Ja, er ging noch weiter als diese, indem er jeden Religionsunterricht von der
Schule ausgeschlossen wissen wollte. Es erregte
daher Aufsehen, als ihm
Gambetta in seinem
Ministerium im
November 1881 das
Portefeuille des
Unterrichts übertrug.
Bert erließ sofort energische
Dekrete gegen den
Klerus, trat aber mit
Gambetta schon zurück. Ein leidenschaftlicher
Chauvinist, betrieb er nun mit großem
Eifer die kriegerische
Ausbildung der
Jugend. Er schrieb: »Revue des travaux d'anatomie
et de physiologie publiés en
France pendant l'année 1864« (1866);
»Notes d'anatomie et de physiologie
comparées« (1867-70, 2 Bde.);
»Recherches sur le mouvement de la sensitive:
Mimosa pudica« (1867-70);
»Leçons sur la physiologie
comparée de la respiration« (1869);
Garibaldi ernannte ihn darauf zum Generalsekretär der provisorischen
Regierung in
Neapel.
[* 6] Seit 1861 lebt er in
Genua als praktischer
Arzt und Teilhaber einer chemischen
Fabrik. 1866 und 1867 beteiligte er sich unter
Garibaldi am
Kriege gegen
Österreich und an der Expedition von
Mentana. 1860 bis 1880 gehörte er der
Kammer als radikal republikanisches Mitglied an
und war 1878 einer der
Gründer der Lega della democrazia. In einer damals veröffentlichten
Broschüre: »L'Italia aspetta«
(»Italien
[* 7] wartet«),
bezeichnete er die allmähliche
Zersetzung der italienischen
Monarchie, bis sie von
selbst zusammenbreche, als sein
Ziel.
2) Bertha (Bertrada) »mit dem großenFuß«
(Berthe au grand pié, auch »Bertha die
Spinnerin«
[* 10] genannt), Tochter
des
GrafenCharibert von
Laon, Gemahlin
Pippins des
Kurzen, gest. 783. Auf der
Reise zu diesem wurde die
Braut, deren wunderbare
Schönheit nur durch einen großen
Fuß verunstaltet war, von der Hofmeisterin, die sie geleitete, bestochenen
Knechten zur
Ermordung übergeben und ihre häßliche Tochter an die
Stelle des Königskindes gesetzt. Der getäuschte
Pippin trifft und erkennt aber später Bertha, die dem
Tod entgangen ist, in einer Waldmühle an ihrem
Fuß und vermählt sich nun
mit ihr; die
Frucht der
Ehe war
Karl d. Gr. Die ganze Persönlichkeit der Bertha ist mythischer
Natur, ein Anklang an die
GöttinBerchta (s. d.), an welche vor allem der »große
Fuß« (der
Fuß einer Schwanenjungfrau, den sie als Zeichen ihres höhern
Wesens nicht ablegen kann) erinnert. An alten französischen
und burgundischen
Kirchen findet sich noch jetzt das
Bild der
»Reine Pédauque«
(Regina pede aucae) mit dem
Schwanen- oder auch
Gänsefuß in
Stein gehauen. Bertha ist es auch, auf welche sich das ursprünglich italienische
Wort: »Die Zeit
ist hin, wo Bertha spann«
(Klage über das verschwundene
goldene Zeitalter) bezieht.
5) Tochter des
Herzogs Burkhard von Alemannien, Gemahlin
Rudolfs II.,
Königs vom transjuranischen
Burgund, führte nach dessen
Tod (937) die
Regentschaft für ihren unmündigen Sohn
Konrad,
Mutter der nachmaligen
KaiserinAdelheid, heiratete
später den König
Hugo vonItalien, bekam 953 von
Otto I. die
Abtei Ehrenstein und starb gegen Ende des 10. Jahrh. Sie war eine
sehr sorgsame Hausfrau und wird auf
Siegeln etc. auf dem
Thron
[* 11] spinnend dargestellt, daher irrtümlich von manchen das
oben
erwähnte Sprichwort aus diese Bertha bezogen wird.