gewimpert-gezahnten oder ganzrandigen Blättern, geteilten Dornen unter den Blattbüscheln, in hängenden Trauben stehenden
Blüten und länglichen, zwei- bis achtsamigen, saftigen Beeren. Etwa 50 Arten in den gemäßigten, subtropischen und tropischen
Zonen beider Hemisphären, von denen viele als Ziersträucher bei uns kultiviert werden. Die sechs den Blumenblättern entgegengesetzten
Staubgefäße zeigen, wenn man sie am Grund mit der Spitze einer Nadel berührt, einen hohen Grad von Reizbarkeit.
Berberis vulgarisL. (gemeiner Berberitzenstrauch oder Sauerdorn, Essigdorn, Sauerach, Berbesbeere), mit dreispaltigen Dornen, verkehrt-eiförmigen,
wimperig-gesägten Blättern, reichblütigen, schön gelben, hängenden Trauben und länglichen, schön roten Beeren.
Der Strauch, ursprünglich vielleicht nur im südlichen Osteuropa und in Asien einheimisch, ist jetzt sehr
verbreitet, zum Teil, auch in Nordamerika, verwildert und wird oft in mehreren Varietäten mit verschieden gefärbten, auch
süßen und kernlosen Früchten als Zierstrauch angepflanzt. Die Wurzel dient zur Darstellung des Berberins (s. d.) und zum Färben,
das harte, gelbe Holz wird von Drechslern benutzt, auch zu Zahnstochern etc. verarbeitet, die Blätter kann
man als Salat genießen; die Beeren enthalten viele freie Äpfelsäure, waren früher offizinell und werden, mit Zucker eingemacht,
zur Darstellung von Sirup, Gelee, Marmelade, Eis, Plätzchen benutzt.
Die Samen sind ölreich. Dieser Nutzen, welchen der Berberitzenstrauch gewährt, wird aber reichlich aufgewogen durch den
Schaden, welchen er als Wirt eines parasitischen gelben Pilzes (Aecidium Berberidis) verursacht, der in engster Beziehung zu
einem der Rostpilze des Getreides steht. Man sollte daher den Strauch wenigstens in der Nähe von Getreidefeldern nicht dulden
(vgl. Rostpilze). Ein beliebter Zierstrauch ist Berberis Darwini Hook., aus Chile und Patagonien, wo überhaupt
die Berberisarten, mit den Kolletien vereinigt, als schwer zu durchdringende vegetabilische Stachelfestungen die Kordillerenabhänge
besetzen. Er ist zwergig, kurz verästelt, mit sitzenden, kleinen, lederartigen Blättern und ziemlich großen Blüten in
gestielter Doldentraube, als Zierstrauch nicht genug zu empfehlen, muß aber sehr gut bedeckt werden und wird häufiger im
Kalthaus kultiviert.
(spr. -biß), die östliche der beiden Grafschaften Britisch-Guayanas, zwischen den Flüssen Abary und Corentyne,
wird vom Fluß Berbice durchströmt und bildet eine weite Savannenebene, deren fruchtbarer Boden jedoch bloß an den Gewässern
angebaut ist und Zucker, Kakao, Indigo, Tabak, Baumwolle, Vanille liefert. Seit 1831 ist die früher selbständige
Kolonie mit dem westlich von ihr liegenden Demerara, dessen Schicksale sie jederzeit geteilt hat, zu einer Kolonie (Britisch-Guayana)
verbunden; Hauptort ist die Hafenstadt oder Neuamsterdam (s. d.) an der Mündung des Flusses Berbice. - Der Fluß Berbice, wahrscheinlich
unter 3° 30' nördl. Br. entspringend, mündet unter 6° 24' nördl. Br. mit zwei Armen (welche die Krabbeninsel
bilden) ins Meer, ist aber wegen einer Barre mit nur 2,5 m Wasser, die an seiner Mündung liegt, und wegen der Stromschnellen
seines obern Laufs für die Schiffahrt von geringer Bedeutung. Am obern Berbice fand Schomburgk 1836 die berühmte
Victoria regia. S. Guayana.
(Berghem), Nicolaes Pietersz, holländ. Maler, geb. 1620 zu Haarlem, Sohn des Pieter Claasz,
lernte bei seinem Vater, van Goyen, Jan Wils, J. ^[Jan] Berchem Weenix u. a. und hielt sich dann um 1648-55 in Italien auf. Er war in
Haarlem und später in Amsterdam thätig, wo er 18. Febr. 1683 starb. Seine Landschaften, deren Motive meist der Umgebung Roms entnommen
sind, zeichnen sich durch volle Sonnenbeleuchtung aus. Flüsse und Ruinen, zu denen eine trefflich gezeichnete
Staffage von Menschen und Tieren tritt, sind die Hauptelemente derselben. Später ergab er sich einer sehr konventionellen, oberflächlichen
Behandlung, wozu ihn seine außerordentliche technische Fertigkeit veranlaßte. Er hat daher auch sehr viel produziert. Werke
von ihm befinden sich fast in allen größern Sammlungen. Auch hat er ca. 60 Blätter radiert, die sehr
geschätzt werden. Außerdem staffierte er öfters die Landschaften andrer Maler. Er hat zahlreiche Schüler herangebildet.
(spr. -scheh), Giovanni, ital. Dichter, geb. 23. Dez. 1783 zu Mailand, studierte die Rechte und erhielt in der Napoleonischen
Zeit eine Anstellung im Sekretariat des Senats für das Königreich Italien. Später widmete er sich ganz der Litteratur und gehörte
bald zu den talentvollsten Dichtern aus jener Schule, die den Volksgeist durch nationale Dichtungen und durch die Erinnerung
an die große historische Zeit der Litteratur zu kräftigen und zu veredeln strebte, und deren Organ die
Mailänder Zeitschrift »Il Conciliatore« war.
Indessen geriet die in der Zeitschrift repräsentierte Partei in den Verdacht des Karbonarismus; mehrere Teilnehmer (z. B. Silvio
Pellico) wurden verhaftet, andre, unter ihnen Berchet, retteten sich durch die Flucht. Er lebte eine Reihe von Jahren (bis 1829) als
Buchhalter in einem Geschäft zu London, dann als Begleiter des Marchese Giuseppe Arconati abwechselnd in
Frankreich, Belgien, Deutschland und Griechenland und kehrte erst 1848 in seine Vaterstadt zurück, wo er von der provisorischen
Regierung zum Minister des Unterrichts ernannt wurde.
Nach Unterdrückung der Revolution begab er sich nach Turin und wurde hier in die piemontesische Zweite
Kammer gewählt, wo er gemäßigte Ansichten vertrat. Er starb 23. Dez. 1851. Leichter Schwung und warme Färbung seiner Lieder
und Romanzen, die unter dem Titel: »Poesie italiane« (Bastia 1848) erschienen, haben Berchet zu einem Lieblingsdichter seiner Nation
gemacht. Sein bestes Werk sind »Die Flüchtlinge von Parga«. Eine vollständige Ausgabe seiner Werke besorgte
Cusani (Mail. 1863).
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Oberpfalz, an der Sulz und am Ludwigskanal, mit 5 Kirchen, Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen,
Hopfen- und Flachsbau und (1880) 1455 kath. Einwohnern.
(althochd. Perahta, die »Glänzende«),
nach süddeutschem Volksglauben ursprünglich die himmlische Sonnen- und regenspendende Wolkenfrau, des
Sturmgottes Wodan Gemahlin (also eine Gestalt oder Erscheinungsform der Freia) und so auch an der Gewitterjagd teilnehmend
und in grausiger Gestalt auftretend. Selbst Spinnerin, wie Frau Holda (ein andrer Name der Freia), schützt sie die entsprechende
weibliche Arbeit, und als Herrin über Wolken und Wind fördert sie das Gedeihen der Früchte. In den Sagen
erscheint sie öfters als Ahnmutter
mehr
berühmter Geschlechter, so auch in der Karolingersage, wo ihr als Wahrzeichen ein eigentümlich großer Fuß (wohl der Schwanenfuß
der Freia) beigelegt wird (vgl. Bertha 2). Wie Frau Holda, hütet sie die Seelen aller ungebornen, d. h. ungetauft verstorbenen,
Kinder (in Thüringen Heimchen, anderwärts Wichtlein genannt), zieht mit ihnen von Land zu Land, setzt
mit ihnen über Ströme und nimmt bald in einem Berg, bald in einer Grotte, bald im Wasser eines Teichs oder Brunnens (was ursprünglich
alles auf die himmlische Szenerie der Wolkenberge etc. geht) ihren Aufenthalt.
Zur Zeit der Wintersonnenwende feierte man ihren wie ihres Gemahls Wodan festlichen Umzug durch das Land,
weshalb sie nach dem Glauben des Volks um Weihnachten noch immer entweder als wilde Wolkenjägerin erscheint, die nachsieht,
ob die Mägde ihren Flachs abgesponnen haben, oder sich als Mutter der Heimchen mit ihrem Pflug sehen läßt, oder als grauköpfige
Alte mit großer Nase und langen Zähnen artigen Kindern Geschenke bringt, ungehorsamen aber den Leib aufschneidet,
um ihn mit Häckerling zu füllen, etc. Ihr Tag ist bald der 30. Dezember, bald der 2. oder 6. Januar, an welchem eine stehende Festspeise (Fische
und Klöße) genossen werden muß. Vgl. Holda.