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16) Albert, Komponist, geb. zu Quedlinburg, [* 2] erhielt seine Ausbildung vom dortigen Organisten Bönicke und später in Berlin [* 3] von Dehn. In letzterer Stadt hat er, abgesehen von einem zweijährigen Aufenthalt in Ohlau (Schlesien), [* 4] ununterbrochen als Lehrer gewirkt, sich auch durch eine 1860 in Wien [* 5] preisgekrönte Symphonie, namentlich aber durch seine große Messe in B moll und seine zur Luther-Feier geschriebene Reformationskantate als Komponist einen hochgeachteten Namen erworben. Seit 1884 ist er Mitglied der musikalischen Sektion der königlichen Akademie der Künste zu Berlin.
17) Jean, Violinist, geb. zu Mannheim, [* 6] trat schon im elften Jahr als Konzertspieler auf, setzte später seine Studien in Paris [* 7] fort und wurde um 1858 an Stelle seines Lehrers Kettenus zum Konzertmeister des Mannheimer Orchesters ernannt. Diese Stellung gab er jedoch bald wieder auf, um als Solospieler zu reisen, und nahm erst 1865 wieder einen bleibenden Wohnsitz und zwar in Florenz, [* 8] wo er sich vorwiegend der Pflege der Kammermusik widmete. Hier begründete er mit den Künstlern Masi, Chiostri und Hilpert jenen Verein, der während der Jahre 1867-70 unter dem Namen Florentiner Quartett [* 9] zu europäischer Berühmtheit gelangte, und dessen Leistungen hinsichtlich der Fülle und Schönheit des Klanges, des Adels der Auffassung und der Gediegenheit des Repertoires als unübertroffen dastehen.
Nach Auflösung dieses Quartetts in den 70er Jahren verschwand Becker einige Zeit von der Öffentlichkeit, trat jedoch 1880 mit einem neuen »Quartett Jean Becker« hervor, an welchem diesmal seine eignen, inzwischen zu achtbaren Künstlern herangebildeten Kinder Jeanne (Klavier), Hans (Bratsche) und Hugo (Violoncell) beteiligt waren, und welches, seiner Zusammensetzung entsprechend, das Klavierquartett und Streichtrio kultivierte. Becker starb in Mannheim.
18) Christiane, geborne Neumann, Schauspielerin, geb. zu Krossen in der Neumark, kam mit ihrem Vater, dem Schauspieler Joh. Christian Neumann, 1784 nach Weimar, [* 10] wo sie drei Jahre später zum erstenmal die Bühne betrat. Durch Corona [* 11] Schröter und Goethe ausgebildet, feierte sie bald als »erste Liebhaberin« die größten Triumphe. Im J. 1793 verheiratete sie sich mit dem Schauspieler Heinrich Becker daselbst, starb aber schon Goethe nennt sie in seinen »Annalen« das »liebenswürdigste, natürlichste Talent« und feierte nach ihrem Tod, eben auf einer Schweizerreise begriffen, das Gedächtnis der Künstlerin in der schönen Elegie »Euphrosyne«.
Verschiedene.
19) Hans, bekannt als Schwarzer Becker, Hauptmann eines Detachements freiwilliger Jäger 1814 und 1815, dann Landwirt zu Usingen und Rödelheim, später zu Mosbach, bekannt durch eine von ihm vorgeschlagene Kulturmethode. Der Pflug [* 12] wird zum Umbruch der Kleestoppeln und der Stoppeln breitwürfiger Saaten gebraucht, sonst nur der Häufelpflug in Verbindung mit dem Markeur; das Feld bleibt bis zur Besamung in Balken liegen, die wiederholt gespalten werden. Die Saat wird gedrillt, der Dünger mit einer Maschine, [* 13] die der Säemaschine vorhergeht, eingestreut. Im Frühjahr wird die Erde mit einem leichten dreizackigen Karst leicht von den Balken gegen die Pflanzen abgezogen. Zwischen das Getreide [* 14] können noch Kleegrassaaten eingedrillt werden. Beschrieb: »Gewerbskunde« (Gieß. 1826); »Der Bienenvater« (Frankf. 1815); »Vom Brauen, Brennen, Essig- und Pottaschesieden« (das. 1816).
20) Hermann Heinrich (»der rote Becker«),
deutscher Politiker, geb. zu Elberfeld, [* 15] studierte in Heidelberg, [* 16] Bonn [* 17] und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, nahm später als Publizist und Volksredner an den Bewegungen der Jahre 1848 und 1849 lebhaften Anteil, wurde deshalb aus der Liste der Referendare gestrichen und zu mehrjähriger Festungshaft in Weichselmünde verurteilt. Nach Verbüßung derselben ließ er sich in Dortmund [* 18] nieder, arbeitete eine Zeitlang in einem kaufmännischen Geschäft, beteiligte sich dann als Mitarbeiter an verschiedenen politischen und volkswirtschaftlichen Zeitschriften und widmete zugleich seine Kräfte dem städtischen Gemeinwesen. Er wurde Stadtverordneter, Vorsitzender der Volksbank, des Gewerbevereins und 1870 Oberbürgermeister daselbst. Außerdem vertrat er den Wahlkreis Dortmund 1862 im preußischen Abgeordnetenhaus, im norddeutschen und deutschen Reichstag, in welchen Körperschaften er der Fortschrittspartei angehörte, bis er 1872 als Vertreter der Stadt Dortmund in das Herrenhaus berufen wurde. 1875 ward er zum Oberbürgermeister in Köln [* 19] erwählt und für diese Stadt Mitglied des Herrenhauses sowie des Staatsrats.
21) Oskar, bekannt durch sein Attentat auf König Wilhelm von Preußen, [* 20] geb. zu Odessa, [* 21] wo sein aus Sachsen [* 22] gebürtiger Vater Direktor des Lyceums war, studierte seit 1859 in Leipzig [* 23] Staatswissenschaften, Mathematik, orientalische Sprachen und andres. Im Sommer 1861 faßte er den Entschluß, den König von Preußen zu ermorden, in dessen Persönlichkeit er ein Hindernis der Einigung Deutschlands [* 24] erblickte. Zu diesem Zweck begab er sich 12. Juli nach Baden-Baden, [* 25] wo der König sich zur Kur aufhielt, und feuerte am Vormittag des 14. in der Lichtenthaler Allee beide Läufe seines Terzerols auf ihn ab. Der König erlitt nur eine unbedeutende Quetschung am Hals. Becker wurde vom Schwurgericht in Bruchsal zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt, im Oktober 1866 auf König Wilhelms Fürsprache begnadigt, ging dann nach Nordamerika, [* 26] kehrte aber 1868 nach Europa [* 27] zurück, um sich nach dem Orient zu begeben, und starb in Alexandria.