Ebenso wie Bazaine weniger den Abmarsch von
Metz als die
Verteidigung dieser
Festung
[* 4] als seine Hauptaufgabe betrachtet hatte, suchte
er jetzt besonders seine
Stelle zu behaupten und entwickelte während der
Zernierung von
Metz nicht die
erforderliche
Energie, um dieselbe zu durchbrechen und sich mit
Mac Mahon zu vereinigen. Nach der
Schlacht bei
Noisseville(31. Aug.
und 1. Sept.) gab er jeden Durchbruchsversuch auf und hatte offenbar die Absicht, seine
Armee bis zum voraussichtlichen
Frieden intakt zu halten, um dann als unbesiegter
Feldherr den entscheidenden politischen Einfluß
an sich zu reißen.
Doch wurde er 27. Okt. durch Mangel an Lebensmitteln gezwungen, sich mit 170,000 Mann kriegsgefangen zu ergeben und
Metz zu überliefern.
Er selbst begab sich nach
Kassel
[* 5] zu
Napoleon. Die
Kapitulation von
Metz erregte in
Frankreich die höchste
Erbitterung gegen Bazaine, auf den
man so große
Hoffnungen gesetzt hatte; er wurde nicht nur der Unfähigkeit und
Feigheit, sondern
auch des
Verrats beschuldigt und 1872 auf sein Verlangen verhaftet, um vor ein
Kriegsgericht gestellt zu werden. Dasselbe trat
im
Oktober 1873 unter dem Vorsitz desHerzogs von
Aumale im
SchloßTrianon zusammen, erklärte ihn unter
dem
Druck der öffentlichen Meinung, die ein
Opfer verlangte, und unter dem Einfluß seiner politischen und persönlichen Gegner
in der
Armee10. Dez. einstimmig der Pflichtverletzung für schuldig und verurteilte ihn nach vorhergegangener
Degradation zum
Tode. Auf das Gnadengesuch desKriegsgerichts verwandelte
Mac Mahon die
Todesstrafe in 20jährige
Haft. Bazaine ward
nach der
InselSainte-Marguerite bei
Cannes gebracht, entfloh aber von da mit
Hilfe seiner Gemahlin und wahrscheinlich
mit geheimer Zulassung seitens der Beamten und lebt jetzt zu
Madrid
[* 6] in völliger Zurückgezogenheit. Er veröffentlichte zu
seiner
Rechtfertigung: ȃpisodes de
la guerre de 1870 et le blocus de
Metz« (1883),
(spr. -sangkuhr),César,
Baron de, franz.
Roman- und Militärschriftsteller, geb. 1810 zu
Paris,
[* 8] war unter
der Julimonarchie Bibliothekar im
Schloß von
Compiègne. 1854 wurde er von der kaiserlichen
Regierung nach
der
Krim
[* 9] gesandt mit dem Auftrag, eine Geschichte des Krimfeldzugs zu
schreiben, als deren
Vorläufer eine Sammlung von
Briefen
unter dem
Titel:
»Cinq mois au camp devant
Sébastopol« (Par. 1855) gelten kann, welche seine
Beobachtungen vom Kriegsschauplatz
nach der
Heimat meldeten.
Das eigentliche Werk: »L'expédition de Crimée, jusqu'à la prise de
Sebastopol,
[* 10] chroniques de
la guerre d'Occident« (1856, 2 Bde.),
fand wegen der Unparteilichkeit und
Gewissenhaftigkeit der
Kritik, der lebendigen und interessanten
Darstellung eine so glänzende
Aufnahme, daß in einem Jahr vier
Auflagen nötig wurden und zugleich eine deutsche Übersetzung
(Wien
[* 11] 1856)
erschien. Außerdem stammen aus seiner
Feder: »La marine française dans la mer
Noire et la Baltique« (1858);
eine Geschichte
des italienischen
Feldzugs: »La campagne d'Italie de 1859« (3. Aufl. 1862;
deutsch, Naumb. 1868);
»Les expéditions de
Chine et de Cochinchine, d'après documents officiels« (1861-62, 2 Bde.);
und die vielgelesenen
Schriften:
»Histoire de Sicile sous la domination des Normands« (1846, 2 Bde.)
und »Les secrets de l'épée« (1862), letzteres eine interessante Geschichte
der
Fechtkunst.
[* 13] Bazancourt starb in
Paris.
(spr. -sār; arab. und pers.),
in oriental.
Städten Marktplatz oder breite
Straße, oft mit
Bäumen bepflanzt, auch mit
Hallen versehen oder überdeckt (Bazestan),
Sammelplatz aller Handelsartikel und
Mittelpunkt aller
Handelsgeschäfte, oft des gesamten städtischen
Verkehrs. In
Persien
[* 14] und im türkischen
Reich hat jede Stadt ihren Bazar von größerm oder geringerm
Umfang und
Glanz. Der in
Ispahan
ist einer der schönsten, jener in
Tebriz vielleicht der größte. In europäischen
Städten
(London,
[* 15]
Paris,
Berlin
[* 16] u. a.)
nennt man Bazare große Gebäude oder
Hallen mit zahlreichen
Läden, in denen alle Handelsartikel, vorzüglich Luxuswaren,
in größter Auswahl zum Verkauf ausgestellt sind. In neuester Zeit bezeichnet man nach englischem Vorgehen als auch den
für Wohlthätigkeitszwecke veranstalteten Verkauf unentgeltlich beigesteuerter Gegenstände durch
Frauen in Form einer
Ausstellung.
(spr. -sar),Saint-Amand, einer der Begründer des
Saint-Simonismus in
Frankreich und der bedeutendste Vertreter
dieser sozialistischen
Richtung (s.
Sozialismus), wurde erst nach dem
TodSaint-Simons (1825) Anhänger von dessen
Lehre.
[* 17] Geb. zu
Paris,
schloß er sich nach der
Restauration der republikanischen
Opposition an, wurde ein Hauptführer der französischen
Karbonari und gründete unter dem Deckmantel der
Freimaurerei die republikanische
Gesellschaft der
»Amis de la vérité«, die
sich 1820 schnell über alle
Provinzen verbreitete und eine große Zahl Mitglieder zählte. Bazard leitete, an der
Spitze des Zentralausschusses
stehend, die
Bewegung, beteiligte sich an einem mißlungenen
Aufstand und wurde
in contumaciam zum
Tod verurteilt.
Begnadigt und von Olinde Rodrigues für die
LehreSaint-Simons, deren
Organ von 1825 bis 1827 der »Producteur« war, gewonnen,
widmete er sich mit
Enfantin vornehmlich der spekulativen
Ausbildung und systematischen Gestaltung der
Lehre. Im J. 1828 eröffnete
in der
Rue Taranne zu
Paris Vorlesungen über die von ihm weiter entwickelten
Lehren
[* 18]
Saint-Simons, die der
Sekte viele Anhänger
¶
mehr
gewannen. Den Inhalt dieser Vorlesungen gibt die »Exposition de la doctrine de Saint-Simon« (Par. 1828-30, 2 Bde.; 2. Ausg.
1854) wieder. Besonders erhielt darin die materielle Seite des Saint-Simonismus ihre systematische Ausbildung. 1829 wurde der
»Organisateur«, eine Wochenschrift, gegründet und das »Collège«, die Vereinigung der Eingeweihten, eingerichtet, und Enfantin
wurden zu Häuptern der Lehre gewählt. Ihre eigentlichen Ziele legten beide 1830 in der »Religion saint-simonienne«, einer an den
Präsidenten der Deputiertenkammer gerichteten Broschüre, dar und begründeten sie weiter in dem seit 1830 herausgegebenen
neuen und einflußreichen Blatt
[* 20] »Le Globe«. Bald jedoch entwickelte sich eine Spaltung in der Schule, in deren
Folge Bazard als Gegner des immer exzentrischer auftretenden Enfantin im November 1831 aus derselben ausschied (s. Enfantin). Er
zog sich nach Courtry bei Montfermeil zurück und starb daselbst