Stelle der Zivilrichter selbst Kommunalbeamte dazu genommen werden. Das
Verfahren ist ein sehr summarisches, das sogen. standrechtliche.
Die
Verhandlungen sind öffentlich und mündlich, und der Beschuldigte kann sich eines Verteidigers bedienen. Der
Berichterstatter
(öffentliche Ankläger), als welcher ein
Auditeur oder in Ermangelung desselben ein andrer
Offizier fungiert, trägt in Anwesenheit
des Beschuldigten die demselben zur
Last gelegte
Thatsache vor.
Der Beschuldigte wird aufgefordert, sich darüber zu erklären, und wenn er dieselbe bestreitet, so wird sogleich zur
Aufnahme desThatbestandes durch
Erhebung der vorliegenden
Beweise geschritten. Darauf folgt sogleich in nichtöffentlicher Beratung die
Fassung des Urteilsspruchs, gegen den kein
Rechtsmittel zulässig ist; nur die auf
Todesstrafe lautenden
Erkenntnisse unterliegen in Friedenszeiten der Bestätigung von seiten des kommandierenden
Generals der
Provinz.
AlleStrafen werden sogleich nach
Verkündigung des Erkenntnisses zum Vollzug gebracht und zwar binnen 24
Stunden,
Todesstrafen
in gleicher Zeit nach der erfolgten Bestätigung des Befehlshabers. Die letztern werden durch Erschießen
vollstreckt. In
Frankreich ist ein neues
Gesetz über den Belagerungszustand verkündet worden, wonach derselbe
im Fall eines bewaffneten
Aufstandes und
im Fall einer feindlichen
Invasion eintreten kann. Außerdem kann der
Präsident auf
Grund eines
Gutachtens des
Staatsrats auch in sonstigen Notfällen den Belagerungszustand erklären.
Die Maßregel muß aber den
Kammern zur Bestätigung unterbreitet werden. Das englische
Recht kennt das
Institut des Belagerungszustandes nicht, sondern nur die
Suspension gewisser
Gesetze in
Zeiten der
Not, namentlich die
Suspension
der
Habeaskorpusakte. Als sogen. kleiner Belagerungszustand werden die infolge des Sozialistengesetzes
über gewisse
Bezirke verhängten Ausnahmsmaßregeln bezeichnet (s.
Sozialdemokratie).
Vgl. Finlason, A
treatise in martial law (Lond. 1866).
(Bilbeis), Stadt in Unterägypten, nordöstlich von
Kairo,
[* 2] mit 2-3000 Einw., welche
Lupinen-,
Bohnen- und Korianderbau
treiben. Belbês war sonst eine große, stark befestigte Stadt, welche
Ägypten
[* 3] gegen
Syrien deckte und durch (jetzt meist verfallene)
Kanäle ihr
Wasser aus dem
Nil erhielt.
Napoleon I. ließ Belbês 1798 von neuem befestigen.
(Belbog), Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Stettin,
[* 4] bei
Treptow a. R., mit 140 Einw., geschichtlich merkwürdig
durch das früher hier auf einer Anhöhe gelegene gleichnamige
Kloster, das, 1170 von
Kasimir I. gegründet, eins der mächtigsten
in
Pommern
[* 5] war, von dem aber heute nur noch wenige
Ruinen vorhanden sind. 1269 gehörten dem
Kloster 47
Dörfer
und der größte Teil der Stadt
Treptow; der
Abt führte das Zeichen der bischöflichen
Würde und übte über die meisten Adligen
der Gegend die Lehnshoheit. Dabei zeichnete
Bildung den
Konvent vorteilhaft aus. Als sich 1523 der größte
Teil der
Mönche für die
Reformation erklärte und das
Kloster verließ, zog
HerzogBogislaw X. die
Güter desselben ein.
1) der zweithöchste
Berg des
Schwarzwaldes, südwestlich vom
Feldberg, 1415 m hoch, ein schroff ansteigender
Kegel, dessen
Spitze eine herrliche Aussicht nach dem Wasgenwald, der ganzen Alpenkette vomMontblanc bis
zum
Säntis und über die
Rauhe Alb und den
Schwarzwald gewährt. Der Belchenpaß (1119 m) führt über die Krinne aus dem Münsterthal
in das
Wiesenthal. -
(spr. beltscher),Sir Edward, engl. Seefahrer, geb. 1799, begleitete 1825 den
KapitänBeechey nach der
Beringsstraße,
machte 1836-42 eine
Reise um die
Erde, war 1843-48 mit
Aufnahme der
Küsten des
IndischenOzeans beschäftigt, wobei er von den
Piraten bei
Borneo gefährlich verwundet ward, und leitete 1852-54 eine Expedition nach den
Polarländern
zur Aufsuchung
Franklins, die aber trotz der weit ausgedehnten Schlittenreisen und wichtiger während derselben gemachter
Aufnahmen für verfehlt gehalten wurde, zumal da er von fünf
Schiffen vier im
Eis
[* 10] zurückgelassen hatte. Vor ein
Kriegsgericht
gestellt, wurde er freigesprochen und 1864 zum
Konteradmiral, 1866 zum Vizeadmiral ernannt. Er starb in
London.
[* 11] Belcher schrieb: »Narrative of a voyage round the world« (Lond.
1843, 2 Bde.);
»Voyage of the
Samarang to the eastern archipelago« (1848, 2 Bde.);
»The last of the arctic voyages« (1855, 2 Bde.);
»The great equatorial current, misnamed Gulfstream« (1871).
Adam, poln. Schriftsteller, geb. 1839 zu
Krakau,
[* 13] absolvierte 1865 die philosophische
Fakultät der dortigen
Universität und wurde im nächsten Jahr zum
Dozenten der polnischen Litteratur an der
WarschauerUniversität
ernannt. 1868 siedelte er in derselben
Eigenschaft nach
Krakau über, wo er 1870 auch Mitglied der
Akademie wurde. Von seinen
zahlreichen historischen
Dramen sind hervorzuheben: »Adam Tarlo« (1869),
»Krol Wladyslaw Warnenczyk« (1877) u.
»Przysiega« (1878). Wenig Anklang fanden seine
Sittenromane, wie: »Dlug honorowy« (1872),
»Patryarcha« (1872) etc.
Von nicht geringem
Werte dagegen sind seine litterar-historischen
Schriften: »Romantika przed Mickiewiczem«,
»Konrad Wallenrod«,
»Die polnische
Poesie des 19.
Jahrhunderts«,
»KasimirBrodzinski« (1875),
berüchtigte »Sistierungspolitik«, die mit allen Mitteln der Gewalt und jesuitischer Schlauheit, dabei mit junkerhaftem Leichtsinn
auf Herstellung des Absolutismus und der Konkordatsherrschaft sowie auf Niederdrückung der Deutschen und der Ungarn
[* 20] hinarbeitete.
Während des durch Belcredis Politik mit heraufbeschwornen Kriegs von 1866 suchte er unter dem Schutz des Kriegszustandes die
Erreichung der ihm vorschwebenden Ziele zu fördern. Hartnäckig trotz des allgemeinen Unwillens an seinem
Portefeuille festhaltend, behauptete er sich auch noch neben Beust und dessen Ausgleichspolitik, bis endlich das Gelingen der
letztern ihn zu Falle brachte. Anfang Februar 1870 nahm Belcredi seine Entlassung. Nach dem neuen Sieg derKlerikal-Feudalen unter
Taaffe ward Belcredi 1881 zum Präsidenten des Verwaltungsgerichtshofs und zum Mitglied des Herrenhauses ernannt.