Namens. Da fielen seit 651
n. Chr. Mohammedaner ins Land und nötigten die christlichen Berberkönige zum
Tribut. Um 1320 erlag
das
ReichDongola dem letzten Ansturm der
Moslems, und die Berâbra schwuren zum
Propheten. Bis in unser
Jahrhundert blieben sie unter
viele aus angesehenen
Familien stammende Häuptlinge (Moluk) verteilt, unter denen dann noch Distriktsvorsteher
(Koschaf) geboten. Um 1815 kamen die Reste der von
Mehemed Ali aus
Ägypten
[* 2] vertriebenen
Mamelucken ins Land und unterjochten
die Berâbra.
Ihnen nach rückten die
Türken, welche ganz
Nubien unter die
Gewalt des
Statthalters von
Ägypten zwangen. Die Berâbra sprechen
eine wohllautende, vokalreiche
Sprache,
[* 3] in welcherBrugsch verwandtschaftliche Beziehungen zum Altägyptischen
und
Koptischen aufgefunden hat; sie zerfällt in die beiden
Dialekte des Kenusi und Mahasi.
Vgl. R.
Hartmann, Naturgeschichtlich-medizinische
Skizze der Nilländer (Berl. 1866).
(spr. -rangscheh),PierreJean de, berühmter franz. Liederdichter, geb. zu
Paris
[* 4] von armen Eltern, wurde von seinem Großvater, einem armen
Schneider, erzogen und nach dem
Sturm auf
die
Bastille (1789) zu einer
Tante gegeben, die ein Wirtshaus in
Péronne hielt. In seinem 14. Jahr trat er bei einem
Buchdrucker
in die
Lehre,
[* 5] lernte hier in kurzer Zeit orthographisch schreiben und gewann die ersten
Begriffe von
Stil und Versbau. Im
J. 1797 kehrte er nach
Paris zu seinen Eltern zurück.
Seine
Neigung zur
Poesie wuchs immer mehr, seitdem er sich einige
Male denEintritt ins
Theater
[* 6] und zu den
LustspielenMolières
verschafft hatte. Indessen kam von seinen
Entwürfen zu größern
Dichtungen (eine satirische
Komödie: »Hermaphrodites«, ein
episches Gedicht:
»Clovis«, ein religiöses
Idyll: »Le
[* 7] pélerinage«) keiner zur Ausführung.
SeinVater,
der eine
Bank gegründet hatte, an der auch der Sohn beschäftigt war, hatte durch verfehlte
Spekulationen und royalistische
Konspirationen sich zu
Grunde gerichtet; die
Familie lebte in der größten Dürftigkeit, und schon faßte der junge Béranger die
Idee, als
Soldat nach
Ägypten zu gehen, als seine lyrischen
Versuche dem damaligen
SenatorLucianBonaparte
vor
Augen kamen (1803), der dem jugendlichen Dichter den eignen, ihm als Mitglied des
Instituts zukommenden Jahresgehalt anwies. 1809 erhielt
er auf
ArnaultsEmpfehlung eine Sekretärstelle an der
Universität mit 1000
Frank (später 1200)
Gehalt, die er bis 1821 verwaltete.
Das genügte, um dem Dichter seine Sorglosigkeit und seinen Frohsinn wiederzugeben. In diese Zeit (1810-1814) fallen einige
seiner leichtesten und lustigsten
Lieder. 1813 wurde er in die fröhliche
Genossenschaft des »Caveau« aufgenommen, deren
PräsidentDesaugiers war, und in demselben Jahr dichtete er die feine, beißende
Satire aufNapoleon: »Le roi d'Yvetot«.
Die erste Sammlung seiner
Lieder:
»Chansons morales et autres« (Par. 1815), in denen die
Politik noch unberührt blieb, wurde
mit der rauschendsten
Begeisterung aufgenommen, trug ihm aber eine herbe
Rüge von seiten der vorgesetzten Behörde ein.
Unbekümmert darum sang Béranger weiter, gab aber an demselben
Tag, an welchem die zweite Sammlung erschien,
seine Entlassung ein (1821). In der Zwischenzeit war nämlich in ihm eine große
Wandlung vorgegangen. Teilnahmlos hatte er 1814 das
Empire fallen und die
Restauration einziehen sehen; das ihm während der
Hundert Tage angetragene
Amt eines Zensors hatte er
ausgeschlagen. Aber je mehr dieReaktion um sich griff, je unverhüllter die
Pläne der
»Junker und
Pfaffen«
zu
Tage traten, um so heftiger wurde Bérangers
Opposition.
Neben Liedern, die Lisette und den
Wein besingen, finden sich: »Le marquis de Carabas«,
»Paillasse«, »Le ventru«, »Les
capucins«, »Les révérends pères«;
der Dichter ging ruhig ins Gefängnis und besang weiter »die
Feinde des Fortschritts und der
Freiheit«. In welchem
Maß diese
Lieder der
Julirevolution vorgearbeitet haben, läßt sich am
besten aus der 1833 herausgegebenen letzten Liedersammlung erkennen.
Aber die ihm angebotenen
Ämter und
Würden lehnte er
standhaft ab, ebenso wie den Sitz in der
Akademie, einen Platz als Deputierter nach der
Februarrevolution
und das
Kreuz
[* 8] des zweiten Kaiserreichs. 1833 hatte er seinem Verleger
Perrotin alle seine Werke für eine
Leibrente von 8000
Fr.
verkauft; seitdem lebte er meist auf dem Land, in
Passy, erst seit 1852 wieder in
Paris, wo er starb. Der
Staat übernahm
die
Kosten der
Bestattung; er wurde begraben mit den
Ehren eines
Marschalls vonFrankreich.
Seine nachgelassenen Werke ergaben wider Erwarten nur 2
Bände: »Ma biographie« (1857),
die nicht viel
Neues brachte, und »Dernières
chansons« (1857),
enthaltend 94
Lieder aus den
Jahren 1834-51, von denen einige an seine beste Zeit erinnern. Seine
»Œuvres complètes« mit und ohne
Illustrationen haben zahlreiche
Auflagen erlebt; auch die
Melodien zu den Liedern:
»La musique«, wurden gedruckt. Eine treffliche Übersetzung der sämtlichen
Gedichte hat Seeger geliefert (2. Aufl., Stuttg. 1859), einzelne
haben
Chamisso und
Gaudy in ihre Sammlungen aufgenommen. Zu erwähnen sind außerdem die Übersetzungen von
Laun
(Brem. 1869)
und von St.
Born (Stuttg. 1883). Béranger wußte die
Saiten anzuschlagen, die in dem
Herzen seines
Volks den lebendigsten
Widerhall
fanden, und dies hat ihm vorzüglich die außerordentliche
Popularität verschafft, die ihm wie selten einem Dichter zu teil
ward.
Seine
Lieder leben im
Munde der
Hohen wie der Niedern seiner
Nation: man trällert sie auf Spaziergängen,
braucht sie als Wiegenlieder;
der
Soldat singt sie auf dem
Marsch, der Gefangene im Kerker, ja selbst der schwarze Sklave in
den
Kolonien singt »Le
Dieu des bonnes gens«. So ward der größte der Chansonniers
Frankreichs auch sein erster Volksdichter.
Seine
Gesänge sind meist satirischen
Inhalts und verspotten die Gegner des liberalen Aufschwungs, weltliche
wie geistliche, oder sie stehen in näherer oder entfernterer Beziehung zu Zeitereignissen; wenige halten sich
frei von politischen
Anklängen. Die meisten sind von unbeschreiblicher
Anmut, von der liebenswürdigsten
Naivität, der man auch einen laxen
Scherz
gern verzeiht, und erheben sich oft zu einem
Adel des
Stils und einem Gedankenflug, der den Dichter den
gefeiertsten seiner
Nation, ja den größten
Lyrikern aller
Völker an die Seite stellt. Dahin
¶
mehr
gehören namentlich: »La sainte alliance des peuples«, »Les
hirondelles«, »Les enfants de la France«, »Les adieux de MarieStuart« und »Mon habit«, worin sich das tiefste und reichste Gemüt
ausspricht. Noch mehr als nach Eleganz strebte er nach Klarheit, und unablässig hat er an seinen Versen gefeilt. Mögen sich
allerdings unter den Töchtern seiner Muse auch oft sehr frivole, ja ungezogene befinden, die er sogar
als seine »Lieblingstöchter« erklärt, so muß und darf die Litteratur
sich damit trösten, daß sie den übrigen gut geratenen Kindern ein um so größeres Gefallen schenkt. Als Mensch hat sich Béranger durch
sein unbeschränktes Wohlwollen und durch seine unbestechliche Rechtlichkeit die allgemeine Achtung zu
erwerben gewußt. Bérangers Briefwechsel, herausgegeben von Boiteau (1859-60, 4 Bde.),
erregte große Streitigkeiten in der Presse.
[* 10]