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Gesichtsorgans vorarbeitenden »Theory of vision« (1709) unterschied er zuerst das wirklich Empfundene und dessen Auslegung und unterstützte die Gesichts- durch die Tastwahrnehmung. Seine philosophischen Hauptschriften sind: »Treatise on the principles of human knowledge« (1710; hrsg. von Collyns Simon, Lond. 1878; deutsch von Überweg, Leipz. 1879);
»Three dialogues between Hylas and Philonous« (1713; deutsch, Leipz. 1781);
»Alciphron, or the minute philosopher« (1732).
Berkeleys Philosophie knüpft an Lockes Realismus an, indem sie wie dieser die vermeintlich objektiven Eigenschaften der Dinge (Farbe, Geruch, Geschmack etc.) für subjektive Folgen der Beschaffenheit unsrer Sinnesorgane erklärt, da ohne Auge [* 2] nichts gesehen, ohne Ohr [* 3] nichts gehört werden würde. Dieselbe geht aber noch über Locke hinaus, indem sie nicht bloß wie dieser die sogen. sekundären, sondern auch die sogen. primären Eigenschaften (Ausdehnung, [* 4] Gestalt, Größe etc.) für solche erklärt, die nicht den Dingen selbst zukommen, sondern von dem wahrnehmenden Subjekt auf dieselben übertragen würden.
Wenn das vermeintliche körperliche Ding nichts andres als die Summe seiner (primären und sekundären) Eigenschaften ist, die Kirsche z. B. nichts weiter als der Inbegriff von Weichheit, Saft, Röte, Säure und Kugelform, und diese Eigenschaften sämtlich nicht außer, sondern nur im vorstellenden Subjekt als »Ideen« (Empfindungen, Vorstellungen) desselben vorhanden sind, so existiert auch das körperliche Ding nicht außer dem Vorstellenden (als Materie), sondern nur in dem Vorstellenden (als Vorstellung im Geist) wirklich, d. h. das einzige, was wahrhaft existiert, ist nicht der ausgedehnte körperliche Stoff (Materialismus), sondern der (immaterielle) Geist und dessen (gleichfalls immaterielle) Ideen (Idealismus).
Der Grund dieser letztern, soweit sie nicht von dem Vorstellenden selbst gemacht, sondern, wie die Vorstellungen der sinnlichen Erfahrung, wenigstens scheinbar von außen durch die Dinge demselben gegeben sind, kann nun, da außer (immateriellen) Geistern nichts existiert, auch nicht in einer Materie, sondern er muß in dem Willen eines dieselben dem Geiste des Vorstellenden inspirierenden überlegenen Geistes, in Gott als dem eigentlichen Urheber unsrer sinnlichen Vorstellungswelt, die wir Erfahrung nennen, gelegen sein.
Die Wahrheit und Verläßlichkeit unsrer sinnlichen Erfahrungserkenntnis wird dadurch, daß sie als unmittelbares Werk Gottes bezeichnet wird, ebensosehr gewährleistet, wie anderseits durch den Nachweis, daß außer (immateriellen) Geistern und deren Vorstellungen nichts wirklich existiere, der Materialismus von Grund aus beseitigt. Letzterer Umstand besonders hat Berkeleys Philosophie unter den Gegnern der materialistischen Strömung seiner Zeit und neuerlich wieder Anhänger verschafft, welche, wie Collyns Simon, Shadworth Hodgson, Fraser u. a., deren immaterialistischen Charakter betonen.
Berkeleys sämtliche Werke erschienen 1784 in 2 Bänden (die philosophischen deutsch, Leipz. 1781), neuerlich wurden sie herausgegeben von Wright (Lond. 1843, 2 Bde.) und von Fraser (mit Biographie, das. 1871, 4 Bde.). Seine Biographie von Arbuthnot findet sich in der ersten Ausgabe seiner Werke.
Vgl. auch: »An account of the life of G. Berkeley« (1776);
zur Würdigung seiner Philosophie I. H. ^[Immanuel Hermann] Fichte, [* 5] Beiträge zur Charakteristik der neuern Philosophie, S. 63 ff. (2. Aufl., Sulzb. 1841),
und besonders Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Bd. 2 (5. Aufl., Leipz. 1879);
de Penjon, G. Berkeley, sa vie et ses œuvres (Par. 1878);
Collyns Simons Einleitung in der Ausgabe der »Principles«; Überweg (gegen Collyns Simon, in der »Zeitschrift für Philosophie« 1869 u. 1871),
Hoppe (in den »Philosophischen Monatsheften«, Bd. 7, 1874), Frederichs (Berliner [* 6] Realschulprogramme 1870 und 1871) und R. Zimmermann, Über Kants Widerlegung des Idealismus von Berkeley (Wien [* 7] 1871).
2) George Charles Grantley Fitzhardinge, jüngerer Sohn des Grafen Berkeley, geb. anfänglich Militär, zog sich bald zurück und trat 1832 für West-Gloucestershire in das Parlament, dem er bis 1847 angehörte. Er wirkte für Aufrechterhaltung des Jagdrechts und der Schutzzölle, daneben aber auch für Einführung der geheimen Abstimmung, von deren Notwendigkeit er sich in den Wahlkämpfen überzeugt hatte. Er starb in London. [* 8] Großes Aufsehen erregte seine Selbstbiographie »My life and recollections« (Lond. 1864-66, 4 Bde.) durch die darin enthaltenen Aufklärungen über das Treiben der englischen Aristokratie. Von seinen sonstigen Schriften sind hervorzuheben: »Berkeley Castle« und »The upper ten thousand at home and abroad«.
3) Miles Joseph, Botaniker, geb. 1803 zu Biggin, studierte Theologie in Rugby und Cambridge, wurde Pfarrverweser in Margate, dann in Weldon und lebt seit 1868 als Geistlicher in Sibbertoft bei Market Harborough. Seine Arbeiten beziehen sich fast ausschließlich auf die Kryptogamen. Er schrieb: »Gleanings of British algae« (Lond. 1833);
»British flora. Fungi« (das. 1836);
»British fungi« (das. 1836-43, 4 Bde.);
»Decades of fungi« (das. 1844-1856);
»Introduction to cryptogamic botany« (das. 1857);
»Outlines of British fungology« (das. 1860);
»Handbook of British mosses« (das. 1863).