desselben ließ er auf den
Höhen des rechten
Ufers der
Lisaine starke Truppenabteilungen bis zum
Abend des 18. zurück. Nach
einem für die erschöpften und etwas durcheinander geratenen
Truppen notwendigen Ruhetag ging
Werder19. Jan. zur Verfolgung
des Feindes über,
dem er dadurch noch ansehnliche Verluste beibrachte, bis demselben durch
Manteuffel
der Weg nach
Lyon
[* 2] verlegt und nur noch der eine Ausweg in die
Schweiz
[* 3] offen gelassen war. So war also die
Schlacht bei Belfort
[* 4] die
entscheidende
Thatsache auf dem östlichen Kriegsschauplatz, und
GeneralWerder und sein
Korps haben die
Anerkennung, welche der
deutsche
Kaiser ihren außerordentlichen Leistungen gezollt hat, und den Dank des ihnen zujubelnden
Deutschland
[* 5] mit vollem
Recht verdient. Die Verluste der
Franzosen in den drei Schlachttagen betrugen 6-8000 Mann, die des Werderschen
Korps 81
Offiziere
und 1847 Mann.
Vgl.
Wolff, Geschichte der Belagerung von Belfort im Jahr 1870-71 (Berl. 1875);
Castenholz, Die Belagerung von Belfort 1870/71
(das. 1875-78, 4 Bde.);
Thiers und de la Laurencie, La défense de Belfort (Par. 1871);
1) (Belgae) die
Bevölkerung
[* 12] der gall.
ProvinzBelgica. Nach
StrabonsBericht waren die Belgen lange vor
Cäsars Zeit
von
Osten her eingewandert, und
Cäsar schreibt ihnen germanische Abstammung zu; doch unterschieden sie
sich weder in
Sprache,
[* 13] noch
Sitte, noch
Kleidung von den südlichern, keltischen Bewohnern
Galliens, nur daß sie kriegerischer
waren als jene. Die germanischen Einwanderer hatten also die
Sprache der keltischen Ureinwohner angenommen. Die
Kleidung der
Belgen bestand in bunten
Mänteln nach Art der schottischen
Hochländer, weiten
Beinkleidern und kurzen Unterkleidern
mit Ärmeln, alles aus Schafwolle; gegen die
Kälte schützte ein dicker wollener Umwurf (laena).
Die
Waffen
[* 14] waren ein langes
Schwert, das an der rechten
Hüfte herabhing, ein langer
Schild,
[* 15] ein
Speer und eine Art
Wurfspieß.
Milch und
Fleisch bildeten die Hauptnahrungsmittel; sehr beliebt war das Schweinefleisch, berühmt die
belgischen
Schinken, welche nach
Rom
[* 16] als Handelsartikel kamen. Die
Häuser bestanden aus
Holz.
[* 17] Die beschwerlichsten
Geschäfte
verrichteten, wie bei den
Germanen, die
Frauen. Die Belgen zerfielen in viele
Stämme und
Völkerschaften, die nur in Kriegszeiten
ein gemeinsames Oberhaupt sich wählten.
Die Zahl der waffenfähigen
Mannschaft des ganzen
Volks betrug nach
Strabon über 1 Mill. Als die bedeutendsten
belgischen
Völkerschaften werden genannt: die
Bellovaken mit einer Kriegsmacht von 100,000 Mann, um das heutige
Beauvais;
die
Aduatuker mit über 50,000 Kriegern, angeblich von den
Cimbern abstammend,
durchCäsar vernichtet und durch die
Tungrer, in der
Nähe von
Tongern, ersetzt;
die
Moriner mit 25,000 Kriegern, am
Meer wohnhaft;
die Menapier, im Scheldeland, öfters als
Germanen bezeichnet;
die Ambianer
mit 10,000 Kriegern, um
Amiens,
[* 19] nördlich von den
Bellovaken;
die Viromanduer, im heutigen
Vermandois (ihre Hauptstadt das heutige
St.-Quentin).
Daß die
Kraft
[* 20]
Galliens auf den Belgen beruhte, beweist
Cäsars gallischer
Krieg 58-51
v. Chr.;
sieben Jahre lang war er fast allein mit ihnen beschäftigt. Eine römische
Legion wurde dabei vernichtet, und der
Sieg über
die
Nervier kam den
Römern teuer zu stehen. Ebenso erhielt später der
Aufstand der
Bataver erst nach dem Anschluß der Belgen größere
Bedeutung. S.
Karte »Germanien
[* 21] etc.«
Der Bodenbeschaffenheit nach ist Belgien nördlich und nordwestlich der
Maas und
Sambre ein ebenes Land; der östlich der
Maas belegene
^[richtig: gelegene] Teil besteht aus einer
Reihe von schluchtenreichenPlateaus, die man unter dem
NamenArdennen (s. d.) zusammenfaßt. Die bedeutendsten
Erhebungen zeigen die
ProvinzenLüttich,
Luxemburg,
Namur und
Hennegau, wo die
von größern
Flüssen bewässerten Teile oft von sehr tiefen
Thälern und Schluchten durchschnitten und von Felsenwänden
umsäumt sind, deren manche sich bis zu 400 m erheben. Die bedeutendstenHöhen sind: Baraque
Michel an der
preußischen
Grenze
(ProvinzLüttich) 680 m, Baraque Fraiture bei Houffalize
(ProvinzLuxemburg) 637 m, die
Tailles (ebenda) 589 m,
Odeigne 531 m, Malempré 594 m etc. Die mittlere
Höhe von Belgien beträgt 163,36 m. Die unmittelbar von
¶
den Gewässern berührten Gegenden liegen an manchen Stellen so tief, daß das Land nur durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt
werden kann. Diese an den Ufern der Nordsee wie der Binnenflüsse befindlichen dammgeschützten Strecken, Polders genannt, nehmen
zusammen einen Flächenraum von 500 qkm ein, also fast 1/60 des Gesamtareals. In den höher gelegenen
Gegenden herrschen Schiefer- und Quarzmassen vor, welche der Vegetation nur eine höchst ärmliche Entwickelung gestatten.
Der größte Teil des Bodens ist von sumpfigen, nie kultivierten Steppen oder von schlechten Weiden, die Hügelabhänge sind
von Wäldern und Wiesen bedeckt, und Feldbau wird nur an jenen wenigen Orten betrieben, wo die Nähe von
Kalkfabriken die Bodendüngung erleichtert. Mit der allmählichen Senkung des Bodens lichten sich die Wälder; Roggen-, Hafer-
und Kartoffelpflanzungen beginnen die unfruchtbaren Steppen zu ersetzen und gehen schließlich in jene fruchtbaren, von zahlreichen
Flüssen bewässerten Gefilde über, welche den Reichtum und StolzBelgiens bilden. Doch zeigt auch dieser
ebene Teil nicht durchgehends gleiche Fruchtbarkeit, vielmehr finden sich in den ProvinzenAntwerpen u. Limburg noch bedeutende
Heidestrecken, die erst allmählich in nutzbaren Boden umgewandelt werden.
Bemerkenswert sind die durch besondere Namen unterschiedenen natürlichen Landschaften hinsichtlich der Bodenerhebung;
Ihr durchgängig schiffbarer Lauf in Belgien beträgt 240 km. Die Maas durchfließt auf 128 km, ebenfalls ganz schiffbar, der
Schelde parallel laufend, den östlichen Teil Belgiens, nimmt bei Namur die gleichfalls aus Frankreich kommende Sambre, bei Lüttich
die aus Luxemburg kommende Ourthe auf und bildet dann auf 53 km die Grenze gegen Holland. Diese Flüsse sind als stark benutzte
Triebkraft von Industriewerken und zur Beförderung des Verkehrs für das Land von größter Wichtigkeit,
um so mehr, als sie durch zahlreiche
Kanäle teils unter sich verbunden, teils in ihrem Lauf reguliert werden (s. unten).
Hier ist es sehr feucht und nebelig, und die Temperatur wechselt sehr schnell. Der Sommer bringt häufig
Stürme, welche an Wut denen auf dem Meer nichts nachgeben. Nach dem Süden und Osten zu ist das Klima ein andres. Die Luft wird
reiner, weniger von Nebeln gedrückt; die Temperatur des Sommers und des Winters ist durch die Nähe der Gebirge auffallender verschieden,
die Sommer sind heißer, die Winter kälter. Noch weiter östlich in den Ardennen herrscht vollkommenes Gebirgsklima.
Das Gesamtareal beträgt 29,455 qkm (534,94 QM.),
und die Gesamtbevölkerung belief sich Ende 1883 auf 5,720,807 Seelen. Eingeteilt ist das Land in 9 Provinzen mit 41 Arrondissements,
auf welche sich Flächeninhalt u. Bevölkerung folgendermaßen verteilen: