Christian VII. belohnte ihn mit der
Erhebung in den dänischen Reichsgrafenstand (1767). Nicht weniger
erfolgreich war seine Wirksamkeit im Innern. Es gelang ihm durch Unterstützung des Fabrikwesens und namentlich des für
Dänemark
[* 9] sehr wichtigen Frachthandels, den Wohlstand des
Landes erheblich zu befördern. Zugleich suchte er die
Lasten des
Landmannes zu erleichtern, den
Druck des Heerwesens zu mildern und den Volksunterricht zu heben. Er übernahm
die
Direktion des gesamten
Armenwesens, unterwarf dasselbe einer vollständigen Neuordnung und gründete das große
Hospital
in
Kopenhagen.
[* 10]
Sobald jedoch der junge
Kronprinz 1784 eine Änderung des
Staatsrats durchgesetzt und den Einfluß der
Königin gebrochen hatte, wurde Bernstorff zurückgerufen und in alle seine
Ämter und
Würden wieder eingesetzt. Von da an blieb er
bis zu seinem
Tode der leitende
Mittelpunkt der äußern und innern
Verwaltung und erhob
Dänemark unter den schwierigsten Verhältnissen
zu einer hohen
Blüte.
[* 18] Den unvermeidlichen
Krieg mit
Schweden wußte er wenigstens schnell zu beendigen.
Dänemark trat durch Bernstorffs Veranstaltung 1791 sogar mit dem glücklichsten Erfolg als Vermittler zwischen Rußland
und
England im Türkenkrieg auf. Die 1792 von seiten der gegen
Frankreich alliierten Mächte an
Dänemark ergangene Einladung
zur
Teilnahme an dem
Kriege gegen die
Republik lehnte ab, wie er auch später den
Koalitionen gegen
Frankreich
nicht beitrat. Durch dieses
Friedens- und Neutralitätssystem sowie durch wahrhaft wohlthätige, alle Gegenstände der
Administration,
Finanzen,
Handel,
Schiffahrt, Manufaktur- und Fabrikwesen sowie militärische Angelegenheiten betreffende Maßregeln ist Bernstorff der
Wohlthäter
Dänemarks geworden.
Ihm ist besonders die
Befreiung des Bauernstandes in
Dänemark von persönlichen und wirtschaftlichen
Fesseln
zu danken. Auch an der Aufhebung der
Leibeigenschaft in
Schleswig-Holstein hatte er einen bedeutenden
Anteil, obwohl sie erst
nach seinem
Tod erfolgte. Dabei war er ein standhafter Verteidiger liberaler Regierungsprinzipien und erklärte sich stets
entschieden gegen jede Beschränkung der
Preßfreiheit. Bernstorffs Privatcharakter erscheint überall in dem günstigsten
Licht.
[* 19] Er starb
3)
ChristianGünther,
Graf von, der älteste Sohn des vorigen, geb. zu
Kopenhagen, begann seine staatsmännische
Karriere
bei der dänischen Gesandtschaft in
Berlin,
[* 20] ging später als Gesandter nach
Stockholm
[* 21] und privatisierte
dann eine Zeitlang in
Kopenhagen. Nach dem
Tode des
Vaters (1797) folgte er diesem im
Ministerium des
Auswärtigen, bewies aber
nicht dessen administrative und politische Umsicht, indem er besonders durch sein hartnäckiges Festhalten einer bewaffneten
Begleitung der neutralen dänischen
Handelsschiffe, welche sein
Vater noch auf dem Sterbebett widerraten, 1798
England
zu Feindseligkeiten herausforderte, welche für
Dänemark höchst nachteilig endeten. Bernstorff trat daher 1810 vom
Ministerium zurück
und ging als
¶
Hier mit Mißtrauen empfangen, weil man ihn für einen Anhänger der russischen Partei hielt, gewann er bei der neutralen
HaltungPreußens
[* 32] während des orientalischen Krieges eine feste diplomatische Stellung. Im Oktober 1861 ward
er als Minister der auswärtigen Angelegenheiten an Schleinitz' Stelle nach Berlin in das sogen. Ministerium der neuen Ära berufen
und behielt diesen Posten auch, als im März 1862 die liberalen Minister zurücktraten. Er zeigte sich indessen seiner Stellung
nicht gewachsen.