(Observationskorps), ein Truppenkorps, welches zur
Beobachtung feindlicher
Unternehmungen oder auch
allgemeiner politischer Verhältnisse wegen aufgestellt wird. Häufig wird ein Beobachtungskorps aufgestellt, um eine
Festung,
[* 2] welche man demnächst vielleicht angreifen will, im
Auge
[* 3] zu behalten und feindliche
Korps an Verstärkung
[* 4] derselben
zu hindern, oder auch während der Belagerung selbst, um ein etwa heranrückendes Entsatzheer zurückzuweisen.
Derartige
Zwecke können nur erreicht werden, wenn das Beobachtungskorps zu selbständigen
Gefechten im stande, also aus
allen drei
Waffen
[* 5] zusammengesetzt ist. Im
Krieg 1870/71 wurden die selbständigen Kavalleriedivisionen vielfach als Beobachtungskorps verwandt.
Ein zu politischen
Zwecken aufgestelltes Beobachtungskorps wird in der
Regel eine
Stärke
[* 6] haben, um nötigenfalls den
Krieg beginnen, eventuell
eine feindliche
Armee zurückweisen zu können. Die Bestimmung der zu Anfang des
Kriegs 1870 im Land zurückbleibenden
deutschen
Armeekorps war hauptsächlich eine solche. Die
Korps bildeten ein Beobachtungskorps gegen
Österreich,
[* 7] bis die
Schlacht bei
Wörth
[* 8] ÖsterreichsHaltung entschied und ein Beobachtungskorps überflüssig machte.
(spr. böti), 1)
Siegmund, ungar. Schriftsteller, geb. zuKomorn, studierte auf
der
Universität in
PestJurisprudenz, ward 1841
Advokat und Komitatsbeamter und 1848 Konzipist im ungarischen
Kultusministerium,
zog sich aber nach dem Einrücken der kaiserlichen
Truppen in
Pest nach
Komorn zurück, wo er sich fortan wieder den Advokaturgeschäften
widmete. Beöthy gehört zu den fruchtbarsten neuern Schriftstellern
Ungarns. Seine Gedichte erschienen unter
dem
Titel: »Összes Költeményei« (1851),
seine
Romane und
Novellen 1856. Von seinen
Lustspielen fanden »Vigjáték, Kóbóor
Istók« (1840) und »Követválasztás« (1843) besondern Beifall.
Außerdem veröffentlichte er mehrere
Jugendschriften und juristische Werke, namentlich eins über das ungarische Gemeinrecht:
»Elemi magyar közjog«
(Pest 1851).
2) Zsolt, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu
Komorn, seit 1882
Professor der
Ästhetik
an der
Universität zu
Budapest.
[* 9] Er hat seit 1870 zahlreiche
Erzählungen veröffentlicht, in denen sich ein ungewöhnliches
Talent psychologischer
Darstellung und realistischer Schilderung kundgibt. Wir nennen davon: »Beszélyek«
(Novellen, 1871);
Seine Bühnenkritiken erschienen gesammelt unter dem
Titel: »Szinészek és szinmüirok«
(»Bühnendichter und
Schauspieler«, 1881). Außerdem schrieb er eine vorzügliche ungarische Litteraturgeschichte (4. Aufl.
1884),
Titel eines alten angelsächs. Gedichtes epischen
Inhalts, welches die Heldenthaten des Geatenkönigs Beowulf schildert,
namentlich seinen
Kampf mit dem Seeungeheuer Grendel und dessen
Mutter und geraume Zeit nachher mit einem
Drachen, wobei er
selbst den
Tod findet. Die
Sage wurde von den
Angeln mit nach
Britannien gebracht, hier weiter ausgebildet,
mit wichtigen
Episoden bereichert, christianisiert und etwa zu Anfang des 8. Jahrh. aufgezeichnet; die
einzige
Handschrift indes stammt erst aus dem 10. Jahrh. Der in
Stabreimen abgefaßt, ist demnach das älteste größere Denkmal
deutscher volkstümlicher
Poesie und als solches sprachlich und kulturgeschichtlich, ja selbst ästhetisch
von höchster Wichtigkeit. Es ward zuerst herausgegeben von Thorkelin (Kopenh. 1815), dann
mit englischer Übersetzung von
Kemble (Lond. 1833),
Thorpe (das. 1855) und
Arnold (das. 1876), mit
Glossar von
Heyne (4. Aufl.,
Paderb. 1879),
Grein
(Götting. 1867),
Holder(Freiburg
[* 11] 1884) und
Möller
(Kiel
[* 12] 1883). Deutsche
[* 13] Übersetzungen lieferten
Ettmüller(Zürich
[* 14] 1840),
Simrock (Stuttg. 1859),
Heyne (Paderb. 1863),
Grein (2. Aufl.,
Kassel
[* 15] 1883), H. v.
Wolzogen (Leipz. 1873).
(Barâbra, richtiger Berābira,Plural von
Berbéri oder
Barbari), echter nubischer Volksstamm
zu beiden Seiten des
Nils, von
Assuân bis zum
Wadi Halfa, 40,000 an der Zahl, in 80 Dörfern, wovon Derr das wichtigste, dann
zerstreut am
Blauen und
WeißenNil bis gegen
Senaar und das Schillukland, vereinzelt auch in
Taka,
Kordofan,
Dar Fur
[* 18] und selbst
Oberägypten wohnend (s.
Karte
Ȁgypten
[* 19] etc.«). Ihr
Name scheint aus dem alten Bera berata gebildet, welches uns als Völkername
durch die
Hieroglyphen von
Karnak bekannt geworden.
Die Berâbra sind im
Durchschnitt mittelgroß, schlank und von schwacher Muskulatur,
Hände und
Füße sind klein und zierlich. Ihr
Schädel ist länglich, nicht groß, die
Stirn hoch, das
Auge groß und schwarz, die
Nase
[* 20] gerade, die stets
von
Fett starrende
Haut
[* 21] rötlichbraun, das
Haar
[* 22] schwarz und kraus. Sie zeichnen sich durch Arbeitsamkeit, Mäßigkeit,
Wahrhaftigkeit
und Ehrlichkeit aus, so daß sie in
Ägypten, wohin viele, aber immer nur zeitweilig, durch
Armut gezwungen, auswandern, gern
zu Vertrauensposten (als
Diener, Thorwärter, Schließer) genommen werden.
Sie sind seßhaft und treiben
Ackerbau, wohnen in viereckigen Lehmhütten und ernähren sich meist von
Vegetabilien; aus dem
Duchn (Mohrhirse) bereiten sie ein berauschendes
Getränk, das sie leidenschaftlich lieben. Von
Gemüt sind sie heiter; gern
singen sie zur Rebab, einer
Laute, und der
Inhalt ihrer
Lieder und
Erzählungen ist teils erotischer
Natur,
teils feiern sie darin ihre Nationalhelden. Eifrige Mohammedaner sind sie nicht, erfüllen aber die religiösen Vorschriften
mit
Gewissenhaftigkeit. -
Die Berâbra scheinen sehr alte Bewohner
Nubiens zu sein.
Champollion der jüngere bringt dies
Volk direkt mit den alten Ägyptern
inVerbindung, indem er annimmt, letztere seien Abkömmlinge der Berâbra, der äthiopischen Nubier, deren Hauptsitz
in
Meroë gewesen.
Alle historischen und ethnologischen Nachforschungen führen uns auch immer wieder zu der
Annahme, daß die
monumentalen Ägypter ein den heutigen Berâbra nahe stammverwandtes
Volk gewesen. Sie führen uns ferner zu der
Annahme, daß auch
zwischen den ägyptischen
Stämmen
(Fellata,
Kopten)
[* 23] und den Berâbra der Gegenwart enge verwandtschaftliche Beziehungen herrschen,
wenngleich die heutigen Ägypter sich mehr gemischt haben als die heutigen Berâbra. Diese Berâbra entlehnten
von den monumentalen Ägyptern ihre
Kultur und verpflanzten sie auf ihren
Boden.
Schon früh nahmen sie das
Christentum an, und
es blühte unter ihnen jahrhundertelang das
ReichDongola mit der Hauptstadt gleichen
¶
mehr
Namens. Da fielen seit 651 n. Chr. Mohammedaner ins Land und nötigten die christlichen Berberkönige zum Tribut. Um 1320 erlag
das ReichDongola dem letzten Ansturm der Moslems, und die Berâbra schwuren zum Propheten. Bis in unser Jahrhundert blieben sie unter
viele aus angesehenen Familien stammende Häuptlinge (Moluk) verteilt, unter denen dann noch Distriktsvorsteher
(Koschaf) geboten. Um 1815 kamen die Reste der von Mehemed Ali aus Ägypten vertriebenen Mamelucken ins Land und unterjochten
die Berâbra. Ihnen nach rückten die Türken, welche ganz Nubien unter die Gewalt des Statthalters von Ägypten zwangen. Die Berâbra sprechen
eine wohllautende, vokalreiche Sprache,
[* 25] in welcher Brugsch verwandtschaftliche Beziehungen zum Altägyptischen
und Koptischen aufgefunden hat; sie zerfällt in die beiden Dialekte des Kenusi und Mahasi.
Vgl. R. Hartmann, Naturgeschichtlich-medizinische
Skizze der Nilländer (Berl. 1866).