berühmter
Geschlechter, so auch in der Karolingersage, wo ihr als
Wahrzeichen ein eigentümlich großer
Fuß (wohl der Schwanenfuß
der
Freia) beigelegt wird (vgl.
Bertha 2). Wie
FrauHolda, hütet sie die
Seelen aller ungebornen, d. h. ungetauft verstorbenen,
Kinder (in
ThüringenHeimchen,
[* 2] anderwärts Wichtlein genannt), zieht mit ihnen von Land zu Land, setzt
mit ihnen über
Ströme und nimmt bald in einem
Berg, bald in einer
Grotte, bald im
Wasser eines
Teichs oder
Brunnens (was ursprünglich
alles auf die himmlische Szenerie der Wolkenberge etc. geht) ihren Aufenthalt.
Zur Zeit der Wintersonnenwende feierte man ihren wie ihres Gemahls
Wodan festlichen Umzug durch das Land,
weshalb sie nach dem
Glauben des
Volks um
Weihnachten noch immer entweder als wilde Wolkenjägerin erscheint, die nachsieht,
ob die Mägde ihren
Flachs abgesponnen haben, oder sich als
Mutter der
Heimchen mit ihrem
Pflug
[* 3] sehen läßt, oder als grauköpfige
Alte mit großer
Nase
[* 4] und langen
Zähnen artigenKindernGeschenke bringt, ungehorsamen aber den Leib aufschneidet,
um ihn mit
Häckerling zu füllen, etc. Ihr
Tag ist bald der 30. Dezember, bald der 2. oder 6. Januar, an welchem eine stehende Festspeise
(Fische
[* 5] und
Klöße) genossen werden muß. Vgl.
Holda.
Ein ähnlicher Brauch ist das Berchteljagen in
Kärnten und
das Berchtengehen in
Oberbayern, letzteres von Weibern ausgeführt, die, mit
Ketten,
Hacken und
Besen versehen,
Gaben sammelnd umherziehen.
Die Benennungen dieser Bräuche weisen auf den Umzug der alten
GöttinBerchta (s. d.) zurück.
Landschaft in den
Salzburger Alpen, das ehemalige
Gebiet der
Pröpste von Berchtesgaden umfassend, bildet die südöstlichste
Ecke des bayrischen Regierungsbezirks
Oberbayern, etwa 400 qkm
(7 QM.) groß mit (1880) 8262 Einw.
Das
Berchtesgadener Ländchen ist ein großartiges Alpengebiet, das, von einem hohen Bergwall ummauert, sich als eine kolossale
Masse von Kalkgebirgen zwischen der
Saalach und
Salzach ausbreitet. Auf der Südgrenze lagert die wüste, gewaltige Hochfläche
des Steinernen
Meers, aus welcher schroffe
Felsberge, darunter der Schönfeldspitz (2651
m) und der Hundstod
(2580 m), aufragen.
Von diesem südlichen Felsenwall ziehen sich zwei Felsengrate von ungeheurer Starrheit in das
Innere des Ländchens, von denen
der östliche im zweigipfeligen
Watzmann, der höchsten
Spitze des Gebiets, 2714 m, der westliche im Hochkalter 2629 m
Höhe
erreicht. Durch diese
Gliederung entstehen die drei Hauptthäler des
Landes: das Seethal mit dem
Ober- und
Königssee zwischen dem östlichen
Grenzwall und dem
Watzmann, das öde und starre
Wimbachthal zwischen dem
Watzmann und dem Hochkalter
und das Hinterseethal mit dem einsamen Hintersee zwischen dem Hochkalter und dem westlichen
Grenzwall.
Alle drei
Thäler laufen parallel von SSW. nach NNO. und vereinigen sich zu einem größern
Thal,
[* 8] das bei
Ramsau beginnt und sich gegen O. zu bis zum
Markt Berchtesgaden fortsetzt, von wo es mehr nördliche
Richtung hinaus ins Salzachthal nimmt.
Der
Untersberg, im höchsten seiner drei Gipfel, dem
Berchtesgadener Hochthron, 1975 m hoch, ist ein nach
Salzburg
[* 9] hin vorgeschobener
Posten des
Hochlandes von Berchtesgaden, der durch den Hallthurnpaß vom Lattengebirge im
W. getrennt ist,
und dem gegenüber auf dem östlichen
Grenzwall (südöstlich von Berchtesgaden) die schön gewölbte
Kuppel des
HohenGöll (2519 m) emporragt.
Eine eigentliche Thalebene ist nicht vorhanden. Trotz der hohen
Lage des Ländchens ist das
Klima
[* 10] nicht
rauh, da der breite
Rücken des
Untersbergs gegen die Nordstürme
Schutz gewährt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 7,66,°
während der Sommermonate 14,3° C.
Viehzucht,
[* 11] besonders aber das Salzgewerbe,
Fällen und
Triften des
Holzes, Schachtelfabrikation
und die weitbekannten Schnitzarbeiten in
Holz,
[* 12]
Elfenbein und
Horn neben dem steigendenFremdenverkehr ernähren
die Bewohner, die zum Teil noch
(Jäger und Holzknechte) in eigner Bergtracht erscheinen und einen dem
Fremden schwerverständlichen
Dialekt sprechen.
Der
Marktflecken Berchtesgaden mit (1880) 1780 Einw. liegt 576 m ü. M.
an der wärmsten und offensten
Stelle des Ländchens am Südabhang des
Untersbergs und bildet mit seiner nächsten Umgebung
eine der entzückendsten
Landschaften. Berchtesgaden ist Sitz eines Bezirksamtes und eines Amtsgerichts, hat 1 umfangreiches
Chorstift (früher
Residenz der
Pröpste, jetzt königliches
Schloß), 3
Kirchen (am bemerkenswertesten die altehrwürdige gotische
Stiftskirche aus dem 12. Jahrh.), 1 königliche
Villa (1850-55 erbaut), 1 Franziskanerhospiz, 1 Zeichen- und Schnitzerschule
und ist der
Stapelplatz für die
Berchtesgadener Schnitzwaren.
Von besonderer Wichtigkeit ist das Salzbergwerk, das an
Knappen und andern Arbeitern in den Sudhäusern und Salinenforsten
ca. 300
Menschen beschäftigt und eine jährliche
Ausbeute von 500,000 metr. Ztr.
Salz
[* 13] gewährt. Der Salzberg (Tuval) liegt östlich
von und hängt mit dem von
Hallein (Dürnberg) zusammen, enthält aber mehr
Steinsalz als jener, daher
das
Wasser in den
Sinkwerken eher gesättigt wird. Die
Sole, welche 26½ Proz.
Salz enthält, wird teils in Berchtesgaden selbst in dem
großen
Sudhaus Frauenreut versotten, teils durch eine hydraulische Reichenbachsche
Maschine
[* 14] in die (seit 1817 bestehende)
großartige Solenleitung gehoben, welche das
RamsauerThal entlang über die Schwarzbachwacht nach
Reichenhall,
Traunstein und
Rosenheim führt. Auch reines
Steinsalz gewinnt man durch
Sprengen.
[* 15] Der Salzberg von Berchtesgaden wird von Reisenden viel
besucht und gewährt mit seinen verzweigten
Stollen und
Rollen
[* 16] (schrägen
Fahrschächten), seinem unterirdischen
See, den man
mit einem
Kahn befährt, und dem großen beleuchtetenSinkwerkKaiser Franz ebensoviel Abwechselung wie
Belehrung. Berchtesgaden wird als Luftkurort und
Solbad während der
Monate Juni bis
September von mehreren
TausendFremden besucht. - Zu
Berchtesgaden, das in den ältesten
Urkunden Perthersgadmen heißt, erbaute um 1100 Irmgard, die
GattinGebhards,
Grafen von
Sulzbach, ein
Kloster für Augustinerchorherren, das sich 1122 zur
Propstei gestaltete und unter
KaiserFriedrich I. 1156 Reichsunmittelbarkeit
(dazu auch das
Salzregal) erhielt.