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kombiniert werden, so daß eine und dieselbe Wiesenfläche mehrere Systeme repräsentiert.
1) Die Anstauung in offenen Gräben kann nur die Befeuchtung und Entwässerung bezwecken, nicht zugleich düngend wirken und hängt in ihrem Erfolg wesentlich von der Durchlässigkeit des Bodens ab. Da hier nur eine Anfeuchtung von unten und den Seiten stattfindet, so muß die Krume reichlich gedüngt werden; dazu dient am besten ein guter Kompost. Zu solchen Anlagen legt man den Hauptentwässerungsgraben an den tiefsten Stellen an und führt rechtwinkelig auf diesen die Seitengräben und Parallelgräben, so daß das ganze Terrain in rechteckige, rings von Gräben begrenzte Beete geteilt ist.
Die Zuleitung des Wassers erfolgt von der höchsten Stelle aus, oder, was in der Regel der Fall ist, es erfolgt die Anfeuchtung ausschließlich durch Zurückhaltung des Grund- und Tagewassers mittels einer am untersten Ende des Hauptwerks angebrachten Stauschleuse. Soll entwässert werden, so bleiben alle Gräben offen; will man befeuchten, so sperrt man (abteilungsweise oder im ganzen) den Abfluß ab, bis das Wasser in den Gräben überall die gewünschte Höhe einnimmt; dann sperrt man auch den Zufluß oder reguliert den Abfluß nach Maßgabe des Zuflusses. Gedüngt wird alljährlich oder abteilungsweise. Auf brüchigem Boden verdient dieses System den Vorzug vor andern, außerdem ist die Herstellung solcher Anlagen billig. Der Terrainverlust kommt hier meist nicht in Betracht.
2) Die Überstauung bezweckt das vollständige Unterwassersetzen einer Wiesenfläche zum Zweck der Ablagerung des Schlicks und der Durchtränkung des Bodens. Man umgibt die ganze Fläche mit Dämmen und Gräben und leitet das Wasser nach Sperrung aller Abflüsse so lange darauf, bis es überall die gewünschte Standhöhe hat (30-60 cm), abteilungsweise oder auf einmal im ganzen. Notwendig ist hierzu die Herstellung möglichst ebener Flächen und die einer so wirksamen Ableitung, daß in gebotener Raschheit die Abtrocknung erfolgen kann, wünschenswert ein an Pflanzennährstoffen reiches Wasser.
Auf vielen Wiesen bewirkt der angrenzende Strom bei Hochflut die Überstauung, und es ist alsdann nur dafür zu sorgen, daß nirgends das Wasser zu lange stehen bleiben, daß vielmehr eine rechtzeitige Ableitung erfolgen kann. Größere Flächen werden in Abteilungen mit besonderer Dammumwallung und Ab- und Zuleitung angelegt. Immer muß der Hauptzufluß die Wiese beherrschen und Wasser genug vorhanden sein, um in gewünschter Vollständigkeit und Raschheit jede Fläche bewässern zu können.
Dieses System erfordert weniger Wasser als die Rieselung, gestattet, die Dungstoffe gleichmäßig zu verteilen, die Krume durch Aufschwemmung zu verbessern, die Pflanzen in kalten Tagen und Nächten vor dem Erfrieren zu schützen, das Ungeziefer gründlich zu vertilgen, und erfordert nur mäßigen Kostenaufwand. Es setzt aber Achtsamkeit voraus, damit nicht durch zu langes Stehenbleiben die Pflanzen verfaulen, hat ohne Schlammteile des Wassers wenig Erfolg, bewirkt leicht Verzärtelung der Pflanzen, sperrt während des Wässerns den so nützlichen Luftzutritt ab, eignet sich nicht für schwer bindigen, wenig durchlassenden Boden und gibt leicht Veranlassung zur Bildung von Sumpfstellen. Außerdem läßt sich gerade im Hochsommer, also in der Zeit, in welcher den Pflanzen die Erfrischung am notwendigsten ist, das Wässern wegen zu niedrigen Wasserstandes im Bach oder Fluß nicht anwenden, und man bringt mittels desselben das Wasser überhaupt nur sehr ungleich, zeitweise im Überfluß und dann längere Zeit gar nicht, über die Wiesen.
3) Die Rieselung oder Überrieselung ist dasjenige System, bei welchem man kontinuierlich fließende Wasserströme über die Wiesen leitet, das Wasser also fortwährend in Bewegung erhält. Man unterscheidet die natürliche und die künstliche Rieselung oder den natürlichen und den künstlichen Wiesenbau, bei ersterm den natürlichen Hangbau und den natürlichen Flachbau, bei letzterm den künstlichen Hangbau, den künstlichen Flachbau und den Rückenbau.
Der natürliche Hangbau ist überall ausführbar, wo eine Fläche in ihrem Haupt- oder Nebengefälle mehr als 2 Proz. Gefälle besitzt. Von dem Hauptzuleitungsgraben, welcher das Wasser der Wiese zuführt, verteilt man dasselbe in horizontalen Verteilungsrinnen, welchen durch Vertikalgräben das Wasser aus dem Hauptzuleitungsgraben zugeführt wird. An dem tiefsten Punkte der Wiese leitet ein Abzugsgraben das in denselben gelangende Wasser ab. Der natürliche Flachbau ist nur da auszuführen, wo man es mit einer Wiesenfläche zu thun hat, welche nicht ganz eben ist und in sich kleine Terrainschwankungen zeigt.
Den Hauptentwässerungsgraben legt man so, daß er alle Tiefen der Wiese entwässert, den Hauptzuleitungsgraben dagegen so, daß er möglichst allen Höhenpunkten der Wiese Wasser zuführt. Von dem Hauptzuleitungsgraben wird in horizontalen Wässerungsgrippen das Wasser so über die kleinen Hänge und Abdachungen der Wiese verteilt, daß dieselben berieselt werden können. Beträgt das Gefälle weniger als 2 Proz., dann gebe man den natürlichen Flachbau auf und gehe zum Kunstbau über.
Der Kunstwiesenbau unterscheidet sich von dem natürlichen Wiesenbau dadurch, daß man bei ersterm einen Umbau der Wiesenfläche vornimmt und nach gehörigem Nivellement systematisch dieselbe durch ein vollkommenes Netz von Zu- und Ableitungsgräben, Sammel- und Verteilungsrinnen mit Wehren, Schleusen u. dgl. in eine oder mehrere Rieselflächen nach bestimmtem Plan umwandelt, während bei dem natürlichen Wiesenbau die Wässerung (Rieselung) den Terrainverhältnissen angepaßt wird.
Beim eigentlichen Rückenbau werden, rechtwinkelig auf die Zuleitungsgräben, Beete in bestimmter Breite [* 2] angelegt, auf deren Rücken die von den Zuleitungen gespeisten Rieselrinnen eingeschnitten werden, und zwischen welchen an den tiefsten Stellen Ableitungsgräben angebracht sind. Das aus diesen abfließende Wasser fließt in die den obersten parallel gezogenen Zuleitungsgraben, welche das Wasser an die Rückenrinnen unterhalb abgeben oder auch in einen größern Ableitungsgraben führen.
Solchergestalt kann das Wasser nochmals benutzt werden, oder man führt es jeder Abteilung durch besondern Zufluß frisch aus dem Hauptzufluß zu und von jeder direkt ab. Dazu gehört neben sorgsamst geregeltem Ab- und Zufluß und korrektester Anlage aller Gräben und Gräbchen die völlige Planierung und Neuanlage mit der Bildung einer neuen Grasnarbe nach vollendetem Bau, sei es durch Wiederauslegen des vorher abgeschälten Rasens oder durch Ansaat, mit und ohne Bodenmelioration und Durchdüngung (vgl. Wiese). Hauptsache bleibt hier das Gefälle, das Vorhandensein guten Wassers in ausreichender Menge und die gesicherte Entwässerung. Das System verursacht zwar den höchsten Kostenaufwand und sehr sorgsame Unterhaltung aller Anlagen (Anstellung besonderer Wiesenwärter), gewährt aber auch bei guter Ausführung ¶
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die höchsten Erfolge und zwar in dem Grade, daß selbst sehr kostspielige Wasserzuleitung, aus weit entfernt liegenden Zuflüssen, mit Überleitung über Wege, Thäler oder Flüsse [* 4] oder mit unterirdischen Leitungen und andern Kunstbauten, sich bezahlt macht. Es kostet der Hektar Rückenbau von 450-1200 Mk., aber trotz dieses großen Anlagekapitals wird eine richtig gebaute Wässerungswiese unter der Voraussetzung: »die lokalen Verhältnisse begründen den Bau«, das Kapital reichlich verzinsen. Schmale Rücken erfordern das meiste Wasser, breite Rücken etwas weniger Wasser und geringeres Flächengefälle. Der vielen Gräben wegen ist die Bewirtschaftung solcher Kunstwiesen etwas teuer, die richtige Anlegung von Wegen erleichtert die Abfuhr. Die Neubildung der Grasnarbe erfordert viel Rasen zur Bedeckung oder bei der Ansaat große Vorsicht und längere Dauer der Nichtbenutzung. Poröser Boden, tief gelockert, darf nicht fehlen.
4) Das Petersensche Wiesenbausystem, erfunden von A. Petersen in Wittkiel bei Kappeln in Schleswig-Holstein, [* 5] gewährt da, wo es überhaupt anwendbar ist, die Vorteile vollster Regulierung der Ab- und Zufuhr und zugleich die Möglichkeit der Wiederbenutzung des Areals zum Ackerbau ohne besondern Umbau. Dasselbe beruht hauptsächlich auf einer gut angelegten Drainage [* 6] mittels Thonröhren (s. Entwässerung), wobei in den Sammeldrains Vorrichtungen (Tagröhren oder Schließstellen) angebracht werden, um den Abfluß zu hindern und sogar das Wasser zu zwingen, wieder auswärts zu steigen, so daß ein Vertrocknen ebensowenig wie ein Versumpfen möglich ist.
Die Drains werden wie bei gewöhnlichen Drainagen angelegt, nur mit dem Unterschied, daß die Saugdrains das Hauptgefälle rechtwinkelig durchschneiden und nur nach einer Seite, nach obenhin, wirken. Gewöhnlich wird, wo die Saugdrains (wenn sie nicht zu eng liegen) auf den Sammeldrain stoßen, eine Tagröhre mit Schließvorrichtung zum Absperren des Abflusses angebracht und auf dieselbe ein Holzkasten, welcher über den Boden hervorragt, gesetzt. Wird dieser abgenommen und die Öffnung der Tagröhre durch ein Brett oder eine Steinplatte verschlossen, so kann ungehindert jede Ackerarbeit vorgenommen werden, und alsdann wird nur die Drainage in Thätigkeit erhalten.
Will man das Grundstück als Grasland benutzen, so bringt man auf der Wiese Bewässerungsrinnen an, in welchen sich das der Wiese zugeführte Oberwasser ergießen kann. An der am höchsten liegenden Abteilung wird vom Hauptwasserzufluß aus das Wässerungswasser auf die Wiese geleitet und über die erste Abteilung (das erste System) verteilt. Ist die oberste Abteilung genugsam gesättigt, so öffnet man die Schließstelle und speist nun die zweite Abteilung u. s. f. Schließt man, im Fall die Sättigung nicht weiter gehen soll, die Ventile in den Schließstellen, so ist der Abfluß gesperrt, das Wasser steigt an bis zur Fallhöhe, und der Boden bleibt durchfeuchtet; ist die Sättigung genügend und, z. B. durch Regenfall, eine zu große Durchnässung zu befürchten, so kann sofort durch Öffnung der Ventile die Drainage wieder in Wirksamkeit treten und abwechselnd Berieselung, Feuchthaltung, Entwässerung und selbst bloßer Luftdurchzug zwischen Krume, Untergrund und Drainröhren bewirkt werden.
Darin liegt der Vorzug dieses Systems, daß es die vollste Regulierung der Bodenfeuchtigkeit dem Kundigen in die Hand [* 7] gibt und die volle Durchlüftung des Bodens, die den Pflanzen so wohlthätig ist, gestattet. Das System ist auch da anwendbar, wo wenig Wasser zu Gebote steht, und da, wo dieses arm an Dungstoffen ist; denn hier hat das Wasser nur die Aufgabe, die Pflanzen zu tränken, wenn sie dessen bedürftig sind, den Boden frisch zu erhalten und die Auf- und Abwärtsbewegung der Dungstoffe zu vermitteln.
Die Nahrung für die Pflanzen wird denselben auf dem Weg direkter Düngerzufuhr geboten und die Grasnarbe nur durch Ansaat nach vorausgegangener tüchtiger Bearbeitung gebildet. Zeitweilige Benutzung des Bodens als Ackerland ist dabei jederzeit möglich. Kostspielige Umbauten werden vermieden, man ist unabhängiger vom Gefälle, und nur an steilen Berghängen und auf zerklüftetem Untergrund ist derartige Berieselung nicht anwendbar; vorzüglich empfehlenswert aber ist sie für diejenigen Bodenarten, welche sich nicht zur Berieselung eignen, weil sie entweder nicht porös genug, also zu bindig, oder zu humös in Krume und Untergrund sind. In neuester Zeit kommt man übrigens von dem Petersenschen Wiesenbausystem vielfach wieder zurück und wendet anstatt desselben mit Vorliebe den natürlichen Wiesenbau an.
Zu den Wässerungsanlagen gehören die das Stauen der Bäche und Flüsse bewirkenden Wehre, Teiche, Schützen, Schleusen etc. mit ihren Dämmen oder die Vorrichtungen zur künstlichen Wasserhebung, dann die zur Weiterführung und gleichmäßigen Verteilung und Verbreitung des Wassers nötigen Zuleitungs-, Transportier-, Verteilungs-, Einlaß- und kleinen Wässerungsgräben und die an diese sich anschließenden Ableitungs-, Entwässerungs-, Abzugs- und Auszugsgräben, die das gebrauchte Wasser abführen und die Abtrocknung der Wiesen bewirken.
Ehe jedoch zur Anlage derselben geschritten wird, muß man die Wiesenfläche, welche bewässert werden soll, genau vermessen und nivellieren, auch den Boden und Untergrund untersuchen sowie auch die Menge, Güte und das Gefälle des Wassers, das man auf die Wiesen bringen will, feststellen und einen alle diese Eigentümlichkeiten berücksichtigenden Plan entwerfen und ausarbeiten. Die Bewässerung selbst betreffend, so ist ihre Wirkung je nach den verschiedenen Jahreszeiten [* 8] eine verschiedene.
Die Bewässerung im Herbst und Frühjahr, hauptsächlich die erstere, ist besonders als düngende Wässerung anzusehen, weil in dieser Zeit das Wasser die meisten Schlammteile mit sich führt und ablagert. Die Bewässerung des Vorsommers ist aus dem Grund besonders wichtig und wird die auflösende genannt, weil sie im Beginn der Vegetation den im Herbst niedergelagerten Schlamm auflöst und den Wiesenpflanzen zugänglich macht. Überdies dient die Frühjahrsbewässerung in hervorragendem Maß zur Regulierung der Temperatur, namentlich um bei eintretenden Nachtfrösten Schäden für die Vegetation fern zu halten.
Die Bewässerung des Sommers ist als die erhaltende anzusehen, darf aber nur in ganz schwacher Übersickerung oder bloß in Aufstauung des Wassers in den Bewässerungsrinnen bestehen, und es darf das Wasser die eigentliche Grasdecke nicht überrieseln. Das Rieseljahr beginnt mit dem Oktober. Die Wässerungswiesen erfordern gute Aufsicht, denn ein an sich geringfügiger Umstand kann oft große Schäden hervorbringen. Hat man bei der Vormahd die Wiese der Länge nach gehauen, so muß dies bei der Nachmahd querüber geschehen, damit nicht durch das Stehenbleiben der Kämme sich die Wiese stellenweise auswässere, wodurch dann leicht Unebenheiten auf der Oberfläche entstehen können. Beim Trocknen des Grases müssen immer die kleinen Gräbchen berücksichtigt werden, damit das Futter nicht in dieselben geworfen werde. ¶