und Verfeinerung der Bedürfnisse ein. Häufig werden die Bedürfnisse nach mancherlei
Gesichtspunkten klassifiziert, wobei
jedoch oft die
Begriffe und das zur Befriedigung desselben erforderliche
Gut verwechselt werden. Dies ist der
Fall bei der Unterscheidung
zwischen notwendigen und entbehrlichen Bedürfnissen. Ein Bedürfnis kann dringend, oder es kann die Befriedigung
(nicht das Bedürfnis) aufschiebbar sein. Viele Bedürfnisse, die voraussichtlich in Zukunft eintreten
werden, erheischen gegenwärtig schon Vorkehrungen für die spätere Befriedigung.
Die Maßregeln werden verschiedene sein müssen, je nachdem das Bedürfnis regelmäßig in gleicher
Größe wiederkehrt oder
Intensität
und
Umfang wandelbar sind, je nachdem es dauernd ununterbrochen wirkt oder nur temporär eintritt. Man
spricht hiernach von ordentlichen und außerordentlichen, je nach der Regelmäßigkeit der Wiederkehr; von ständigen und
unständigen, je nachdem die Befriedigungsmittel von gleichbleibendem oder wandelbarem Betrag; ferner von stetigen, unterbrochenen,
dauernden, temporären etc. Schutzbedürfnisse (sogen. negative)
wollen einen vorhandenen Zustand gegenüber drohenden Widerwärtigkeiten erhalten, Nutzbedürfnisse (positive) das Wohlbefinden
erhöht haben.
Viele Bedürfnisse sind ganz allgemeiner
Natur, allen
Menschen eigen, andre beschränken sich auf besondere
Nationen,
Klassen,
Stände, Individuen (allgemeine gegenüber besondern).
Manche Bedürfnisse werden zweckmäßig durch gemeinsame Wirksamkeit
derjenigen, welche sie empfinden, auf dem Weg der
Gemeinwirtschaft
(Staat,
Gemeinde,
Korporationen,
Vereine etc.) befriedigt;
man spricht alsdann von Kollektivbedürfnissen gegenüber individuellen.
(spr. bihtscher), 1) Lyman, amerikan. Theolog,
geb. 1775 zu
NewHaven im
StaatConnecticut, ließ sich 1799 in
EastHampton auf
Long Island nieder, ward 1810
Prediger zu
Litchfield,
lebte seit 1826 in
Boston,
[* 2] wo seine ältere Tochter, Catherine, eine
Mädchenschule leitete, und wurde 1832 zum
Präsidenten des
Lane Theological Seminary in
Cincinnati ernannt.
Seinen schriftstellerischen
Ruf hatte er inzwischen
durch seine vielgelesenen und nicht ohne praktische Erfolge gebliebenen
»Predigten über die Mäßigkeit« begründet. Seit 1850 in
Brooklyn privatisierend, starb er daselbst Seine Werke erschienen gesammelt zu
Boston 1852 in 3
Bänden, seine »Autobiography«
zu
New York 1865.
Die hier empfangenen
Eindrücke legte sie in ihrem berühmten, künstlerisch weniger als sozial bedeutenden,
die traurige
Lage der
Neger in den nordamerikanischen
Sklavenstaaten darstellenden
Roman
»UncleTom's cabin« nieder, der zuerst
in der
»NationalEra« (Juni 1851 bis April 1852), dann als
Buch zu
Boston 1852 erschien und seitdem in
Amerika
[* 3] unzählige
Male
aufgelegt und in fast alle lebenden
Sprachen übersetzt wurde. Auf den
Londoner Volksbühnen ward das
Buch
dramatisiert,
und sie selbst bearbeitete den
Stoff als
Drama unter dem
Titel: »The christian slave«. Um diesen unermeßlichen
Eindruck zu schwächen, den das Werk auf die
Förderung der Emanzipationsideen machte, trat eine
MistreßMaryEastman, welche
bis dahin geschickte
Bilder des Indianerlebens geliefert hatte, mit dem Gegenroman »Aunt Phillis'
cabin« auf, der aber so gut wie wirkungslos blieb.
Dagegen gab
FrauBeecher-Stowe 1853 einen
»Schlüssel« heraus, worin sie die in ihrem
Roman erzählten
Thatsachen historisch nachzuweisen
suchte. Die
Autobiographie des
»OnkelTom« oder des Josiah Hanson, wie er eigentlich hieß, erschien 1879 in
Boston. Die Verfasserin bereiste 1853
Europa
[* 4] und wurde überall mit
Ehrenbezeigungen überhäuft. Als
Frucht dieser
Reise erschien
das Werk »Sunny memories of foreign lands«
(Boston 1854, 2 Bde.). Seit jener Zeit ist sie litterarisch
sehr produktiv gewesen und hat eine übergroße Anzahl Werke veröffentlicht, von denen wir nur »Dred;
a tale of the great
Dismal Swamp« (1856; die neueste
Ausgabe führt den
Titel: »NinaGordon«),
worin sie
Byron
eines verbrecherischen
Umganges mit seiner Halbschwester beschuldigte und einen
Sturm der Entrüstung erregte, welchen sie
durch dieBroschüre
»LadyByron vindicated« (1869) vergeblich zu beschwichtigen suchte.
Ihre Gedichte, die
mehrere
Bände füllen, sind meist religiöser
Natur. -
IhreSchwesterMiß Catherine
Esther Beecher, ebenfalls Schriftstellerin, geb.
gründete 1822 zu
Hartford ein Frauenseminar, das sie bis 1832 leitete, war seitdem in gleicher
Eigenschaft mehrere Jahre in
Cincinnati thätig und wirkte dann als Schriftstellerin für die
Idee einer spezifisch christlichen
Erziehung der
Frauen. Sie
starb Ihre Hauptwerke sind: »Duty of American women to their country«;
»Truth stranger than fiction«,
»Common sense applied to religion« u. a.
3)
HenryWard, bedeutender amerikan. Kanzelredner,
Bruder der vorigen, geb. zu
Litchfield, studierte
Theologie auf dem
Lane Theological Seminary in
Cincinnati, das sein
Vater damals leitete, und war von 1839 an
Prediger zu
Indianapolis,
bis er 1847 einem
Ruf an die neugegründete kongregationalistische Plymouthkirche zu
Brooklyn folgte. Die eigentümliche
Beredsamkeit
seinerPredigten, die regelmäßig im
Druck erschienen, hat ihm eine zahlreiche, stets wachsende
Gemeinde
zugeführt; zugleich machte er durch außerkirchliche
Vorträge, die er teilweise unter dem
Titel: »Lectures to young men«
veröffentlichte, wie besonders durch seine Beiträge zum
»Independent« und zahlreiche größere und kleinere
Schriften seinen
Namen zu einem der bekanntesten in der
Union. Auf einer
Reise nach
Europa (1863) hielt er in
England öffentliche
Vorträge über den amerikanischen
Krieg (»A volume of speeches«, 1863), die nicht wenig zur
¶
mehr
Umstimmung des öffentlichen Urteils zu gunsten der Nordstaaten beitrugen. Wie ein entschiedener Gegner der Sklaverei, so ist
Beecher stets auch einer der hervorragendsten Befürworter der Temperanzsache und der Frauenemanzipation gewesen. Seit 1870 gab
er »The christian Union« heraus; die in Brooklyn gehaltenen Predigten erschienen gesammelt unter dem Titel: »The Plymouth
[* 6] pulpit« (New York 1859-1872, 10 Bde.);
eine Auswahl seiner geistlichen Reden in deutscher Übersetzung gab Tollin (Berl. 1870)
und Kannegießer (das. 1874) heraus.