontificum
a Petro Apost. ad Nicolaum I.«
(Rom 1718-35, 4. Bde.; wieder
abgedruckt in
Muratoris
»Scriptores rer. ital.«). Seine
Biographie schrieb Mazzaloni
(Verona 1735).
Andrea, venezian. Geograph des 15. Jahrh., berühmt durch
seine 1436 angefertigte Erdkarte,
[* 22] die nach Maßgabe der damaligen Kenntnisse ziemlich genau ist und bereits
Amerika
[* 23] unter
dem
Namen »Antilla« in zwei großen
Inseln zeigt, die derMeerbusen von
Mexiko,
[* 24] den man für offenes
Meer
hielt, teilt. Die
Karte befindet sich in der St.
Markusbibliothek zu
Venedig.
[* 25] Formaleoni hat letztere, mit einem
Kommentar (»Saggio
sulla nautica di Veneziani«, Vened. 1783) begleitet, stechen lassen; neuerlich ist davon
auch ein photographisches
Faksimile in 9 Blättern (das. 1870) erschienen.
(spr. biar),François, franz.
Maler, geb. zu
Lyon,
[* 26] ward in der dortigen
Kunstschule gebildet und machte
dann eine
Reise durch
Spanien,
[* 27]
Griechenland,
[* 28]Syrien und
Ägypten,
[* 29] welche ihm einen großen
Reichtum mannigfaltiger
Skizzen eintrug. 1833 stellte er das
Bild: Araber in der
Wüste vom
Samum überfallen, aus und begründete damit das ethnographische
Genre. Bei weitem mehr that sich indessen in der
Darstellung komischer und burlesker
Situationen hervor, die er mit einer seltenen
Beobachtungsgabe in der ganzen
Fülle ihres
Inhalts aus dem
Leben zu greifen wußte. Zu ihnen gehören:
die Springerbande, die bei Regenwetter auf Zuschauer wartet;
diesem Gebiet ist der Kampf mit den Eisbären, den ein Fischerboot im Polarmeer besteht (im städtischen Museum in Leipzig).
[* 32] Bekannte
Werke von Biard sind außerdem: die Ohrenbeichte, reisende Komödianten auf der See, Zimmer zu vermieten, Linnés Jugendleben. Seine
in den Jahren 1858 und 1859 ausgeführte Reise nach Brasilien
[* 33] beschrieb in dem illustrierten Werk »Deux années
au Brésil« (Par. 1862). Er starb im Juni 1882 in Paris. - Seine seit 1845 von ihm geschiedene Gattin schrieb unter dem NamenLéonie d'Aunet: »Voyage d'une femme au Spitzberg« (7. Aufl. 1881);