Anträge der
Patrioten wurden gewöhnlich dadurch beseitigt, daß die regierungsfreundliche Reichsratskammer sie ablehnte.
Der so heftig angegriffene
Minister v.
Lutz wurde sogar 1880 nach
Pfretzschners Rücktritt
Ministerpräsident, und der König
sprach ihm wiederholt sein festes Vertrauen aus. Auch die
Finanzen besserten sich unter der Leitung des
MinistersRiedel. Die
ultramontane Mehrheit des Abgeordnetenhauses vermochte daher nur durch nicht erhebliche Abstriche im
Budget der
Regierung ihren Groll kundzuthun.
(spr. bajöh),Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementCalvados, im fruchtbaren
Thal
[* 6] der
Aure, 9 km vom
Meer und an der Westbahn gelegen, ist altertümlich gebaut,
öde und tot und zehrt von ihrer großen Vergangenheit. Von derselben zeugen die alte gotische
Kathedrale mit zwei schönen
Portalen, kühn gebautem
Turm,
[* 7] im Innern mit bemerkenswerten
Arkaden und
Ornamenten, ferner der alte bischöfliche
Palast (jetzt
Stadthaus). Die Hauptmerkwürdigkeit ist die in der
Bibliothek aufbewahrte berühmte
Tapete (Tapisserie de Bayeux), welche
die
EroberungEnglands durch
Wilhelm den Eroberer darstellt, von dessen Gemahlin
Mathilde 1066 gestickt worden sein soll und
erst im 18. Jahrh. vom
PaterMontfaucon wieder aufgefunden wurde.
Sie ist 63 m lang und 0,46 m breit und endigt mit der
Schlacht bei
Hastings; die
KrönungWilhelms fehlt.Vervielfältigungen
des Kunstwerks durch
Stahlstich etc. veranstalteten die Antiquarian Society zu
London
[* 8] (1855), die
Arundel Society (1873) und
J. ^[Jules]
Comte (79
Blatt
[* 9] in phototypographischem
Druck; mit
Text, Par. 1879). Die Zahl der Bewohner von Bayeux beträgt (1881)
8006, welche besonders Spitzenfabrikation und Porzellanmanufaktur sowie
Handel mit diesen Erzeugnissen und landwirtschaftlichen
Produkten treiben. Bayeux ist Sitz eines
Bischofs, hat ein
Collège, ein archäologisches
Museum und eine öffentliche
Bibliothek
von 25,000
Bänden. Zur Zeit der
Römer
[* 10] war Bayeux die Stadt der Bajukasser; später hieß es Augustodurum. Zu
Cäsars Zeit blühte
hier eine berühmte Druidenschule. Im
Mittelalter ward Bayeux Hauptort des
LandesBessin. Nach
Einwanderung der
Normannen beinahe nur von diesen bevölkert, hat es sich lange von französischer Art und
Sitte rein erhalten.
Als im Juli 1681 ein königlicher Befehl alle
Schulen der
Reformierten zu schließen gebot, folgte er einemRuf
nach
Rotterdam,
[* 16] wo Bayle seinen schriftstellerischen
Ruhm begründete. Zuerst erschien von ihm 1682 eine
Schrift über den großen
Kometen
[* 17] von 1680, dann gab er als Widerlegung von
Louis Maimburgs »Geschichte des Calvinismus« anonym die
Schrift »Critique
générale de l'histoire du calvinisme de
Mr. Maimburg« heraus, welcher bald darauf (1685) eine Fortsetzung
folgte.
Einige
Flugschriften über Cartesianische
Philosophie erschienen unter dem
Titel:
»Recueil de quelques pièces curieuses concernant
la philosophie de
Mr. Des
Cartes« (Amsterd. 1684). Veranlaßt durch Salles
»Journal des savants«, gab er die
»Nouvelles de la
république de lettres« heraus, eine
Zeitschrift, die bald einen ungemeinen Beifall undRuf sich erwarb.
Sie ward von ihm selbst bis 1687 redigiert, von welchem Jahr an bis 1698 sie von de Larogue und Barrin fortgesetzt wurde;
eine neue
Ausgabe mit den Fortsetzungen erschien 1715-20 in 56
Bänden.
Als nach Aufhebung des
Edikts von
Nantes
[* 18] die berüchtigten
Dragonaden begannen, schrieb Bayle, dessen eigner
Bruder denselben als
Opfer gefallen war:
»Ce que c'est que la
France toute catholique sous le règne de
Louis le
Grand« und »Commentaire
philosophique sur ces paroles de Jésus-Christ: Contrains-les d'entrer« (deutsch, Wittenb. 1771),
welche
Schrift hauptsächlich
den
Protestanten mißfiel, denen die darin empfohlene Duldung als
Indifferentismus, Unglaube undVerrat
am protestantischen
Glauben erschien. Jurieu griff deshalb an in der
Schrift »Des droits des deux souverains en matière de
religion, la conscience et le prince«, ward aber von Bayle ebenso geistreich wie treffend abgefertigt. Eine
neue
Schrift, in welcher Jurieu aus der
Apokalypse zu deduzieren suchte, daß 1689 den französischen
Reformierten
die
Erlösung erscheinen würde, rief eine
Gegenschrift:
»Avis important aux réfugiés sur leur prochain retour en
France« (Amsterd.
1690), hervor, die Jurieu, obwohl Bayle die Autorschaft ablehnte, als dessen Werk annahm und den Verfasser als Gottesleugner
anklagte und bestraft wissen wollte. Da die öffentliche Meinung gegen Bayle war, ward er 1693 seines
Lehramtes entsetzt und ihm selbst jeder Privatunterricht verboten. Er widmete nun seine ganze Zeit und
Kraft
[* 19] seinem durch
Fleiß und
Gelehrsamkeit ausgezeichneten
»Dictionnaire historique et critique« (Rotterd. 1697, 2 Bde.;
1702; am vollständigsten von Desmaizeaux, Amsterd. u.
Leid. 1740, 4 Bde.; neueste Ausg.,
Par. 1820, 16 Bde.;
deutsch von
Gottsched, Leipz. 1741-44, 4 Bde.).
Zu seiner Erholung schrieb Bayle: »Réponse aux questions d'un provincial«
(Rotterd. 1704, 5 Bde.). Die letzten
Jahre seines
Lebens wurden ihm verbittert durch seine philosophisch-theologischen Streitigkeiten mit
Clerc und Jacquelot, die
einen so persönlichen
Charakter annahmen, daß seine Gegner ihm geradezu die Absicht unterschoben,
¶
mehr
jede oder wenigstens die christliche Religion umstürzen zu wollen. Bayle starb Außer seinen schon genannten Schriften
sind noch zu erwähnen seine »Lettres« (Rotterd. 1712, Amsterd. 1729). Die »Œuvres diverses« sind herausgegeben worden im
Haag
[* 21] 1725-31, 4 Bde.
Vgl. Desmaizeaux, La vie dePierre Bayle (Amsterd. 1730, Haag 1732, 2 Bde.; deutsch von
Kohl, Hamb. 1731);