schwanger war; sie erklärte, daß sie in zweiter
Ehe mit dem neapolitanischen
Marchese Lucchesi-Palli vermählt sei. Dieses
Eingeständnis brachte sie um ihre ganze politische Bedeutung, und die
Regierung entließ sie ihrer
Haft. Seitdem lebte sie
mit ihrem zum
Herzog della Grazia erhobenen Gemahl (gest. 1864) meist zu Brunnensee inSteiermark,
[* 2] wo sie starb.
Vgl. »La captivité de la duchesse de Berri
Journal du docteur P. Ménière« (Par. 1882).
(spr. -ghēte),Alonso, span. Bildhauer,
Maler und
Architekt, geb. 1480 zu
Parades de
Nava, studierte in
Florenz
[* 3] und
Rom,
[* 4] wo er viel mit und nach
Michelangelo und der
Antike arbeitete. 1520 nach
Spanien
[* 5] zurückgekehrt,
ernannte ihn
Karl V. zu seinem
Maler und Bildhauer sowie zum Aufseher und
Direktor der königlichen Bauten. Berruguete schuf und schmückte
in dieser
Eigenschaft unter anderm den neuen königlichen
Palast zu
Granada,
[* 6] dessen
Grundriß sowie der prächtige kreisförmige
Hof
[* 7] im Innern mit seinerKolonnade aus Breccienmarmor von dem ausgebildeten
Geschmack des Künstlers zeugen.
(spr. berrüjē),JosephIsaac, franz.
Jesuit, geb. 1681 zu
Rouen,
[* 11] starb im Profeßhaus
zu
Paris
[* 12] 1758.
Großes Aufsehen veranlaßte er durch seine Geschichte des jüdischen
Volkes:
»Histoire du peuple de
Dieu etc.«
(Par. 1727; neue Ausg.,
Besançon
[* 13] 1851, 10 Bde.), worin er die
biblische Geschichte in so leichtfertiger und frivoler
Weise
behandelte, daß er großen Anstoß erregte.
Trotzdem wurde das
Buch erst 1758 von
Benedikt XIV. verdammt.
Zur Zeit der
Römer
[* 14] war Berry (Biturica) von den
Biturigern bewohnt, deren Hauptstadt Avaricum
(Bourges)
Cäsar
eroberte. Um 475 kam an die Westgoten, welchen es die
Franken unter
Chlodwig entrissen.
Nun wurde es durch
Grafen und von 917 bis 1100 durch
Vicomtes regiert, von welchen der letzte
(EudoArpie) es an König
Philipp I. verkaufte. In der
Folge ward Berry oft alsApanage
den nächsten Verwandten der französischen
Könige auf Lebenszeit verliehen und 1360 von König
Johann II. zu gunsten seines
dritten
Sohns,
Johann, zum Herzogtum erhoben; nach dessen
Tod (1416) fiel es
wieder an die
Krone.
Karl VII.
gab es seinem Sohn
Karl,
Ludwig XI. seinem
Bruder für die
Normandie,
Heinrich III. seinem
Bruder, dem
Herzog von
Alençon,
Heinrich
IV. der
WitweHeinrichs III.
Später erhielten
Prinzen von königlichem Geblüt (oft solche, die später König wurden) nur noch
den
Titel eines
Herzogs von ohne daß die
Provinz wirklich von ihnen besessen wurde.
Seine
Beredsamkeit, welche durch eine vornehme, edle
Erscheinung und eine prachtvolle
Stimme noch gehoben wurde, trat noch mehr
in seiner politischen Thätigkeit hervor. Obgleich aufrichtiger Anhänger der
Bourbonen, hielt er doch
an freisinnigen
Grundsätzen fest, besonders als Verteidiger der
Presse,
[* 15] daher er 1829 für das
Departement der obern
Loire in
die
Kammer gewählt wurde. Nach der
Julirevolution leistete er dem König
LudwigPhilipp den
Eid, ohne die
Partei der
Legitimisten
zu verlassen. 1832 ward er beschuldigt, mit der Herzogin von
Berri die
Unruhen in der
Vendée veranlaßt
zu haben, aber von den
Assisen zu
Blois freigesprochen.
BeimStaatsstreich im
Dezember 1851 wurde er,
weil er in der Versammlung auf der
Mairie für Absetzung des
PräsidentenLudwigNapoleon gestimmt, verhaftet, doch bald wieder entlassen. Im
Februar 1852 lehnte er jede Kandidatur zum
GesetzgebendenKörper ab und wurde Mitglied des Orléansschen
Familienrats, in
dem er besonders eine Vereinigung der beiden bourbonischen
Linien zu stande zu bringen suchte. 1852 ward er Vorsteher des
Pariser Advokatenstandes und 1854 Mitglied
der
Akademie, wobei er dem
Kaiser die übliche Aufwartung verweigerte. 1863 nahm er wieder ein
Mandat als
Abgeordneter zum
GesetzgebendenKörper an, wo übrigens seine
Beredsamkeit nicht mehr ganz den alten
Eindruck machte. Er starb auf seinem
Landsitz La Brosse bei
Paris. Berryers
Reden erschienen gesammelt als
»Discours parlementaires« (Par. 1872-74, 5 Bde.)
und »Plaidoyers« (1875-78, 4 Bde.). 1879 ward
sein Standbild im Justizpalast in
Paris aufgestellt.