daselbst das Dorf an der Haase und der Oldenburg-Osnabrücker
Eisenbahn, mit Amtsgericht, kath. Kirche, evang. Damenstift (ehemals Nonnenkloster, 1231 gegründet) und 290 Einw.
in der nord. Mythologie wilde, mit übermenschlicher Stärke begabte
Menschen, die, von blind tobender Kampfeswut befallen, sich gleichsam in wilde Tiere verwandelten (auch
die Bezeichnung Ulfhedhnar, d. h. Wolfsgewandige, kommt vor) und so auf den Feind losstürzten.
Der erste derselben war Arngrim, ein gefürchteter Kriegsheld, Sohn des achthändigen Riesen Starkadder und der schönen Alshilde.
Seine Gemahlin, die Tochter des Königs Swafurlam, gebar ihm zwölf Söhne, die alle von gleicher Wut und
Stärke wie der Vater waren und ebenfalls Berserker hießen.
Auch Hrolf Krake, der Dänenkönig, da er dem Schweden Adil (gegen Ali von Norwegen) nicht selbst zu Hilfe kommen konnte, schickt
mit Erfolg »zwölf Berserker«; ja, als Balders Leiche auf sein Schiff geschafft war, um auf demselben verbrannt
zu werden, und das Schiff nur durch eine aus Jötunheim berufene Riesin in Bewegung gesetzt werden konnte, mußten »vier Berserker« kommen,
um ihr Reittier (einen schlangengezäumten Wolf) so lange zu bändigen. In der Folge wurde der Name Berserkerwut auf jede blinde
und maßlose Zornwut übertragen.
Vittorio, ital. Erzähler und Journalist, geb. 1830 zu Peveragno
in Piemont, studierte die Rechte zu Turin, nahm teil an den nationalen Kämpfen von 1848 bis 1849 und betrat hernach auf Wunsch
seines Vaters die Advokatenlaufbahn, wandte sich aber bald ausschließlich der Schriftstellerei zu. Zunächst versuchte er
mit geringem Erfolg sein Glück als dramatischer Dichter, half dann das Journal »L'Espero« mitbegründen
und redigierte ein Jahr lang das »Fischietto«.
Nachdem er sich hierauf für einige Jahre in die Einsamkeit seiner ländlichen Heimat zurückgezogen und hier sein erstes bedeutendes
Werk: »Il novelliere contemporaneo«, geschrieben, welchem andre Erzählungen folgten, hielt er sich 1857 und 1858 wiederholt
in Paris auf, gründete dann die »Gazzetta piemontese«, die er noch gegenwärtig
redigiert, und der er später die Wochenschrift »Gazzetta letteraria« beifügte,
und veröffentlichte in der Folge noch eine Reihe von Romanen: »I segreti d'Adolfo«, »La mano
di neve«, »Mina«, »La fanilla«, »L'odio«,
»Gli angeli della terra« (deutsch, Leipz.
1884),
»L'amor di patria«, »La corruttela«
(deutsch: »Korruption«, Wien 1877),
»Arme Johanna« (deutsch, Leipz. 1883) u. a. Zugleich versuchte
er mit größerm Glück als früher im ernsten Drama sich auf dem Gebiet des Lustspiels. Großen Erfolg hatte z. B. »Una bolla
di sapone«
(1864); seine besten Lorbeeren aber erntete er mit piemontesischen Dialektkomödien,
unter welchen »Le miserie d' Monsù Travet« (u. d. T.:
»Bartholomäus' Leiden« auch auf deutschen Theatern aufgeführt) als sein Meisterstück zu bezeichnen ist. Als Erzähler wie
als Komödiendichter glänzt Bersezio vornehmlich durch die Lebhaftigkeit und Treue seiner Darstellung piemontesischen Lebens. Als
Geschichtschreiber trat er neuestens auf mit dem Werk »Il
regno di Vittorio Emanuele II; trent' anni di vita italiana« (Turin 1878-81, Bd. 1-3).
(spr. -sso), Erneste, franz. Schriftsteller, geb. zu
Surgeres (Charente-Inférieure), besuchte seit 1836 die Normalschule in Paris, wirkte später als Professor der Philosophie in
Rennes, Paris, Bordeaux, Dijon und Versailles, wandte sich, nachdem er nach dem Staatsstreich von 1851 wegen
Eidesverweigerung seiner Stelle entlassen worden, der litterarischen Thätigkeit zu, wurde 1859 Mitarbeiter des »Journal des
Débats«, 1866 Mitglied des Instituts, 1871 Direktor der Normalschule und starb in Paris.
Von seinen gediegenen und geschmackvollen Schriften führen wir an: »Essais sur la providence« (2. Aufl.
1855);
»Mesmer et le magnétisme animal« (4. Aufl. 1879);
»Études sur le XVIII. siècle« (1855, 2 Bde.);
»Littérature et morale« (1861);
»Questions actuelles« (1862);
»Essais de philosophie et de morale« (1864, 2 Bde.);
»Morale et politique« (1868);
»Libre philosophie« (1868);
»Études et discours« (1879);
»Questions d'enseignement« (1880).
Vgl. Scherer, Un moraliste, études et pensées d'Erneste Bersot (Par. 1882).
Wilhelm Ludwig Leopold Reinhard, Freiherr von, bad. Minister, geb. zu Berstett bei Straßburg, machte
1792-1804 in österreichischem Militärdienst zahlreiche Schlachten und Gefechte gegen Frankreich mit, ward 1809 badischer Kammerherr, 1811 Oberstkammerjunker
und begleitete den Großherzog Karl Ludwig 1814 auf dem Wiener Kongreß; auch war er 1815 bei den Verhandlungen über den zweiten
Pariser Frieden beteiligt. 1815 ward er zum Bundestagsgesandten, 1816 zum Minister des großherzoglichen Hauses und der auswärtigen
Angelegenheiten ernannt.
Unter seiner thätigen Mitwirkung erhielt das Land eine Konstitution. Er eröffnete 1819 die erste Ständeversammlung.
Doch flößte ihm die heftige Opposition der Liberalen gegen das von ihm erlassene Adelsedikt eine so entschiedene Abneigung
gegen den Liberalismus ein, daß er auf den Karlsbader Konferenzen für möglichst weitgehende Repressivmaßregeln des Bundes
eintrat, um die schon verliehenen Verfassungen unschädlich zu machen. Für die Aufrechterhaltung der
Integrität Badens war er auf dem Kongreß in Aachen 1818 und sonst mit Erfolg bemüht. Nachdem er 1825 eine die Macht der Stände
beschränkende Verfassungsänderung durchgesetzt hatte, nahm er infolge der Verhandlungen des badischen Landtags von 1831 über
die Verantwortlichkeit der Minister, schon länger kränkelnd, seine Entlassung. Er starb in
Karlsruhe.
(spr. bähr), Paul, franz. Gelehrter und Politiker, geb. zu Auxerre, studierte in Paris Medizin, übernahm,
nachdem er 1863 zum Doktor der Medizin und 1866 zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert worden war, eine Stelle als Professor
dieser Wissenschaften an der Fakultät in Bordeaux und widmete sich hauptsächlich der Physiologie. 1869 wurde
er zum Professor der
mehr
Physiologie an der Faculté des sciences in Paris befördert und erhielt 1875 für seine barometrischen Untersuchungen den
großen Preis der Akademie von 20,000 Frank. Da er ein eifriger Republikaner war, wurde er nach dem Sturz des Kaiserreichs zum
Generalsekretär des Departements der Yonne und von Gambetta zum Präfekten des Nord ernannt, legte
aber dieses Amt gleich nach der Abdankung seines Gönners nieder. Seit 1874 Mitglied der Nationalversammlung und seit 1876 der
Deputiertenkammer, schloß er sich dem Republikanischen Verein an und gehörte zu den eifrigsten Gegnern des Ultramontanismus
und der katholischen Geistlichkeit, von deren Einfluß er die Schule zu befreien erfolgreich bemüht war.
Er war Berichterstatter in der Kammer über die Ferryschen Unterrichtsgesetze.
Ja, er ging noch weiter als diese, indem er jeden Religionsunterricht von der Schule ausgeschlossen wissen wollte. Es erregte
daher Aufsehen, als ihm Gambetta in seinem Ministerium im November 1881 das Portefeuille des Unterrichts übertrug.
Bert erließ sofort energische Dekrete gegen den Klerus, trat aber mit Gambetta schon zurück. Ein leidenschaftlicher
Chauvinist, betrieb er nun mit großem Eifer die kriegerische Ausbildung der Jugend. Er schrieb: »Revue des travaux d'anatomie
et de physiologie publiés en France pendant l'année 1864« (1866);
»Notes d'anatomie et de physiologie
comparées« (1867-70, 2 Bde.);
»Recherches sur le mouvement de la sensitive: Mimosa pudica« (1867-70);
»Leçons sur la physiologie
comparée de la respiration« (1869);