Die Spielart der Bechsteinschen Flügel ist leicht und glatt, der Ton in allen Lagen voll und groß.
4) Reinhold, Germanist, Sohn von Bechstein 2), geb. 12. Okt. 1833 zu Meiningen, studierte in Leipzig, München, Jena und Berlin, habilitierte
sich 1866 für deutsche Philologie in Jena, wo er 1869 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde, und
folgte 1871 einem Ruf als ordentlicher Professor an die Universität Rostock. Er veröffentlichte: »Aussprache des Mittelhochdeutschen«
(Halle 1858);
»Zum Spiel von den zehn Jungfrauen« (Jena 1866);
»Tristan und Isolt in deutschen Dichtungen der Neuzeit« (Leipz.
1876);
»Die Altertümlichkeiten in unsrer heutigen Schriftsprache« (Rost. 1878) u. a. Außerdem edierte
er verschiedene altdeutsche Litteraturdenkmäler, als: »Heinrich und Kunigunde von Ebernand von Erfurt« (Quedlinb. 1860);
»Des
Matthias von Beheim Evangelienbuch« (Leipz. 1867);
Gottfrieds von Straßburg »Tristan« (2. Aufl., das. 1873);
Heinrichs von Freiberg
»Tristan« (das. 1878) sowie Anthologien für die Schule aus Walther von der Vogelweide und dem höfischen Epos
(Stuttg. 1879-81, 2 Bde.).
Auch gab er »Altdeutsche Märchen, Sagen und Legenden« (Leipz. 1863, 2. Aufl. 1877) heraus.
(Bechtelistag, Berchtoldstag), in der Schweiz der zweite Tag des Jahrs, der durch Beschenken der Kinder und
andre Kurzweil gefeiert wird, wahrscheinlich zusammenhängend mit dem Dienste der Göttin Berchta (vgl. Berchtenlaufen).
Julie, Freifrau von, geborne v. Keller, geb. 21. Juni 1751 auf dem Gut Stedten bei Erfurt, seit 1774 Gemahlin
ihres Oheims, des Vizekanzlers v. Bechtolsheim zu Eisenach (gest. 1806), bekannt unter dem Namen Psyche als Freundin Wielands und als Dichterin
durch Beiträge zum Vossischen »Musenalmanach« von 1788, zu Beckers »Erholungen«, zur »Urania« etc. Sie
starb 12. Juli 1847 in Eisenach.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Mühlhausen, an der Luschnitz sehr romantisch gelegen, hat ein Schloß
mit Park und prächtiger Reitschule, dem Fürsten Paar gehörig, eine eisenhaltige Mineralquelle mit Badeanstalt, ein Bezirksgericht,
eine Thonwarenfabrik, eine Fachschule für Töpferei, starken Getreide-, Holz- und Viehhandel und (1880) 2225 Einw.
1) Christian Daniel, berühmter Gelehrter, geb. 22. Jan. 1757 zu Leipzig, studierte daselbst, habilitierte sich 1779 als
Privatdozent, wurde 1782 außerordentlicher, 1785 ordentlicher Professor der griechischen und lateinischen Litteratur, trat 1819 dieses
Amt an Spohn ab, um die Professur der Geschichte zu übernehmen, kehrte jedoch nach dessen Tod 1825 wieder
zu demselben zurück und starb 13. Dez. 1832. In täglich 4-5 Stunden las er nach einem vierjährigen Turnus über sämtliche
Bücher des Neuen Testaments, Dogmatik, Dogmen- u. Kirchengeschichte, eine große Anzahl griechischer und lateinischer Schriftsteller,
Antiquitäten etc. Im Herbst 1784 begründete er die Philologische Gesellschaft, die 1809 zum philologischen
Seminar wurde.
Dabei war er 8mal Vizekanzler, 17mal Dekan, 12mal Rektor der Universität u. a. Kritik und Grammatik traten bei ihm, im Gegensatz
zu G. Hermann, hinter historischem Wissen zurück; Philologie ist bei ihm noch Polyhistorie. Von seinen mehr als 200 Schriften
nennen wir die Ausgabe des Aristophanes (mit Invernizzi und W. Dindorf, Leipz. 1794-1834, 13 Bde.)
und des Pindar mit den Scholien (das. 1810, 2 Bde.),
ferner als Grundlage seiner Vorlesungen: »Anleitung zur Kenntnis der allgemeinen Welt- und Völkergeschichte« (das. 1787-1807, 4 Bde.;
Bd.
1, 2. Aufl. 1813);
»Commentarii historici decretorum religionis christianae et
formulae Lutheranae« (das. 1801).
Auch gab er die »Commentarii societatis philologicae« (Leipz. 1801 bis
1804, 4 Bde.) und die »Acta seminarii philologici« (das. 1811-13, 2 Bde.)
heraus. Von Adelung übernahm er 1781 das »Verzeichnis neuer Bücher« und redigierte seit 1789 die »Neuen gelehrten Leipziger
Anzeigen«, die später zur »Leipziger Litteraturzeitung« und 1819 zum »Allgemeinen Repertorium der neuesten
in- und ausländischen Litteratur« umgestaltet wurden.
Vgl. Nobbe, »Vita Chr. D. Beckii« (Leipz. 1837).
2) Heinrich, Schauspieler und Dramatiker, geb. 1760 zu Gotha, begann zugleich mit Iffland und Beil seine theatralische Laufbahn
an der Hofbühne daselbst und ging nach Auflösung derselben (1779) mit dem besten Teil des Theaterpersonals
nach Mannheim, wo damals unter Dalbergs Leitung das Theater eine hohe Stellung einnahm und Beck bei den ersten Ausführungen der
»Räuber« (Kosinsky) und des »Fiesco« (Bourgognino) mitwirkte. 1799 berief ihn der Kurfürst von Bayern als Regisseur nach München,
von wo er 1801 als Theaterdirektor nach Mannheim zurückkehrte und im Mai 1803 daselbst starb. Beck vereinigte
mit musterhaftem Spiel eine gute Stimme und bewegte sich mit gleicher Gewandtheit im Lust- und Trauerspiel wie im Singspiel.
Unter seinen Stücken fanden die Lustspiele: »Die Schachmaschine« (Berl. 1798),
»Die Quälgeister« (Frankf. 1802) und »Das
Kamäleon« (das. 1803) den meisten Beifall. Sein »Theater« erschien Frankfurt 1802 f., 3 Bde. -
Becks erste Gattin, Karoline, geborne Ziegler, ebenfalls eine talentvolle, das Höchste versprechende Schauspielerin, geb. 3. Jan. 1766 zu
Mannheim, betrat 1781 daselbst die Bühne, starb aber schon 24. Juli 1784. Schiller, dem sie als Darstellerin seiner Luise vorgeschwebt
hatte, bewies ihr besondere Zuneigung.
3) Johann Ludwig Wilhelm, Rechtsgelehrter, Sohn von Beck 1), geb. 27. Okt. 1786 zu Leipzig, studierte in seiner Vaterstadt, ward 1812 ordentlicher
Professor an der Universität Königsberg, ging aber schon im folgenden Jahr als Regierungsrat nach Weimar und kehrte 1814 nach
Leipzig zurück, wo er Beisitzer im Schöffenstuhl, 1819 zugleich außerordentlicher Professor und 1825 Senior
des Schöffenstuhls wurde. Bei der Auflösung dieses Spruchkollegiums kam er 1835 als erster Rat in das neuerrichtete Appellationsgericht
zu Leipzig, dessen Präsident er 1837 ward. Er starb 14. Febr. 1869. Von seinen Schriften erwähnen wir: »Corpus juris civilis« (Leipz.
1829-1837, 3 Bde.);
»Anleitung zum Referieren und Dekretieren« (das. 1839);
»Das Exekutionsgesetz vom 28. Febr. 1838«
(das. 1839);
»Bemerkungen über den Kriminalgerichtsstand im Königreich Sachsen« (das. 1842).
4) Joh. Tobias, namhafter deutscher Theolog, geb. 22. Febr. 1804 zu Baldigen in Württemberg, ward 1827 Pfarrer zu Waldthann, 1829 Stadtpfarrer
zu Mergentheim, 1836 außerordentlicher Professor zu Basel,
1843 ordentlicher Professor der Theologie in Tübingen,
wo er 28. Dez. 1878 starb. Im Gegensatz zur kritisch-spekulativen Schule Baurs begründete er daselbst eine biblisch-theosophische
Richtung. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Einleitung in das System der christlichen Lehre« (2. Aufl., Stuttg. 1870);
»Die
christliche Lehrwissenschaft nach den biblischen Urkunden« (1841, Bd. 1);
»Umriß der biblischen Seelenlehre«
(3. Aufl. 1871);
»Christliche Reden« (1834-1870, 6 Sammlungen);
»Leitfaden der christlichen Glaubenslehre« (2. Aufl. 1869),
mit der Fortsetzung
mehr
»Christliche Liebeslehre« (1872). Aus seinem Nachlaß erschienen: »Erklärung der zwei Briefe Pauli an Timotheus« (Gütersl. 1879);
»Pastorallehren nach Matthäus und der Apostelgeschichte« (das. 1880);
»Vorlesungen über christliche Ethik« (das. 1882-83, 3 Bde.);
»Erklärung der Offenbarung Johannes 1-12« (das. 1883) und »Erklärung des Briefs an die Römer« (das. 1884).
5) Karl, Dichter, geb. 1. Mai 1817 in dem ungar. Marktflecken Baja, Sohn einer jüdischen Mutter, aber dem
evangelischen Kirchenverband einverleibt, besuchte das Gymnasium seines Heimatsortes und studierte später in Wien Medizin,
gab aber dieses Studium auf, um sich dem Geschäftsberuf seines Vaters, dem Kaufmannsstand, zu widmen. Nachdem er ein halbes
Jahr auf einem Kontor zugebracht, ging er plötzlich nach Leipzig und ließ sich daselbst bei der philosophischen
Fakultät inskribieren.
Durch G. Kühne, damaligen Redakteur der »Zeitung für die elegante Welt«, zuerst in die litterarische Welt eingeführt, veröffentlichte
er die Gedichtsammlung »Nächte, gepanzerte Lieder« (Leipz. 1838),
die großen Beifall fand. Von seinem
folgenden Gedicht: »Der fahrende Poet« (Leipz. 1838), in vier Gesängen (Ungarn, Wien, Weimar, die Wartburg),
enthält die schönsten
Partien der erste Gesang, wie denn überhaupt Becks Schilderungen der ungarischen Natur und ungarischen Sitten zu seinen vorzüglichsten
Leistungen gehören. Hierauf erschienen: »Stille Lieder« (Leipz. 1839) und das 1840 zwar in Pest zur Aufführung
gekommene, aber trotz aller Pracht der Diktion dramatisch wirkungslose Trauerspiel »Saul« (das. 1841) sowie ein Roman in Versen:
»Jankó der ungarische Roßhirt« (das. 1842, 3. Aufl. 1870),
worin er sich wieder auf dem Terrain bewegte, das er ganz beherrschte.
Bei der Herausgabe seiner »Gesammelten Gedichte« (Berl.
1844, 3. Aufl. 1870) kam Beck mit der preußischen Zensur in Kollision, indem das Buch mit Beschlag belegt,
aber durch das Oberzensurgericht mit Ausschluß zweier Gedichte wieder freigegeben wurde. Noch erschienen von ihm: »Lieder
vom armen Mann« (Berl. 1847);
»Monatsrosen« (das. 1848),
eine Nachblüte der »Stillen Lieder«;
»Gepanzerte Lieder« (das. 1848);
»An Franz Joseph« (Wien 1849);
»Aus der Heimat« (2. Aufl., Dresd. 1852);
»Mater dolorosa«, ein Roman (Berl.
1854);
»Jadwiga«, eine verifizierte Erzählung (Leipz. 1863),
und »Still und bewegt«, eine zweite Sammlung von Gedichten (Berl.
1870).
Beck hatte sich nach dem Ausbruch der ungarischen Revolution 1848 von Berlin nach Wien begeben und sich
hier 1850 verehelicht, aber schon nach wenigen Monaten sein Weib durch den Tod verloren. Später (seit 1855) redigierte er eine
belletristische Zeitschrift in Pest; in den letzten Jahren lebte er wieder zu Wien. Er starb 10. April 1879 in Währing bei Wien. Becks
Dichtungen spiegeln die leidenschaftliche Erregbarkeit und eigentümliche Natur des ungarischen Volks und
Landes ab und zeichnen sich durch Melodie der Sprache, Reinheit im Ausdruck und Bilderreichtum aus, welch letzterer allerdings
hier und da in Überladung ausartet. Von Mitleid für die Armen und Unterdrückten erfüllt, ist er ein Sänger des Proletariats
sowie des Judentums; doch gelingt es ihm nicht immer, die Tendenz poetisch zu verklären.
6) Johann Nepomuk, Opernsänger (Bariton), geb. 5. Mai 1828 zu Pest, debütierte dort um 1846 als Richard in den »Puritanern« und
erhielt dann eine Anstellung am Operntheater in Wien. Da er jedoch hier einen seinem Talent entsprechenden Wirkungskreis nicht
sofort finden konnte, begann er ein Gastspiel
in verschiedenen Städten Deutschlands und wurde endlich 1851 in
Frankfurt a. M. engagiert. Doch kehrte er schon nach zwei Jahren an das Wiener Hofoperntheater zurück, und hier hat er mit
ungebrochener Kraft und glänzendem Erfolg als Sänger sowohl wie auch als Schauspieler bis zur Gegenwart gewirkt. -
Sein Sohn Joseph, ebenfalls Baritonist; geb. 11. Juli 1850 zu Mainz, begann seine Künstlerlaufbahn in Olmütz, kam von da nach
Preßburg, Salzburg, Graz, Prag, 1876 an das Berliner Hoftheater und gehört seit 1878 dem Stadttheater in Frankfurt a. M. an.