bei den höhern Tierklassen und auch beim Menschen, in einem gewissen Alter erlischt. Die sogen. künstliche Befruchtung, welche im
Zusammenbringen von reifen Eiern mit befruchtungsfähigem Samen besteht, läßt sich bei manchen Tieren mit Erfolg ausführen
und erleichtert nicht nur das Studium der Entwickelungsgeschichte der betreffenden Arten, sondern ist auch für
die Fischzucht (s. d.) von großem Nutzen. Selbst Bastarde lassen sich auf diese Weise erzielen.
Auch im Pflanzenreich ist der Prozeß der Vereinigung männlichen Stoffs mit der weiblichen Zelle bei aller äußern Verschiedenheit
der Geschlechtsorgane u. der in Thätigkeit tretenden Sexualzellen in den einzelnen Gewächsklassen
doch überall im wesentlichen ein u. derselbe Grundvorgang (vgl.
Geschlechtsorgane der Pflanzen und Fortpflanzung der Pflanzen). Das zu befruchtende Organ des weiblichen Apparats ist auch im Pflanzenreich
überall eine Eizelle. Im einfachsten Fall ist zwischen den beiden sich vermischenden Sexualzellen kein äußerlicher Unterschied
wahrnehmbar, wie bei einer Reihe von Algen und Pilzen (den Zygosporeen).
Diese sogen. Konjugation kann zwischen ruhenden oder beweglichen Zellen (Gameten) stattfinden. Bei andern
Algen und Pilzen sowie bei den Moosen und Farnkräutern entwickeln sich besondere weibliche Organe (Oogonien, Archegonien), in
denen Eizellen gebildet werden, und andre männliche (Antheridien), in welchen zahlreiche kleine, den Samenfäden der Tiere
analoge Zoospermien auftreten. Die Befruchtung besteht hier jedesmal in der direkten Vermischung
eines Zoosperms mit der Eizelle.
Bei den Blütenpflanzen bleiben die Eizellen dagegen in andern Gewebemassen eingeschlossen, so daß bei ihnen die Befruchtung durch
bewegliche Zoospermien unmöglich wird. Hier bilden die männlichen Geschlechtszellen oder Pollenkörner, sobald sie sich
auf dem dazu eingerichteten Teil des weiblichen Befruchtungsorgans festgesetzt haben, einen schlauchartigen
Fortsatz, den Pollenschlauch, aus, welcher bis zu der Eizelle durchwächst und seinen Befruchtungsstoff auf noch nicht beobachtete
Weise in die Eizelle übertreten läßt. Letztere beginnt überall erst nach der Befruchtung die zuletzt zur Bildung des Embryos führende
weitere Entwickelung.
[* ]
^[Abb.: Fig. 1. Abschnitte des Eies von einem Seestern (Asterias glacialis), mit Samenfäden, von denen einer
bei a sich in die Hüllzone des Eies einbohrt, bei b schon hindurchgedrungen ist.]
[* ]
^[Abb.: Fig. 2. Oberer Abschnitt des Eies vom Neunauge (Petromyzon). a Mikropyle (Öffnung zum Einbringen der Samenfäden), b Samenfäden, c Kanal, in welchem der Samenfaden zum Eikern (d) gelangt.]
Fluß in Ungarn, entspringt auf der Pojana Ruska im Komitat Krassó-Szörény, fließt durch die
Komitate Temesvár
und Torontál und ergießt sich bei Titel in die Theiß. Er ist im obern Lauf zum Flößen eingerichtet;
von Temesvár bis Groß-Becskerek
erstreckt sich der 30 km lange schiffbare Begakanal.
Cornelis, holländ. Maler und Radierer, geb. 1620 zu Haarlem als Sohn des Bildhauers Pieter Begyn, war ein Schüler
Adriaans van Ostade und malte gleich diesem Genrebilder, welche Szenen aus den niedern Kreisen des Volkslebens, namentlich aus
Wirtshäusern, zum Gegenstand haben und meist von derbem Humor erfüllt sind. Er starb 1664 in seiner
Vaterstadt an der Pest. Im Gegensatz zu Ostade ist seine malerische Behandlung schwer und trübe, in den Schatten schwärzlich
und undurchsichtig, im übrigen glatt und vertrieben, seine Zeichnung geschickt und charaktervoll. Bilder von ihm befinden
sich in den Galerien des Louvre zu Paris, im Museum zu Amsterdam, in München, St. Petersburg, Dresden, Berlin
u. a. O. Die 34 von ihm bekannten Radierungen behandeln gleiche Stoffe wie seine Gemälde.
Antonio, Bildhauer, geboren um 1479, gest. in Modena, war ein Schüler von Guido Mazzoni, dessen
strengen Realismus er allmählich zu Milde, Anmut und freier Schönheit verklärte, wobei er dem malerischen
Element freien Spielraum ließ. Er ist vorzugsweise als Thonbildner thätig gewesen und hat zahlreiche leicht gefärbte
Gruppen religiösen Inhalts in Modena und Parma geschaffen, unter denen die Kreuzabnahme in San Francesco und eine Beweinung Christi
in San Pietro zu Modena die bedeutendsten sind. Der erstern ist der Frauenkopf auf Tafel »Bildhauerkunst
VI«,
[* ]
Fig. 16, entnommen. Auch sein Neffe Ludovico arbeitete in seiner Art.
1) Karl, Maler, geb. zu Heinsberg bei Aachen, wurde von seinem Vater für die juristische Laufbahn bestimmt
und besuchte das Lyceum in Bonn. Frühzeitig Talent zum Zeichnen und Malen verratend, erhielt er in seinem 14. Lebensjahr
durch den Maler Philippart den ersten Unterricht im Ölmalen. 1813 ging er nach Paris, wo er im Atelier des Malers Gros arbeitete.
Seine durch den Krieg unterbrochenen Studien nahm er 1815 in Paris wieder auf und erregte beim Einzug der
Verbündeten durch eine im Louvre angefangene Kopie der Madonna della Sedia die Aufmerksamkeit des Königs von Preußen, welcher
das Bild kaufte wie auch die erste selbständige Schöpfung des Künstlers, eine
mehr
Himmelskönigin. Auch ein andres Bild, Hiob von seinen Freunden umgeben, ging, als König Friedrich Wilhelm III. zwei Jahre später
wieder nach Paris kam, in dessen Besitz über. Nachdem Begas auf des Königs Bestellung ein drittes Bild, Christus am Ölberg (Garnisonkirche
in Berlin), vollendet hatte, begab er sich mit einem für den Dom bestimmten Altarbild, Ausgießung des
Heiligen Geistes, 1821 nach Berlin, wo dasselbe namentlich durch die Kühnheit des Lichteffekts große Bewunderung hervorrief.
Auf der Heimreise machten die Bilder der deutschen Schule in München einen so tiefen Eindruck auf ihn, daß er sich zeitweilig
an sie anschloß (Doppelbildnis seiner Eltern im Museum zu Köln), nachdem er bisher in der französischen
Manier der Davidschen Schule gearbeitet hatte. Ein Aufenthalt in Italien (1822-24) führte ihn den Italienern des 14. und 15. Jahrh.
und den Nazarenern zu, deren Richtung sich besonders in der Taufe Christi (Garnisonkirche in Potsdam) und im Tobias mit dem Erzengel
(Berlin, Nationalgalerie) zeigt.
Sein nächstes Bild, die Auferstehung Christi (1827, Werdersche Kirche in Berlin), schließt sich schon der romantischen Auffassung
der Düsseldorfer an, die mit voller Entschiedenheit in den zu großer Popularität gelangten Genre- und Historienbildern: Lurlei
(1834), Heinrich IV. in Canossa (1836), der König und der musizierende Page (1838) zum Ausdruck kam. Auch
die religiösen Gemälde: die Bergpredigt (1831), die Aussetzung Mosis (1832), der Zinsgroschen, die Verklärung Christi, Christus
den Untergang Jerusalems weissagend (1840), bewegen sich noch in der romantischen Auffassung der Düsseldorfer. Um das Jahr 1842 wandte
er sich von derselben ab und schlug einen mehr realistischen Ton an, welcher sich besonders in den Genrebildern:
drei Mädchen unter einer Eiche und die Mohrenwäsche (1842, Berliner Nationalgalerie, das populärste seiner Bilder) kundgibt.
Auch die Kirchenbilder, welche während des letzten Jahrzehnts seiner Thätigkeit entstanden sind (Christus am Ölberg, Christus
die Mühseligen und Beladenen zu sich rufend, Christus am Kreuz, Adam und Eva vor der Leiche Abels), tragen
ein realistisches Gepräge, vermögen aber wegen ihrer kühlen Haltung keinen tiefen Eindruck hervorzubringen. Auch a fresco
versuchte sich und schuf in überlebensgroßem Maßstab: Christus und die vier Evangelisten, umgeben von einem Chor von Engeln,
in der neuen Kirche zu Sakrow bei Potsdam.
Endlich hat Begas sich auch als Porträtmaler ausgezeichnet, wobei ihm seine nüchterne Auffassung zu statten
kam. Er malte unter anderm für die vom König von Preußen angelegte Galerie von Bildnissen berühmter Gelehrten und Künstler
die Porträte von Schelling, A. v. Humboldt, K. Ritter, Thorwaldsen, Rauch, Cornelius, G. Schadow, L. v. Buch,
Meyerbeer, Link, J. Grimm, v. Radowitz u. a. (in den Kavalierzimmern der Orangerie bei Potsdam). Er starb Begas' meiste
Werke sind in Stich und Lithographie von Amsler, E. Eichens, K. Fischer, Jentzen, Mandel, Schertle u. a., die verschmachtenden Juden
von seinem Sohn Oskar (Radierung) vervielfältigt worden.
2) Oskar, Maler, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, wurde in früher Jugend Schüler seines Vaters
und widmete sich als solcher zunächst der Historienmalerei. Nachdem er 1852 bei einer Konkurrenz den Preis davongetragen hatte,
ging er mit einem Reisestipendium nach Italien, wo er bis 1854 blieb, später auch nach England und Frankreich.
In Rom malte er außer dem kleinen Genrebild: Plauderstunde (in der Berliner Nationalgalerie) eine Kreuzabnahme
für die Michaeliskirche
in Berlin und widmete sich nach seiner Rückkehr neben der Historie namentlich dem Porträt.
Seine Hauptwerke auf dem Gebiet der historischen und dekorativen Malerei sind: der Empfang der Salzburger
Protestanten durch Friedrich Wilhelm I. in Potsdam, Friedrich d. Gr. nach Beendigung des Siebenjährigen Kriegs in der Schloßkapelle
zu Charlottenburg, vier Kompositionen aus dem Mythus von Amor und Psyche (1866), die Malereien im Festsaal des Berliner Rathauses
(1870) und im Festsaal der Kaisergalerie. Zu den bedeutendsten seiner Porträte gehören das des für
die Akademie in Antwerpen gemalten Peter v. Cornelius (1861), des Kronprinzen von Preußen, des Grafen Moltke (1868), des Baurats
Hobrecht und sein Selbstporträt. Das Vollendetste seines Könnens repräsentieren jedoch seine stimmungsvollen und fein
abgetönten Winter- und Herbstlandschaften mit Jägern und Wild. Er starb in Berlin.
3) Reinhold, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, bildete sich auf der Berliner Akademie,
später in den Ateliers von Wichmann und Rauch. Er zog zuerst durch eine in Gips ausgeführte Gruppe, Hagar und Ismael, die Aufmerksamkeit
auf sich, ging dann als Pensionär der Berliner Akademie nach Rom, wo er mehrere Marmorarbeiten ausführte,
und lebte nach seiner Rückkehr in seiner Vaterstadt. Im J. 1860 folgte er einem Ruf als Professor an die Kunstschule nach Weimar,
legte aber schon 1862 diese Stelle nieder und begab sich von neuem nach Rom.
Inzwischen hatte er um die in Berlin vor dem Schauspielhaus zu errichtende Schillerstatue konkurriert
und trug auch, nicht ohne harte Kämpfe, den Sieg über seine Mitbewerber davon. Dieselbe ist enthüllt worden.
Begas' bedeutendste Werke sind: Faunenfamilie, Pan die Psyche tröstend, Venus den von einer Biene verwundeten Amor tröstend, die
Städtefiguren Metz und Straßburg für den Siegeseinzug der Truppen in Berlin, Venus im Bad, Merkur und Psyche
(Nationalgalerie, Berlin), Raub der Sabinerin (s. Tafel »Bildhauerkunst X«),
[* ]
Statue des Reichtums für die Reichsbank, Denkmal
Alexander v. Humboldts für Berlin, Büste der deutschen Kronprinzessin, Nymphe und Centaur, Büste des Kaisers (Breslau, Museum).
Trugen schon die frühern Arbeiten Begas' das Gepräge eines ausgesprochenen Naturalismus, so sind die letztgenannten
Werke um so interessanter, als sich in denselben der Künstler rückhaltlos einer entschieden malerischen Behandlung der Plastik
zugewendet hat. Die schwellenden, ja aufgedunsenen Formen, der Mangel einer klaren Bezeichnung des Knochenbaues und die aufgebauschten
Gewänder beeinträchtigen in manchen seiner Arbeiten den Genuß. Stets spricht sich aber in der Erfindung
eine geniale Phantasie, in der Komposition ein hoher Schwung und in der Formbehandlung trotz des naturalistischen Grundprinzips
ein Streben nach Idealität aus (lyrische Poesie am Schillerdenkmal, Psyche, Venus). Seine Büsten Menzels und Moltkes (Berliner
Nationalgalerie) sind vollendete Meisterwerke der naturalistischen Porträtbildnerei.
4) Adalbert, Maler, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, widmete sich zuerst auf der Berliner Akademie
der Kupferstecherkunst und ging zu diesem Zweck 1860 nach Paris, fühlte sich aber dort so sehr zur Malerei hingezogen, daß
er die Kupferstecherkunst aufgab und die Natur zu studieren begann. Er ging nach Weimar, wo damals Böcklin
an der Kunstschule wirkte, und von dort nach Berlin, wo er seine Thätigkeit mit einigen Porträten und
mehr
einer Kopie von Murillos heil. Antonius eröffnete. Diese letztere verschaffte ihm andre Aufträge ähnlicher Art, z. B.
den einer Kopie nach Tizians heiliger und profaner Liebe und nach Raffaels heil. Cäcilia. Durch jenes Tiziansche Bild in seiner
Vorliebe für das Kolorit der Venezianer bestärkt, strebte er mit immer größerm Erfolg nach tief gesättigter
Farbenglut. Eins seiner frühern, noch in Rom (1864) entstandenen Bilder ist die Mutter mit dem Kind (Nationalgalerie in Berlin).
Etwas später entstanden das ebenso anmutige wie farbenkräftige Bild: Amor findet die Psyche, und andre romantische und allegorische
Darstellungen, unter denen das Volkslied am bekanntesten geworden ist. - Seine Gattin Luise Begas, geborne Parmentier,
ist eine hervorragende Landschaftsmalerin, deren italienische Landschaften sich durch ein feines Naturgefühl, durch kräftige
Stimmung und reiches Kolorit auszeichnen.
5) Karl, Bildhauer, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, lernte im Atelier von Reinhold und schloß sich ganz an die
naturalistische Auffassung seines Bruders bei geringerer Genialität, aber auch mit größerer Formenstrenge
an. Er hielt sich 1869 und 1873 in Rom auf und stellte 1876 eine Gruppe, Faun mit Kind scherzend, aus, welcher 1878 die Geschwister
folgten, gleich ausgezeichnet durch die lebensvolle Behandlung des Marmors. 1880 führte er eine Marmorbüste des Kaisers
für die Gemäldegalerie in Kassel, 1882 zwei Kalksteinfiguren für die Universität in Kiel und zwei Sphinxgestalten für das
Regierungsgebäude in Kassel aus.