Nachdem er 1756 dasBündnis mit
Österreich
[* 10] gegen
Friedrich II. von
Preußen,
[* 11] der auch ihn durch spöttische
Bemerkungen beleidigt hatte, zu stande gebracht, übernahm er 1757 das
Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, das er
indes nur bis 1758 behaupten konnte, da er wegen des unglücklichen Verlaufs der Kriegsereignisse immer dringender zum
Frieden
mit
Preußen auch ohne
Österreich riet.
Kurz vor seiner Verabschiedung erhielt er zwar den
Kardinalshut,
[* 12] wurde jedoch durch einen Kabinettsbefehl nach seiner
Abtei St.-Médard verwiesen.
Nachdem er hier fünf Jahre in philosophischer Muße gelebt hatte, rief ihn der König 1764 zurück und ernannte ihn zum
Erzbischof von
Albi. 1769 wurde er nach
Rom
[* 13] zum
Konklave gesandt und bewirkte durch seinen Einfluß die
WahlClemens' XIV., sowie er auch bei der durch diesen verfügten Aufhebung des Jesuitenordens thätig war.
Da er bald darauf zum
Gesandten in
Rom ernannt wurde, so verließ er
Rom nicht mehr. Die
Achtung, die ihm sein
Hof zollte, bewies der ihm 1774 bewilligte
ungewöhnliche
Titel Protecteur des églises de
France.
Seine
Freigebigkeit und Dienstfertigkeit, die edlen
Eigenschaften seines
Charakters, aber auch seine großen geistigen Vorzüge,
sein feiner
Sinn für Litteratur und
Kunst und sein freies, unbefangenes
Urteil machten sein
Haus zu einem Sammelplatz der ausgezeichnetsten
MännerRoms, erschöpften aber seineMittel. Nach der französischen
Revolution wurde er seines Gesandtschaftspostens
entsetzt und verlor seinen hohen
Gehalt und seine Einkünfte aus
Pfründen (400,000
Livres), blieb aber zu
Rom, auf Verwendung
seines
Freundes, des
RittersAzara, vom spanischen
Hofe freigebig unterstützt, und starb daselbst Als Dichter hat
er besonders die »beschreibende
Poesie« kultiviert und namentlich mit »Les quatre saisons, ou les Géorgiques
française« und »Le
[* 14] palais des heures, ou les quatre points du jour«
große Erfolge geerntet.
Ausgaben seiner
»Œuvres complètes« erschienen zu
Paris 1797 und 1825; seine
»Poésies« gab Drujon heraus (das. 1882). Seit
er sich ausschließlich dem geistlichenStand gewidmet, entsagte er der Ausübung der
Dichtkunst und vermied
selbst die Erwähnung seiner poetischen Werke. Nach seinem
Tod fand sich unter seinen
Papieren ein Gedicht: »La religion vengée«
(neue Ausg. 1848). Seine
Korrespondenz mit
Voltaire erschien
Paris 1799; seine
Memoiren und politische
Korrespondenz gab
Masson
heraus
(»Mémoires et lettres du cardinal de Bernis 1715-58«, Par.
1878, 2 Bde.) und im Anschluß daran: »Le
cardinal de Bernis depuis son ministère, 1758-74« (das. 1884).
(Beronis castellum), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Trier,
[* 15] rechts an der
Mosel in enger Thalschlucht 104 m ü. M.
romantisch gelegen, mit Wengerohr an der
Koblenz-TriererBahn durch eine Zweigbahn verbunden, hat ein
Amtsgericht,
eine evangelische und kath.
Kirche, eine Moselbrücke, Zigarrenfabrikation, berühmten Weinbau
(»Bernkasteler Doktor«),
Handel
mit
Wein und Schiefersteinen,
Schiffahrt, Schieferbrüche in der
Nähe und (1880) 2460 Einw. (76
Evangelische und 93
Juden). Über
der Stadt Trümmer eines Bergschlosses. Bernkastel gehörte frühzeitig zum Erzstift
Trier und erhielt durch König
AdolfStadtrechte. Die
Burg wurde bereits im 7. Jahrh. von einem
Grafen Bero erbaut (daher der
Name), aber 1017 vom
Erzbischof
Poppo als Raubnest zerstört. Der jetzige
Bau rührt vom
ErzbischofHeinrich her (1277), wurde 1639 von den
Franzosen eingenommen, 1674 vergeblich
belagert und brannte 1692 ab.
J. 1693 ward er Professor der Mathematik in Wolfenbüttel,
[* 22] kehrte aber 1694 nach Basel
zurück, wo er in der medizinischen Fakultät
promovierte. In seiner Inauguraldissertation »De motu musculorum« (Groningen 1694) wandte er die Differentialrechnung auf die
mechanische Muskelbewegung an. Im J. 1695 wurde er Professor der Mathematik in Groningen, 1705 in Basel,
starb daselbst Seine
Abhandlungen wurden von Cramer gesammelt (Genf
1742, 4 Bde.). Seine »Korrespondenz mit Leibniz« erschien zu Genf
1745, 4 Bde. Bernoulli erfand
das leuchtende Barometer
[* 23] und lieferte Untersuchungen über die Verluste und Zunahme, welche der menschliche Körper erfährt.
In der Abhandlung »De nutritione« (Lausanne
[* 24] 1742) behauptet er, daß der Mensch innerhalb eines Jahrs zwei
Drittel seines Körpers verliere, und daß nach zehn Jahren nur noch der 50. Teil des ursprünglichen Stoffes übrig sei. Unter
seinen astronomischen Abhandlungen sind die über die elliptische Form und die Neigung der Planetenbahnen die bedeutendsten.
Seine »Opera omnia« erschienen zu Lausanne 1742, 4 Bde., und enthalten 189 Aufsätze.
6) Johann, Sohn von Bernoulli 5), geb. zu Basel,
ward 1764 Astronom in Berlin
[* 30] und starb daselbst als Direktor der mathematischen
Klasse der Akademie Er schrieb: »Recueil pour les astronomes« (Berl. 1772-76, 3 Bde.);
»Lettres sur différents sujets« (das. 1777-79, 3 Bde.);
7) Christoph, Neffe des vorigen, geb. zu Basel,
studierte nach einer wechselvollen Jugend seit 1801 Naturwissenschaften in
Göttingen
[* 33] und kam 1802 als ordentlicher Lehrer an das Pädagogium nach Halle.
[* 34] Nach zwei Jahren ging er nach
Berlin und Paris, eröffnete dann in seiner Vaterstadt 1806 eine Privatlehranstalt und erhielt 1817 die Professur der Naturgeschichte
an der Universität, seit welcher Zeit er sein Privatstudium vorzüglich der Technologie und Statistik zuwendete. 1861 legte
er seine Professur nieder und starb Bernoulli war einer der fleißigsten Schriftsteller
im Fach der Technologie und politischen Arithmetik; seine Schriften vermitteln den Übergang von der ältern empirischen Behandlungsweise
zu der neuern rationellen.
Die verdienstlichsten sind: »Über den nachteiligen Einfluß der Zunftverfassung auf die Industrie« (Basel
1822);
»Handbuch der Populationistik« (Ulm
[* 35] 1840-41, Nachtrag 1843) und »Technologische Handencyklopädie«
(Stuttg. 1850).
Auch gab Bernoulli das »Bürgerblatt« und nach dessen Aufhören
das »Schweizerische Archiv für Statistik und Nationalökonomie« (Basel
1828-30, 5 Bde.) heraus. - Sein Sohn JohannGustav Bernoulli, geb. 1811 zu Basel,
gest. bearbeitete
das von seinem Vater herausgegebene »Vademekum des Mechanikers« (17. Aufl., bearbeitet von Autenheimer, Stuttg.
1884).