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durchgebildeten Musiker.
Als Kritiker steht Bernsdorf auf dem streng klassischen Standpunkt.
durchgebildeten Musiker.
Als Kritiker steht Bernsdorf auf dem streng klassischen Standpunkt.
1) in Schlesien [* 2] (Bierutow), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, [* 3] Kreis [* 4] Öls, [* 5] rechts an der Weida und an der Rechten Oderuferbahn, hat ein Amtsgericht, ein altes Schloß, eine Zuckerfabrik, Tuchmacherei und (1880) mit der Garnison (1 Eskadron Dragoner) 4150 Einw. (506 Katholiken und 211 Juden). Bernstadt wird schon 1294 erwähnt. -
2) in Sachsen, [* 6] Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, [* 7] Amtshauptmannschaft Löbau, [* 8] mit Amtsgericht, ev. Pfarrkirche, Wasserleitung [* 9] und (1880) 1545 Einw. In dem anstoßenden Ort Kunnersdorf befindet sich eine große Baumwollspinnerei nebst Weberei. [* 10]
[* 11] (»Brennstein«, v. niederdeutsch. bernen, d. h. brennen; auch Agtstein, Succinit, gelbe Ambra, gelbes Erdharz, lat. Succinum, Electrum), Mineral aus der Ordnung der Harze, findet sich in rundlichen, stumpfeckigen, knollen- und plattenförmigen Stücken eingewachsen, eingesprengt, auch in getropften und geflossenen Gestalten ganz wie Baumharz, ist wachs- bis honiggelb, gelblichweiß bis braun, in Sizilien [* 12] auch bläulich, smaragdgrün, violett, bisweilen geflammt, gestreift, fettglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig, vom spez.
Gewicht 1,0-1,1 und der Härte 2,0-2,5, entwickelt beim Reiben Geruch und wird elektrisch, beim Erhitzen in Öl weich und biegsam, ist unlöslich in Wasser, gibt an kochenden Alkohol, Äther und ätherische Öle [* 13] nur wenig ab, löst sich in Benzol, Chloroform und in Alkohol, welcher sehr wenig Kampfer enthält, hat die prozentische Zusammensetzung des Kampfers (C10H16O) ^[(C10H16O)] mit einem geringen Schwefelgehalt und besteht zu 9/10 aus dem in gewöhnlichen Lösungsmitteln unlöslichen Bernsteinbitumen, Succinin, enthält außerdem in Alkohol lösliches Harz, ätherisches Öl und Bernsteinsäure.
Der Bernstein schmilzt bei 280°, brennt mit rußender Flamme, [* 14] entwickelt, auf glühende Kohlen geworfen, angenehm aromatisch, eigentümlich stechend riechende Dämpfe, gibt bei trockner Destillation [* 15] Bernsteinsäure, Bernsteinöl und Wasser, als Rückstand in Terpentinöl und fetten Ölen lösliches Bernsteinkolophonium, welches bei stärkerer Hitze dickflüssige, braune Brenzöle und Bernsteinkampfer liefert. Mit Salpetersäure liefert Bernstein viel Bernsteinsäure und etwas Kampfer, mit rauchender Salpetersäure moschusartig riechendes Harz, mit Kalihydrat Borneokampfer.
Bernstein findet sich in der Kreide- und Tertiärformation, [* 16] auf sekundärer Lagerstätte auch im Diluvium [* 17] und Alluvium. Er kommt vor im Schieferthon und Kohlensandstein, im plastischen und im bituminösen schieferigen Thon, im Cerithienkalk, im Sandstein, Gips [* 18] und in der sogen. Glaukonitformation des Samlandes, in den Lehm- und Sandschichten des Tieflandes, im Meeressand der Ostsee etc. Die Hauptfundorte sind die Nordküste Preußens [* 19] von Stralsund [* 20] bis Memel, [* 21] besonders die Frische Nehrung und die Küstenstrecke von Pillau bis Brüsterort, die Westküste von Dänemark [* 22] und Schleswig-Holstein [* 23] und die Küste des Nördlichen Eismeers.
Außerdem fand man in Sibirien, auf Unalaschka, Kadjak, Kamtschatka und Kanin, bei Helsingfors, in Portugal, [* 24] Spanien, Frankreich, in den Niederlanden, sehr schön feurigen und mit kräftigen Farbentönen an der östlichen Küste Siziliens, ferner an der Nordküste Afrikas, in Dalmatien, Ungarn, [* 25] Siebenbürgen, Rumänien, [* 26] Tirol, [* 27] Österreich, [* 28] Galizien, Mähren, [* 29] Böhmen, sehr verbreitet in Schlesien, in Polen, Livland, [* 30] Kurland und in der Ukraine, in Brandenburg, [* 31] Hannover, [* 32] Sachsen, Altenburg, [* 33] Mecklenburg, [* 34] Schweden, [* 35] England und Australien; [* 36] die ostindischen, afrikanischen und brasilischen Funde beziehen sich nicht auf echten Bernstein, sondern auf ähnliche fossile Harze, welche sich beim Anzünden leicht vom Bernstein unterscheiden lassen.
Bei weitem der meiste Bernstein wird von der Nord- und Ostsee ausgeworfen. An der preußischen Küste lösen die heftigen Nordweststürme den Bernstein von dem Meeresboden los und treiben ihn, in Seetang eingewickelt, mit den Wellen [* 37] dem Lande zu. In der Gegend von Palmnicken und Nodems im Samland wurden in einer Herbstnacht des Jahrs 1862: 2000 kg Bernstein gewonnen. Viel Bernstein wird im Samland gegraben. Die 47-63 m hohen Strandberge des Samlandes zeigen drei verschiedene Schichtensysteme. Auf einem durch viele Grünerdekörnchen (Glaukonit) grünlichgrau gefärbten Sand ruht eine Braunkohlenbildung mit lichtern Sanden und grauen Thonen und auf dieser diluvialer Mergel und Sand mit nordischen Geschieben.
Alle drei Schichtengruppen enthalten aber nur der untere grüne Sand führt ihn in reichlicher Menge und zwar in einer dunkel gefärbten thonig-sandigen Lage von 1,25-6 m Mächtigkeit, der sogen. blauen Erde, in Gesellschaft von Holzresten, Haifisch- und Saurierzähnen, Seekrabbenresten, Muscheln, [* 38] Seeigeln etc. Diese blaue Erde zieht sich am ganzen Nordstrand des Samlandes von Brüsterort bis Rantau fort und ist auch in Kranz nachgewiesen worden. Gegen S. senkt sie sich derart ein, daß sie bei Kraxtepellen schon 12,5 m unter See liegt. Da sie nun am Strand im allgemeinen nahe unter dem Meeresspiegel bekannt geworden ist und beinahe horizontal liegt, so muß sie, weil der Meeresgrund sich einsenkt, nicht fern vom Land aus dem Grund hervortreten, und dadurch erklärt sich der Bernsteinauswurf der See, welche an der blauen Erde nagt und den losgespülten Bernstein forttreibt.
Auch in frühern Erdperioden hat das Meer diese Lagerstätten abgetragen; daher findet sich der Bernstein z. B. in der Tuchelschen Heide in diluvialen Sandablagerungen mit Seetangresten, abgerollten Holzstücken und Steinen. Überhaupt gibt es in West- und Ostpreußen, [* 39] Hinterpommern und Posen [* 40] Forstreviere, wo jährlich nicht unbedeutende Quantitäten Bernstein aus dem Diluvium gegraben werden. Würde der heutige Bernsteinauswurf nicht von Menschen aufgelesen, so würden sich jetzt noch ganz dieselben strich- und nesterweisen Bernsteinablagerungen im Seesand bilden, wie sie sich an den genannten Orten, in der Mark, in Schlesien, bis ins Riesengebirge bei 424 m Seehöhe finden.
Schon früh hat man den Bernstein als das fossile Harz von Nadelbäumen erkannt, und durch die zahlreichen, gut erhaltenen Einschlüsse hat man ein ziemlich deutliches Bild von dem einstigen Bernsteinwald erhalten. Die eigentlichen Bernsteinbäume waren der unsrer Rottanne ähnliche Pinites succinifer, die mehr den Abiesarten entsprechenden Pinus eximius, Mengeanus und radiosus, der unserm P. strobus ähnliche und am häufigsten vorkommende P. strobianus und der unsrer Kiefer nur entfernt gleichende P. anomalus.
Der häufigste Baum des Bernsteinwaldes scheint eine Thuja gewesen zu sein, die mit unserm heutigen Lebensbaum völlig übereinstimmt. Außerdem enthielt der Wald viele Laubbäume, Pilze, [* 41] Flechten, [* 42] Moose, [* 43] ein Farnkraut, die Heidelbeere, viele Heidekräuter etc. Die Bernsteinbäume können in ihrem Harzreichtum mit der neuseeländischen Dammara australis verglichen werden, deren Zweige und Äste von weißen Harztropfen so starren, daß sie wie mit Eiszapfen bedeckt erscheinen. Das Bernsteinharz wurde teils an den Wurzeln der Bernsteinbäume ausgeschieden oder angesammelt, teils tropfte es von den Zweigen und ¶
fiel auch wohl auf am Boden liegende Blätter, deren Form es im Abdruck erhalten hat. Auch die Bernsteinfauna ist in sehr zahlreichen Einschlüssen erhalten, weist Krustentiere, Tausendfüße, Spinnen, [* 45] Insekten, [* 46] eine Landschnecke, eine Vogelfeder und einen Büschel Fledermaushaare auf. Fische [* 47] und Amphibien fehlen gänzlich. Sämtliche Bernsteintiere sind Landtiere, aber ein einziges Bruchstück eines Seekrebses deutet doch auf die Nähe des Meers und die vielen Neuropteren auf den Wasserreichtum des Bernsteinwaldes. Über das Schicksal dieses Waldes wissen wir nichts; es läßt sich die Existenz von 100 Mill. Ztr. Bernstein berechnen, aber nirgends sind entsprechende Holz- oder Kohlenmassen zu finden, denn die Braunkohlenablagerungen des Samlandes stehen in gar keiner Verbindung mit dem Bernsteinwald.
Man gewinnt den Bernstein durch Auflesen des von der See ausgeworfenen und geht auch bis 100 Schritt ins Wasser, um ihn mit großen Netzen, welche an langen Stangen befestigt sind, zu »schöpfen«. Der herantreibende Tang, welcher den Bernstein eingeschlossen enthält (Bernsteinkraut), wird mit den Netzen in der Mitte der überkippenden Welle aufgefangen, an den Strand geworfen und ausgesucht. Nächst dieser ältesten, schon von Tacitus beschriebenen Art der Bernsteingewinnung ist das Bernsteinstechen im Gebrauch.
Man wendet es an, wo große Steine in der Nähe des Strandes liegen, zwischen denen der Bernstein niederfällt; 4-5 Mann fahren bei klarer See in einem Boot hinaus, und während einer mit einem Speer den Bernstein zu lösen oder mit einem Haken den Stein zu wenden sucht, fängt ihn ein andrer mit einem Käscher auf. Bei Brüsterort, wo in 5-9 m Tiefe eine reiche Bernsteinablagerung vorhanden ist, hebt man die Steinblöcke mit Zangen und Flaschenzügen auf ein Floß und bewegt ein Netz mit scharfem Rand kratzend (schrapend) auf dem Grund hin und her.
Großartigere Resultate erzielt man im Kurischen Haff durch Baggerei, welche an der gefährlichen Küste bei Brüsterort nicht anwendbar ist. Die Firma Becker u. Stantien in Memel unternahm bei Schwarzort auf der Kurischen Nehrung diese Gewinnungsart mit 9 Dampfbaggern und 3 Handbaggern und gewann in einem Jahr 36,500 kg Bernstein im Wert von etwa 540,000 Mk. Unter diesem gebaggerten Bernstein findet man viele Kunstprodukte von der Art wie in den altpreußischen Grabstätten, den Hünengräbern.
Seit etwa 200 Jahren wird endlich auch Bernstein auf dem festen Lande durch Graben gewonnen, und diese Methode ist ergiebig geworden, seitdem man die blaue Erde als die eigentliche Lagerstätte des Bernsteins erkannt hat. Der Kubikfuß der blauen Erde enthält durchschnittlich 40 g B. Die Strandberge werden in der ganzen Höhe abgestochen, und während sich eine Arbeiterreihe mit Spaten rückwärts bewegt, sammeln die ihnen gegenüberstehenden Aufseher den bloßgelegten Bernstein Versuche, den Bernstein unterirdisch durch Bergbau [* 48] zu gewinnen, sind schon zweimal gescheitert, indem der sandige, lockere Boden zu große Schwierigkeiten bot und man in den Braunkohlensanden, nicht in der blauen Erde arbeitete.
Gegenwärtig, wo man durch den norddeutschen Braunkohlenbergbau lockere, lose Gebirgsmassen zu überwinden gelernt hat, erwartet man von dieser Methode sehr günstige Resultate. Die ganze Produktion des Bernsteins in Preußen [* 49] beträgt jährlich ca. 100,000 kg, wovon auf die Baggereien im Kurischen Haff 36,500, auf die Gräbereien im Samland 22,500, auf die Gräbereien im Binnenland 3-5000, endlich auf den Seeauswurf 36-38,000 kg kommen. Der Seeauswurf ist in den letzten 300 Jahren ziemlich gleichgeblieben. 50-60 Proz. des gewonnenen Bernsteins sind nur zu chemischen Präparaten und Räucherzwecken verwendbar.
Man unterscheidet den Bernstein im Handel nach Farbe, Reinheit, Größe und Form der Stücke, und um dies zu können, entfernt man zunächst die in der Regel vorhandene chagrinartig genarbte Verwitterungsschicht durch die Feile. [* 50] Stücke über ½ kg Gewicht kommen nur selten vor, das größte Stück Bernstein findet sich im königlichen Mineralienkabinett in Berlin, [* 51] es wiegt 6750 g und hat einen Wert von 30,000 Mk. Stücke über 75 g haben bei guter Farbe und nicht zu ungünstiger Form Silberwert, sie dienen zu Schälchen, Bechern, Nippsachen, flache Stücke (Fliesen) [* 52] zu Broschen etc. Der sizilische Bernstein wird in Catania zu Kreuzen, Rosenkränzen, Heiligenbildern verarbeitet. Nach der Farbe unterscheidet man den kreideweißen oder lichtgelben Knochen, [* 53] der reich an Bernsteinsäure ist, und dem besondere heilkräftige Wirkungen zugeschrieben wurden; durchscheinende, wolkige (flohmige) Varietäten und den ganz klaren Gelbblank und Rotblank; am geschätztesten ist der halbdurchsichtige bis durchscheinende Bastart, Bastardstein, von licht grünlichgelber Kumst- oder Weißkohlfarbe.
Man bearbeitet den Bernstein auf der Drehbank, [* 54] durch Schnitzen, Raspeln oder Feilen, auch mit der Laubsäge und poliert ihn mit Bimsstein, Kreide [* 55] und Wasser und durch Reiben mit dem Daumen oder überzieht Stellen, die nicht poliert werden können, mit Bernsteinfirnis. Durch Erhitzen in Öl kann man Bernstein vorübergehend so weich machen, daß er sich etwas biegen und in Formen pressen läßt (gegossener Bernstein, Braunschweiger Korallen); [* 56] milchiger Bernstein wird dabei durchsichtig. Der Hauptplatz für den Bernsteinhandel und seine erste Verarbeitung ist seit langer Zeit Danzig, [* 57] in zweiter Stelle Memel und Königsberg; [* 58] auch Stolp [* 59] in Hinterpommern, Lübeck, [* 60] Breslau verarbeiten viel Bernstein; die großen Stücke gehen aber meist roh ins Ausland und werden in Konstantinopel, [* 61] Wien [* 62] und Paris [* 63] zu den schönsten Schmuckwaren, im Orient zu Pfeifenmundstücken und Bernsteinkorallen als Pferdeschmuck verarbeitet.
Bedeutend mehr Korallen werden aber seit alter Zeit anstatt des Geldes zu den Negervölkern Afrikas, den Eingebornen der Südseeinseln und Ostasiens gebracht. Als Surrogate und Verfälschungen des Bernsteins kommen Glas, [* 64] Kopal und Fabrikate aus Bernsteinabfällen vor, welch letztere man mit Hilfe von Schwefelkohlenstoff oder Äther in eine plastische Masse verwandelt oder mit einem Bindemittel unter hydraulischem Druck in Formen preßt (Ambroid). Die Entdeckung von Fälschungen ist bisweilen recht schwierig, am wichtigsten ist die Beachtung des spezifischen Gewichts, der Härte und der Löslichkeitsverhältnisse. Bernsteinabfälle dienen zur Bereitung von Bernsteinsäure, Bernsteinöl und Bernsteinfirnis. Geschmolzener Bernstein gibt mit 1½ Teil Schwefelkohlenstoff einen ausgezeichneten Schnellkitt.
Der Bernstein stand bei den Alten in sehr hohem Ansehen. Schon lange vor Homers Zeiten erzählten die phönikischen Bernsteinhändler, daß im Nordwesten der Hesiodischen Erdscheibe sich in den Okeanos von den hohen Rhipäen (Alpen) [* 65] der Eridanus ergieße, an dessen Ausfluß [* 66] gewisse Bäume von der Hitze der vorbeischiffenden Sonne [* 67] Bernstein, genannt Elektron oder Sonnenstein, ausschwitzten. Homer spricht in der »Odyssee« von einem Halsband: »golden, besetzt mit Elektron, der strahlenden Sonne vergleichbar«. Die ¶