die
RegierungLudwigs XII., der sie, obgleich selbst von ihr nicht verschont, begünstigte und ihr 1500 sogar erlaubte, ihre
Bühne auf der berühmten
Table de marbre im Justizpalast aufzuschlagen. Die
Gilde selbst bestand bis zur
Revolution fort.
Antonio, Violinspieler und
Komponist, geb. 1818 zu
Brescia, war bereits mit 15
Jahren ein ausgezeichneter Solospieler
und wurde zwei Jahre später Chordirigent an einer
Kirche seiner Vaterstadt. Im J. 1841 machte er seine
erste Kunstreise, die ihn durch Oberitalien,
[* 2]
Deutschland,
[* 3] wo R.
SchumannFreundschaft mit ihm schloß,
England und
Frankreich
führte, und von der er nach mehreren
Jahren als berühmter und gefeierter
Künstler nach
Brescia zurückkehrte.
Später ließ er sich in
Florenz
[* 4] nieder, übernahm jedoch 1873, nachdem er sich mehr und mehr der ernsten
Komposition zugewendet, die
Stellung eines Kompositionslehrers am
Konservatorium zu
Mailand.
[* 5] Als
Geiger zeichnet er sich durch
vollendete
Technik und Lieblichkeit des
Tons aus, als
Komponist durch eine unter seinen Landsleuten seltene Gediegenheit, die
sich nicht nur in seinen größern Vokalwerken (darunter die
Oper »Turandot« verschiedene
Psalmen, Symphoniekantaten und die
Ouvertüre
»Saul«),
sondern auch in seinen zahlreichen, überaus brillanten
Kompositionen für sein
Instrument bekundet.
dur (ital.
Si. ♭ maggiore, franz.
Si bémol majeur, engl. B flat major), s. v. w. B mit großer
Terz. B
dur-Akkord = b d f. Über die B
dur-Tonart, zwei ♭ vorgezeichnet, s.
Tonart.
(spr. béckensfihld od. bihkens-),BenjaminDisraeli,
Earl
of, brit. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu
London,
[* 10] Sohn des Schriftstellers
IsaakDisraeli (s. d.), stammte aus einer jüdischen
Familie, die am Ende
des 15. Jahrh.
vor der spanischen
Inquisition nach
Venedig
[* 11] flüchtete und 1748 nach
England übersiedelte.
IsaakDisraeli sagte
sich 1817 vom
Judentum los und ließ auch an einem Sohn die
Taufe vollziehen. Sorgfältig von einem
Vater erzogen, ward Beaconsfield 1821
Lehrling
einer Advokatenfirma, widmete sich aber gleichzeitig der litterarischen Thätigkeit und spielte schon
früh durch seine interessante
Erscheinung und seinen
Witz eine
Rolle in der aristokratischen
GesellschaftLondons. 1826 erschien
der erste
Band
[* 12] seines
Romans »Vivian
Grey«, der insbesondere wegen seiner scharfen und getreuen Schilderungen der
Sitten der
höhern englischen
Kreise
[* 13] Aufsehen erregte; fast unbewußt legte er dem ehrgeizigen
Helden, dem Sohn eines
Schriftstellers, der durch kalte Berechnung und kluge Benutzung der menschlichen
Leidenschaften emporzukommen sucht,
Züge
seines eignen
Charakters bei.
Seine spätern
Romane: »Popanilla«, »The wondrous tale
of Dav. Alroy«, »The young duke« (1831),
»Henrietta
Temple« (1836) und
»Venetia« (1837), erhielten
eine eigentümliche orientalische Färbung unter dem
Eindruck der
Reise, die Beaconsfield nach dem
SüdenEuropas und
nach dem
Orient unternahm, wo er auf seine jüdische Abstammung stolz wurde. Schriftstellerisch allgemein bekannt geworden,
bewarb er sich 1832 zu
Wycombe, anfangs mit radikaler Unterstützung, um einen Sitz im
Unterhaus, doch mehrere Jahre ohne
Erfolg. Während der Wahlkämpfe sprach er sich immer schärfer gegen die
Whigs aus und näherte sich den
Tories, doch nahm
er in seinem politischen
Glaubensbekenntnis, der
Broschüre »What is he?« (1833),
noch eine Mittelstellung ein. 1835 trat er
aber schon als
Kandidat der
Tories auf, verteidigte deren
Anschauungen in derSchrift »Vindication of the
English constitution« (1835) und ward endlich 1837 zu
Maidstone in das
Unterhaus gewählt. Mit seiner
Jungfernrede
erlitt er freilich eine empfindliche
Niederlage; das Gelächter und der Lärm seiner Gegner zwangen ihn, seinen
Vortrag abzubrechen.
Doch ließ er sich nicht entmutigen und schloß seine
Rede mit den
Worten: »Und wenn ich mich jetzt auch
niedersetzen muß, die Zeit wird kommen,
da man mich hören wird«. Indem er schon wenige
Tage darauf und dann wiederholt das
Wort ergriff, errang er sich allmählich eine geachtete
Stellung im
Haus. Um dieselbe Zeit erlangte er ökonomische Unabhängigkeit
durch die
Heirat mit einer ältern, reichen
Witwe, einer
Mrs.
Lewis.
Beaconsfield bildete mit einer Anzahl litterarischer und politischer
Freunde (darunter
LordJohnManners und
GeorgeSmyth, der spätere
Lord
Strangford) eine
Gruppe, die man als das junge
England bezeichnete. Die politischen
Anschauungen dieses
Kreises brachten Beaconsfields
nächste
Romane: »Coningsby, or the new generation« (1844),
»Sybil, or the nations« (1845) und »Tancred,
or the new crusade« (1847), zu lebhaftem
Ausdruck. Der Grundgedanke derselben war, daß die herrschende Whigaristokratie in
keiner
Weise als eine Vertretung der
Interessen und Bedürfnisse des
Landes gelten könne; die durchaus notwendige
RegenerationEnglands könne vielmehr nur ausgehen von der regenerierten Torypartei, welche sich der wahren
Interessen
des
Volks annehmen und mit einem starken, populären
Königtum verbinden müsse:
Ideen, welche damals fast gar nicht
¶
mehr
verstanden wurden. Die neuen Romane Beaconsfields wurden daher von der Kritik sehr scharf beurteilt; ihr äußerer Erfolg war
aber wegen der darin enthaltenen packenden Schilderungen der englischen Gesellschaft ein ungewöhnlich glänzender: sie wurden
in England geradezu verschlungen und in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. Seine wachsende litterarische Berühmtheit
trug natürlich dazu bei, seine Stellung im Parlament zu heben und ihn an die Spitze einer Gruppe zu bringen,
mit der er zu Peel, dem damaligen Führer der Konservativen, in Opposition trat.
Zwar unterstützte Beaconsfield noch 1842 PeelsVorschläge über die Kornzollgesetzgebung, aber schon 1843 stellte er sich sowohl in
Fragen der auswärtigen Politik als auch namentlich in Bezug auf die irischen Zwangsmaßregeln dem Premierminister
entgegen. und sein FreundLordGeorgeBentinck, dessen Biographie er 1852 schrieb, wurden die Führer des Teils der konservativen
Partei, der, entschieden schutzzöllnerisch gesinnt, sich von der Regierung lossagte. Sie konnten zwar die Aufhebung der Kornzölle
(Mai 1846) nicht hindern, rächten sich aber wenige Wochen später, indem sie in Verbindung mit den Whigs die irische Zwangsbill
Peels verwarfen und diesen zum Rücktritt nötigten.
Seine ministerielle Thätigkeit begann freilich wie seine schriftstellerische und seine parlamentarische
mit Mißerfolgen. Bereits die Neuwahlen von 1852 zeigten, daß die Regierung auf keine feste Majorität rechnen könne. Als
nun Beaconsfield eine Budgetvorlage einbrachte, welche die durch die freihändlerische Gesetzgebung der letzten Jahre geschädigte ländliche
Bevölkerung durch Erleichterung von deren Steuerlast begünstigen, dagegen die Häusersteuer in
den Städten und die Einkommensteuer erhöhen wollte, wurde dieselbe von Gladstone, Beaconsfields fähigstem und unversöhnlichstem
Gegner, mit solchem Erfolg bekämpft, daß die Vorlage abgelehnt und das Ministerium gestürzt wurde Zwar gelang
es der Torypartei im Januar 1855, durch Unterstützung des Roebuckschen Tadelsvotums wegen der Führung
des Krimkriegs das Aberdeensche Kabinett zu Falle zu bringen und 1857 im Bund mit den Radikalen und den Peeliten einen Beschluß
gegen die chinesische Politik der Whigregierung durchzusetzen; aber 1855 vermochte Derby kein Toryministerium zu stande zu
bringen, und 1857 löste Palmerston das Parlament auf und errang bei den Neuwahlen den Sieg.
Die wichtigste politische Frage in jener Zeit war aber die Parlamentsreform durch Erweiterung des Wahlrechts, für welche Bright
eine starke Agitation eingeleitet hatte. Die Regierung hielt es für notwendig, mit Zugeständnissen entgegenzukommen.
Beaconsfield brachte eine Reformbill im Unterhaus ein, welche jedoch niemand befriedigte, so daß nach siebentägiger Debatte31. März ein
Gegenantrag LordRussells mit 34 StimmenMajorität angenommen wurde. Wegen der Verwickelungen in Italien
[* 16] wünschte die Königin
einen Ministerwechsel zu vermeiden und löste das Parlament auf; aber bei den Neuwahlen unterlag die Toryregierung,
und nach einem im neuen Unterhaus beschlossenen Mißtrauensvotum trat sie 17. Juni zurück. Beaconsfield richtete fortan seine Angriffe besonders
gegen die auswärtige Politik des MinisteriumsPalmerston, das für sein Verhalten zu den kontinentalen Angelegenheiten die
Nichtintervention zum Prinzip erhoben hatte. Beaconsfield tadelte diese Politik, weil sie den naturgemäßen und legitimen
Einfluß Großbritanniens im Rate der europäischen Mächte vermindere.
Indes die Mehrheit des englischen Volks war ganz damit einverstanden, daß die Regierung sich von jeder den Frieden gefährdenden
Verwickelung fern hielt, und legte auf Englands Machtstellung in Europa
[* 17] wenig Gewicht. Die Anträge Beaconsfields
über auswärtige Politik hatten daher keinen Erfolg. Dagegen wurde die Reformbill, die Gladstone 1866 einbrachte, infolge des
Abfalles eines Teils der Liberalen18. Juni im Unterhaus abgelehnt, worauf Derby und Beaconsfield zum drittenmal in den Besitz der Gewalt kamen.
Beaconsfield brachte 1867 im Namen der Torypartei einen Wahlgesetzentwurf ein, der unleugbar radikaler war als der
Gladstones, indem er in den Städten das sogen. Household suffrage, d. h. das Wahlrecht aller, die eine eigne oder Mietwohnung
innehatten, mit wenigen Beschränkungen durchführte und das ländliche Wahlrecht bedeutend erweiterte.
Der kühne Schritt fand aber die Billigung des Parlaments, und der Erfolg bestätigte die Befürchtungen,
die man an ihn knüpfte, keineswegs. In der äußern Politik zeigte sich Beaconsfield, der nach Derbys Rücktritt im Februar 1868 auch
die formelle Präsidentschaft des Ministeriums übernahm, thatkräftig und entschlossen; er begann zur Aufrechterhaltung des
britischen Einflusses und Ansehens außerhalb Europas den kurzen und glücklichen Krieg gegen Abessinien.
Obwohl er sich der von den Liberalen verlangten Entstaatlichung der irischen Kirche entschieden widersetzte, wurde die
ResolutionGladstones, welche sie forderte, im Unterhaus mit 56 Stimmen Mehrheit angenommen. Wiederum lehnte die Königin sein
Entlassungsgesuch ab, verweigerte aber auch die Auflösung des Parlaments; sie verlangte vielmehr, daß
Beaconsfield im Amte bleibe, bis das nach dem neuen Wahlgesetz zu wählende Unterhaus die Entscheidung treffen könne. Aber die Neuwahlen
fielen zu gunsten der Liberalen aus, so daß Beaconsfield zurücktrat.
Im neuen Parlament bekämpfte Beaconsfield sowohl die Vorschläge, betreffend die Entstaatlichung der irischen Kirche, als die auswärtige
Politik der Gladstoneschen Regierung, welche auf der Pontuskonferenz 1871 und in der Alabamafrage empfindliche Niederlagen erlitt.
Dies und andre Dinge verfehlten ihre Wirkung nicht; die liberale Partei zersplitterte sich mehr und mehr;
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