Vandalen, die hier von 429 bis 534 herrschten und mit ihren
Kriegsflotten die
KüstenItaliens
[* 2] und die
Inseln des westlichen
Mittelmeers
[* 3] plünderten.
Belisar gewann diese
Provinzen dem oströmischen Kaisertum 534 zurück. Bei dessen
Schwäche wurden
die Eingebornen im Innern wieder völlig
Meister des
Landes und bemächtigten sich selbst des Küstenstrichs
der Mauretania Tingitana. Die griechisch-römische Herrschaft beschränkte sich auf die Gegend von
Karthago
[* 4] und einige Küstenpunkte.
Eine andre Gestalt erhielt Nordafrika durch die Araber. 648 besiegte
OthmansFeldherrAbdallah den byzantinischen
Statthalter
von
Karthago, Gregorius; die
Eroberungen wurden fortgesetzt durch Okba, welcher Kairawan gründete und das heutige
Algerien
[* 5] undMarokko unterwarf; endlich wurde durch
Musa 699
Karthago erobert und niedergebrannt. Seitdem war das
Land aus der
Reihe der Kulturländer gestrichen, die Einwohner nahmen den
Islam an und verschmolzen allmählich mit ihren Besiegern.
Residenz der
Statthalter war Kairawan; an die
StelleKarthagos trat für
Handel und
VerkehrTunis. Die Abhängigkeit des
Landes von dem Kalifat
Bagdad hörte auf, als um 790 in
Fes und
Marokko die Dynastie der
Edrisiden, die Abkömmlinge
Alis, in Kairawan
und
Tunis um 800 die Aghlabiten unter
Ibrahim, Aghlabs Sohn, sich losrissen und selbständige Kalifate bildeten. Auf die Aghlabiten
folgten 908 die
Fatimiden, welche 986 auch die
Länder der
Edrisiden unterwarfen, aber selbst von den Zeiriden
verdrängt wurden; letztere wiederum wurden um 1060 von den
Almorawiden gestürzt, welche die Herrschaft um 1150 an die
Almohaden
verloren.
Die Dynastie der
Almohaden wurde jedoch durch die
Niederlagen, welche sie im 13. Jahrh. in
Spanien
[* 6] erlitt, sowie durch innere
Kämpfe so erschüttert, daß in
Tunis seit 1206 die Hafiden, in
Tlemsen seit 1248 die Zianiden aufkamen
und in Magrab 1269 die almohadische Dynastie durch die Meriniden gestürzt wurde. Während die Expedition
Ludwigs IX. von
Frankreich gegen
Tunis 1270 ohne Erfolg war, wurden die
Mauren nach und nach aus
Spanien vertrieben und wandten
sich nach
Afrika,
[* 7] wo sie sich besonders in den Küstenstädten niederließen.
Seitdem herrschten in
Algier türkische
Paschas und seit 1600 von den
Soldaten gewählte
Deis, dem
Namen nach von der
Pforte abhängig,
in
Tunis bis 1576
Paschas, von da an
Deis und von 1694 an ein erblicher
Beg (Bei), der jedoch an
AlgierTribut
zu
Wahlen hatte.
Tripolis blieb noch eine Zeitlang in den
Händen der
Christen, ward ihnen aber 1551 von
Dragut abgenommen, seit
welcher Zeit
Paschas, die nach
Konstantinopel
[* 9]
Tribut zahlten, hier herrschten. Seit der Besitznahme dieser
Länder durch die
Türken kam allmählich der
Name und Barbaresken für dieselben und ihre Bewohner auf; man
bezeichnete die
letztern damit als
Barbaren wegen des systematischen Seeraubes, welchen sie trieben, und wegen der Grausamkeit, mit welcher
sie namentlich die in ihre
Hände fallenden
Christen behandelten.
Der Hauptsitz des Barbareskenwesens war
Algier (s. d.), bis es 1830 von den
Franzosen erobert wurde. Auch
Tunis und
Tripolis
wurden genötigt, die
Seeräuberei fast ganz aufzugeben.
Tunis mußte die
Forderungen einräumen, welche
Algier dem
LordExmouth
abschlug (1816);
Tripolis blieb roher und räuberischer als die beiden Nachbarstaaten, gelangte aber bei
geringere natürlichen Hilfsmitteln nie zu gleicher Macht und Gefährlichkeit.
Später erfuhr es gleiche Demütigungen wie
Tunis und mußte sich von
England,
Amerika
[* 10] und
Frankreich ähnliche
Bedingungen diktieren lassen. 1835 nahm die
Pforte das Land
in unmittelbaren
Besitz, und der
Pascha ward nach
Konstantinopel gebracht.
(Sauerdörner), dikotyle Pflanzenfamilie aus der
Ordnung der
Polykarpen,
Sträucher und
Kräuter mit wechselständigen
Blättern und regelmäßigen, zwitterigen, zwei- oder dreizähligen
Blüten, die aus zwei oder mehr Kelchquirlen, zwei Blumenblatt-
und zwei Staubblattquirlen bestehen. Die Staubblätter haben zweiklappig aufspringende
Antheren, das
Pistill
besteht aus einem einzigen, oft schief zur Blütenmediane gestellten
Fruchtblatt.
Vgl. Baillon in
»Histoire des plantes«, Bd. 3. Die
aus etwa 100
Arten bestehende
Familie gehört vorzugsweise der nördlichen gemäßigten
ZoneEuropas,
Asiens und
Amerikas, zum
Teil den höhern Gebirgsregionen an; wenigeArten sind in den hohen
Gebirgen des tropischen
Asien
[* 11] und
Amerika
beobachtet worden.
(Jamaicin,
Xanthopikrit) C20H17NO4 ,
Alkaloid, welches sich in fast allen Teilen,
besonders in der
Wurzel,
[* 13] des
Berberitzenstrauchs
(BerberisvulgarisL.) und andrer Berberisarten, in der
Colombowurzel
(Cocculus palmatusDec.) und in einigen andern
Pflanzen findet. Zur
Darstellung extrahiert man das mit heißem
Wasser
bereitete
Extrakt der Berberiswurzelrinde mit
Alkohol, verwandelt das aus letzterm kristallisierende salzsaure in schwefelsaures
und dieses durch
Ätzbaryt in reines Berberin, welches aus der zur
Trockne verdampften
Flüssigkeit mit
Alkohol
ausgezogen, aus dieser
Lösung durch
Äther gefällt und durch Umkristallisieren gereinigt wird. Berberin bildet gelbe
Kristalle,
[* 14] schmeckt bitter, ist geruchlos, wenig in kaltem, leicht in heißem
Wasser und
Alkohol, nicht in
Äther löslich, reagiert neutral,
bildet gelbe, kristallisierbare
Salze, wirkt auf
Tiere giftig, auf den
Menschen aber selbst in großen
Dosen
nicht erheblich und wird bei Verdauungsstörungen, in der Saffianfärberei und zum
Gelb- und
Braunfärben von
Seide
[* 15] und
Wollebenutzt.
gewimpert-gezahnten oder ganzrandigen Blättern, geteilten Dornen unter den Blattbüscheln, in hängenden Trauben stehenden
Blüten und länglichen, zwei- bis achtsamigen, saftigen Beeren. Etwa 50 Arten in den gemäßigten, subtropischen und tropischen
Zonen beider Hemisphären, von denen viele als Ziersträucher bei uns kultiviert werden. Die sechs den Blumenblättern entgegengesetzten
Staubgefäße
[* 17] zeigen, wenn man sie am Grund mit der Spitze einer Nadel berührt, einen hohen Grad von Reizbarkeit.
Berberis vulgarisL. (gemeiner Berberitzenstrauch oder Sauerdorn, Essigdorn, Sauerach, Berbesbeere), mit dreispaltigen Dornen, verkehrt-eiförmigen,
wimperig-gesägten Blättern, reichblütigen, schön gelben, hängenden Trauben und länglichen, schön roten Beeren.
Der Strauch, ursprünglich vielleicht nur im südlichen Osteuropa und in Asien einheimisch, ist jetzt sehr
verbreitet, zum Teil, auch in Nordamerika,
[* 18] verwildert und wird oft in mehreren Varietäten mit verschieden gefärbten, auch
süßen und kernlosen Früchten als Zierstrauch angepflanzt. Die Wurzel dient zur Darstellung des Berberins (s. d.) und zum Färben,
das harte, gelbe Holz wird von Drechslern benutzt, auch zu Zahnstochern etc. verarbeitet, die Blätter kann
man als Salat genießen; die Beeren enthalten viele freie Äpfelsäure, waren früher offizinell und werden, mit Zucker
[* 19] eingemacht,
zur Darstellung von Sirup, Gelee, Marmelade, Eis,
[* 20] Plätzchen benutzt.
Die Samen
[* 21] sind ölreich. Dieser Nutzen, welchen der Berberitzenstrauch gewährt, wird aber reichlich aufgewogen durch den
Schaden, welchen er als Wirt eines parasitischen gelben Pilzes (Aecidium Berberidis) verursacht, der in engster Beziehung zu
einem der Rostpilze des Getreides steht. Man sollte daher denStrauch wenigstens in der Nähe von Getreidefeldern nicht dulden
(vgl. Rostpilze). Ein beliebter Zierstrauch ist Berberis DarwiniHook., aus Chile
[* 22] und Patagonien, wo überhaupt
die Berberisarten, mit den Kolletien vereinigt, als schwer zu durchdringende vegetabilische Stachelfestungen die Kordillerenabhänge
besetzen. Er ist zwergig, kurz verästelt, mit sitzenden, kleinen, lederartigen Blättern und ziemlich großen Blüten in
gestielter Doldentraube, als Zierstrauch nicht genug zu empfehlen, muß aber sehr gut bedeckt werden und wird häufiger im
Kalthaus kultiviert.