mehrere Jahre hindurch unangefochten. Allein auf dem
Konzil zu
Rom
[* 2] 1059 wurde er zur Unterschreibung und
Beschwörung einer
Formel genötigt, worin er feierlich die ihm zum Vorwurf gemachte Ketzerei verwünschte und zu glauben gelobte, daß
Brot
[* 3] und
Wein im
Abendmahl der wirkliche Leib und das wirkliche
BlutChristi seien. Berengar fügte sich zwar der
Aufforderung, erklärte aber nach seiner Rückkehr laut seine
Reue über den in Todesfurcht geschwornen
Meineid und beharrte
bei seiner frühern
Ansicht.
Die
Folge waren neue Verdammungen auf den
Synoden zu
Angers (1062),
Rouen
[* 4] (1063), St.-Maixent (1075) und
Poitiers (1076) sowie
schließlich auf der
Kirchenversammlung zuRom (März 1079), bis er endlich auf der letztern auf
Gregors
VII. Veranlassung widerrief und Stillschweigen gelobte.
Bald nachher (1080) gab er sein Lehramt auf und zog sich auf die
Insel
St.-Côme bei
Tours
[* 5] zurück, wo er unter kirchlicher
Aufsicht seine letzten Lebensjahre verbrachte. Er starb 1088. Über die
sehr entstellte Geschichte seines Streits haben
Lessing in dem Werkchen »Berengarius Turonensis« (1770)
und Stäudlin, der
BerengarsSchrift gegen
Lanfranc, die
Lessing in der
WolfenbüttelerBibliothek aufgefunden hatte, in mehreren
Programmen herausgab (seit 1820),
Licht
[* 6] verbreitet. Eine
Ausgabe von
BerengarsSchriften besorgten
A.
F. und F.
Th.
Vischer (Berl.
1834). Eine Sammlung ihn betreffender
Briefe gab Sudendorf heraus (Gotha
[* 7] 1850).
(spr. berangscheh), 1) AlphonseMarieMarcellinThomas, ausgezeichneter franz. Rechtsgelehrter, geb. zu
Valence,
Herausgeber einer französischen Übersetzung von Justinians
Novellen
(Metz
[* 8] 1810-11, 2 Bde.). 1815 zum
Deputierten des
Drômedepartements ernannt, sprach er schon damals gegen die
Erblichkeit der
Pairie und die unbeschränkte
Vermehrung der Pairszahl und unterzeichnete die am
Tag des ersten Einzugs
Ludwigs XVIII. verfaßte
Protestation.
Nach den
HundertTagen legte er das
Amt eines
Generalprokurators nieder, zog sich in seine Vaterstadt
Valence zurück und schrieb
sein ausgezeichnetes Werk
»De la justice criminelle en
France« (Par. 1818). 1827 trat er aufs neue als
Repräsentant seiner Vaterstadt in die Deputiertenkammer und war nach der
Julirevolution einer der
Kommissare, welche die Mitglieder
des Polignacschen
Ministeriumsvor der Pairskammer anklagten. Auch sprach er sich in einem beachtenswerten
Vortrag für die
Abschaffung der
Todesstrafe aus. Für die 1831 zusammentretende
Kammer wieder gewählt, ward er einer der
Hauptbegründer des Deputiertenvereins in der
StraßeRivoli, welcher sich von der systematischen
Opposition sonderte, ohne
darum dem
MinisteriumPérier gänzlich ergeben zu sein. 1831 ward er
Rat am
Kassationshof, 1832 Mitglied des
Instituts und 1839 Pair.
Noch ist zu erwähnen sein Werk
»De la répression pénale« (Par. 1855, 2 Bde.).
Er starb 1866 in
Paris.
[* 9]
1) Berenike Troglodytike, Handelsstadt in Oberägypten am
ArabischenMeerbusen, in gleicher
Breite
[* 16] mit
Assuân, wegen der von
Ptolemäos II.
Philadelphos angelegten
Straße nach Koptos am
Nil für den
Handel mit arabischen und indischen
Produkten sehr wichtig;
jetzt Trümmerstätte bei
BenderKebir. Nördlich davon in der Pharaonenzeit eifrig ausgebeutete Smaragdminen. -
(eigentlich Pherenike,»Siegbringerin«, davon
Veronika),
Name mehrerer Ptolemäerinnen:
1) Berenike, geboren um 340
v. Chr., Gemahlin eines Makedoniers, Philippos, und
Mutter des Magas, des spätern Beherrschers
von
Kyrene, wurde von
Antipatros mit seiner Tochter
Eurydike, der
Braut des
Ptolemäos Lagi, nach
Ägypten
[* 17] geschickt. Hier verliebte
sich
Ptolemäos, ihr Stiefbruder, in sie, erhob sie zu seiner Gemahlin und ernannte den mit ihr gezeugten Sohn
Ptolemäos II.
Philadelphos zu seinem Nachfolger. Berenike ist vielfach von den Dichtern, namentlich von
Theokrit, verherrlicht worden.
2) Tochter des Magas,
Sohns von Berenike 1), Herrschers von
Kyrene, und der Apama, wurde zuerst mit
Demetrios,
Bruder des makedonischen
KönigsAntigonos, verlobt, ließ denselben aber, als ihre
Mutter ihn zu ihrem
Liebhaber erwählte, ermorden und heiratete später
(246
v. Chr.)
Ptolemäos III.
Euergetes vonÄgypten. Sie gelobte bei dessen Kriegszug gegen
Antiochos Theos
ihr
Haar
[* 18] der
Aphrodite;
[* 19] als dieses am andern
Morgen aus dem
Tempel
[* 20] verschwunden war, erklärte der Astronom
Konon aus
Samos, dasselbe
sei unter die
Sterne versetzt (s.
Berenikes Haupthaar). Nach ihres Gemahls
Tod (221) beherrschte sie ihren Sohn
Ptolemäos IV.
Philopator vollkommen, reizte aber dadurch dessen Günstling Sosibios, auf dessen Veranstaltung sie umkam.
Ihr Sohn, der um ihr gewaltsames Ende gewußt hatte, ließ ihr in
Alexandria ein prächtiges
Grabmal errichten.
4) Tochter des
Ptolemäos XII.
Auletes, ward nach dessen Vertreibung (58
v. Chr.) von den Ägyptern auf den
Thron
[* 21] erhoben und
dafür von ihrem
Vater,
¶
mehr
als dieser sich wieder der Krone bemächtigt hatte, 55 schuldlos ermordet.
5) Tochter des KönigsHerodesAgrippa I. von Judäa, war zuerst Gemahlin ihres Oheims Herodes, Fürsten von Chalkis, lebte nach
dessen Tod im Verdacht blutschänderischen Umgangs mit ihrem BruderAgrippa II., heiratete nachher den König Polemon von Kilikien,
trennte sich aber bald von diesem und wurde während des jüdischen Aufstandes Geliebte des Titus, der
sie zu Rom in seinen Palast aufnahm. Die Absicht des Titus, sie förmlich zu seiner Gemahlin zu erheben, scheiterte an dem Widerwillen
der Römer
[* 23] gegen die Ausländerin.