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verschiedenen Zeiten aus Mekran übergesiedelt sind, und wo sie sich nach und nach mit den Dschat (ebenfalls arischen Ursprungs) verschmolzen haben. Sie gleichen den Nharui im Äußern, ihre Gesichtsfarbe ist jedoch dunkler; das heiße Klima, [* 2] in dem sie wohnen, hat sie verweichlicht, sie sind daher weniger abgehärtet, aber auch weniger räuberisch. Alle Belutschen sind sehr gastfrei. Sie wohnen in Zelten aus schwarzem Filz (Ghedan), in Lehmhäusern oder in Festungen.
Eine Anzahl von Zelten oder Häusern heißt Tuman oder Dorf; die Einwohner bilden einen Khail oder eine Genossenschaft. Ihre gewöhnliche Kleidung ist ein grobes, meist blaues Hemd aus Kattun, das bis an die Kniee reicht, und Beinkleider aus demselben Stoff oder aus gestreiftem Zeug. Die Kopfbedeckung ist eine Mütze, bei feierlichen Gelegenheiten ein Turban. Der Anzug der Frauen ist dem der Männer sehr ähnlich. Ihre Waffen [* 3] sind Flinten, Spieße, Schwerter, [* 4] Dolche und Schilde, wovon die besten vom Ausland bezogen werden.
Ihre Vergnügungen bestehen in der Jagd, der sie leidenschaftlich ergeben sind, in Körper- und ritterlichen Übungen, vorzüglich in einem Speerspiel und einem Nationaltanz (von Männern). Den Nomaden unter den Belutschen ist sicher mongolisches Blut beigemischt; ihre Füße sind groß und haben breite Sohlen, die Stirn ist niedrig, das Haar [* 5] hart, die Nase [* 6] meist stumpf und breit; sie gleichen (nach Khanikow) am meisten den Kirgisen. Die Nahrung ist eine bloß vegetabilische. Die Religion ist der Islam, bestimmend jedoch ist der Glaube an böse Geister. Die Sprache [* 7] der Belutschen (das Balutschi) gehört zur iranischen Sprachengruppe; Grammatiken derselben schrieben Mockler (Lond. 1877) und Gladstone (das. 1880, mit Vokabular). Die Brahui (s. d.) dagegen sind ein Volksstamm drawidischer Abkunft. Dehwar, d. h. Dorfbewohner, heißen die Kolonisten persischer Abkunft; sie sind gutmütig, treiben Ackerbau und sind zu gewissen Fronen verpflichtet.
Man unterscheidet als Landesteile: Sarawan, Kelat, Katscha (Katscha-Gandawa), Dschalawan und Las im O., Mekran längs der Küste, Pandschgar im Innern. Das staatliche Band, [* 8] welches die einzelnen Landschaften zu einem Ganzen verbindet, ist sehr locker; die politischen Zustände gleichen etwa jenen im Deutschen Reich zur Zeit der Blüte [* 9] des Reichsgrafentums. Der Mir von Kelat übt ein Herrscherrecht über die andern Chane aus, aber mehr nominell als thatsächlich. Britisch-Indien hatte mit fünf Fürsten Verträge abzuschließen, um seine Grenzen, [* 10] Unterthanen u. Verkehrsanstalten zu schützen. An der Küste hat der Imam von Maskat eine kleine Besitzung.
Die Geschichte Belutschistans, des alten Gedrosien, läßt sich nur in höchst dürftigen Spuren rückwärts verfolgen. Zur Zeit Alexanders d. Gr. war Pura im Westen die Hauptstadt des Reichs Gedrosien. Im 10. Jahrh., unter den Wirren der Seldschukken und Ghasnawiden, begann die Verbreitung der Belutschen nach Osten. Kelat und das umgebende Land scheint aber noch viele Jahrhunderte von eignen Fürsten beherrscht worden zu sein, die als Hindu (Inder) bezeichnet werden, den Sehraï, später den Sehwa.
Diese letztern wurden durch Angriffe der Afghanen genötigt, Kumbur, den Häuptling der Belutschen in Pandschgar, zu Hilfe zu rufen. Kumbur kam wohl, vertrieb aber die einheimische Dynastie (etwa 1500). Von da an nahmen Belutschen den Thron [* 11] von Kelat ein. Aber schon um die Mitte des 16. Jahrh. wurde Belutschistan mit angrenzenden Gebieten durch Akbar, den Herrscher von Dehli, unterworfen. 1738 bemächtigte sich Nadir Schah des Landes, überließ aber den Nachkommen Kumburs die Regierung.
In der Mitte des 18. Jahrh. ganz unabhängig geworden, hob sich das Chanat von Kelat zu wirklicher Bedeutung unter dem geschickten und kraftvollen Nasir Chan, welcher sich die meisten Stämme der Belutschen unterwarf. Nach seinem 1795 erfolgten Tode trat jedoch eine Periode der Anarchie ein, so daß sich die Perser allmählich eines großen Gebiets bemächtigen konnten. Bei der Expedition nach Afghanistan [* 12] zogen die Engländer durch den Osten des Landes, nahmen die Hauptstadt Kelat ein, setzten aber 1841 bei ihrem Abzug den rechtmäßigen Herrscher wieder ein. 1854 schloß der Mir von Kelat mit den Engländern einen wichtigen Vertrag ab, dessen § 4 der indischen Regierung das Recht zugesteht, zu jeder beliebigen Zeit Truppen dort aufzustellen.
Schon 1857 nötigten Thronstreitigkeiten dazu, vorübergehend Instrukteure wie eine Art Leibwache von wenigen Mann an das Hoflager abzuordnen. Fast jährlich zählen die indischen Verwaltungsberichte neue Fehden auf; der gegenwärtige Mir, Chodabad Chan, war durch Beschluß der Großen und des Volks schon einmal vom Thron entfernt worden und gelangte erst 1864 wieder zur Regierung. Der Mangel an Macht auf seiten des Herrschers macht Belutschistan zu einem sehr unangenehmen Nachbar Britisch-Ostindiens; Raubanfälle auf Dörfer in Sind nötigen zur Aufstellung eines militärischen Kordons und hindern die Entwickelung eines geregelten Handelsverkehrs.
Der Mir mußte an seinem Hof [* 13] einen politischen Residenten der Engländer zulassen und dulden, daß längs des Meers von Gwadar an der europäisch-indische Telegraph [* 14] läuft. Goldsmid und Rost haben, ersterer 1864 Westbelutschistan, letzterer das Südgebirge, bereist. 1872 mußte der Westen des Landes die Perser als Oberherren anerkennen; Quetta besetzten die Engländer.
Vgl. Bellew, From the Indus to the Tigris (Lond. 1874);
Hughes, The country of Baloochistan (das. 1877);
Macgregor, Wanderings in Baloochistan (das. 1882);
für die ältere Geschichte Spiegel, [* 15] Eranische Altertumskunde (Leipz. 1871-73, 2 Bde.);
Elphinstone, The history of India (5. Aufl., Lond. 1867).