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Dampfmahlmühlen, Röhren- und Blechwalzwerk, Kunstgärtnerei und (1880) mit der Garnison (1 Eskadron Husaren) 1350 Einw.
Dampfmahlmühlen, Röhren- und Blechwalzwerk, Kunstgärtnerei und (1880) mit der Garnison (1 Eskadron Husaren) 1350 Einw.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Köln, [* 2] Kreis [* 3] Mülheim [* 4] a. Rh., in schöner Gegend am Rande des Berglandes, mit Mülheim a. Rh. durch eine Eisenbahn verbunden, hat ein Amtsgericht, eine katholische Pfarrkirche, ein altes Schloß (Krankenhaus), [* 5] ein neues Schloß von 1712 (jetzt Kadettenhaus), eine Schwefelsäurefabrik, eine Zinkhütte, Bergbau [* 6] auf Eisenstein, Blei, [* 7] Blende und Silber und (1880) 1650 Einw.
(bentschen, jüdisch-deutsch, verderbt aus dem lat. benedicere), segnen, den Segen, insbesondere das Tischgebet, sprechen.
Rosch chodesch (Neumond) benschen, die Verkündigung des Monatsanfangs in der Synagoge.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Tetschen, an der Pulsnitz (Polzen) und der Böhmischen Nordbahn, mit zwei Schlössern, Bezirksgericht, gewerblicher Fortbildungsschule, Baumwollspinnerei, Papierfabrik und (1880) 1916 Einw. In der Umgegend zahlreiche industrielle Etablissements, namentlich Baumwollspinnereien und Webereien.
(spr. bängs'rahd), Isaac de, franz. Dichter, geb. 1612 zu Lyons la Forêt (Normandie), verdankt seinen Nachruhm hauptsächlich seiner Stellung als Poète de la cour, in welcher er 20 Jahre lang zur Unterhaltung des Hofs die damals beliebten Ballette dichtete, in denen der König und seine Höflinge die Rollen [* 8] übernahmen. Seine korrekten und eleganten Verse fanden trotz ihrer Geschmacklosigkeit und Geziertheit mehr Beifall als seine frostigen Tragödien (»Cléopâtre«, 1635; »Méléagre«, 1640, u. a.). 1674 wurde er in die Akademie aufgenommen. Äußerst abgeschmackt ist seine Übersetzung der Metamorphosen Ovids »en rondeaux« (1676),
berühmt dagegen seine feinen, zierlichen Gedichtchen und besonders sein Sonett »Job«, welches mit Voitures »Uranie« einen sehr lebhaften litterarischen Streit entfachte. Er starb Seine »Œuvres« erschienen 1697 in 2 Bänden; eine neue Ausgabe seiner »Poésies« besorgte Uzanne (1875).
Kreisstadt in der hess. Provinz Starkenburg, an der Bergstraße, Station der Main-Neckareisenbahn, von der hier die Bahn nach Worms [* 9] abzweigt, hat ein Amtsgericht, ein Gymnasium, kath. Schullehrerseminar, eine Taubstummenanstalt, Wasserleitung [* 10] und (1880) 5966 Einw. (1128 Evangelische), welche Leder-, Zigarren-, Strohpapier-, Mineralwasserfabrikation, Bierbrauerei, [* 11] Steinschleiferei, Wein- und Drogueriehandel betreiben.
(spr. bénthäm), 1) Jeremy, brit. Rechtsgelehrter, besonders bekannt als Begründer der Nützlichkeitsphilosophie oder des Utilitarismus, geb. zu London [* 12] als Sohn eines Attorney, zeigte sich frühzeitig so begabt, daß er schon als 13jähriger Knabe seine Studien in Oxford [* 13] beginnen konnte. Von seinem Vater 1772 unter den günstigsten Aussichten ins öffentliche Leben eingeführt, hatte in kurzer Zeit als Sachwalter große Erfolge. Aber die vielen Mißbräuche und Mängel der englischen Rechtspflege verleideten ihm seine Laufbahn so, daß er sie freiwillig aufgab und es sich zur Lebensaufgabe machte, das Problem einer vernunftgemäßen Gesetzgebung zu lösen und für dessen Realisierung thätig zu sein.
Schon die erste Schrift, mit welcher er öffentlich auftrat: »A fragment on government« (Lond. 1776),
eine Erläuterung zu einem Abschnitt in Blackstones »Commentaries«, zeigte den scharfsinnigen Denker. Noch größeres Aufsehen machte seine Schrift »Defence of usury« (1787),
worin er das Unpolitische der Beschränkungen des Geldverkehrs darthat. Die wichtigsten Gegenstände der Regierungskunst behandelte er in seiner »Introduction to the principles of morals and legislation« (1789, neue Ausg. 1871; deutsch, Köln 1833). Eine ganz besondere Beachtung erfuhr aber (auch in Deutschland) [* 14] seine Schrift »Panopticon, or the inspection house« (1791, 3 Bde.), worin er den Plan zu einer neuen Bauart der Gefängnisse, Arbeitshäuser, Irrenhäuser und ähnlicher Anstalten darlegte, welcher in dem Milbankgefängnis zu London zum Teil ausgeführt wurde.
Der zu seinen inhaltreichsten Schriften gehörige »Plan for the organisation of the judicial establishment« (1792) war für Frankreich bestimmt. Eine Überarbeitung und systematische Darstellung der Lehre [* 15] Benthams gab sein Schüler Etienne Dumont zu Genf in [* 16] den Schriften: »Traités de législation civile et pénale« (Par. 1802, 3 Bde.; neue Ausg., Lond. 1858; engl. von Hildreth, 2. Aufl., das. 1871; deutsch von Beneke, Berl. 1830, 2 Tle.) und »Théorie des peines et des récompenses« (1812, 2 Bde.). Auch den interessanten »Essai on political tactics« (1791) bearbeitete Dumont nach Benthams ausführlichem Manuskript unter dem Titel: »Essai sur la tactique des assemblées législatives« (Genf 1815, 2 Bde.; deutsch, Erlang. 1817). Die Notwendigkeit einer Radikalreform des englischen Parlaments suchte Bentham nachzuweisen in dem »Plan of parliamentary reform« (1817) und in »Radical reform bill« (1819). Sein »Rationale of judicial evidence« (1827, 5 Bde.) lieferte nebst der Theorie des Beweises eine umfassende Prüfung des Verfahrens der englischen Gerichtshöfe.
Der Sieg der Parlamentsreform erheiterte seine letzten Lebenstage. Kurz vor der Julirevolution fand die Lehre Benthams bei den Kommunisten in Frankreich, namentlich in dem Journal »L'utilitaire«, besondere Anerkennung und Verbreitung. Am meisten Beifall zollte man seinen Bestrebungen in Amerika, [* 17] wo der Staat Louisiana 1830 ein nach Benthams Schriften ausgearbeitetes Gesetzbuch annahm. In Deutschland versuchte Reinwald v. Birkenfeld in der Schrift »Die Eine Frage« (Leipz. 1842) der Lehre Benthams Eingang zu verschaffen. Bentham starb Auch im Tod blieb er seinem Prinzip treu, indem er seinen Leichnam der Anatomie vermachte. Seine Werke wurden gesammelt herausgegeben von Bowring (Edinburg [* 18] 1843, 11 Bde.).
Vgl. auch Birks, Modern utilitarianism; or the systems of Paley, and Mill (Lond. 1874).
2) George, Botaniker, geb. 1800 zu Slote bei Plymouth, [* 19] kam früh mit seinen Eltern nach Petersburg, [* 20] lebte 1814-26 bei Montpellier, [* 21] erforschte dort die Flora der Pyrenäen (»Catalogue des plantes indigènes des Pyrénées et du Bas-Languedoc«, Par. 1826), studierte dann in London Jurisprudenz, nahm 1832 ein Richteramt an, gab dasselbe aber schon nach einem Jahr wieder auf und widmete sich ausschließlich der Botanik, in deren Interesse er fast ganz Europa [* 22] durchreiste. Im J. 1830 wurde er Sekretär [* 23] der Gartenbaugesellschaft und später Präsident der Linnéschen Gesellschaft zu London und starb Er schrieb: »Labiatarum genera et species« (Lond. 1832-36);
»Handbook of the British flora« (das. 1858-65);
die »Flora Honkongensis« (das. 1861);
die »Flora australiensis« (mit Ferd. Müller, das. 1863-1870);
»Genera plantarum ad exemplaria imprimis ¶
in herbariis Kewensibus servata definita« (das. 1862-83, 3 Bde.). Außerdem schrieb Bentham: »Scrophularineae indicae« (Lond. 1835),
»Plantae Hartwegianae« (das. 1839-57) und bearbeitete für Martius' »Flora brasiliensis« die Familie der Papilionaceen und für De Candolles »Prodromus« die Familien der Polemoniaceen, Skrofulariaceen, Labiaten und Stockhousiaceen.