Nach
Abschluß der Präliminarien trat Benedetti mit
FrankreichsForderungen, betreffend die Abtretung von deutschem Gebiet nebst
Mainz,
[* 12] nachdrücklicher und unter
Drohungen hervor, die aber jetzt von
Bismarck mit der allergrößten Entschiedenheit
zurückgewiesen wurden. Benedetti blieb in
Berlin und nahm die
Verhandlungen über eine engere
Allianz zwischen
Frankreich und
Preußen
wieder auf, ja er ließ einen Vertragsentwurf, in welchem
Napoleonfreie Hand in Bezug auf
Belgien
[* 13] gelassen wurde, inBismarcksHänden. 1870 stellte Benedetti 9. JuliEms
[* 14] die
Forderung an den König
Wilhelm, er solle dem
Prinzen von
Hohenzollern
[* 15] die
Annahme der spanischen
Krone verbieten, und richtete auf Befehl seiner
Regierung nach dem
Verzicht des
Prinzen das Verlangen an den König, derselbe
möge die bestimmte
Versicherung erteilen, daß auch in Zukunft die
Frage der hohenzollernschen Thronkandidatur
nicht wieder aufgenommen werden solle. Die
Ablehnung dieses Verlangens sowie einer neuen
Audienz13. Juli gab der französischen
Regierung den Vorwand zur
Kriegserklärung. Mit dieser und dem
Sturz des Kaiserreichs war Benedettis politische Laufbahn beendet.
Nachdem er schon früher die Behauptungen
Bismarcks über die belgischen
Verhandlungen, obwohl ohne Erfolg,
angefochten hatte, suchte er seine diplomatische Thätigkeit in
Berlin durch das
Buch
»Mamission en Prusse« (Par. 1871) zu rechtfertigen.
Seit seiner Entlassung aus dem
Staatsdienst lebt in
Ajaccio.
die gegen den
Altar
[* 17] gesprochene
Formel, mit welcher in den Fastenzeiten
und an einigen andern
Tagen der katholische
Gottesdienst statt des gewöhnlichen
Ite, missa est! geschlossen
wird.
Julius,
Klavierspieler und
Komponist, geb. zu
Stuttgart
[* 19] als Sohn eines jüdischen
Bankiers, erhielt seinen ersten
Unterricht von dem dortigen
Konzertmeister Abeille, seine weitere
Ausbildung aber von
Hummel in
Weimar
[* 20] und
K. M. v.
Weber in
Dresden.
[* 21] Auf des letztern
Empfehlung ward er 1824 Musikdirektor beim Kärntnerthortheater in
Wien,
[* 22] gab aber dieseStelle schon nach zwei
Jahren auf, um eine Kunstreise durch
Deutschland
[* 23] und nach
Italien zu
machen. In
Neapel,
[* 24] wo er zur evangelischen
Konfession übertrat, erhielt er die
Stelle eines Musikdirektors am
Theater
[* 25]
San Carlo
und trat nachher mehrere Jahre hintereinander mit großem Beifall in verschiedenen
Städten als Klavierspieler auf. Im J. 1830 kehrte
er nach
Deutschland zurück, ging jedoch schon im folgenden Jahr nach
Paris,
[* 26] wo er als Akkompagnateur in der Sängerwelt Aufsehen
erregte.
Seit 1835 lebte er mit wenigen
Unterbrechungen (1850-51 begleitete er
JennyLind auf ihren Konzertreisen in
Amerika)
[* 27] in
London,
[* 28] als Orchesterdirigent und Klavierspieler in hohem Ansehen stehend, und starb daselbst Benedict ist
auch Begründer der dortigen sogen. Popularkonzerte, war häufig
Dirigent der großen englischen
Musikfeste und wurde 1871 von der
Königin zum
Ritter geschlagen. Außer zahlreichen mehr brillanten als tiefen Klavierkompositionen und einigen kirchlichen
Musikwerken komponierte Benedict eine
Reihe von
Opern, von denen die ersten, »Giacinta ed Ernesto«
und »I Portoghesi a
Goa«, ganz in Rossinischer
Manier geschrieben sind; in den spätern wandte er sich mehr dem
StilWebers zu.
In
Deutschland wurden besonders bekannt: »Die
Kreuzfahrer, oder der
Alte vom
Berge« und »Die
Lilie von
Killarney« (1861).
1) St. Benedikt von Nursia, erster Begründer eines geregelten Mönchsstandes im
Abendland, Erbauer und erster
Abt von
Monte Cassino;
s.
Benediktiner.
2) Benedikt von Aniane (eigentlich Witiza,
Graf von Maguelone), erster Wiederhersteller der Klosterzucht in
Westfranken, geboren um 750, wurde nach einer Rettung aus Todesgefahr 774Mönch und stellte sich als solcher die Aufgabe,
das Mönchtum zu der alten asketischen Strenge zurückzuführen und ihm Einfluß auf das öffentliche
Leben des
Volks zu verschaffen.
Er gründete zu Aniane ein
Kloster, von dem aus er reformierend wirkte. Die
GunstKarls d. Gr. verschaffte
ihm die
Exemtion von aller bischöflichen
Gerichtsbarkeit. Unter
Ludwig dem
Frommen erhielt er die Oberaufsicht über alle Klöster,
und der
Reichstag zu
Aachen
[* 29] 817 erhob seine verbesserte Ordensregel zur Klosterregel im ganzen
Reich. Er starb 821.
1) BenediktI., 574-578, rief gegen die
Langobarden die
Hilfe der Griechen an. -
2) Benedikt II., von
Geburt ein
Römer,
[* 30] gewählt 683, erst 684 vom
Kaiser bestätigt, setzte es beim griechischen
KaiserKonstantin
Pogonatos durch, daß die
¶
mehr
römischen Bischöfe gleich nach der Wahl, noch vor der kaiserlichen Bestätigung ordiniert werden durften. Er starb 685, ward
von der Kirche kanonisiert. -
4) Benedikt IV., 900-903, einer der bessern Päpste in entarteter Zeit, krönte den burgundischen König Ludwig
zum Kaiser und König von Italien. -
5) Benedikt V. ward an Stelle des von KaiserOtto I. eingesetzten Leo VIII. von der Gegenpartei 964 zum Papst erwählt, aber von dem
Kaiser abgesetzt und nach Hamburg
[* 32] verwiesen, wo er 965 starb. -
6) Benedikt VI. ward 972 mit Beistimmung Ottos I. gewählt, nach dessen Tod aber von dem RebellenCrescentius gefangen genommen und 974 im
Kerker erdrosselt. -
7) Benedikt VII., 974 unter kaiserlichem Schutz gewählt, exkommunizierte den entflohenen Gegenpapst Bonifacius VII., hielt 981 zu
Rom eine Synode, wo mehrere die Kirchenzucht betreffende Dekrete, namentlich gegen die Simonie, erlassen wurden;
starb 983. -
8) Benedikt VIII., vorher Theophylakt, Graf von Tuskulum, 1012 zum Papst erwählt, vertrieb den von der Partei der Crescentier aufgestellten
Gegenpapst Gregor, der zu KaiserHeinrich II. floh. Doch erklärte sich dieser für Benedikt, der ihn 1014 in
Rom krönte. Benedikt entriß den Sarazenen mit Hilfe der Genuesen und Pisaner Sardinien,
[* 33] den Byzantinern mit HilfeHeinrichs II., dem
zu Ehren er 1020 persönlich den BambergerDom geweiht hatte, Apulien; starb 1024. -
9) Benedikt IX., Sohn des GrafenAlberich von Tuskulum, Neffe des vorigen, bestieg, von der tuskulanischen Partei
gewählt, als zwölfjähriger Knabe 1033 den päpstlichen Stuhl, den er durch alle Laster schändete. Vom Volk vertrieben, ward
er vom KaiserKonrad II. wieder eingesetzt. 1044 ließ er sich zu einem Verzicht zu gunsten des Gegenpapstes Silvester III. bewegen,
vertrieb denselben aber wieder und verkaufte 1045 die Tiara
[* 34] an den ErzpriesterJohannesGratianus (als PapstGregor VI.). Wiederum nahm er seine Entsagung zurück, ward auf einer Synode in Rom unter dem Vorsitz KaiserHeinrichs III. im
Dezember 1046 abgesetzt, bemächtigte sich nach Clemens' II. Tod 1047 nochmals des päpstlichen Stuhls, mußte endlich Leo IX. 1048 weichen
und starb 1054. -
10) Benedikt X., vorher Johannes von Velletri, gelangte 1058 durch Bestechung zur päpstlichen Würde, zeigte sich aber ganz unfähig
und wurde auf einem Konzil zu Siena 1059 abgesetzt. -
12) Benedikt XII., 1334-42, ein Müllerssohn aus Foix, residierte in Avignon, steuerte der Simonie, schränkte die Bettelorden ein
und war in seinem Privatleben untadelig. Die Aussöhnung mit dem von seinem Vorgänger Johann XXII. mit Bann und Interdikt belegten
deutschen KaiserLudwig dem Bayern
[* 36] verhinderte der französische König, von dessen Einfluß er sich vergeblich
zu befreien suchte; auch die unter ihm eingeleitete Vereinigung mit der griechischen Kirche und seine Versuche, zwischen England
und Frankreich den Frieden zu vermitteln, blieben vergeblich. -
13) Benedikt (XIII.), vorher
Peter de Luna, aus altem aragonischen Geschlecht, studierte die Rechte, ward Professor
derselben an der UniversitätMontpellier,
[* 37] 1375 Kardinal und 1394 zu Avignon als Gegenpapst Bonifacius' IX. gewählt, nachdem
er versprochen, die Tiara niederzulegen, wenn die Kardinäle es zur Beseitigung des Schismas von ihm verlangten. Doch hielt
er dies Versprechen nicht und ward daher auf der Kirchenversammlung zu Pisa
[* 38] 1409 mit dem Gegenpapst Gregor
XII. und nochmals auf dem Konzil zu Konstanz
[* 39] 1416 abgesetzt, nachdem er sich geweigert hatte, freiwillig zu verzichten. Aus
Avignon vertrieben, mußte er sich, nirgends mehr anerkannt, nach Peniscola bei Valencia
[* 40] in Spanien
[* 41] zurückziehen, von wo er
wiederholt die ganze Christenheit verfluchte, und wo er 1423 starb. Wegen seiner Absetzung wird er in
dem römischen Papstverzeichnis nicht mitgezählt. -
14) Benedikt XIII., vorher Orsini, ward 1667 Dominikanermönch, 1672 Kardinal, 1686 Erzbischof von Benevent und 1724 Papst, ein Mann
von altchristlicher Einfalt, suchte vergebens den Klerus zur Demut und Sittenstrenge zurückzuführen, geriet mit den Dominikanern
in dogmatische Streitigkeiten und war in politischen Dingen nicht glücklich, indem er unter anderm die
geistliche Gerichtsbarkeit zum größten Teil an den König von Sizilien
[* 42] abtreten mußte. Eigentlich regierte für ihn sein
nichtswürdiger Günstling, der Kardinal Coscia. hat den Himmel
[* 43] mit zahlreichen neuen Heiligen, besonders aus dem Stande der
Mönche, bevölkert. Er starb -
15) Benedikt XIV., vorher Prosper LaurentiusLambertini, einer der ausgezeichnetsten Päpste, geb. 1675 zu Bologna, ward 1727 Bischof
von Ancona,
[* 44] 1728 Kardinal, 1732 Erzbischof von Bologna, 1740 Papst. Ein wissenschaftlich hochgebildeter Kenner des bürgerlichen
und weltlichen Rechts, eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft, von sittlich reiner Lebensführung,
humaner und toleranter Gesinnung, stellte er denFriedenRoms mit verschiedenen Fürsten wieder her, vertrug sich auch mit den
protestantischen Fürsten, wie Friedrich d. Gr., suchte den Einfluß der Jesuiten zu mindern, verringerte die Zahl der kirchlichen
Feiertage, suchte Handel und Gewerbe zu heben, stiftete wissenschaftliche Akademien zu Rom, schmückte die
Stadt durch Kunstwerke, ließ die besten Werke des Auslandes übersetzen und ein Verzeichnis der vatikanischen Handschriften,
deren Zahl er bis auf 3300 vermehrte, drucken. Die Regierungsgeschäfte leitete meist der KardinalValenti. Benedikt starb Eine
Ausgabe seiner Werke besorgte der Jesuit de Azevedo
(Rom 1747-51, 12. Bde.; neue
Ausg., das. 1853 ff., 8 Bde.).