Das überaus milde
Klima
[* 7] läßt hier sehr geschätzte Weinsorten, feines
Kernobst, selbst
Mandeln gedeihen, und
Haine schönen
Laubwaldes (besonders
Walnußbäume und Edelkastanien) bedecken die Seiten und Gipfel der nächsten Anhöhen,
aus denen sich die
Ruinen zahlreicher alter
Burgen
[* 8] erheben. Unter den die Bergstraße begleitenden
Bergen
[* 9] des
Odenwaldes ist der 519 m
hohe
Melibokus, östlich von
Zwingenberg, am bedeutendsten.
Vgl.
Franck, Die
Burgen der hessischen Bergstraße (Darmst. 1868);
[* 11]
(Bergschlipf, Rüfenen, v. ital. rovina, »etwas
Zusammengestürztes«),
das Loslösen und Herabstürzen großer
Fels- und Erdmassen von
Gebirgen. Die
Ursachen können sehr verschiedenartige
sein: Frostwirkung,
Erosion
[* 12] durch
Luft und
Regen, Erdbeben,
[* 13]
Auflösung unterlagernden
Materials, wohl auch
Unvorsichtigkeit im
Abbau technisch wichtiger
Gesteine.
[* 14] Besonders häufig tritt die
Erscheinung ein (und wird dann gewöhnlich
Bergschlipf genannt), wenn Gesteinsmassen auf geneigten Thonschichten lagern, die durch Wasseraufsaugung schlüpfrig
werden und dann den darüber auflagernden Gebirgsmassen als Gleitfläche dienen, auf der sie zu
Thal
[* 15] rutschen.
Ursächlich verwandt mit dem Bergsturz sind ferner die
Erdfälle (s. d.). Besonders reich an Bergstürzen ist
die
Schweiz,
[* 16] wo sich deren allein über 150 nachweisen lassen. Einer der bedeutendsten und verheerendsten war der Bergsturz von
Goldau wo der Spitzbühl, ein Teil des
Roß- oder Rufibergs, infolge anhaltender Regengüsse hinabglitt
und die ungeheure Trümmermasse sogleich das ganze Dorf, mehrere
Weiler und
Höfe auf der gegenüberliegenden Thalseite, den
ganzen Thalgrund und einen Teil des
LowerzerSees verschüttete und ein Schlammstrom das Dorf
Lowerz größtenteils zerstörte.
Die herabgeglittene
Masse war 4 km lang, mehr als 320 m breit und 32 m dick und wurde zu 40 Mill.
cbm berechnet.
Am waren auf gleiche
Weise die
DörferPlurs (Piuro) und Schilan (Chilano) am Südabhang der
Alpen
[* 17] bei
Chiavenna mit 2430 Einw.
unter dem
Sturz des Contobergs begraben worden. Bekannte
Fälle aus älterer Zeit sind: die Verschüttung der altrömischen
Stadt Velleja (um das 4. Jahrh.
n. Chr.) durch den
Erdfall vom
Berg Rovinazzo, die man 1747 unter 6 m hohem
Schutt wieder auffand;
der
Untergang der römischen Stadt Tauretunum, am
Genfer See unfern der
Dents d'Oche gelegen, die 563 durch
einen Bergsturz fortgerissen ward, dessen
Masse noch jetzt in Gestalt einesVorgebirges am
See sichtbar ist.
Ein
andrer berühmter Bergsturz, genannt Slavini di
San Marco, fand 883 im Etschthal zwischen der Lenomündung und dem Dorf
San Marco
statt, der das beinahe 2 km breite
Thal auf etwa 3 Mill. qm bedeckte. Im J. 1248 wurden 4
Dörfer am
Fuß des
MonteGranier,
unfern
Chambéry, unter Kalktrümmern begraben; 1377
stürzte der
Hügel Perrier im französischen
DepartementPuy de Dôme in
das Crouzethal mit dem Dorf Pardines hinab. In ähnlicher
Weise sind kultivierte Landstriche begraben am
Fuß des
Bernina, der
Dent du
Midi, der
Dent du
Mayen,
[* 18] des
Rigi etc. Von den
Diablerets in den
Berner Alpen (bei
Sion) stehen jetzt
nur noch 3
Hörner; die übrigen stürzten 1714 und 1749 zusammen, unter einem 30 m hohen Steinwall 18
Menschen und eine große
Menge Vieh begrabend, von welcher
Katastrophe die 3 großen Derborenceseen herrühren.
bei
Paks im ungarischen
KomitatTolna 1847, wo der sogen. Schanzenberg zum Teil in die
Donau stürzte;
in
Norwegen
[* 21] 1847, wo das Dorf Helsingegard verschüttet
ward;
im Toscanischen 1855, wo der
Belmonte in das
Thal herabstürzte und das Tiberbett verschüttete;
im Kanton Wallis
[* 22] 1855, wo sich infolge
eines
Erdbebens von der
Spitze desWetterhorns eine Felsenwand loslöste und in das
Thal hinabstürzte, während
gleichzeitig Bergstürze im Vispthal, in Graubünden,
an dem
Calanda-AusläuferEck, bei
Pfäfers, im Rhônethal u. a. O. erfolgten. In neuerer
Zeit hat der Bergsturz von
Elm im Sernfthal, Kanton Glarus,
eine traurige Berühmtheit erlangt. Am löste sich der Nordrand des
benachbarten Tschingelbergs ab und bedeckte das
Thal mit einem 1½ km langen, 300-400 m breiten Schuttstrom, dessen
MasseHeim
auf mindestens 10 Mill.
cbm schätzt. 22
Wohnhäuser,
[* 23] die doppelte Anzahl von
Ställen wurden verschüttet, 114
Menschen getötet.
-
Erscheinungen, welche
oben als
Bergschlipfe von dem eigentlichen Bergsturz unterschieden wurden, gehören beispielsweise
längs des Steilrandes der
Schwäbischen Alb zu den häufigen
Erscheinungen. Es sind hier die
Schichten, mit denen der braune
Jura
(Dogger) schließt, die Ornatusthone (s.
Jurasystem), welche der
Erweichung unterliegen, die
Felsen des weißen
Jura
(Malms),
welche auf ihnen rutschen.
Besonders bekannt geworden ist der
Bergschlipf des
Plettenbergs (1851), durch
welchen der bewaldete Berghang auf eine
Länge von 1 km in die Tiefe stürzte. Großartige
Erscheinungen dieser Art spielten
sich 1870 und 1871 in
Ecuador
[* 24] ab, wo Tertiärschichten, ein
Wechsel von
Thonen und
Sanden, die mit einer
Neigung von über 20°
gegen das
Meer einfielen, in
Bewegung gerieten. Ungleichmäßigkeit der Fortbewegung rief
Stauungen und
hierdurch lokale
Hebungen bis zu 20 und 30 m
Höhe hervor. - Allgemeine Vorsichtsmaßregeln gegen und ihre verheerenden
Folgen
lassen sich nicht angeben. Im einzelnen
Fall können Wasserkorrektionen, Sprengungen, Schutzwälder etc. von guter
Wirkung
sein; verdächtige
Stellen sind gut zu überwachen, da sich der Bergsturz gewöhnlich durch vermehrtes Abbröckeln
der
Gesteine ankündigt. Bei
Elm wurde versucht, eine das Dorf mit einem neuen Bergsturz bedrohende
Masse durch Beschießen zum Abstürzen
in einer ungefährlichen
Richtung zu bringen; der
Versuch blieb aber resultatlos.