Nach der Schlacht bei Craonne (März 1814), wo er sich besonders hervorthat und schwere Verwundungen davontrug, wurde er Generalkommandant
der Gardekavallerie. Ludwig XVIII. erhob ihn zum Pair von Frankreich. Nach der Rückkehr Napoleons I. von Elba folgte Belliard der
königlichen Familie nach Beauvais, ging jedoch auf des Königs Geheiß nach Paris zurück und erhielt alsbald
von Napoleon eine Mission an Murat, dann das Kommando der Moselarmee. Nach der Schlacht von Waterloo unterwarf er sich Ludwig XVIII.
aufs neue, ward jedoch von der Liste der Pairs gestrichen und im November 1815, der Teilnahme an einem Komplott zur Befreiung Napoleons
verdächtig, verhaftet.
Nach einigen Monaten freigelassen, erhielt er 1819 auch die Pairswürde zurück. In der Pairskammer gehörte er zu denen,
welche die reaktionären Bestrebungen des Hofs bekämpften, und schloß sich 1830 der Julimonarchie an. Er ward nach Wien geschickt,
um die Anerkennung Ludwig Philipps zu bewirken, im März 1831 aber nach Belgien, um den neuen Thron Leopolds
befestigen zu helfen. Dort machte er sich um die Organisation des Heerwesens verdient und nahm an der Wahl des Königs Leopold
sowie an den Verhandlungen wegen dessen Verheiratung teil. Er starb 28. Jan. 1832 in Brüssel. Seine Memoiren wurden herausgegeben
von Vinet (Par. 1842, 3 Bde.).
columna (Kriegssäule), eine Säule in Rom vor dem Bellonatempel, bei der die bei einer Kriegserklärung gewöhnliche
symbolische Lanzenschleuderung stattfand (s. Bellona).
Wilhelm Sebastian von, ausgezeichneter Reitergeneral Friedrichs d. Gr., geb. 15. Febr. 1719 zu Paulsdorf in Ostpreußen
aus einem alten pommerschen Geschlecht, trat 1737 als Fähnrich in ein Garnisonbataillon zu Kolberg, ward
aber 1739 als Kornet zu den Husaren versetzt und focht rühmlich bei Mollwitz, Hohenfriedberg und Kesselsdorf. Seit 1749 Major,
machte Belling die Schlachten bei Prag und Kolin mit und wurde 1758 Oberstleutnant und Chef eines Husarenregiments, welches als das
der »schwarzen Husaren« großen Ruf erlangte.
Zwar wohnte er nur noch zwei Hauptschlachten, denen bei Kunersdorf und Freiberg, bei; desto öfter zeigte er aber seine Tapferkeit
und Gewandtheit im kleinen Krieg. Bei dem sogen. Paßberg nahm er 1759 zwei kaiserliche Regimenter mit 3 Kanonen und 4 Fahnen
gefangen, wofür ihn der König sogleich zum Obersten erhob. Die schönsten Lorbeeren sammelte Belling indessen
1759-61 in Pommern und Mecklenburg. Hier widerstand er mit seinem Husarenregiment und einigen Bataillonen Infanterie, zusammen 5000 Mann,
der ganzen schwedischen Armee und hemmte alle ihre Operationen.
Auf einem Streifzug geriet Blücher, damals Junker in schwedischen Diensten, in seine Gefangenschaft und
ward von ihm für das preußische Heer gewonnen. 1762 wurde Belling Generalmajor und 1776 Generalleutnant. Im bayrischen Erbfolgekrieg
(1778) zeichnete er sich beim Einmarsch in Böhmen über Tollenstein und Gabel, wo zwei österreichische Bataillone gefangen
wurden, so sehr aus, daß ihm Friedrich II. als Belohnung den Schwarzen Adlerorden und eine Gehaltszulage
von 1000 Thlr. verlieh. Belling starb bald nach der Rückkehr in die Friedensgarnison zu
Stolp 28. Nov. 1779.
(spr. -häm), Marktstadt in der engl. Grafschaft Northumberland, am North Tyne, mit (1881) 1400 Einw.;
10 km
nordöstlich davon Otterburn, das Schlachtfeld von Chevy Chase 1388.
Fabian Gottlieb von, russ. Seefahrer, geb. 9. Sept. (a. St.) 1778 auf der Insel Ösel, trat 1786 in das Seekadettenkorps
zu Kronstadt, 1797 als Offizier in die bei Reval stationierte Flottenabteilung ein und begleitete 1803 Krusenstern auf seiner
ersten Weltumsegelung. Im J. 1809 kreuzte er als Korvettenkapitän gegen die schwedische Flotte. Seine
Hauptexpedition trat er im Juli 1819 an, indem er im Auftrag des Kaisers Alexander mit zwei Schiffen, den Korvetten Wostok und
Mirny, nach den Südpolargegenden segelte. Er überschritt auf dieser Reise den südlichen Polarkreis sechsmal, drang im August 1820 bis
zum 70. Breitengrad vor und entdeckte 1821 das hohe Alexander I.-Land und die Peter I.-Insel.
Auch hatte er 1819 die erste genauere Aufnahme der Tuamotuinseln bewerkstelligt. Über Rio de Janeiro nach Europa zurückkehrend,
langte die Expedition 24. Juli 1821 wieder in Kronstadt an. Bellingshausen wurde zum Kommandanten der Ostseeflotte ernannt, darauf 1828, nachdem
er die Operationen der russischen Truppen gegen Warna wirksam unterstützt hatte, zum Vizeadmiral, endlich 1839 zum
Kriegsgouverneur von Kronstadt und Oberkommandanten des Hafens befördert. Er starb 13. Jan. 1852 in Kronstadt, wo ihm 1869 eine
Statue (von Schröder) errichtet wurde. Die Betreibung seiner großen Reise (in russischer Sprache) erschien zu Petersburg 1831.
1) Gentile, ital. Maler, geboren um 1426 als der älteste Sohn von Jacopo Bellini (1400-1464), gest. 22. Febr. 1507 in
Venedig, übte mit seinem Bruder Giovanni einen entscheidenden Einfluß auf die Entwickelung der venezianischen Malerei, indem
er besonders das Charakteristische der äußern Erscheinung, das Bildnis, betonte. Er führte große (durch
Brand zu Grunde gegangene) Arbeiten im Dogenpalast und in der Scuola di San Giovanni Evangelista in Venedig (die Wunder des heiligen Kreuzes,
jetzt in der Akademie) aus und unternahm 1479 im Auftrag der Signoria eine Reise nach Konstantiopel, wo er das noch erhaltene
Bild Mohammeds II. malte.
2) Giovanni, ital. Maler, Bruder des vorigen, geboren um 1428, gest. 29. Nov. 1516 in Venedig, gab der venezianischen
Malerei des 15. Jahrh. nach Form, Inhalt und Kolorit ihr Gepräge und legte durch sein Vorbild und seine Lehrthätigkeit den
Grund zur höchsten Blüte derselben im 16. Jahrh. Unter dem Einfluß von Bellini Vivarini in Venedig und von
Mantegna in Padua gebildet, vereinigte er die energische Charakteristik und die Formenplastik des letztern mit der Anmut und
Lieblichkeit des erstern. Um 1464 ging er von Padua nach Venedig, wo er bis zu seinem Ende eine umfangreiche Thätigkeit auf
dem Gebiet des Kirchenbildes und des Porträts entfaltete und zu höchstem Ansehen gelangte, nachdem er
sich bei Antonello da Messina in der Ölmalerei vervollkommt und sein Kolorit zu außerordentlicher Kraft entwickelt hatte.
Obwohl ein Teil seiner Gemälde (darunter die großen Arbeiten im Dogenpalast) untergegangen sind, haben sich noch etwa 80 Altar-
und Madonnenbilder von seiner Hand erhalten. Die bedeutendsten sind: der tote Christus mit zwei Engeln (Berlin),
derselbe mit Maria und Johannes (Mailand), Christus im Schoß der Maria von Heiligen umgeben (Stuttgart), thronende Madonna mit dem
Kind, Hiob, 5 Heilige und 3 musizierende Engel (Venedig, Akademie), Madonna mit dem Kind, 4 Heilige und 2 Engel (1488, Venedig,
Santa Maria de' Frari), thronende Madonna mit dem Kind,
mehr
4 Heilige und ein Geige spielender Engel (1505, Venedig, San Zaccaria, Hauptwerk), der heil. Christoph mit dem Kind, Augustin und
Hieronymus (1513, Venedig, San Giovanni Crisostomo). Von seinen Bildnissen sind der Doge Giovanni Mocenigo und der Doge Leonardo
Loredano mit seinen Söhnen hervorzuheben. Es gelang ihm, die Befangenheit der ältern Meister vollkommen
abzustreifen und in seinen letzten Jahren zur vollen Freiheit der Renaissance zu gelangen, welche in den von ihm beeinflußten
Giorgione, Palma und Tizian ihren Höhepunkt erreichte.
3) Lorenzo, Mediziner, geb. 3. Sept. 1643 zu Florenz, ward 1663 Professor der Anatomie in Pisa, zuletzt Leibarzt des Großherzogs von
Toscana; starb 8. Jan. 1704. Er ist sehr verdient um die anatomische Untersuchung der Nieren und Entdecker
der nach ihm genannten Röhrchen in den Nierenwärzchen (tubuli Belliniani, Bellinische Gänge), auch als Dichter bekannt,
namentlich durch seine »Bucchereide« (Flor. 1729). Er schrieb: »De structura et usu rerum« (Flor. 1662) u. a. Seine »Opera
omnia« erschienen Venedig 1708, 2 Bde., u. öfter.
4) Vincenzo, ital. Opernkomponist, geb. 3. Nov. 1801 zu Catania in Sizilien, war seit 1819 Schüler des Konservatoriums zu Neapel
und machte seine Studien besonders unter Tritto und Zingarelli. Von seinen ersten Kompositionen, bestehend in Kirchensachen,
Instrumentalstücken für Flöte, Klarinette und Klavier und einer Kantate: »Ismene«, abgesehen, war es zuerst
seine Oper »Adelson e Salvina« (1824 zu Neapel gegeben),
welche ihn bekannt machte und ihm den Auftrag verschaffte, für das
Theater San Carlo die Oper »Bianca e Fernando« zu komponieren. Dieses Werk fand bei seiner Aufführung (1826) so großen Beifall,
daß Bellini alsbald einen Ruf nach Mailand erhielt, um für das Theater della Scala eine Oper zu schreiben. Das
hier entstandene Werk, welches sofort nach seinem Erscheinen (1827) den Ruhm des Künstlers über ganz Italien verbreitete,
war »Il Pirata«, Text von Felice Romani, welcher den Komponisten seitdem in seiner Thätigkeit aufs eifrigste
unterstützte.
Rasch aufeinander folgten jetzt die Opern: »La Straniera« (1829 zu Mailand),
»I Capuleti ed i Montecchi« (1830 zu Venedig),
»La
Sonnambula« (1831 zu Mailand, für die Pasta geschrieben),
»Norma« und »Beatrice di Tenda« (beide letztere 1831), die
überall mit Entzücken aufgenommen wurden und ganz Europa von den einschmeichelnden, schmachtenden Melodien
des Sizilianers widerhallen machten. Bellini begab sich 1833 nach Paris und von da nach London, wo er glänzende Aufnahme fand. Doch
kehrte er 1834 nach Paris zurück, um für die dortige Italienische Oper seine »Puritani« zu schreiben, die mit neuem Enthusiasmus
begrüßt wurden und zugleich einzelne nicht unwesentliche Fortschritte in seiner künstlerischen Entwickelung
bekundeten.
Leider raffte ein früher Tod den Künstler hinweg; er starb 23. Sept. 1835 in Puteaux bei Paris. Bellini ist kein dramatischer Komponist
im deutschen Sinn des Worts; er strebt nicht danach, ein dramatisches Ganze zu schaffen, sondern begnügt sich, dem Sänger
ein weites Feld theatralischer Erfolge zu eröffnen, und opfert diesem Streben nicht selten den wahrhaft
dramatischen Ausdruck völlig auf. Dabei fehlen ihm die übersprudelnde Genialität und geistreiche Mannigfaltigkeit Rossinis,
während er in der Rückkehr von der überladenen Kolorierung Rossinis zum einfachen getragenen Gesang sowie überhaupt in
dem ungekünstelten Ausdruck reicher und ernster Empfindung jenem gegenüber unleugbare Vorzüge besitzt.
Auch
arbeitete er gewissenhafter und sorgfältiger als Rossini. Von besonderm Wert für den Erfolg seiner Opern war noch der
Umstand, daß ihm zur Ausführung derselben die vorzüglichsten Gesangskräfte zu Gebote standen, namentlich der Tenorist Rubini
und die Pasta, für deren eigentümliches Talent mehrere seiner tragischen Rollen ausdrücklich bestimmt
sind.
Vgl. Pougin, Bellini, sa vie, ses œuvres (Par. 1868);
Percolla, Elogio biografico del Cav. V. Bellini (Neap. 1876).
Eine geistvolle Schilderung seiner künstlerischen Persönlichkeit findet man in Ferdinand Hillers »Künstlerleben« (Köln 1880).