mehr
erblichen Grafenstand anerkannt. Seine schwierige, innerlich widerspruchsvolle Stellung als Reichskanzler brachte ihn schon 1868 in Konflikt mit dem Fürsten Carlos Auersperg, der als Präsident des cisleithanischen Ministeriums seine Selbständigkeit gewahrt wissen wollte und daher seine Entlassung nahm. Indessen war doch Beusts Einfluß in jener Zeit maßgebend. Der Ausgleich der Ungarn mit den Kroaten 1869, der Wechsel der Ministerien Hasner, Potocki, Hohenwart vollzogen sich wohl hauptsächlich unter seiner Mitwirkung, indem er durch ein möglichst aufrecht zu erhaltendes Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Elementen des Staats dessen Existenz zu fristen suchte. Im Gegensatz zum Ministerium Hohenwart-Schäffle stellte sich Beust entschieden auf die Seite der Deutschen. Ein bedeutendes Verdienst erwarb er sich durch sein entschiedenes Auftreten den Anmaßungen des katholischen Klerus gegenüber, wie er auch beim Beginn des römischen Konzils 1870 ernstliche Mahnungen zur Mäßigung an die Kurie richtete und auf das Infallibilitätsdogma mit der Aufhebung des Konkordats antwortete. In der auswärtigen Politik gaben ihm die politischen Verhältnisse seit 1866 reiche Gelegenheit zu lebhaftester Thätigkeit; mit den friedfertigsten Äußerungen verband er ein Hinarbeiten auf Rache für 1866 und auf eine französische Allianz. Daher unternahm Napoleon den Krieg gegen Preußen 1870 im Vertrauen auf den Anschluß Österreichs, welchen Beust versprochen hatte. Doch durch den schnellen Ausbruch des Kriegs überrascht, beobachtete Beust eine zu wartende Haltung, bis er sich durch die Siege der deutschen Heere und durch die Haltung Rußlands zur völligen Neutralität gezwungen sah. Der Neugestaltung Deutschlands kam Beust dann aufs bereitwilligste entgegen. Am 6. Nov. 1871 erhielt Beust plötzlich seine Entlassung, was um so unerwarteter kam, da er eben noch das Ministerium Hohenwart gestürzt hatte, indes eine Nachwirkung seiner Haltung 1870 war. Beust wurde zum Botschafter in London und 1878 in Paris ernannt, 1882 aber wegen seiner Intrigen mit den französischen Chauvinisten entlassen. Vgl. Ebeling, Fr. Ferd., Graf v. Beust, sein Leben und Wirken (Leipz. 1870, 2 Bde.); »Graf und Österreichs Nationalitätspolitik« (Pest 1871) und »Die österreichisch-ungarische Monarchie und die Politik des Grafen Beust 1866-70«, von einem Engländer (Leipz. 1870); ersteres polemisch, letzteres apologetisch.
5) Karl Louis, Graf von, herzoglich sachsen-altenburg. Staatsminister, geb. 12. Febr. 1811 zu Friedrichstanneck (Altenburg) aus der ältern gräflichen Linie, studierte in Halle, Leipzig und Berlin die Rechte, trat 1834 in den preußischen, 1838 in den altenburgischen Staatsdienst, rückte 1841 zum Regierungsrat, 1842 zum Kreishauptmann auf und wurde im November 1848 zum Präsidenten des Ministeriums ernannt. Bei der Resignation des Herzogs Joseph 30. Nov. 1848 nahm er zwar seine Entlassung, trat jedoch nach dem Regierungsantritt des Herzogs Georg in das vom Geheimrat v. d. Gabelentz neugebildete Ministerium, in dem er nach dem Ausscheiden des letztern aus dem Staatsdienst abermals den Vorsitz erhielt. Von 1840 bis zum Februar 1848 war er Mitglied der Landschaft. Im Mai 1850 wurde Beust zum Wirklichen Geheimrat und Minister ernannt. Unter seiner Leitung wurde mit der Landschaft ein neues, dem preußischen nachgebildetes Wahlgesetz vereinbart, welches 3. Aug. 1850 an die Stelle des im April 1848 erlassenen demokratischen trat. Er begleitete im Mai 1850 den regierenden Herzog zum Unionsfürstenkongreß nach Berlin und nahm als altenburgischer Bevollmächtigter auch an den Dresdener Konferenzen teil, wo er sich mit den übrigen thüringischen Staaten Preußen anschloß. Nachdem er 1853 seine Entlassung aus dem altenburgischen Staatsdienst genommen hatte, war er bis 1867 Vertreter der thüringischen Staaten am preußischen Hof. Seitdem lebt in Altenburg.